Spon.de 18.06.22 "Lindner will Kaufprämien für E-Autos streichen"

[schattenparker]

Wenn die große Maxime ist "Energie zu sparen", dann dürfte eine Förderung ausschließlich für eAutos ausgezahlt werden, die überaus sparsam und kompakt wären.
In der Frage der sozialen Gerechtigkeit ist es ohnehin sehr fragwürdig, PKW bis über 65.000 Eur zu fördern.

Ja, könnte ein Anreiz für die Autobauer sein, nicht immer mehr größere und schwerere Autos für Topverdiener zu bauen.
Die pendelnde Supermarktkassiererin muss nicht mit ihrer Tankrechnung den Neuwagen des Hamburger Chefarztes mitfinanzieren. Das kann es nicht sein.

[Singing-Bard]

In den Medien wird ein mögliches Ende der Kaufprämie natürlich auch diskutiert.

Interessant die Reaktion der Autoverkäuferlobby:

"...Vom Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) hieß es, zur Erreichung der Klimaziele und somit aus gutem Grund sei die Weiterentwicklung und Fortführung der Kaufprämie für Elektroautos bis 2025 angekündigt worden. ..."

Ah, das sind glaub ich die, die International die Welt mit ihren SUVs fluten und die Produktion von Kleinwagen eingestellt haben. Zur Erreichung der Klimaziele natürlich!

"... sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel laut Mitteilung vom Wochenende.

Zirpel warnte vor einem Einbruch auf dem deutschen Markt für E-Autos und vor steigenden CO2-Emissionen des Verkehrs. "Allein die Diskussion über ein Ende der Kaufprämien für Elektrofahrzeuge führt schon gegenwärtig zu massiver Verunsicherung. Die Bundesregierung sollte diese Spekulationen umgehend beenden", sagte er. ..."

Warum man die Kaufprämie braucht, wenn alle Autohersteller völlig ausgebucht sind, teilweise keine Bestellungen mehr annehmen und sich die Autos in anderen Ländern ohne Subvention ebenfalls prächtig verkaufen verrät der Lobbyist aber nicht...

https://www.deraktionaer.de/artikel/mob ... 52023.html

P.S. den Börsenkursen der Autokonzerne hat die Ankündigung des Endes der Verkaufsprämie nicht geschadet.

[E-lmo]

Ich finde ein für den Käufer planbares Auslaufen der Kaufprämie sinnvoll.
Die aktuellen Lieferzeiten zeigen dass der Bedarf schon höher als die Produktion ist.

Viel wichtiger ist, dass die Betriebskosten des e-Fahrzeugs auch langfristig deutlich unter dem eines gleichwertigen Verbrenners bleiben.
Der Wegfall der EEG-Abgabe ist schonmal ein sinnvoller Schritt. Die THG-Quote tut dies ebenso.
Der Tankrabatt ist hier eher kontraproduktiv.

[adauris]

@Singing-Bard Auf die SUVs bezogen: Von nix kommt nix.

D.h. würden die Kunden nicht mehr Geld (höhere Margen für die Hersteller) ausgeben, für diese Fahrzeugkategorie, dann würde es auch kein Hersteller bauen.

Nur eben darum, weil die Masse der Kunden diesen Kram gern haben will und gerade weil sie es haben wollen, auch mehr Geld in die Hand nehmen, fokusieren sich Hersteller darauf.

Das ist das Absurde daran, man kann es keinem Hersteller vorwerfen, dass sie es produzieren, als wirtschaftlich operierende Unternehmungen.

Wir können dieses Phänomen vergleichen mit dem früheren Rauchen in Gaststätten - man macht es, weil es nicht untersagt war, ungeachtet dessen, wie "gut" oder "schlecht" dies für die andern ist. Man kauft sich ein SUV, weil man ihn sich leisten kann uuuund natürlich: der Platz, der "bequeme" Einstieg, klar.

Alle PKW, die eben nicht mehr so "sexy" bei den Kunden ankommen, sprich: weniger Prestige versprühen, werden auch von der Industrie nicht mehr so richtig gewollt. Verständlich wiedermals - was soll denn auch ein Unternehmen "erzieherische" Maßmahmen übernehmen (bei Volvo rümpft man schon die Nase "Ah, uh, ih, nur 160 möglich!)?

Es müssen klare Anreize für effiziente/verbrauchsarme, platzsparende Autos geben oder klar staatlich der Missbrauch großer, verbrauchsstarker PKW sanktioniert werden.

Warum nicht ein ähnliches System wie in Norwegen, wo grundsätzlich der andere Weg stattfindet. PKWs über 2t, ein hoher Verbrauch (gleich ob Strom oder Treibstoff / ausgehend von physikalisch Möglichem / Leistung / Höchstgeschwindigkeit), die Höchstgeschwindigkeit selbst, die Außenabmaße, usw. es gibt viele sinnvolle Parameter.

Also im Rahmen dessen, dass wir bei den PKW zu immer größeren Kisten neigen, ists nur zu begrüßen, dass Subventionen, die mit Umweltschutz begründet werden, wegfallen mögen.

[mweisEl]

Warum man die Kaufprämie [nicht] braucht

Die brächte man ganz klar dann nicht, wenn die Verbrenner-PKW in Deutschland nicht so sehr gefördert werden würden, 1. durch eine niedrige Umsatzsteuer beim Kauf (vgl. Skandinavien), 2. durch die eher geringfügige Kfz-Steuer, 3. durch den dauersteuersubventionierten Dieselkraftstoff, 4. durch den aktuellen (und ggf. bis Ultimo verlängerten) Tankrabatt auf Benzin+Diesel

[E-lmo]

Der Energiesteuersatz von Benzin und Diesel muss zum nächsten Jahr sowieso angepasst werden. Hintergrund:
Ab 2023 muss der Energiesteuersatz von Benzin und Diesel angeglichen werden:
https://www.zukunft-mobilitaet.net/1725 ... fz-steuer/

Jetzt ist die Frage, wird der Rabatt fortgeschrieben = beide Kraftstoffe werden mit dem Mindestsatz besteuert.
Oder wird der Steuersatz von Diesel auf den von Benzin angehoben. Natürlich müsste man dann auch die KFZ-Steuer angleichen...

[electic going]

Da findet die FDP schon Wege.

[bm3]

@adauris
Man kann den Herstellern sehr wohl vorwerfen dass das Angebot an Klein- und Kleinstwagen in Europa immer mehr reduziert wird. Dass Kompaktwagen nach der früheren Definition jetzt zu Kleinwagen umdefiniert werden etc. und die produzierten großen und teuren Autos auch verstärkt beworben werden. Dies ist ein bereits langfristiger gegebener Trend. In Europa möchte man noch dazu die Einheits-SUV-Soße verkaufen die für die ganze Welt gedacht ist. Mit Werbung und entsprechend ausgerichtetem Angebot schafft man schon lange die Nachfrage so wie man sie gerne haben möchte. Genau das ist ihnen vorzuwerfen.
Mit neuen Förderregeln könnte man entsprechend Einfluss nehmen und auch eine, wenn auch wahrscheinlich kleine Lenkungswirkung schaffen. Dem entgegen steht der Einfluss der Autoindustrie auf die Politiker, also ihre gute und auch gut finanzierte Lobbyarbeit.

[Super-E]

Die Haltedauer von 6 Monaten ist sicher nicht willkürlich, sondern sehr clever festgelegt. Dadurch ist das Fahrzeug kein Neuwagen mehr, sondern ein Gebrauchtwagen. Als Neuwagen müsste die MwSteuer im Zielland entrichtet werden, als Gebrauchtwagen verbleibt sie in Deutschland. De facto haben wir ein Steuerparadies für Elektroautokäufer eingerichtet und verdienen auf Kosten unserer Nachbarn mit jedem verschobenen Auto (mit einem Preis über 30k) Geld für die Staatskasse. Da aber nur Teslas und andere teuere Fahrzeuge "kurzfristig" erhältlich sind, ist das also ein gutes Geschäft - so lange bis unsere Nachbarn sich anfangen zu beschweren...

Die Frage ist, wieso die Politik eigentlich nur "digital" kann. Wie wäre es die Förderung über zwei Jahre kontinuierlich abzuschmelzen? Also ab Jan 23 jeden Monat 250eur weniger.

[stefan684]

"Wie wäre es die Förderung über zwei Jahre kontinuierlich abzuschmelzen?"
Das war ja bisher eigentlich Stand der Verhandlung. Dass die Förderung 2023 auf 4.000€ fällt, 2024 auf 3.000€ und Ende 2025 ausläuft. Darauf kann man sich einstellen, bzw. muss im Moment damit rechnen statt 6.000€ nur noch 4.000€ zu bekommen. Tut auch schon weh, aber besser als ohne rechtzeitige Vorwarnung von 6.000€ auf 0€ zu fallen.