Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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In den letzten Wochen wurde ich immer wieder gefragt, wie zufrieden ich nach einem Jahr mit meinem i3 120Ah bin. Ob an der Ladesäule, im Freundeskreis oder per PN im Forum sind viele daran interessiert, was mir an meinem Auto gefällt oder fehlt und ob ich mit einem Elektroauto überhaupt glücklich sein kann. Diese Fragen will ich nun gerne beantworten und lade euch herzlich ein, mitzumachen.

Ja, ich habe auf die meiste Zusatzausstattung verzichtet: Kein Komfortpaket, keine Sitzheizung, kein Spiegelpaket, kein großer Bildschirm und kein Navi. Ihr habt richtig gelesen, ich habe mir den i3 extra so ausgesucht, dass nur das verbaut ist, was ich auch wirklich nutze. Dazu zählt das wunderschöne Glasdach, das ich unbedingt haben musste, die Wärmepumpe, um den Verbrauch beim Standheizen zu mindern und die reinverhandelten Winterreifen. Und was soll ich sagen, ich liebe meinen i3 und bin froh, nicht einfach alles reingeballert zu haben, das es gibt nur weil es das gibt:
Die Armauflage fehlt mir nicht: im Gegenteil, hätte ich die drin, wäre der Transport einiger großer Gegenstände wie einem Zweisitzer-Sofa nicht möglich gewesen. Trotz 6-8h-Fahrten fehlt mir die Auflage nie. Das liegt wohl vor allem am Lenkrad, welches in Höhe und Tiefe verstellbar ist.
Das Navi hatte ich zum Kauf sofort ausgeschlossen, da alles zuverlässig über Google Maps läuft. Auch RTTI ist bei Google Maps perfekt. Ladestationen suche ich über ChargeMap raus, da hier kostenlose Möglichkeiten nicht unterschlagen werden wie beim BMW-Navi, welches nur die Vertragsstationen angibt, soweit ich weiß. Der etwas kleinere Bildschirm ist trotzdem super, ich mache ihn sowieso zu 90% der Fahrten aus. Das Einzige wozu der Große zwingend nötig wäre, ist die Freischaltung der Videofunktion, um beim Laden Filme zu gucken. Das geht nur mit dem. Doch wenn man stolzer Smartphonebesitzer ist, lässt sich auch darüber Videomaterial konsumieren. Z.B. professionelle Beiträge von CarManiac.
Zur Klimaanlage: Mein i3 kann den Innenraum bei 0°C Außentemperatur in 2-5min komplett aufheizen, falls ich das Klimatisieren mal vergesse. Davon ist meine Frau immer schwer begeistert. Sitzheizung vermisse ich überhaupt nicht, da die Sitze durch die eigene Körperwärme augenblicklich warm werden und auch bleiben. Angeblich wird der Akku beim Klimatisieren nur dann Vorkonditioniert, wenn auch Sitzheizungen verbaut sind. Ich habe aber nie einen Nachteil wahrgenommen, alle BMW i3 haben das Thermomanagementsystem, welches sowohl wärmen als auch kühlen kann. Darum laden wir an den Tripplechargern auch mit 43-47kW während z. B. ein Nissan bei 25°C Außentemperatur schon überhitzt und auf 17-19kW drosselt. Klimaautomatic hat mein i3 trotzdem verbaut und die funktioniert tadellos. Nur die Anzeige der genauen Zieltemperatur am Drehknopf habe ich am Anfang doch vermisst. Irgendwann hat man aber den Bogen raus und weiß, dass jeder Klick +-0.5-1° bedeutet. Dann ist das intuitiv und schlüssig. Selten regel ich in den roten oder blauen Bereich.
Was mich ab und an gestört hat, war das ECO Klimatisieren, denn dann änderte sich das ganze Verhalten der Klimaanlage. Ich habe die ECO Klimatisierung im ECO PRO-Modus irgendwann einfach abgestellt, denn wenn ich Energie sparen muss, dreh ich die Heizleistung manuell runter, anstatt mich chronisch auskühlen zu lassen. Der 120er hat genug Ladung dabei, dass ich gar nicht so sehr sparen muss, jedenfalls auf meinen Strecken. (170km der weiteste Abschnitt ohne [kostenlose] Lademöglichkeit).
Jetzt zu dem, was mir nach 1 Jahr Nutzung wirklich mehr Komfort bringen würde, sich aber auch nachrüsten lässt: Die automatisch einklappbaren Spiegel. Ob die beheizt sind oder nicht ist mir gleich aber die Spiegel des i3 sind schon sehr groß. Da ich Laternenparker bin und wir hier oft hintereinander parken, ist es immer wichtig, zumindest den Spiegel auf der Fahrerseite eingeklappt zu haben, um den Zustelldiensten die entscheidenden 5cm mehr Platz zu bieten. Wir hatten hier schon den (Einzel-)Fall, das bei drei hintereinanderstehenden Autos der Spiegel nach vorne geklappt wurde (Sicherheitsmechanismus), weil eine Sanitärfirma mit dem breiten Transporter alle nicht eingeklappten einmal mitgenommen hat. Mein i3 war zum Glück nicht beteiligt aber es ist lästig, die Spiegel immer selbst einzuklappen.
Zum Komfortpaket: Der Tempomat ist beim i3 nicht unbedingt notwendig, da sich in ECO PRO eine Zielgeschwindigkeit einstellen lässt, die der i3 hält und erst überschreitet, wenn man das Pedal ganz durchdrückt. Die habe ich zur Zeit auf 105km/h, um auf Kraftfahrstraßen und Landstraßen die Geschwindigkeit nicht (unnötig) zu überschreiten. Das deckt zu 80% meine Strecken ab und da kann ich dann auch noch entspannter fahren als sowieso schon. Das selbe gilt für ECO PRO+: Klar sind in diesem Modus 90km/h die dauerhaft eingestellte Zielgeschwindigkeit dennoch kann man das Pedal durchdrücken, um schneller zu fahren. Der Unterschied ist dann, dass im EP+ keine Heizleistung mehr stattfindet und der i3 alles auf Reichweite optimiert. Ironischerweise habe ich diesen Modus nur im Sommer und auch nur innerhalb von Ortschaften benutzt, wenn die Reichweite durch die klimatischen Bedingungen sowieso schon optimiert und ein Überschreiten von 90km/h sehr unwahrscheinlich war. Im Winter ist mir EP+ zu spartanisch.
Ich bin im Übrigen aktuell bei 11.000km und bin auch noch nie liegen geblieben. Nur ein einziges Mal musste ich auf der Autobahn 65km lang mit 85km/h hinter einem LKW tuckern, da unerwartet starker Gegenwind auftrat und ich zuvor mit 135km/h unterwegs war, ansonsten bin ich meist der Überholende. Meiner Erfahrung nach sind ECO PRO und gemäßigtes Beschleunigen/Verzögern nicht immer die beste Wahl, wenn es um opimale Reichweite geht. Der Akku braucht vor allem die richtige Betriebstemperatur und die bekommt er bei kühler Umgebung nur durch das Thermomanagement (frisst nebenbei Akkuladung) oder wenn er gefordert wird. Im Comfort-Modus erwärmt sich der Akku zwangsläufig schneller und ich habe dadurch, gegenteilig zu den anderen Modi, oft mehr Reichweite als die Anzeige mir zunächst vorhersagt. So viel mehr Reichweite, dass ich vermutlich oft weiter gekommen bin als es im ECO PRO möglich gesesen wäre. Daher ist die eigene Schätzung auch oft die Genauere: Im Winter oder auf der Autobahn empfehle ich, 2km pro Prozent anzunehmen, im Sommer 3km und wenn man richtig lahm ohne Klima bei perfekten Temperaturen (28-30°Außentemperatur) fährt, dann sogar 4km pro Prozent. Letzteres habe ich testweise nur ein Mal durchgehalten, da der i3 eine verdammt gute zweite Ableitung (Beschleunigung) hat. Da steckt die Freude am Fahren drin.

Fazit:
Der i3 ist für mich auf so vielen Ebenen das beste Auto der Welt und ich würde meinen i3 in genau dieser Ausstattung wieder kaufen. Das was mir ab und an fehlt, lässt sich relativ günstig nachrüsten. Die meisten Extras kosten im Betrieb zwangsläufig sowieso mehr Strom (Größerer Bildschirm, GPS, Assistenzsysteme, beheizte Bauteile) und reduzieren dadurch die Reichweite. Kein Wunder, dass ich noch nie von jemand anderem gelesen habe, der die 400km geknackt hat. Meine Konfiguration ist auf Reichweite optimiert und es funktioniert richtig gut.

Danke fürs Lesen, Kommentieren wäre aber noch geiler.
Artjom
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Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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Klingt so, als hättest Du Deinen i3 perfekt im Griff!
If we can dream it, we can make it – Walt Disney

Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

Karl8901
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Artjom hat geschrieben: Nur die Anzeige der genauen Zieltemperatur am Drehknopf habe ich am Anfang doch vermisst. Irgendwann hat man aber den Bogen raus und weiß, dass jeder Klick +-0.5-1° bedeutet. Dann ist das intuitiv und schlüssig. Selten regel ich in den roten oder blauen Bereich.
Dann ist es aber keine Klimaautomatik, denn diese zeigt beim i3 die Zieltemperatur an.

Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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@Karl8901
Du hast recht, ich habe mich verschrieben. Ich meinte die Klimaanlage, nicht die Klimaautomatik. Dennoch bleibt das Verhalten so wie beschrieben: Ist die Einstellung genau mittig, heißt das nicht, dass weder gekühlt noch geheizt wird. Es wird nicht einfach die Umgebungsluft durchgewunken, sondern abhängig von der Außentemperatur gekühlt oder erwärmt. Es liegt dem System intern scheinbar trotzdem eine Zieltemperatur zugrunde, denn das merkt man auch an der Reichweitenvorhersage die auf einen variablen Nebenverbrauch schließen lässt. Schon ein spannendes Thema. So wie das System reagiert, kann ich es mir nur so erklären, auch wenn keine gesonderte Anzeige verbaut ist.
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Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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Danke für Deinen Bericht. Meine Wahrnehmung ist, dass es derzeit nicht mehr wirklich lohnt, bei der Ausstattung besonders restriktiv zu sein. Durch die Innovationsprämien für einige Paket-Kombinationen und die mutmaßlich auch höher erzielbaren Rabatte insbesondere bei gut ausgestatteten Lagerfahrzeugen relativieren sich die Aufpreise schon ziemlich. Spätestens beim Wiederverkauf finden dann auch die besser ausgestatteten Gebrauchten eher einen zahlungswilligen Käufer. Muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

Reichweitenrekorde erzielt man aber tatsächlich nur mit eher minimalistischen Ausstattungen.
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Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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Ich finde es grundsätzlich gut und sympathisch, wenn man bei der Optionsliste so eisern sparsam bleiben kann und trotzdem bei der täglichen Nutzung dann diese Zufriedenheit erreicht. Insofern alles richtig gemacht!
BMW i3 94Ah "Yello E-Mobility Edition" (04/18-04/19)
BMW i3s 120Ah (seit 04/19) Softwarestand I001-22-11-550

Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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Toll, wenn du so zufrieden bist - dann hast du alles richtig gemacht :thumb:

Ich stand am Montag Nachmittag übrigens an der Ampel mal wieder neben dir :-D

Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

Mischel
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Gut geplant und sich treu geblieben, top ! Denke ähnlich nur hat BMW es schon geschickt ausgeführt denn ohne ein Paket gibt es auch keine el. einklappbaren Spiegel. Unser gebrauch erworbener hat auch zuviel Extras die man fast nie nutzt. Gruß Michel
I3 60 und Sion 1881

Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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Ein Elektroauto ohne Sitzheizung ist für mich ein absolutes No-go; der Energiegewinn übersteigt eine WP um ein Vielfaches. Und welches „wunderschöne Glasdach“? Du meinst nicht diese beiden Luken, die sich nur zur Hälfte öffnen lassen und für die die Dachkonstruktion nicht mehr aus Carbon, sondern aus Alu ist?? :lol:
Nichts für ungut, so unterschiedlich sind die Geschmäcker - nur gut, dass sich bei BMW alles ab-/anwählen läßt. :thumb:
BMW i3 (94Ah), Smart (451) ED Cabrio mit 22kW-Bordlader
Audi etron reserviert
bald 10kWp PV auf dem Dach und Erd-Sole-WP im Keller

Re: Ein Jahr i3 ohne Komfortpaket - mein Fazit

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graefe hat geschrieben: Und welches „wunderschöne Glasdach“? Du meinst nicht diese beiden Luken, die sich nur zur Hälfte öffnen lassen und für die die Dachkonstruktion nicht mehr aus Carbon, sondern aus Alu ist?? :lol:
Angelesen oder eigenes Erleben?

Ich hätte es wohl auch nicht aus eigenem Antrieb bestellt - und erst recht nicht, wenn ich vorher gelesen hätte, was hier so darüber geschrieben wird. Da ich ein recht voll ausgestattetes "Lagerfahrzeug" mit entsprechend attraktivem Rabatt kaufte, war es mit drin. Im Nachhinein bin ich froh darüber, denn der Innenraum wird durch das zusätzliche Licht und luftige Gefühl aufgewertet. Im Sommer verschafft es durch zugarme Belüftung ein angenehmeres Klima und wird das eine oder andere Mal etwas künstliche Klimatisierung und damit einige Kilowattstunden einsparen.

Ja, der Rest des Daches ist wegen der erforderlichen Steifigkeit aus Alu, na und? Es werden dadurch ein paar mehr Kilo sein, als beim durchgehend geschlossenen Carbondach, aber wer ein Glasschiebe-/Klappdach mag, der wird das gerne in Kauf nehmen und es bleibt immer noch ein überdurchschnittlich effizientes Auto.
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