Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

electic going
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Nachdem ich gestern von 2 defekten Ladesäulen stand und die Hotline nichts davon zu wissen vorgab und sie auch nichts aus der Ferne machen konnten:

Was sind diese Säulen eigentlich für Murks? Warum gibt es da keine Überwachung und keine vernünftige Möglichkeit aus der Ferne einen Neustart zu machen, selbst wenn das Hauptboard nicht läuft? Jeder Geld- und Fahrkartenautomat kann das seit Jahrzehnten besser. Will man das nicht besser? Ist das den Anbietern einfach nur egal? Ist das ein deutsches Problem?
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Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

drilling
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Welche Säulen waren es denn?

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

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electic going hat geschrieben: Jeder Geld- und Fahrkartenautomat kann das seit Jahrzehnten besser.
Das willst Du nicht wirklich - vor dem Laden erstmal eingeben von wo nach wo Du gerade fährst, wenn Du was eingeben willst mußt Du einen Zentimeter daneben drücken und dann geht der Drucker nicht...

Wobei - Du kannst mit Bargeld, ec- und Kreditkarte bezahlen, sogar mit Rückgeld.

Grüazi MaXx
#2307 - Mit koordiniertem, gemeinsamen Laden die Strompreise reduzieren und die Welt retten ;-)

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

Helfried
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electic going hat geschrieben: Ist das ein deutsches Problem?
Ja bis Jeieiein...
In Österreich gibt es nahezu keine Defekte, da herrscht aber auch deutlich weniger politischer Gegenwind seitens Politiker und Autolobby. So gesehen könnte man schon schließen, dass es kein Zufall ist, dass Deutschland so marode ist.
Gewisser Vandalismus ist zwar auch bei uns feststellbar, da sind aber wohl auch weniger unsere Politiker schuld.

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

gekfsns
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Ich hab den Eindruck, dass da ziemlich viel Schrott gekauft wurde und für die Wartung/Reparatur fähiges Personal fehlt.
Hatte gestern 2 defekte AC Ladesäulen von eWald (was kann an einer so primitiven Säule kaputt gehen :? ) und eine elektrisch defekte Innogy Ladesäule von efacec.

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

TeeKay
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Es gibt sechs Problemarten:
1. Völlig uninformierte Mitarbeiter, die vom Chef die Aufgabe bekamen, mal was mit Ladesäulen zu machen
2. Sehr enge Budgets
3. Hersteller, die keine Ersatzteile mehr liefern
4. Regionalpolitik
5. Not-invented-here-Syndrom
6. Zersplitterung des Marktes

1. Diese Mitarbeiter haben keine Ahnung, was sie wie kaufen, planen und bauen sollen und nehmen dann irgendwas. Sie informieren sich grundsätzlich nicht vorher, welche Hersteller zuverlässig sind und welche nicht. Sie fragen vor allem nicht das Stadtwerk aus dem Nachbarort, das schon 5 Jahre länger Ladesäulen betreibt, nach Erfahrungen. Ausgewählt wird dann nach Preis. Und die billigsten Anbieter sind nicht die zuverlässigen.

2. Wer nur 35.000 Euro für eine DC-Säule ausgeben darf, kann eben keine ABB Terra 53 CJG nehmen, weil die inklusive Garantieerweiterung das Budget bereits ausschöpft. Also werden günstigere Anbieter genommen und das sind nicht die zuverlässigen. Es ist auch nie genug Geld da, es gleich richtig zu machen, aber immer genug Geld, um es ein zweites Mal zu machen. Bestes Beispiel dafür ist Allego. Die haben in NL erst mit DBT ins Klo gegriffen, die wegen extremer Unzuverlässigkeit ausgetauscht wurden. Und als Ersatz nimmt man jetzt nicht minder sensible Efacec und EBG Säulen, bei denen sie mit der Wartung gar nicht schnell genug hinterherkommen, vorausgesetzt, die Säulen laufen überhaupt nach dem Bau. Da gibts durchaus Standorte, die noch nie richtig liefen. Macht aber nix, beim nächsten Standort hat man vielleicht mehr Glück und setzt auf den erwiesenermaßen unzuverlässigen Anbieter.

3. Vattenfall sagt, dass ihre vor mehr als 5 Jahren für Stückpreis vermutlich >15.000 Euro angeschafften teuren Mennekes-Säulen schon jetzt keine Ersatzteile mehr bekommen, weil Mennekes für diese alten Säulen keine mehr auf Lager hat, keine mehr herstellt und sowieso lieber neue Technik verkauft. Daher kommt es zu vermehrten Ausfällen in Berlin, die aus Nutzersicht auch ewig anhalten. Laut Vattenfall passiert es inzwischen aber, dass morgens ein Techniker den gestern gemeldeten Fehler beseitigt und abends schon wieder jemand anruft, weil der gleiche Fehler wieder auftrat. Ohne Hersteller-Support kann man dann nur die teure Technik komplett abschreiben. Die Betreiber sehen aber zurecht nicht ein, jetzt noch einmal teure Säulen zu kaufen, die dann in 5 Jahren wahrscheinlich wieder ein Totalverlust sind.

4. Ein Phänomen, das vor allem in Sachsen auftritt. Gekauft wird nicht, was der Rest der Welt nimmt, was gut erprobt und zuverlässig ist, sondern etwas, das aus den neuen Bundesländern stammt. Idealerweise eine komplette, ungetestete Neuentwicklung aus Sachsen, bei der man keine Ahnung hat, wie zuverlässig die ist. Da aber die vor 5 Jahren gekauften, regionalen Eigenentwicklungen inzwischen so schrottig sind, dass man sie austauschen muss, ist das auch egal. Und so ersetzt man die zusammengefrickelten, unzuverlässigen Nischenprodukte durch neue zusammengefrickelte, unzuverlässige Nischenprodukte Made in der Region. Damit das nicht ständig breitgetreten wird, zahlt man dem größten, bestvernetzten Kritiker der Region eine monatliche Aufwandsentschädigung fürs Ruhigsein.

5. Viele Anbieter müssen auch das Rad ständig neu erfinden. Sie können nicht die Standard-Software der Säule nutzen und auf gar keinen Fall ein erprobtes Backend und Abrechnungssystem. Nene, man ist ja cleverer als der Rest und überhaupt erzeugt ja das externe Backend zu viele laufende Kosten. Ne, das frickelt die IT-Abteilung im Keller schnell selbst zusammen, nachdem sie die monatliche Stromabrechnung für die 2000 Stadtwerkekunden auf dem Zuse Z80 durchgerödelt und die Lochstreifenleser entstaubt hat. Folge der Eigenentwicklungen ist dann natürlich auch fehlendes Roaming, da es keine Schnittstellen zu den anderen Systemen gibt. Ladenetz schickte zumindest vor 4 Jahren Abrechnungstabellen per Post zu den Roamingpartnern, die die dann per Hand ins eigene System eingaben (darum rechnete mir TNM mal 180kWh in 60min statt 18kWh in 60min ab).

Heraus kommt bei der Eigenentwicklung auch ein Ergebnis wie bei E.ON, wo seltsamerweise exakt nach Aufspielen der eigenen Software die ehemals relativ zuverlässigen RWE-Schnelllader die Unzuverlässigkeit schlechthin wurden. Auch bei Allego habe ich das Gefühl, das die Probleme zumindest teilweise auf ihrer eigenen Software beruhen. Ist doch seltsam, dass bei Allegos Efacec Schnellladern gern mal Lade-Anschlüsse in der Software verschwinden, nach einem Reboot wieder da sind und bei RWE so ein Problem bei den gleichen Säulen praktisch nicht existiert.

6. Viele Probleme beruhen auch auf dem Roaming- und Abrechnungs-Chaos in Deutschland. Der Markt ist hier extrem zersplittert und wohl mit Frankreich einmalig in Europa. Alle anderen Länder haben 1-2 Platzhirsche, die das komplette Netz betreuen. Hälst du deine Karte an die Säule, geht das Signal direkt zum Betreiber. In Deutschland laufen sehr viele Ladevorgänge wegen Roamings erst einmal über eine Zwischeninstanz. Dabei kann so viel schief gehen. Verbindungsprobleme, nicht registrierte Kartendaten, möglicherweise nicht richtig funktionierende Schnittstellen. Der Kunde sieht von all dem nichts. Der merkt nur, dass seine Karte an der Säule abgewiesen wird und denkt sich "Scheiss Säule". Bestes Beispiel ist wieder Ladenetz. Da wurden früher Kartendaten der Roamingpartner höchstens einmal pro Monat importiert. Eine noch nicht importierte New Motion Karte funktionierte also bei Ladenetz nicht, obwohl sie überall sonst funktioniert. Keine Ahnung, ob Ladenetz immer noch so arbeitet.


Für mich ist das beste Beispiel dafür, dass es besser geht, ABB. Die Säulen sind sehr zuverlässig, gut durchdacht (z.B. Säulenheizung für den Winter zur Verhinderung von Kondensation, Abschaltbarkeit eines der 5 Powerboards im Fehlerfall statt der ganzen Säule), haben ein gutes Backend, proaktive Fernüberwachung und einen 48h Entstörungsdienst. Das alles kostet aber richtig viel Geld. Allein die proaktive Überwachung, die dann auch mal einen Säulenneustart durchführen kann, ohne dass vorher ein gestrandeter Nutzer anruft, schlug vor 4 Jahren mit glaube 1200 Euro pro Jahr und Säule zu buche. Was der 48h Entstörungsdienst kostet, weiß ich nicht. Soviel, dass den in Deutschland keiner nutzt. Mir sagte der CEO von Clever Dänemark 2014, dass sie diesen Service gebucht hatten. Die Säulen gehören zu den teuersten am Markt. Aber sie funktionieren. Und sollte doch mal was kaputtgehen, ist zumindest die Ladetechnik fünffach redundant ausgelegt. Geht also eines der fünf Boards kaputt, lädt die Säule mit 80% der Leistung weiter.

Beispiele für lange defekte ABB Säulen liegen in der Regel am Betreiber der Säule. So war der Grund für die monatelang defekte Säule am Berliner Flughafen nicht ABB, sondern der Fakt, dass die Säule Total gehört, dort aber niemand mehr davon wusste und auch kein Ansprechpartner mehr dafür existierte. Am Ende hat Vattenfall, also Totals Abrechnungsdienstleister, das Display auf eigene Rechnung ersetzt, obwohl es nicht ihre Säule ist.

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

gekfsns
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@TeeKay, hört sich alles plausibel an :thumb:

Ich glaube, man müsste in die Forderung von Ladesäulen eine Bedingung mit einbauen, dass nur erwiesenermaßen zuverlässige Ladesäulen gefördert werden. Also eine Liste wo man dann auswählen kann. Dann würde nicht weiter neuer efacec in die Landschaft gestellt. Außerdem kommen nur Hersteller auf die Liste, die eine Ersatzteilversorgung für >8 Jähre garantieren.

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

electic going
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Das mit Roaming und Backend ist ja eine Sache und lässt sich zumindest für den Kunden durch Hotline usw. lösen.

Aber wenn die Hardware einfach nichts mehr tut, hilft da keine Hotline. Eine der Säulen genannten Säulen stand vermutlich schon etliche Tage in dem Zustand, ein einfacher Reboot hätte vermutlich geholfen. Aber dazu müsste man sich auf der Säule einloggen können. So etwas darf doch nicht passieren. Das muss die Säule selbst erkennen.

Wie gesagt, Geldautomaten erkennen das, die leiten dann einen Reboot ein oder bringen wenigstens eine "Defekt" Meldung auf dem Schirm und informieren selbst die Wartungstechnik oder wenigstens erkennen diese in ihrem Monitoring, dass ein Gerät seine regelmäßigen Lebenszeichen nicht gegeben hat. Selbst Verkehrsampeln reagieren da besser. Die EC-Bezahlterminals an Sprit-Tankstellen sind auch nie lange im Störungsbetrieb. Selbst DSL-Router reagieren auf Abstürze und rebooten selbst statt einfach einzufrieren. Ist ja nicht so, dass es diese Technik nicht schon lange gibt.

Das sind doch Funktionen, die gehören in den Kern der Ladesäule, egal, was ein Aufstellen an eigenen Bildchen und Backends dran hängt.

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

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TeeKay hat geschrieben:Es gibt sechs Problemarten:
1. Völlig uninformierte Mitarbeiter, die vom Chef die Aufgabe bekamen, mal was mit Ladesäulen zu machen
2. Sehr enge Budgets
3. Hersteller, die keine Ersatzteile mehr liefern
4. Regionalpolitik
5. Not-invented-here-Syndrom
6. Zersplitterung des Marktes
Du sprichst immer wieder von den schlechten, billigen Säulen und erwähnst andererseits die komplett fehlende Ersatzteilversorgung nach 5 Jahren bei Mennekes. Die sind aber ja auch nicht gerade für Sonderpreise bekannt, oder? Insofern kann ich - auch aus Erfahrungen bei anderer Technik - absolut nachvollziehen daß jemand billig kauft. Hauptmangel ist daß keine Techniker, die sich mit Ladestationen auskennen, diese Entscheidung treffen sondern der BWL-Praktikant, der nach einem halben Studium schon alles weiß und beratungsresistet ist. So jedenfalls hier bei mir...

Grüazi MaXx
#2307 - Mit koordiniertem, gemeinsamen Laden die Strompreise reduzieren und die Welt retten ;-)

Re: Ladesäulenschrott oder schlechte Wartung

rolandk
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MaXx.Grr hat geschrieben:Hauptmangel ist daß keine Techniker, die sich mit Ladestationen auskennen, diese Entscheidung treffen sondern der BWL-Praktikant, der nach einem halben Studium schon alles weiß und beratungsresistet ist. So jedenfalls hier bei mir...
was aber auch nicht weiter verwunderlich ist. Denn wann werden denn Ladesäulen aufgestellt? Wenn genügend Fördermittel dafür eingeholt werden konnten. Wenn die Fördergelder dann geflossen sind, interessiert sich niemand mehr von den Verantwortlichen darum, das die Säulen weiterhin funktionieren. Was nun auch nicht weiter verwunderlich ist. Denn mit den Preisen, die man zum Betrieb aufrufen müsste, würde dort niemand mehr laden. Da ist es günstiger, die kaputte Säule einfach da stehen zu lassen. Und der damit verbundene Imageschaden? Anscheinend unwichtig.....

Roland
Unterwegs mit: Zoe Q210 (mit 38 kWh, DAB+, Android-Auto, Zoe-Display), Tesla Model S85 (Ladeflatrate), van Moof S3, Zoe R240 (DAB+, Android-Auto, Zoe-Display), SAIC MG4 (Luxury, Saskia)
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