Gearsen hat geschrieben: ↑
Das ist gar nicht so abwegig. Hyundai versucht mit den minimalsten Kosten das Meiste heraus zu holen. Premium sind sie damit noch lange nicht. Wollen sie auch (noch) nicht sein. Sie mischen aber den alten Kernmarkt hier in Europa mächtig auf und wollen Masse machen.
Dass sie mit den Marken "Hyundai" und "KIA" nicht Premium sein wollen, kann gut sein, denn dafür gibt es auch Genesis. Ich glaube jedoch, dass man mit dem Genesis-Direktvertriebskonzept ohne dezentrale Service-Stützpunkte (alles muss über München koordiniert werden) wahrscheinlich in Europa keinen Pokal holen wird.
Tatsache ist jedoch, dass Hyundai mit dem IQ5 erstmalig in Preisregionen vordringt, die von Premium-Fahrzeugen besetzt sind. Ein EQA ist vergleichbar ausgestattet in etwa gleich teuer mit einem IQ5, RWD mit großem Akku in der Relax-Ausstattung (+/- 60-62 K€). Legt man noch 2-3.000 Euro drauf, kommt ein EQB ins Boot. Ein e-tron Q4 ist teilweise sogar noch etwas günstiger.
Bei den genannten Preisen wird der Kunde bei Hyundai Premium-Qualität erwarten, erst recht, wenn er von einer Premium-Marke erobert wurde, wie so Mancher hier im Form auch. Er wartet dann Premium-Qualität sowohl beim Produkt selbst wie auch im Service. Dabei wird es ihm egal sein, ob Hyundai sich selbst als Premium-Anbieter sieht oder nicht. Dass die Produktqualität (Bose, fehlende Ladeplanung usw.) nicht in allen Belangen überzeugt, ist das eine. Die sehr durchwachsene Qualität des Hyundai-Servicenetzes ist die andere Seite. Bei Mercedes, Audi & Co. muss ich beim Händler in keinerlei Diskussionen einsteigen, ob ich einen Werkstattersatzwagen bekomme und dann damit leben muss, dass ich lt. Hyundai Garantiebedingungen das Fahrzeug nur eine Woche bekomme, auch wenn die geforderten Ersatzteil mehrere Wochen auf Reise sind. Das trifft natürlich nicht auf jeden Händler zu, aber alleine die Tatsache, dass es solche Schwankungen gibt, passt nicht zum Anspruch eines Kunden an Produkt und Service, der 60 K€ für das Fahrzeug bezahlt hat.
Mir hat ein Kollege neulich erzählt, dass er mit seinem X1 kurz nach Ablauf der 3-jährigen Gewährleistung in Österreich liegen geblieben ist. Er hat dann den BMW-Pannendienst gerufen und wurde dann Nachmittags gegen 17 Uhr zu einem BMW-Händler abgeschleppt. Das Fahrzeug wurde an die Diagnose gehängt und der Fehler wohl schnell erkannt. Der Händler hat dann ein neues Steuergerät via Overnight-Express direkt aus Dingolfing angefordert. In der Zwischenzeit hat der Händler, ohne dass mein Kollege einen Vertrag o.ä. unterschreiben musste, einfach den Schlüssel zu einem X2 überreicht und ihm so die Möglichkeit gelassen, wieder zum Campingplatz zurückzufahren. Er könne damit herumfahren, wie er wolle. Wenn er dazu käme, könnte er das Fahrzeug vor der Rückgabe noch etwas nachtanken oder auch nicht.
Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr war sein X1 wieder fertig repariert. Zeitgleich hatte der Händler einen Kulanzantrag bei BMW gestellt gehabt. BMW zahlt 40% der Material- und Arbeitskosten, der Händler (ohne jede Veranlassung!) ebenfalls 40%, so dass mein Kollege lediglich auf 20% der Kosten (unter 200 €) sitzen geblieben ist. Jetzt kann man natürlich anführen, dass BMW nur 3 Jahre Gewährleistung bietet und dass das Steuergerät nach 3 Jahren schon kaputt gegangen ist. Das ist sicher bitter, aber darum geht es mir jedoch nicht. Es ist einfach die Service-Qualität eines Premium-Herstellers, die sich hier auch auszahlen kann.