Zu Hause laden - Ein Ratgeber
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Elektroautokäufer, welche ihr erstes E-Auto kaufen, haben noch keine Erfahrungen mit dem Laden zu Hause. Für Sie scheint es unglaublich, dass man zu Hause mit einer normalen Haushaltssteckdose (=Schutzkontakt-Steckdose = Schuko-Steckdose) auskommt. Da mit jedem Elektroauto ein "Schuko-Ladekabel" (=Ladeziegel=ICCB=Ladekabel Mode 2) mitgeliefert wird, kann man damit zu Hause problemlos laden.
Auf das Laden von Solarstrom vom eigenen Dach wird hier auf einer eigenen Seite eingegangen.
Das mitgelieferte Schuko-Ladekabel reicht für zu Hause aus
Da das Auto über Nacht ca. 12 Stunden steht, kann man in dieser Zeit an der Steckdose (mit 10 A * 230 V = 2,3 kVA) laden, wobei man (inkl. Ladeverluste) ca. 120 - 150 km nachladen kann. Da man bei den heutigen großen Akkus den Akku über Nacht nicht mehr vollladen muss, sondern nur die täglich gefahrenen Kilometer, reicht dies üblicherweise aus.
Das Ladekabel bleibt immer in der Schuko-Steckdose eingesteckt. Beim Heimkommen am Abend wird das andere Ende des Kabels am Auto angesteckt, und beim Wegfahren in der Früh wieder abgesteckt. (Ähnlich wie das tägliche Laden des Smartphones. Ist einfacher und schneller als tanken.)
Kaufen Sie daher zunächst nichts. Versuchen Sie zuerst Erfahrungen mit den mitgelieferten Ladelösungen zu sammeln.
Bemerkung 1: Mit der Renault ZOE, Renault TWINGO und Smart ED4, jeweils in der Variante mit dem 22 kW-Boardlader von Renault, wird kein Schuko-Ladekabel mitgeliefert, da dieser spezielle Boardlader (welcher die Motorwicklung mit benützt) bei geringen Ladeleistungen einen geringeren Wirkungsgrad und Leistungsfaktor hat, was beides zu einer Erhöhung der Ladedauer führt. Insbesonders wegen der alten ZOE mit 42kW Boardlader, hat ein Schuko-Ladekabel bis heute oft noch den Ruf ein "Notladekabel" zu sein.
Bemerkung 2: Bei den heute üblichen 11kW Boardladern mit einem Ladestrombereich von 6A bis 16A hätte ich erwarten, dass eine Erhöhung der Ladeleistung zu eine Erhöhung der Verlustleistung in W führt, aber zu einer Verringerung der zu bezahlenden Verlustenergie in kWh (=Verlustleistung mal Zeit).
Beim FIAT500e BJ2023 habe ich die Ladeverluste gemessen. Beim einphasigen Laden blieb der "Eigenverbrauch" des Autos nahezu konstant. (220 bis 250 Watt bei 6 bis 16A) Beim dreiphasigen Laden blieb der "relative Eigenverbrauch"(=Eigenverbrauch / Ladeenergie) nahezu konstant. (6 bis 5 % bei 6 bis 16A).
Bemerkung 3: Der Unterschied zwischen dem Verbrauch in kWh lt. Bordcomputer, und dem tatsächlichen Verbrauch in kWh ab Wechselstromsteckdose (den man dann tatsächlich bezahlen muss) von ca. 15-20% kommt m.E. von den Lade- und Entladeverlusten des Traktionsakkus (5-10%), vom "Eigenverbrauch" des Autos beim Laden (5-10%) und von den Leitungsverlusten vom Hauszähler bis zum Auto (1-3% incl. Verbräuche der Schaltorgane und der Wallbox). In der Praxis ist der Unterschied oft noch Höher, weil bei ausgeschaltem Auto Komfortfunktionen aktiviert sind. (Hauptsächlich Fahrgast- und/oder Akkuklimatisierung).
Elektroautokäufer glauben zu Hause möglichst schnell laden zu müssen
Da Gleichstromlader zu teuer sind (10 kVA DC Lader >3000 €), möchten Sie zumindest mit der max. Ladeleistung des Boardladers des E-Autos laden.
Laden an einer vorhandenen Haushaltssteckdose
Die Zuleitung von Haushaltssteckdosen (=Schukosteckdosen) ist üblicherweise mit 16 Ampere abgesichert. Eine Schukosteckdose ist jedoch für Dauerstrombelastungen größer 10 Ampere keine Dauerlösung!
Über eine CEE16 blau-Wandsteckdose (=Campingsteckdose = Caravan Steckdose) kann man jedoch mit 16 A * 230 V = 3,6 kVA über Nacht in 12 Stunden 200 - 250 km sicher nachladen.
Aus mir unverständlichen Gründen hat sich CEE16blau aber nicht bei Elektroautos durchgesetz, und Ladekabel mit CEE16blau-Stecker gibt es (Stand 2023) auch kaum mehr neu zu kaufen.
Es gibt jedoch chin. Ladekabel mit Schuko-Stecker die man auf 10 oder 16 Ampere einstellen kann.
ACHTUNG: 16A sind keine Dauerlösung. Mit der Zeit überhitzt der Kontakt und die Thermoplaste verformt sich. Brandgefahr!
Man kann jedoch einem Elektriker sagen, er soll dieses chin. Ladekabel fix montieren. (Schuko-Stecker abzwicken, und Kabel in einer Abzweigdose anklemmen. Dazu noch an der Wand ein schöner Kabelhalter für den Typ2-Stecker, dann sieht das ganze genauso hübsch aus wie eine Wallbox.) Der Elektriker überprüft dann auch gleich ob das netzseitige Anschlusskabel und dessen Absicherung passen.
Laden an einer vorhandenen Kraftsteckdose
Auf dem Land sind in Garagen häufig Kraftsteckdosen (= CEE16rot = Dreiphasensteckdosen) vorhanden, welche dreiphasig mit mindestens 16 Ampere abgesichert sind. Eine "Ladelösung mit CEE16 rot-Stecker" (=ICCB oder Wallbox mit einem CEE16 rot-Stecker ) kann daran einfach angesteckt werden. Durch die Pflicht eines Zusatzschutzes "vor glatten Gleichfehlerströmen gegen Erde" für dreiphasige Ladelösungen, wurden die Ladelösungen leider etwas teurer.
Der deutsche Hersteller stark-in-strom.de bietet günstige normkonforme Wallboxen mit vielen Optionen an. Günstige ICCB gibt es leider nur von chin. Herstellern (ab 150€ mit Versand aus China).
Vielfach werden jedoch gleich die ICCB mit Top-Ausstattung (Adapterset incl. Typ2 jeweils mit Steckererkennung, SIM, ... ) gekauft (Premiummodell JuiceBooster aus der Schweiz oder günstiger NRGKick aus Österreich).
Achtung Werbung: Ich persönlich würde die "Eierlegende Wollmilchsau" unter den Ladelösungen, den go-e Charger, von einem Fachgeschäft wie enercab.at kaufen bzw. mich zuvor dort beraten lassen.
Ein Auto mit dreiphasigem Bordlader kann dann mit 3 * 3,6 kVA = 11 kVA laden. Ein Auto mit zweiphasigem Bordlader, wie bei manchen Modellen des VW-Konzerns (VW e-Golf ab BJ2017, UpMiiGo ab BJ2020), kann damit mit 2 x 3,6 kVA = 7,2 kVA geladen werden. Ein Elektroauto mit einphasigem Bordlader kann daran jedoch nur mit maximal 3,6 kVA laden, dafür kann jedoch (wenn statt der CEE16 rot-Steckdose drei CEE16 blau-Steckdosen installiert werden) mit bis zu drei Autos gleichzeitig, einphasig, geladen werden.
Laden an einem neu zu verlegendem Stromkreis
Hat man zu Hause am Standplatz des Autos noch keinen Stromanschluss, so wird zumeist ein „dickes“ Kabel gelegt, da es kaum mehr kostet (dreiphasig 5 x 6 mm² Kabel für Ladeleistungen bis zu 3 * 230 V * 32 A = 3 * 7,2 kVA = 22 kVA.) Damit kann jedes aktuelle Elektroauto mit der max. Ladeleistung seines Boardladers geladen werden.
Die Netzbetreiber legen in ihren Technischen Anschlussbedingungen (kurz TAB) max. Leistungen für angeschlossene Geräte fest, welche mit Hilfe der neuen Smart Meter auch überprüft werden können. Daher werden in Zukunft zu Hause nur mehr Ladelösungen wie zuvor beschrieben, also mit einer max. Leistung von 3,6 kVA-einphasig oder 11 kVA-dreiphasig, verwendet werden.
Lt. EU Vorgabe hätten in der EU bis 2020 die Zähler flächendeckend durch Smart Meter getauscht werden sollen. Das haben die meisten Länder auch getan.
Österreich war zögerlich und hat erst 2022 einen Großteil gewechselt, und Ende 2023 war man dann bei einem Anteil von 95%. Dafür können die Kunden in Ö heute auch günstige und umweltfreundliche stundenbasierte Stromtarife wie z.B. aWATTar hourly nutzen. :-)
In Deutschland wird der Tausch immer wieder verschoben, stand 2024 ist geplant bis spätestens 2032 mit dem Tausch fertig zu sein. Stattdessen versenkte man 2021-2023 über 500 Mio. € in eine unnötige Förderung für "netzdienliche" Wallboxen, und verunsichert E-Auto- und Wärmepumpen-Besitzer mit einer Meldepflicht bzw. Bewilligungspflicht beim Netzbetreiber. :-(
Elektroautokäufer glauben sie brauchen zum mobilen Laden ein "Notladekabel"
Vor dem Autokauf sollte man sich die Lage der Ladestationen entlang seiner Fahrtrouten ansehen. (Siehe z.B.: https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/)
Bei Schnellladern (DC-Lader und Ladeleistung >=40 kW) ist das Ladekabel immer säulenseitig fest angeschlagen.
Bei günstigeren öffentlichen Wechselstromladestationen (sogenannte AC-Lader) wie sie am Zielort (Supermarkt, Restaurant, Hotel, Kino, ...) zu finden sind, und die man daher gemeinhin als "Destination Charger" bezeichnet, ist das Kabel leider üblicherweise nicht fest angeschlagen. Stationen im öffentlichen Raum verfügen oft über eine Leistung von 11 oder 22 kW (16 bzw. 32 A pro Phase).
Da sich hier für das Laden von Elektrofahrzeugen der Typ2-Stecker durchgesetzt hat, wird aber prinzipiell nur ein einziges Kabel mit ausreichender Länge (Empfehlung 8 Meter, da der Ladeplatz auch zugeparkt sein kann) gebraucht. Ob, und in welcher Länge, ein Typ2-Kabel mitgeliefert wird ist je nach Hersteller und Fahrzeug unterschiedlich. (Typ2-Kabel gibt es ein- oder dreiphasig, mit 20A oder mit 32A, um bei minimalen Kabelkosten die volle Ladeleistung des On-Board-Ladegerätes übertragen zu können. Ein dreiphasiges 32A Kabel kann für jeden Boardlader die max. Ladeleistung übertragen, ist aber relativ unpraktisch wegen seinem höheren Platzbedarf und seinem höheren Gewicht.)
Heute wird üblicherweise kein "Notladekabel" (=Schuko-Ladekabel) und keine mobile Wallbox mit Adapterset mehr benötigt, mit denen man an den ansonsten gebräuchlichen Steckdosen (CEE32 rot, CEE16 rot, CEE16 blau, Haushaltssteckdose) mobil laden kann.
Elektroautokäufer glauben sie brauchen "Intelligente" Ladelösungen
Das Wichtigste beim Kauf einer Ladelösung ist für Viele, dass sie "smart" ist. Das heisst, über eine Smartphone App oder über eine Smarthome Lösung bedienbar ist. Außerdem soll sie "zukunftssicher" sein, also möglichst viele Funktionen unterstützen, die vielleicht zukünftig gebraucht werden: Zum Bsp. Lastmanagement bei mehreren Ladepunkten, Überschussstromladen mit einer Photovoltaikanlage, strompreisabhängiges Laden mit einem Smart Meter uvm. .
Die günstigste und flexibelste Variante ist jedoch m.E. die händische Lösung. (Einfach Stecker Aus- und Einstecken). Zusätzlich kann man die Ladung noch im Auto mit dem Boardcomputer planen. (Dieser hat zumindest eine "Zeitschaltuhr" zumeist jedoch auch einen "Wochenplaner"). Wem das nicht reicht, der kann mit der mit dem Auto mitgelieferten oder optionalen Smartphone App die Ladezeiten planen.
Elektroautokäufer glauben es ist egal welchen Stromanbieter sie wählen
In Österreich ist es notwendig Ökostrom zu beziehen oder selbst zu produzieren, wenn man eine Förderung bekommen möchte. In Deutschland ist dies nicht zwingend eine Förderbedingung. (Momentan 2024 schaut es so aus, als ob die Grünen bei den nächsten Wahlen nicht mehr von den Wählern gewählt werden, und dann ist es vorbei mit den Förderungen für Elektroautos.)
Wer die Energiewende unterstützen möchte, sollte jedoch darauf achten einen "echten Ökostromanbieter" zu wählen der auch neue Ökostrom-Kraftwerke errichtet.
Heute kann man ganz einfach zu einem echten Ökostromanbieter wechseln, und ganz einfach zu Zeiten laden an denen viel Ökostrom im Netz ist.
Das ist nicht nur Ökologisch sondern auch Ökonomisch sinnvoll.
In der EU, außer in Deutschland, sind ja die analogen Ferraris-Stromzähler schon flächendeckend durch Smartmeter ersetzt worden.
Statt dem "Nachtstrom" gibt es daher jetzt stundenbasierte Stromtarife.
Z.B. bei mir in Österreich schon seit 2018 den Tarif aWATTar-hourly.
Diskussion im Forum
Die Ladelösungen für zu Hause sind im ständigen Wandel. Diskutiere mit im Forum oder stelle dort eine Frage, am Besten im Forumsthema "Zu Hause laden - Ein Ratgeber"