Sollte man Ladeflatrates verbieten?

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

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Auf den rechtlichen Unterschied geht das BMWi in einem Rechtsgutachten ausführlich ein:
6. Unterscheidung zwischen Flatrate-Modellen und Session Fees
Eine rechtliche Differenzierung zwischen verbrauchsunabhängigen Flatrate-Modellen in Form von Dauerschuldverhältnissen (Flatrate) und „Ad-hoc-Ladungen“ in Form von Session Fees hat nach hiesiger Auffassung zu erfolgen, weil, wie bereits oben ausgeführt, § 3 PAngV einem Flatrate-Modell für die Abrechnung von Strom im Sinne der Preisklarheit, Preiswahrheit und der Vergleichbarkeit nicht entgegensteht. Hier wird grundsätzlich auch die verbrauchte Strommenge berücksichtigt. Diese bildet die Basis für den vertraglich vereinbarten Preis, somit findet § 3 PAngV grundsätzlich Anwendung. Im Gegensatz dazu steht der Preis einer „Lade-Session“ in keinerlei Relation zum gelieferten Strom.

Verdeutlicht wird dies, wenn man am Markt befindliche Flatrate-Modelle für Strom und die Preisbildung im Detail betrachtet:
Verbraucher können – ausgehend von dem ihnen nach § 40 Absatz 2 Nr. 4, 5 EnWG bekannten Vorjahresverbrauch – klar und eindeutig feststellen, ob sie durch die Nutzung einer Flatrate im Vergleich zu einer (in Höhe des Vorjahresverbrauchs) verbrauchsabhängigen Abrechnung Geld sparen würden. Dies gilt umso mehr, als die gegenwärtigen Vertragsgestaltungen bei Stromflatrates den verbindlichen Jahresfixpreis für eine Stromflatrate (nur) auf Grundlage des angegebenen Vorjahresverbrauchs errechnen, sodass der Verbraucher diesen ohnehin vor Vertragsschluss kennen und angeben können muss. Zudem enthält § 40 Absatz 3 EnWG die Verpflichtung für Energielieferanten, Verbrauchern auch eine monatliche, vierteljährliche oder halbjährliche Abrechnung anzubieten. Eine Flatrate ermöglicht es dem Verbraucher damit ohne Weiteres, einen Preisvergleich am Markt vorzunehmen. Diese Aspekte treffen ohne Ausnahme bei den derzeitigen, oben beschriebenen Session-Fee-Modellen nicht zu
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downlo ... nFile&v=11
„Gasoline? It's a liquid fuel that was used centuries ago on Earth. They burned it to drive internal combustion engines.“ (Raumschiff Voyager, Staffel 2, Folge 1, 1995)
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Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

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@A.Q. Vielen Dank. Das gibt Klarheit. :danke:
Auch wenn ich persönlich das recht willkürlich hergeleitet empfinde. Aber Naja - so ist eben die Rechtsauslegung - die muss nicht immer gleich bleiben.
Interessant finde ich auch den Satz:
Eine Flatrate ist dabei nach § 40 Abs. 3 EnWG mindestens für einen Monat zu kalkulieren und zu vereinbaren
.
Das eröffnet dem Anbieter individuelle Preisanpassungen auf Monatsbasis! Oha - da bin ich gespannt über welche Briefeingänge wir von den Vielnutzern die nächste Zeit hier hören werden :prost:

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

Jupp78
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A.Q. hat geschrieben: Wenn es sich für die Anbieter lohnt, kann es sich nicht für die Kunden lohnen, so einfach ist das.
Und umgedreht. Darum wird das Geschäftsmodell auch nicht funktionieren. Das klappt nur in Bereichen, wo es echte Skaleneffekte für den Anbieter gibt, aber die gibt es beim Strom eben kaum. 2kWh sind eben auch für einen Anbieter fast doppelt so teuer wie 1kWh.

Darum wird sich das Geschäftsmodell eh von allein beerdigen, dafür braucht es keine Verbote.

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

Ronny89
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Wir brauchen denke ich da keine "Angst" haben

Um realistisch zu bleiben werden Ladeflatrates enden allerspätestens wenn mehr Fahrzeuge bidirektionale ladung anbieten...

Dann sind alle Messen gesungen weil dann einige ihre pv Anlage abbauen werden am Haus und den Hausspeicher über den Wagen laden... Das hält ökonomisch kein anbieter aus

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

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Ich hätte noch ein gewisses Verständnis, wenn man das Angebot auf gewerbliche Zwecke beschränken würde.
Es ist leider ultrakomplex, dienstlich geladenen Fahrstrom abzurechenen. Da könnte so ein Pauschalangebot übergangsweise eine akzeptable Lösung sein.
Das wäre das bessere Pendant zur "all you can burn" Dienstwagen-Tankkarte

Und klar: Natürlich ist das Geschäftsmodell von JUCR auf Basis der niedrigen Gebühren niemals als Mischkalkulation tragfähig.
Man sammelt vermutlich über eine anfänglich subventionierte Tarifgestaltung massenhaft Nutzerdaten, die in dem aufstrebenden Markt einen nicht zu unterschätzenden Wert haben.

Um so mehr lässt es mich staunen, wie unreflektiert solche zweischneidigen Angebote von schrill begeisterten Youtubern und auch Forenteilnehmern als etwas Großartiges gefeiert werden.

Ich bleibe bei meiner Begriffswahl. Ein Angebot, das zu verschwenderischem Umgang mit Energie verleitet ist und bleibt aus ökologischer Sicht sittenwidrig.
Ich würde meinen Standpunkt natürlich sofort ändern, sobald Energie Umweltneutral erzeugt werden kann - also leider nie.
SmartED - einfach, wie für mich gemacht

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

LtSpock
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Schrill = Clickbaiting. Das ist halt so, jeder will sein Stück vom Kuchen ...

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

electic going
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Ronny89 hat geschrieben: Wir brauchen denke ich da keine "Angst" haben

Um realistisch zu bleiben werden Ladeflatrates enden allerspätestens wenn mehr Fahrzeuge bidirektionale ladung anbieten...

Dann sind alle Messen gesungen weil dann einige ihre pv Anlage abbauen werden am Haus und den Hausspeicher über den Wagen laden... Das hält ökonomisch kein anbieter aus
Weißt du, wie viel Strom ein normaler Haushalt am Tag verbraucht? Damit fährt ein Auto gar nicht so weit. Geht also eher unter in dem Strommengen, die für Fahrstrom verladen werden.

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

Jupp78
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spark-ed hat geschrieben: Ich hätte noch ein gewisses Verständnis, wenn man das Angebot auf gewerbliche Zwecke beschränken würde.
Es ist leider ultrakomplex, dienstlich geladenen Fahrstrom abzurechenen.
Was ist an einer Ladekarte und einer Rechnung ultra koplex? Das ist nicht anders, als bei einer Tankkarte. Und warum sollte ein Flatrateangebot eine bessere Abdeckung haben, als eines, welches auf kWh Basis arbeitet? Ist für mich nicht logisch. Mein Bauchgefühl sagt sogar eher das Gegenteil. Die Flatrate wird eher bei den Ladesäulen stärker einschränken, als die kWh Basis, weil der Kostendruck noch größer ist.
electic going hat geschrieben: Weißt du, wie viel Strom ein normaler Haushalt am Tag verbraucht? Damit fährt ein Auto gar nicht so weit. Geht also eher unter in dem Strommengen, die für Fahrstrom verladen werden.
Naja, wenn man das auf die Spitze treibt, dann hat man halt zwei Leasingkarren, die eine versorgt den Haushalt und die andere lädt. Und wenn man dann auch noch im Winter anfängt den Haushalt elektrisch zu heizen,, weil es geht, dann geht da gar nichts mehr unter.
Natürlich ist das kein Modell für die Masse, aber eben genau das Publikum wird angezogen. Für den, wo es sich nicht rechnet, der bleibt weg, eine Mischkalkulation ist für den Betreiber daher nicht drin.

Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

Misterdublex
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MaXx.Grr hat geschrieben: Ich glaube sogar, daß die Flatrates zu unnötigen Fahrten animieren - "Ich muß noch 300 kWh laden sonst hab ich diesen Monat bei der Flatrate draufgezahlt"...

Aber wie schon geschrieben wurde - das wird sich auf Dauer eh ökonomisch erledigen.

Grüazi MaXx
Habe ich mit meiner Rechnung widerlegt.

Wenn eine Flatrate 5 €/Monat oder 10 €/Monat kostet, brauche ich nur 167 bis 334 km im Monat fahren um den Preis reinzuholen.

Wir fahren eh in Summe 20.000 - 30.000 km/a.

Da brauche ich nicht extra rum fahren, um die paar Kröten reinzufahren.
Zuletzt geändert von Misterdublex am Mi 15. Sep 2021, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
11/2017 bis 10/2023: VW E-Golf300 als Zweitfahrzeug, mit AHK (Heckträger) von Bosstow nachgerüstet,
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Re: Sollte man Ladeflatrates verbieten?

Misterdublex
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MrTrebron hat geschrieben: Warum sollte man? Viele holen sich wohl eher eine Flat um einfach laden zu können. Kein Preisvergleich welche Ladekarte/ App passt an dieser Säule am besten. Anfahren, einstecken, starten, passt.
Genau und deswegen nutzen wir unsere beiden Flatrates sehr gerne. Wir können für nur 15 €/Monat einfach an mehreren tausend Ladesäulen Europaweit einstecken, ohne uns Gedanken um den Preis machen zu müssen. Super bequem.
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