Also wenn man sich mal die Literatur "hinter" dem Artikel zur Genauigkeit des Bordcomputer bzw. zu den Ladeverlusten ansieht, eröffnet sich ein Blick in den Abgrund. Die Fahrzeugdaten sind Repliken aus Einzeltests und verschiedenen anderen Abhandlungen.
Deutlich wird, dass der ADAC wirklich nicht begriffen hat, dass die fahrzeug-systembedingten Ladeverluste in einem standardisierten Verfahren ermittelt werden und im WLTP Verbrauch enthalten sind.
Ferner wird deutlich, dass der ADAC - oder die dort tätigen Journalisten - mit dem Begriff und Inhalt "Ladeverlust" nichts anfangen können. Ständig werfen sie Ladeverlust, Verbrauch und Reichweite durcheinander. Hier ein Beispiel aus dem Test des Audi eTron:
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/a ... n-quattro/
"Testverbrauch: 25,8 kWh mit Ladeverlusten
Beim standardisierten ADAC Ecotest pendelte sich der Verbrauch des e-tron bei 25,8 kWh im Durchschnitt ein – mit Ladeverlusten bei 3-phasiger Ladung und 16A. Errechnete Reichweite: 365 Kilometer. Für ein Elektroauto ist das zwar o.k., aber heute kein Spitzenwert mehr und bei einer so großen Batterie etwas enttäuschend. Ein beinahe halb so teurer Kia e-Niro kommt knapp 400 Kilometer weit."
Ich konnte es kaum glauben. Der ADAC schlägt also auf den Fahrverbrauch den Ladeverlust auf und errechnet daraus offensichtlich die Reichweite und legt dabei die Brutto-Batteriekapazität zu Grunde !
(95 kw (Brutto-Batterie) / 25,8 kw ist danach 368 Kilometer).
An vielen Stellen verwendet der ADAC für den Ladeverlust das Bild "man schüttet bei einem Verbrenner beim tanken einige Liter Benzin/Diesel am Tank vorbei = das ist Ladeverlust" - so eingängig und abgenutzt dieses Beispiel ist. Wenn ich der o.a. Logik folge, müssten sich "Verbrauch" und insbesondere Reichweite des Verbrenners sodann aus "Einfüllmenge in den Tank" + "vorbeigeschütteter Kraftstoff" errechnen.
Der Unsinn dieser Logik scheint den ADAC allerdings wenig zu stören.
Sie findet sich im Kern auch in dem hier diskutierten Artikel. Da wird das Instrument zur Bestimmung des Fahrverbrauches (der BC) angekreidet, dass er den Ladeverlust nicht korrekt mit einbezieht. Mir persönlich ist kein BC in einem E-Auto bekannt, dass den Ladeverlust (im System Auto), ausweist. Wie hier dargestellt wurde, errechnet der Smart BC den Ladeverlust lediglich aufgrund einer Standardformel, misst ihn aber nicht.
Dann wird, wie gesehen, übersehen oder ausgeklammert, dass Hersteller, die WLTP Verbrauch angeben schon den Ladeverlust im Fahrzeug ausweisen. Dass diese in der Praxis anders aussehen können, ist wie bei jedem Vergleich zwischen Alltag und Standardmessung auf dem Prüfstand wahrlich nichts Neues.
Ich habe die Werte des ADAC aus der Tabelle mit den Herstellerangaben zum WLTP Verbrauch und zur WLTP Reichweite gegenübergestellt. Zumindest bei den Fahrzeugen, die ich eindeutig identifizieren konnte und deren Hersteller die entsprechenden Zahlen korrekt angeben.
S. da, prozentual liegen die Werte nicht weit von den Messwerten des ADAC. Also was soll das Geschrei ? Was soll der Appell, das Hersteller doch bitte auch die Ladeverluste nennen ?
Insgesamt fällt eine hämische und tendenziöse Testpraxis des ADAC zu E-Fahrzeugen immer dann besonders ins Auge, wenn Vergleiche zu Verbrennern gezogen werden. Häufig fließen in Testaussagen offen oder versteckt Bewertungen ein, die dort nichts zu suchen haben.
Beispiel;
"Und was für die Elektro-SUV-Konkurrenz wie Mercedes EQC und Jaguar I-Pace gilt, trifft auch auf den e-tron zu: Wer besonders sportlich fährt, wird durch Reichweitenverlust bestraft, was besonders für schnelle Fahrten auf der Autobahn gilt. Schnell heißt im Fall von Elektroautos: Alles über 130/140 km/h."
Als würde der berühmte Bleifuß beim Verbrenner nicht auch zu Reichweiteverlusten führen. (Wenn auch auf einem anderen Niveau, so ab 220 - 230
)
Ein Test anderer Art ließt sich zwar erfreulicher, macht aber gegen Ende den gleichen Fehler wie der ADAC
https://efahrer.chip.de/news/schweizer- ... zit_102352
"Verbrauch
Auch beim Verbrauch zieht der Kona-Besitzer eine positive Bilanz. Nach eigenen Angaben legte der kompakte Stromer vom 29. April 2019 bis zum 3. Mai 2020 insgesamt 11.985 Kilometer zurück. Dabei habe er 1.603 kWh rein für das Fahren aufbringen müssen. Bricht man das weiter herunter, ergibt sich ein äußerst solider Verbrauchswert von 13,4 kWh/100 km. Der Hersteller gibt den Verbrauch mit 14,3 kWh/100 km (nach WLTP) an. „Wir sind also recht effizient unterwegs, trotz Ausflügen in die Berge und Fahrten auf Autobahnen“, berichtet Jürgen und lobt den Autobauer: „Hyundai schummelt mit den Angaben zur Effizienz. Der Wagen ist viel besser als auf dem Papier. Eine uns neue, aber sehr angenehme Marketing-Erfahrung. Applaus!“
Der "Tester" dokumentiert, dass der einen Wert X "für das Fahren" = Fahrverbrauch aufbringen musste und lobt den Autobauer, weil des "WLTP" Verbrauch höher ist als der Fahrverbrauch.
Das Ergebnis ist hier bekannt. Wenn er die Effizienz lobt ist das richtig, soweit es um die Kosten geht, hätte er die Ladeverluste ebenfalls einbeziehen müssen.
Summa summarum lässt sich für mich resümieren: Der ADAC Test ist das Papier nicht wert, auf dem er gedruckt ist beziehungsweise die Bytes mit denen er die Festplatte belastet.
Der ADAC soll und darf Ladeverluste in die ökonomische und ökologische Bilanz des Autos mit einrechnen. Bei der Reichweitenermittlung haben sie überwiegend nichts zu suchen. Wenn er schon technische Systeme in einem Auto bewertet, sollte er sich über deren Leistungsfähigkeit vorab informieren.
Appelle an den Hersteller können nach hinten losgehen, wenn sie auf mangelnder Einsicht in dessen Angaben basieren.
In einen solchen "Test" gehört die genaue Darstellung des Test-Setting", wenn der denn seriös sein soll.
Wegen der vielen Ungenauigkeiten setzt sich der ADAC dem Verdacht aus, hier gewusst und gewollt eine tendenzielle Negativaussage zu E-Fahrzeugen proklamiert zu haben. Sieht man die überwiegend unkritische Übernahme der Ergebnisse im virtuellen und gedruckten Blätterwald scheint das Ziel erreicht.
Erschreckend für mich, dass auch E-Seiten dies tun.
Siehe z.B.
https://www.electrive.net/2020/07/23/la ... angegeben/
man muss schon die Kommentare weiter unten lesen, z.B. "Delf" u. "Michael" um über die reine Abschrift des Tests hinaus auch sinnvolle Informationen zu erhalten.
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