10 Probleme beim Laden - und was man dagegen tun kann

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Wer nicht zum privilegierten Reigen der Tesla-Fahrer gehört, wird früher oder später mit diesen Problemen beim Laden konfrontiert werden. Machen wir uns nichts vor - das Laden eines Elektroautos ist immer noch ein kleines Abenteuer - vor allem für E-Auto-Neulinge. Ein kleiner Ratgeber, was man tun kann, um an den kostbaren Strom zu gelangen.

Problem 1: Wo ist eine Ladesäule?

Die erste Frage, die sich stellt, ist die Frage nach dem nächsten Ladepunkt. Zwar verfügen die meisten Elektroautos über ein Navigationssystem, in dem auch einige Ladepunkte hinterlegt sind, doch sind diese meist veraltet und zeigen daher bei weitem nicht alle Lademöglichkeiten an. Hier helfen Apps wie EVMap (für Android), chargEV (iOS) oder ChargeMap (Android und iOS). EVMap oder chargEV greifen dabei auf das von der E-Auto-Community gepflegte Ladesäulen-Verzeichnis von GoingElectric zu. Dieses bietet viele interessante Informationen zum Ladepunkt, wie Öffnungszeiten, Fehlermeldungen und Fotos, die einem bei der Auswahl der Lademöglichkeit helfen. Eine Übersicht über alle gängigen Ladestations-Apps und Verzeichnisse gibt es in diesem Wiki-Artikel.

Problem 2: Funktioniert die Ladesäule?

Wieder hilft hier GoingElectric, aber auch andere Plattformen zeigen den Status der Ladesäule an. Ladesäulen mit Fehlermeldung werden entsprechend markiert. Zu beachten ist allerdings, dass diese Meldungen meistens von den Benutzern stammen und nur in Ausnahmefällen vom Betreiber direkt. Daher sollte man die Störungsmeldung plausibilisieren. Ist der Eintrag bereits mehrere Wochen alt und haben inzwischen andere Fahrzeuge hier geladen? Handelte es sich bei der Störungsmeldung eventuell um ein fahrzeugspezifisches Problem? Hier hilft auch ein Blick in die Kommentare zur Störungsmeldung, um die Plausibilität schnell überprüfen zu können.

Anderen Elektroauto-Fahrern kann man helfen, indem man erfolgreiche Ladevorgänge genauso wie Störungen schnellstmöglich loggt. Die Community lebt vom Miteinander.

Problem 3: Die Ladesäule ist belegt

Die meisten Apps, die direkt von den Providern angeboten werden, können auch den Belegungszustand abrufen, also überprüfen, an wie vielen Ladepunkten der Ladesäule bereits ein Fahrzeug lädt. Dazu gehören beispielsweise Apps wie mobility+ von EnBW, Plugsurfing, Shell Recharge (ehemals NewMotion), eCharge von innogy oder EinfachStromLaden von Maingau Energie. Auch viele der Apps, die auf dem GoingElectric-Verzeichnis basieren, verfügen inzwischen über eine solche Verfügbarkeitsanzeige, zumindest für einen großen Teil der Ladesäulen (siehe Übersichtsartikel zu Apps und Verzeichnissen).

Mancher E-Auto-Fahrer legt während des Ladevorgangs eine Ladezeituhr, auch Ladescheibe genannt, hinter die Windschutzscheibe, die ähnlich wie eine Parkscheibe funktioniert. An dieser kann man ablesen, wie lange der Fahrer plant, zu laden. Mit etwas Glück muss man nur kurz warten. Siehe hierzu auch den Wiki-Artikel Rücksichtsvolles Laden.

20181021_093609_edit So schön frei sind die Ladesäulen leider nicht immer.

Problem 4: Die Ladesäule ist zugeparkt

Eines der häufigsten und ärgerlichsten Probleme eines Emobilisten sind zugeparkte Ladesäulen, da man dieses Problem nicht präventiv lösen kann.

Hier gilt es etwas kreativ zu werden. Ich hatte bereits das Glück, eine Telefonnummer im Fahrzeuginnenraum des Zuparkenden entdecken zu können. Ein kurzer Anruf und der Fahrer parkte sein Auto unverzüglich und sich vielfach entschuldigend um. Häufig ist den Leuten nicht bewusst, dass Ladeparkplätze für Verbrenner meistens tabu sind.

Bei Lademöglichkeiten an Supermärkten oder Möbelhäusern kann es sich lohnen, den Ladesäulenblockierer ausrufen zu lassen. Das kostet natürlich Zeit und Nerven, allerdings ist Liegenbleiben die schlechtere Alternative.

In manchen Städten werden Ladesäulenblockierer auch einfach abgeschleppt - ein Anruf bei Polizei oder Ordnungsamt genügt. Ein drastisches Vorgehen, jedoch mit hohem Erziehungseffekt.

20180902_161116_edit Ist die Ladesäule (mal wieder) von Verbrennern zugeparkt, muss man im Zweifel bei der Parkplatzsuche kreativ werden.

Bevor es soweit kommt, lohnt sich ein Blick um die Ladesäule herum. Ist eventuell anderweitig noch eine Parkmöglichkeit gegeben, von der man die Ladesäule erreichen kann? Kleine Fahrzeuge wie smart EQ fortwo oder Renault Twizy sind hier natürlich im Vorteil (Stichwort: "kreatives Parken"). Ebenso helfen lange Ladekabel (mindestens 5 bis 7 Meter Länge), um den Ladepunkt auch von einem Parkplatz weiter erreichen zu können. Andere Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger und Radfahrer, sollten dadurch natürlich nicht behindert werden. Im Zweifel kann es nervenschonender sein, eine andere Ladesäule zu suchen - wenn denn der Strom noch reicht.

Problem 5: Die Ladesäule kann nicht freigeschaltet werden

Nicht jede Ladesäule kann von jedem Ladeservice-Anbieter freigeschaltet werden. Daher lohnt es sich durchaus, die Ladekarten oder Schlüsselanhänger mehrerer Anbieter mit sich zu führen. Bei folgenden Anbietern fällt keine Registrierungs- oder Grundgebühr an:

Anbieter App-Zugang RFID-Karte / Anhänger
Shell Recharge (ehemals NewMotion) kostenlos kostenlos / kostenlos
Plugsurfing kostenlos - / 9,95 EUR
EnBW mobility+ kostenlos 9,90 EUR / -
Maingau EinfachStromLaden kostenlos kostenlos / 8,99 EUR

Mehr dazu findet ihr auch in diesem Artikel und in Folge 4 von Generation Strom - Der Podcast.

Häufig können Ladesäulen per RFID (also Ladekarte oder -Schlüssanhänger) und per App freigeschaltet werden. Ist das App- und Ladekartenportfolio erfolglos aufgebraucht, bieten sich folgende Möglichkeiten an: Gibt es eine Servicenummer, kann man versuchen darüber eine Freischaltung zu erwirken, was häufig auf Kulanz möglich ist. Alternativ hilft der Telefonjoker: Vielleicht hat ein befreundeter Emobilist einen passenden Vertrag für diesen Betreiber und kann aus der Ferne per App den Ladepunkt freischalten.

RFID-Ladechips RFID-Schlüsselanhänger von Plugsurfing (links) und NewMotion (rechts).

Problem 6: Ladevorgang startet nicht

Startet der Ladevorgang nicht, obwohl alle Voraussetzungen dafür erfüllt wurden, liegt meist ein Defekt an der Ladesäule vor. Auch hier hilft zunächst die Hotline. Manchmal kann der Fehler per Ferndiagnose oder mit einem Neustart behoben werden. Hilft dies nicht, muss man wohl oder übel einen anderen Ladepunkt suchen.

Startet der Ladevorgang nicht, obwohl andere Fahrzeuge problemlos an dem Ladepunkt laden können, liegt es wahrscheinlich am eigenen Auto. Hier hilft das Goingelectric.de-Verzeichnis, wo aufgeschlüsselt wird, welche Fahrzeuge erfolgreich laden konnten und welche nicht. Auch ein Blick in einschlägige Onlineforen kann helfen die Fehlerursache am Fahrzeug zu finden.

Problem 7: Ladung ist langsam

Hier kann es mehrere Ursachen geben. Möglicherweise ist die Fahrzeugbatterie zu heiß oder zu kalt, um mit voller Leistung geladen werden zu können. Das Fahrzeug begrenzt dann automatisch die Ladeleistung.

rhdr Fast auf Anschlag: Ist die Batterie so heiß wie bei diesem Nissan Leaf, wird die Ladung nicht mit voller Leistung erfolgen können.

Manchmal verfügt der Ladepunkt aufgrund technischer Beschränkungen (noch) nicht über die angegebene Ladeleistung.

Bei mehreren Ladepunkten an einem Ort besteht auch die Möglichkeit, dass ein Lastmanagement installiert ist, das die Anschlussleistung auf die verschiedenen Ladepunkte aufteilt, um das lokale Netz nicht zu überlasten.

Problem 8: Ladevorgang bricht ab

Bricht der Ladevorgang ab, sollte man einfach versuchen, den Ladevorgang ein weiteres Mal zu starten. Fallen dazu zusätzliche Ladegebühren an (z.B. die sogenannte "session fee") kann man sich diese normalerweise zurückerstatten lassen.

Gerade bei kostenlosen Ladesäulen kann es auch der Fall sein, dass der Ladevorgang zeitlich limitiert ist, beispielsweise auf die Länge eines Einkaufs. Der Ladevorgang endet dann nach einer bestimmten Zeit automatisch.

Problem 9: Ladekabel lässt sich nicht abstecken

Manchmal kommt es vor, dass die Ladesäule oder das Fahrzeug partout das Ladekabel nicht freigeben möchten. Als erstes sollte man sicherstellen, dass das Fahrzeug und der Stecker über die entsprechenden Tasten entriegelt wurden und der Ladevorgang tatsächlich beendet wurde.

Beim Typ2-Stecker hilft es oft, diesen einmal fest in die Buchse zu drücken, um diesen anschließend herauszuziehen. Hängt das Kabel an der Ladesäule, hilft einmal mehr die Service-Hotline, falls vorhanden.

Manche Fahrzeuge verfügen auch über eine Notentriegelung, mit der sich das Ladekabel fahrzeugseitig entriegeln lässt. Infos dazu findet man im Fahrzeughandbuch.

Eine andere, rabiate Methode, die allerdings nicht immer hilft, ist die Betätigung des Not-Aus-Schalters. Dieser Schritt sollte allerdings der letzte sein, da die Ladesäule anschließend möglicherweise gar nichts mehr macht.

Problem 10: Ich schaffe es nicht zur geplanten Ladesäule

Gerade E-Auto-Einsteiger mögen diese Angst hegen und sich früher oder später mit dieser Situation konfrontiert sehen, beispielsweise wenn man die Reichweite des Fahrzeugs noch nicht in allen Situationen einzuschätzen weiß. Hier hilft nur: Ruhig Blut bewahren und kreativ sein. Denn: Strom gibt es überall. Im schlimmsten Fall hilft eine Schuko-Steckdose. Im Notfall kann man einfach an Tankstellen, Fastfood-Restaurants oder Autohäusern fragen, ob man gegen ein kleines Trinkgeld eine Weile an der Schuko-Steckdose laden darf, um die letzten Meter zur Ladesäule zu bewältigen.

20180903_190022 Eine Steckdose zum Laden findest sich eigentlich überall.

Wird der Strom einmal knapp, sollte man als Sofortmaßnahme schnellstmöglich den Stromverbrauch reduzieren. Also sämtliche, nicht zwingend benötigten und nicht sicherheitsrelevanten Nebenverbraucher abschalten (z.B. Klimaanlage, Heizung, Navigationssystem) und - ganz wichtig - Tempo reduzieren! Letzteres hat den größten Einfluss auf den Verbrauch und ist daher die wirksamste Methode. Auf Autobahnen kann man auch hinter einem LKW herfahren, um vom verringerten Luftwiderstand zu profitieren, wobei der erforderliche Sicherheitsabstand natürlich einzuhalten ist.

Trotz all dieser möglichen Probleme: In den meisten Fällen klappt das Laden - wenn auch nicht immer beim ersten Anlauf. Berücksichtigt man jedoch die genannten Tipps, kommt man praktisch immer an sein Ziel. So habe ich es mit meinem Elektrosmart mit 100 km Reichweite von Stuttgart bis nach Dänemark und zurück geschafft - ohne Liegenbleiber.

Dieser Artikel erschien in seiner ursprünglichen Fassung im Magazin Elektroautomobil (Ausgabe 02/2019, www.elektroautomobil.com) und auf GenerationStrom.com.