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Nissan xStorage und V2G: Wie das Elektroauto das Netz stützt und der Fahrer davon profitiert

Foto: Nissan
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Auf der Nissan Futures 3.0 war die Vorstellung des neuen Nissan Leaf natürlich das Highlight. Daneben stellte Nissan jedoch auch eine Reihe von Lösungen vor, mit denen das Elektroauto das Netz unterstützen und der Fahrer gleichzeitig damit Geld verdienen kann.

Der zunehmende Anteil von erneuerbaren Energien am Energiemix stellt unser Stromnetz bereits heute vor Herausforderungen. Während konventionelle Kraftwerke noch halbwegs planbar Strom produzieren, lässt sich das Wetter nicht beeinflussen. Wind und Sonne lassen sich nun mal nicht an- und abschalten wie wir sie gerade benötigen.

In Zukunft kommt noch der Bedarf an Strom für unsere E-Autos hinzu. Der Klassiker: „Was passiert, wenn alle um 18 Uhr nachhause kommen und ihr Auto aufladen möchten?“ Nun sind wir von solchen Situationen noch weit entfernt, zukünftig werden wir uns jedoch mit solchen Fragen beschäftigen müssen.

Eine Möglichkeit, wie man solche Probleme lösen könnte, wäre die lokale Speicherung des Stroms in Batterien. Energiespitzen können somit direkt vor Ort abgefangen werden, ohne das Stromnetz zu belasten. So wie wir, machen dies schon einige und erhöhen damit die Eigenverbrauchsquote des selbst produzierten PV-Stroms.

Diese Speicher können jedoch auch dazu dienen, Schwankungen in unserem Stromnetz auszugleichen. Gibt es zu viel Strom, wird die Batterie aufgeladen, fehlt Strom im Netz, wird dieser wieder eingespeist. Und für die Bereitstellung dieser sogenannten Regelenergie könnte man sogar noch Geld bekommen. Dieser Markt entsteht jedoch gerade erst, wirklich Geld verdienen tut man heute noch nicht damit.

Nissan hat auf der Futures 3.0 zwei Ansätze vorgestellt, mit denen man an diesem Markt zukünftig teilnehmen könnte.

Nissan xStorage

xStorage ist ein zusammen mit Eaton entwickelter Batteriespeicher. In diesem Speicher – und hier kommt wieder das Elektroauto ins Spiel – werden neue oder wiederaufbereitete Zellen von Nissan E-Fahrzeugen eingesetzt. ‚Alte‘ Zellen aus Elektroautos, die zwar ein wenig an Kapazität verloren haben, aber für solche Anwendungen noch sehr gut geeignet sind, erhalten so ein zweites Leben und der Käufer einen günstigeren Batteriespeicher.

Der xStorage Home ist ab Frühjahr 2018 in unterschiedlichen Kapazitäten, von 4,2 bis 7,5 Kilowattstunden, und Leistungen, 3,6 bis 6 kW, erhältlich. Aktuelle Preise habe ich nicht gefunden, vor einem Jahr wurden jedoch 3.500 Euro + Mehrwertsteuer angekündigt.

Vehicle-to-Grid (V2G)

Eine zweite Möglichkeit ist Vehicle-to-Grid, also die Nutzung der ohnehin vorhandenen Batterie des Elektroautos. Dazu muss das E-Auto allerdings über einen Gleichstromanschluss verfügen und V2G-fähig sein. Aktuell nur CHAdeMO, CCS wird dies zukünftig jedoch sicher auch unterstützen. Bei CHAdeMO ist das ab dem Standard 1.0 möglich, was auf die meisten Fahrzeuge ab Baujahr 2013 zutreffen sollte.

Daneben wird noch ein bidirektionales Ladegerät benötigt, was in der Lage ist, das Auto sowohl zu laden als auch zu entladen. Ein solches Gerät hat beispielsweise e8energy mit der DIVA (nicht mehr erhältlich) 2014 vorgestellt.

Dass damit tatsächlich Geld zu verdienen ist, zeigen Tests in Dänemark und demnächst in Großbritannien. Zusammen mit Enel wurden V2G-Ladestationen in Dänemark bei Flottenkunden installiert. Diese konnten bis zu 1.300 Euro (bloomberg.com) mit der Bereitstellung von Regelenergie verdienen. Ab sofort steht dieses Angebot dort allen Flottenkunden zur Verfügung.

Im kommenden Jahr wird es in Großbritannien einen Test mit dem Energieversorger Ovo geben. Dieser erwartet jährliche Einsparungen von bis zu 450 Euro (theguardian.com).

Bei uns wird es leider wohl noch ein wenig dauern, bis wir ähnliche Angebote sehen. Regelenergie ist ja nur dann etwas wert, wenn sie planbar ist. Und hier scheinen die Vorgaben deutlich langfristiger zu sein als in anderen Ländern. Anders als Batteriespeicher, werden Elektroautos nun mal bewegt, daher ist es deutlich schwieriger mit deren Energie zu planen.

Sollten bidirektionale Ladegeräte zu einem attraktiven Preis erhältlich werden, könnte ich mir das sehr gut als Erweiterung zu unserem Batteriespeicher vorstellen. Die Hauptlast würde weiterhin dieser stemmen, an bewölkten Tagen, an denen man das Auto vielleicht nicht benötigt, würde ich jedoch schon gerne auf die darin gespeicherte Energie zugreifen können.

Wie stark sich so etwas auf den Verschleiß der Batterie auswirkt, wird sich noch zeigen müssen. Sollte man mit der Bereitstellung von Regelenergie 500+ Euro im Jahr sparen können, dürfte dies jedoch oberhalb der Kosten für den zusätzlichen Verschleiß liegen.

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10 Kommentare zu “Nissan xStorage und V2G: Wie das Elektroauto das Netz stützt und der Fahrer davon profitiert

  1. Mit den 500+ € pro Jahr müsste man aber ersteinmal die Kosten für die Bidirektionale Ladebox abbezahlen…

  2. Ich meinte schon 500 Euro nach Abzug aller Kosten, also wirkliche Ersparnis. In welcher Größenordnung das tatsächlich liegen könnte, davon habe ich keine Ahnung. Vielleicht wären damit auch Beträge auf dänischem Niveau zu erreichen, dann sähe die Rechnung schon ganz anders aus.

  3. Meines Erachtens wäre es schon einmal ein sehr großer Schritt, wenn man das Laden angebotsabhängig realisieren würde. Alleine hierdurch lassen sich doch schon die Angebotsspitzen und Nachfragepeaks ein wenig glätten. Dass dann sogar Strom wieder zurück fließt, sehe ich hier nur als Add-On, welches ja einen deutlich höheren technischen Aufwand bedeutet. Ersteres könnte man ja heute schon über flexible Strompreise und dafür taugliche (schaltbare) AC-WallBoxen realisieren.

  4. Bis sowas in Deutschland, im Land der Energiefürstentümer, möglich sein wird, vergehen noch Dekaden. Sieht man doch beim Smartmeter Rollout. Während das in anderen Ländern gang und gäbe ist wird in DE gebremst wo es nur geht.
    Ich rechne mit „kommerziellen“ V2G Systemen in DE nicht vor 2030, außer man wird Stromanbieter und nimmt am Regelenergiemarkt Teil

  5. Die Zyklenzahl von nem Akku ist endlich. Einfach mal Zyklenzahl mit Kapazität multiplizieren, und durch den Anschaffungspreis teilen. Wenn ich Regelenergie abgeben soll, muß der Erlös >= Batteriestromkosten sein, sonst würde ich das nicht machen, alternativ mit billigerem Nachtstrom laden, und Tagsüber selber verbrauchen.
    Wenn das Auto rückspeisefähig ist, kann man natürlich auch sich an einer kostenlosen Säule vollsaugen, und den Strom nach Hause „bringen“, und die Entladegrenze so einstellen, daß ich gerade noch so wieder zum Lader komme . Wäre echt ein Mehrwert. Dann wird es aber sicher eine Frage der Zeit sein, bis auch die letzten kostenlos-Säulen verschwunden sind

  6. Gut wäre wenn die Nissan Besitzer ihre eigenen Batterien in das XStorage einbauen könnten. D.h. man kauft ein Leergehäuse und packt seine Akkus rein. Ist doch quatsch, dass ich meine gebrauchten Akkus Nissan kostenlos übergebe und danach wieder zurückkaufe.

  7. Heute haben die größeren Akkus Zyklenzahlen die eine Fahrleistung des Autos ermöglichen, die die Lebensdauer des restlichen Autos überschreitet.
    Deshalb ist es müßig sich darüber Gedanken zu machen.
    Und außerdem, muss keiner der Angst um seinen Akku hat, mitmachen.
    Also überhaupt kein Problem, wer will macht mit, wer nicht, läßt´s bleiben 🙂

  8. Das „angebotsabhängige Laden“ ist in Ansätzen bereits jetzt bei einigen wenigen Stromanbietern kaufbar. Es ist ähnlich wie bei elektrischen Heizungen im Arbeitspreis deutlich günstiger, dafür nicht 24h am Tag verfügbar.
    Ein Beispiel: https://www.new-energie.de/strom/elektromobilit%C3%A4t/new-e-mobilityhome

    Gruesse, Jochen

  9. Bei der Regelenergie mischen in Deutschland ja schon einige stationäre Akku-Systeme mit, die die Regelenergie rund um die Uhr anbieten können und somit auch attraktiver sind. Gleichzeitig ist der Markt nicht unendlich groß.

    Für Flottenkunden könnte das aber in der Tat interessant sein. Privat ist das wahrscheinlich ziemlich uninteressant. Man muss ja dann auch garantieren, dass man z.B. abends nicht mehr fährt.

  10. Das System wurde bereits auf der Messe vor 3 oder 4 Jahren vorgestellt.
    Das Angebotsabhängige Laden ist ja schon mit (fast) allen aktuellen Wallboxen möglich.
    Die Einspeisung in das lokale Netz ist auch erlaubt, jedoch darf das Integral über alle 3 Phasen am eigenen Anschluß nur keine Einspeisung anzeigen.
    In wieweit das System ein funktionierendes Netz zur Frequenzhaltung braucht wäre interessant (Schwarzstartfähigkeit).

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