Wie einige schon im Thread von @larsneo das erste Mal Langstrecke mit dem IONIQ... gelesen haben, musste ich gestern für einen wichtigen Kurzbesuch vom Süden Bayerns in die Mitte Niedersachsens fahren.
Nach dem mir die letzten Fahrten dieser Strecke recht entspannt vorkamen und ich momentan relativ wenig Zeit und keine Möglichkeit für Urlaub habe, kam mir die Idee es mal hin und zurück zu probieren. Bevor jetzt Diskussionen losgehen, dass man nicht so lange fahren kann oder darf, es gab von Anfang an die Vorgabe, dass ich die Fahrt abbreche sobald ich merke, das es zu anstrengend oder zu ermüdend ist. Ich bin vielleicht ein Grenzgänger, aber nicht verantwortungslos. Genügend Pausen hat man als E-Autofahrer ja auch
Da man in den letzten Wochen ja auch immer wieder hört, dass der Akku des Ioniqs mit 28kWh viel zu klein für Langstrecken wäre, bot es sich an eine Strecke zu fahren, die auf Hin- und Rückweg nicht komplett identisch ist. So kann man auch gleich in der Praxis testen, wie die aktuelle Situation der Ladeinfrastruktur aussieht und mit welchen Problemen man rechnen muss.
Nebenbei kann man gleich mal ein Zeichen für "Zeitungsredakteure" setzen, die bereits auf gut abgedeckten Strecken scheitern oder unverhältnismäßig viel Zeit brauchen, weil sie sich nicht richtig vorbereitet haben, keine Ahnung haben oder das Ergebnis zu einem Scheitern des Versuchs führen musste, um die German Reichweitenangst am Leben zu halten.
Damit die Strecke besonders abwechslungsreich ist, habe ich den Hinweg über die A9 in Richtung Leipzig und Magdeburg nach Hannover und Nienburg/ Weser geplant, den Rückweg dann über die A7 Hannover, Würzburg und dann nach Nürnberg zurück.
Apropos Zeichen. Dass die Route eine Art Ausrufezeichen darstellt ist nicht ganz zufällig
Da mir klar war, dass die Route nur an einem Tag zu schaffen ist, wenn man keine unnötige Zeit vertrödelt, habe ich mir einen kleinen Plan zusammengestellt, auf dem ich neben den Ladepunkten noch eine Übersicht über zu erwartende Verbräuche und alternative Lademöglichkeiten zusammengestellt habe. Außerdem habe ich mir die einzelnen Entfernungen ausgerechnet und die nötigen, maximalen Verbräuche notiert, die ich benötige um den optimalen Ladehub ungefähr einzuhalten.
Dieser Plan hat sich unter der Fahrt auch als recht hilfreich erwiesen, da man während der Fahrt schnell mal einen Blick auf einen solchen Zettel werfen kann. Zusätzlich habe ich mir für die Ladepunkte, die ich nicht kannte, einen Maps Screenshot der Ladesäulenposition ausgedruckt und die Anfahrt zur Ladesäule markiert. Das ist vor allem ganz praktisch, wenn man die Ladesäulen auch noch in der Dunkelheit zum ersten Mal ansteuert. Diesen Aufwand betreibe ich natürlich normalerweise nicht, das war hier nur für die Zeitoptimierung hilfreich. Vielleicht ist es aber auch ein guter Tipp für den einen oder anderen Neuling, wie man sich vorbereiten kann und sich so im Vorfeld schon einen Teil des Stresses für "die Fahrt ins Unbekannte" nehmen kann.
Zur Fahrt:
Ich bin um 3:37 Uhr in Kochel losgefahren, draußen hatten wir -2°C und es war neblig, aber trocken. Da es in den letzten Tagen wieder kühler geworden war, habe ich meine ursprüngliche Planung als ersten Punkt die Raststätte Köschinger Forst anzufahren verworfen und habe mich entschlossen zunächst die Säule am Münchner Olympiaturm zu nehmen. So konnte ich den Akku auf der Fahrt dorthin schon mal ein wenig auf Temperatur bringen und nach der Ladung sollte er spätestens warm sein. Das klappte auch wie gewohnt einwandfrei und nach einem kurzen Stopp an diesem 150kW-Juwel, war ich auch schnell wieder auf der Piste.
Zweiter Ladestopp war am Allego- Lader am Autohof Hilpolstein. Den kannte ich schon und hatte in der Vergangenheit hier auch nie Probleme. Die 124km Fahrt dorthin verlief ziemlich genau nach Plan, nach meiner Liste durfte ich einen Durchschnittsverbrauch von 16.7kWh/100km bei Ankunft haben, um mit 10% SOC dort anzukommen. Real habe ich laut Bordcomputer 16.6kWh verbraucht, aber nur 9% SOC gehabt. Es hat also in etwa gepasst.
Gestern war nun das erste Mal, dass ich dort mit der Maingau Ladekarte laden wollte. Zunächst habe ich vor der Dreifachsäule gestanden. Die erste Authentifizierung schlug fehl, ebenso die zweite. Beim dritten Versuch klappte es nun endlich und die Säule fing an zu laden. Leider musste ich feststellen, dass die Ladeleistung maximal 33kW betrug. Ich habe dann die Ladung abgebrochen und bin an die nächste Säule. Dort ging zunächst alles glatt, die Authentifizierung klappte gleich und die Ladung begann mit 44kW. Alles gut dachte ich. Dann brach aber die Ladung nach etwa 5 Minuten ab und ich musste die Ladung erneut starten. Wertvolle Zeit, die verloren ging. Mit 84% SOC ging es dann auf die 139km zum Autohof Münchberg.
Die Fahrt dorthin habe ich relativ sanft begonnen, da ich wusste, dass die Strecke recht viele Steigungen hat, außerdem herrschte stellenweise sehr starker Nebel mit Sichtweiten unter 50m und starker Frost. Wie sich herausstellte war es eine gute Entscheidung eher sachte dort hin zu fahren. Der Durchschnittsverbrauch war mit 14.9kWh/100km berechnet, verbraucht habe ich 15.2kWh/100km und kam in Münchberg mit 18km Restreichweite und 11% SOC an.
Die Ladung dort verlief dann ohne Probleme und ich habe auf 94% SOC aufgeladen, da die anschließende Strecke mit 151km zum Autohof Schkeuditz relativ lang ist. Da ich aber so beschäftigt war auf das Auto zu achten, habe ich leider vergessen vorher erneut noch einmal in das Stromtankstellen-Verzeichnis zu schauen, ob dort eine Störung eingetragen ist. Ein Fehler wie sich später herausstellte.
In Münchberg schien bereits die Sonne und auf dem Weg nach Schkeuditz stiegen allmählich die Temperaturen. Entsprechend sank nun auch der Verbrauch des Ioniq. Obwohl die Durchschnittsgeschwindigkeit inzwischen bei 110km/h lag, kam ich in Schkeuditz mit 14.3kWh/100 Durchschnittsverbrauch an und hatte noch 20km angezeigte Restreichweite, SOC 13%. Zum Glück! Den ein kurzer Blick auf die Säule zeigte ein totes Display
Ich wusste, dass es in Leipzig selbst einige CCS-Lader gibt, ein kurzer Blick auf den Zettel nannte mir die enviaM-Säule in 10km Entfernung in Kabelsketal als Alternative. Vor Abfahrt habe ich nun noch schnell kontrolliert, ob für die Säule eine Störung eingetragen ist. Das Navi führte mich zunächst ein kurzes Stück über die Autobahn und dann mitten in die Prärie in ein riesiges Gewerbe-Neubaugebiet. Hier soll ein Schnelllader stehen?
Doch dann führte mich das Navi zu dem einzigen, richtigen Gebäude weit und breit und tatsächlich, auf dem Hof vor dem Haupteingang stand eine Evacec-Säule
Die Säule ist noch im Messemodus und hat einwandfrei funktioniert, keine Kosten, kein Abbruch, einfach nur laden. Danke enviaM!
Anschließend ging es weiter nach Hohenwarsleben zum Autohof. Da die enviaM-Säule etwas näher war, als der ursprüngliche Ladepunkt, war die Strecke nur 109km lang, mit 84% bei dem Wetter locker zu schaffen. Entsprechend konnte ich das Tempo ein wenig erhöhen und kam mit 20km Restreichweite dort an. Auch hier waren es wieder allego- Säulen und wie auch schon in Hilpolstein zickte die Säule zweimal und brach die Ladung ab. Da hatte ich es langsam schon so richtig dick, weil das einfach Zeit kostet und ich nicht vom Auto weg konnte
Im dritten Versuch klappte es dann und ich habe auf 80% SOC geladen für die 136km zum PZH-Lader nach Garbsen. Rückenwind hatte ich auf der Strecke auch noch und so konnte ich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 113km/h erhöhen, der Etappenverbrauch bei 15.8kWh/100km.
Kurz bevor ich zum Lader einbog, kam mir ein Ioniq aus dem Forum entgegen und fuhr ebenfalls die Säule an. Er (wer wars?
Da es schon recht spät war und ich die anderen nicht weiter aufhalten wollte, habe ich bei 75% die Ladung beendet, um dann auf der Rückfahrt dort noch einmal ein wenig nachzuladen. Bis Nienburg waren es nun nur noch 37km, um 14:20 Uhr war ich dort. Nach einem kleinen Abstecher in die Stadt kam ich dann um 14:28 Uhr am Ziel an.
Gefahren hatte ich laut Bordcomputer eine Strecke von 796km, bei einem Durchschnittsverbrauch von 15.6kWh/100 und einem gefahrenen Schnitt von 110km/h. Bei einer Fahrzeit von 10:51 Stunden ergibt das eine Durchschnittsgeschwindigkeit inkl. Ladevorgänge von 73.4km/h.
Ich war komplett relaxt, von der weiten Fahrt keine Spur. Elektro ist einfach wie Urlaub.
Ende Teil 1