Kleine Erfolgsstory von der Bayrischen ED3 Rettungsaktion

Kleine Erfolgsstory von der Bayrischen ED3 Rettungsaktion

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Hallo zusammen,

vielleicht hat sich der eine oder andere gewundert, das es so ruhig nach dem Post viewtopic.php?p=1701062#p1701062
war.

Grund dafür das wir hier im Münchner Raum kurzfristig eine Rettungsaktion gestartet haben.
Corona hat nicht nur Uli's Geschäftsidee, sondern gleich noch seiner 2 Smarties verwischt. Ja und zwischendrin mussten wir auch mal was Arbeiten.

Sprich 2 Autos mit tiefenentladener HV Batterie :-( und es war Eile geboten um Uli's Schaden in Grenzen zu halten. Was tun?

Wir haben kurzfristig eine Mannschaft von Münchner (und Umgebung) Smart ED3 Fahrer zusammen gebracht, die sich der Sache annahmen. Hier im Forum aktiv sind @nagetusch, der Besitzer @post_fossil , Christian (der Zellenflüster) und ich (der mit dem BMS spielt).

Kurz das "Bayrische ED3 Rettungsteam"!

Nach einer ersten schnellen Diagnose vor Ort und dem Versuch wenigstens einen der Wagen, der scheinbar zeitweise noch die Hauptschütze freischaltete, mittels Ladeversuche oder Ladeschleppen abzufangen, können wir sagen, lasst es bleiben, es funktioniert sicher nicht :-)

Stichwort Ladeschleppen: Wenn nur der Lader kaputt ist, aber der Wagen sonst noch fährt oder euch auf der Strecke zu langsam schnarchlädt (die Nagetusch Methode :-)) kann man den Wagen mit Zündung an im D (D+ oder Ds ist besser) Mode abschleppen und so die Rekuperation nützen um die HV-Batterie vor dem tiefenentladen Tod schützen.

Macht leider kein SC solange man auf den Kulanzantrag für den Lader oder den Mann mit HV-Schein wartet. Folge man hat auch noch gleich eine kaputte HV Batterie, da die Jungs ihre Autos im Hof nicht verstehen und nach ein paar Tagen die 12V Batterie sich nachladen lässt und dabei die letzten % SoC aufbraucht.(Vielleicht liest das mal ein Ausbilder für den HV Schein). Also in so einem Fall entweder 12V Batterie abhängen oder mittels 12V Erhaltungsladen unterstützen.

Zurück:
Jedenfalls konnten wir schnell mittels BMSdiag feststellen, das die Zellen unter 3,0V lagen und somit eine Freigabe gar nicht mehr denkbar war.
Nach 2 Tage, nachdem ich wieder in München war, konnten wir mit "großem Gerät" feststellen, das sogar bereits der allseitig gefürchtete P18051C vorlag.
Also nix ging mehr. Batterie muss raus. :-( Warum ist da aber eigentlich ein P18051C obwohl die Zellen zwar tief entladen waren, aber die Stacks noch mit dem BMS gesprochen haben?

Kleiner Hinweis, man sollte NIE, wie es eigentlich bei Verdacht auf tiefenentladene 12V und/oder HV Batterie üblich ist, direkt einen Tester (oder das BMSdiag) anschließen und die Steuergeräte auslesen! Problem ist das genau dazu klassisch die Zündung angeschalten werden muss. Also ADAC, SC und andere Smartblogger werden dadurch unwissentlich im normalen Fall für einen potenziellen kapitalen HV Batterieschaden sorgen, der spätestens wenn einem die HV Batterie gehört normalerweise doch kräftig Weh tuen wird.

Warum:
"Zündung an" ist beim BMS der HV-Batterie genau eine der Bedingungen um bei einer sterbender HV Batterie den P18051C einzutragen!!
Aber wie kann man denn jetzt das Schrödinger Katzen Problem lösen?
Also Trick besteht dabei nicht die Zündung anzumachen, sondern mittels Entriegelungsknopf auf der Fernbedienung kurz den Wagen zu wecken und dann die Auslesung zu starten. Solche Tipps gibt es nur hier im Going Electric Forum ;-)
Dadurch kann man ziemlich sicher den bösen P18051C vermeiden. (Mal schauen bist das in anderen Foren oder Blogs kopiert wird ;-))

Wenn die Türen nicht mehr per Fernbedienung aufgehen, da die 12V Batterie teilentladen ist, ist nicht unbedingt die HV Batterie bereits im Keller.
Dann solle man dringend die 12V Batterie ersetzen bzw. mittels 12V Ladegerät wieder auf einen Stand >12V bringen.
Problem bei einer Langzeitlagerung ist, das nach einigen Ladezyklen aus der HV Batterie das hierfür verantwortliche zentrale Steuergerät genau das macht was es eigentlich tun soll und das BMS nicht mehr auffordert die 12V Batterie nachzuladen. Blöd ist nur wenn man sich damit selber die Stromversorgung absägt und die 12V Batterie noch schneller wegen fehlenden Standby Mode und höherem Stromverbrauch der Steuergeräte entladen und dann damit die HV Batterie teilweise gekillt wird :-)

Also erste Maßnahme immer die 12V Batterie direkt abklemmen. Da die Schütze nicht mehr Schalten sollte das "P" nicht mehr leuchten und es gibt auch ohne entfernen des Service Disconnect keinen laufenden DC/DC Wandler der einem die Sicherung in der Tentakel killen kann, denn es liegen sonst teilweise 14V vom DC/DC Wandler an der Klemme an. Er versorgt sich sozusagen selber aus der HV Batterie. Ist blöd wenn man dann mit der Plusklemme an das Chassis kommt -> Was da wohl schneller kaputt geht, die Sicherung oder der DC/DC Wandler.

OK also weiter:
Wir haben dann den Wagen auf die Hebebühne und in einer gemeinsamen Aktion die erste HV Batterie ausgebaut und Christian, unser Zellenflüsterer, hat alle schön auf 3,5V mit einer Varianz von nur 10mV gebracht. Das BMS kann es selber nicht besser.

Parallel konnte ich beim ersten BMS keinen Elektronikschaden feststellen und ich konnte den P18051C ohne Öffnen das BMS wieder entfernen.
Ich betone das jetzt hier so (Achtung Spoiler), da beim 2. BMS es genau anders rum war. Dort hatten wir dann keinen P18051C, dafür einen kleinen Elektronikschaden, der leider von den meisten nicht repariert wird und später für beträchtlichen Ärger sorgen kann.
Sprich das Teil musste trotz scheinbar fehlenden kritischen Fehlereintrag auf den Labortisch, geöffnet und repariert werden.
Leider machen das auch nicht alle P18051C Reparatur Anbieter (mit Shop), da sie einfach nicht wissen was kaputt ist und wie sie es reparieren müssen.

Am fünften Tag lief der erste Smart wieder. Aber keine Angst die Geschichte ging weiter, denn es gibt noch viel zu berichten.

Und wie gesagt wir, das Bayrische ED3 Rettungsteam, haben es gemeinsam gemacht. Jeder hat sein Teil beigetragen.
Smart 451 ED3
  • Coupe 22kW-Lader; EZ 03/2015;
    Cabrio 22kW-Lader; EZ 2014; mit selbst wiederbelebter HV Batterie
    & 3 weitere 451 ED3
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"Es kommt auf die ersten 5 Meter an" - Smart
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Update von der Bayrischen ED3 Rettungsaktion

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Der Eine oder Andere wird sich gefragt haben wie es denn mit der Aktion weiterging.

Wider zu erwarten gab es dann doch noch die eine oder andere Herausforderung.

Wie geschrieben war der erste Smart fertig und auch wieder komplett zusammengebaut.

Wir dachten wir holen ihn nach einer letzten Vollladung und einem letzten Entlüften der Kühlkreisläufe wieder nach München und machen mit dem zweiten Smart weiter.

Also abschliessende Probefahrt und dann doch zu früh gefreut. Wir hatten einen sporadischen Fehler in der HV Batterie! Als wir den Wagen 2 Std. Später abholen wollten ging nichts mehr.
Also wieder erst mit dem kleinen Besteck und dann grossen Besteck über den OBD Stecker reingeschaut und wir konnten ein P180D13 Fehler im BMS sehen, der ebenfalls die komplette Batterie blockierte.
Das Gemeine war, das wir diesen Fehler zeitweise auch vorher im System hatten, dieser sich aber einfach zum Schluß in Luft aufgelöst hatte.

Beim bekannten P18051C wussten wir wo wir wie ansetzen konnten, aber beim P180D13 war erst mal grosses Rätselraten angesagt.

Es half nichts der Wagen musste wieder auf die Hebebühne und die Batterie musste raus. Richtig gemein war dabei, das sich der Wagen dazu 2 Tage später wieder ohne das wir was gemacht hatten, nur die 12V Batterie war zwischenzeitig abgeklemmt, wieder fahren lies um dann 1 Stunde später nicht mehr gestartet werden zu können.

Die gemeinsten Fehler sind die, die einem zufälligen Muster unterliegen.

Aber wo ansetzen?
Hierzu hatte ich einen Tipp bekommen, aber diesen dann in Realität umzusetzen war nicht wirklich leicht.
Des es war klar das dieser Fehler nichts mit dem BMS, sondern mit einer der CSE Platinen zu tun hat.

Abgekürzt hatte der ganze Ablauf der Aktion wieder und wieder in unseren Köpfen Punkt für Punkt mehrere Tage einen Plan wachsen lassen.

Somit haben wir uns wieder alle zusammen an den Wagen gemacht und die Batterie wieder heausgebaut und nochmal geöffnet.

Dann haben wir die HV Batterie auf dem Hubwagen angeworfen und das BMS direkt kontaktiert um ohne die ganzen Anbauten direkt den Fehler überprüfen zu können.

Und es folgte der Punkt, der uns alle jubeln ließ. Die ÜberlegungEN, das an einer Stelle etwas elektrisch im Zusammenspiel des BMS, der CSEs und der Zellen kaputt sein musste, konnten wir durch Messungen nachweisen.

Schnell war die Idee geboren den Defekt mittels Drahtbrücke wieder herzustellen. Sozusagen löten am offenen Herzen unter Hochspannung und der Gefahr eine Kurzschlusses.

Sebastian hatte die besten Augen und ruhigste Hand.

Danach ging es wieder ans elekteische Messen und es schien soweit alles zu passen.

Nächste Stufe, also wieder mittels Tester an der offenen Batterie alles geprüft und die vorhanden Fehler kontrolliert. Ja und da war der Erfolg, wir hatten es geschafft der P180D13 war nicht mehr da.

Aus unserer Erfahrung aus der Vergangenheit haben wir die Batterie nur abgedeckt wieder in den Smart eingebaut und getestet.
Alles funktionierte, die Räder drehten, der Lader lief.

Wir hatten uns aus Erfahrung entschieden in diesem Zustand erst mal abzuwarten. Am Folgetag konnten wir aber den Wagen wieder fertig zusammenbauen und er lauft und lauft bis jetzt. Durch die folgenden Tage haben wir uns dann dem 2. Smart gewidmet, aber das ist eine komplette andere Geschichte. Jedenfalls konnten und wollten wir noch eine erste komplette Messung der Kapazität abwarten.

Und hier ist sie:
IMG-20220204-WA0007.jpg
Ganz ehrlich, ich traue diesen Daten nicht. Ich gehe davon aus das sich die Messung erst wieder einspielen muss, aber definitiv haben die Zellen das Ganze sehr gut überstanden.

Und wieder haben alle ihren Teil dazu beigetragen.

In Zwischenzeit konnte ich bei 3 weiteren Smarties mit P180D13 weiterhelfen und sie wieder auf die Straße bringen. Lasst euch nicht erzählen und für Dumm verkaufen man braucht für diesen und jenen Fehler ein Softwarepatch oder Reset, es stimmt einfach nicht.

In einem anderen Fall in Neuseeland wurde auch behauptet das BMS wäre nicht richtig Instandgesetzt und müsste nochmal kostenpflichtig um den halben Kontinent nach Osteuropa für einen Reset geschickt werden.
Zum Schluß hatte der Vorbesitzer den Minuspol des BMS HV Kreises beim Test falsch an das Chassis der Stacks geschraubt und diese "smarte" Horrorbaustelle ohne Dokumentation als einfach zu Reparieren weiterverkauft.

So nebenbei war somit das Gehäuse auf Potential der HV Batterie. Durch geführte Fehleranalyse per Whatsapp und Videokonfrenz konnten wir den betrogenen Kollegen Downunder wieder mit seinem Smart auf die Straße helfen.

Und aus diesem Forum kommen die entsprechenden Foristen, die das alles möglich gemacht haben. Hier ist das wahre Zentrum des Wissens um die Technik des Smart 451 Electric Drive.
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Re: Kleine Erfolgsstory von der Bayrischen ED3 Rettungsaktion

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JMK2020 hat geschrieben: Problem bei einer Langzeitlagerung ist, das nach einigen Ladezyklen aus der HV Batterie das hierfür verantwortliche zentrale Steuergerät genau das macht was es eigentlich tun soll und das BMS nicht mehr auffordert die 12V Batterie nachzuladen
Warum ist das problematisch? Es scheint doch zu tun, wenn man nicht an den Steuergeräten rumfummelt bzw. eigene Elektronik dauerhaft an 12V anschließt.
*325ppm. Seit 1Gs mit eigenem PV-Strom elektromobil unterwegs (CityEL mit 1.8 kWh-Akku, seit '13 Smart ED3). Fahrrad & U-Bahn für die Stadt, Fernreisen mit der Bahn.

Re: Kleine Erfolgsstory von der Bayrischen ED3 Rettungsaktion

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Wenn du mit deinem Argument jetzt Recht hättest, dürfte es die ganzen tiefenentladenen Wald und Wiesen ED3 nicht geben.

Es gibt hier für genau zwei Gründe:

1.) Altern die Batterien und die Zyklen zwischen dem Nachladen werden immer kürzen. Eine bei Kälte sterbende batterie beim Verbrenner merkt man am schlechten Starten. Eine beim ED eigentlich nicht bis es zu spät ist.

2.) Scheint es so das die immer häufigeren in kürzen Abstand kommenden Nachladungen irgendwann nicht mehr das Nachladen auslösen.
Somit wird dann die 12V Batterie langsam weg dammern und dabei die HV Batterie mit in den Tod reissen.

Das passiert unabhängig ob man etwas dauerhaft an den 12V angeschossen oder an Steuergeräten rumgefummelt hat. Das passiert bei den meisten Anwendern, wenn überhaupt erst hinterher.
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Re: Kleine Erfolgsstory von der Bayrischen ED3 Rettungsaktion

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Dann ist das verkürzt gesagt der Grund warum Smart alle 3 Jahre die 12V Batterie "zwangswechselt". Also lieber eine noch funktionierende 12V Batterie rausschmeißen, oder den Ladezustand der 12V Batterie konstant zu halten, als die HV-Batterie bei längerem Stillstand durch Dauernachladen der 12 V Batterie zu riskieren Scheinbar beim 451 - ED und beim 453 EQ gleich.
Franz - und gsund bleim!
Trinity Venus, Smart EQ Q4-19, M3SR+MIC, MYLR März 2022
YouTube Kanal: https://bit.ly/31Nd6rk
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