Mein Brief an BMW

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me68
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Hallo Leute!

Mir geht bei der Elektromobilität vieles viel zu langsam, da geht es mir so wie vielen von Euch. Nach dem VW-Dieselgate-Skandal habe ich dann mal die lokalen Autohäuser von BMW, Mercedes und VW angeschrieben, ob und wann sie denn gedenken sich den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen:
Brief an die lokale BMW-Repräsentanz:

Sehr geehrte Frau ******!

Ich hatte letztes Jahr im Mai die Gelegenheit Ihren BMW i3 probezufahren. Ein tolles Auto, wow! Der Wagen ist z.Zt mein erklärter Traumwagen – die doppelte Batteriekapazität und DC-Schnellladung serienmäßig – und ich wäre dabei.

Meine Fotos von dem Wagen damals finden Sie auf unserer facebook-Vereinsseite:
https://www.facebook.com/media/set/?set ... 986&type=3

Zur Zeit fahre ich einen Citroen C-Zero. In den drei Jahren seit Anschaffung sind wir damit schon mehr als 65.000km zu unserer vollsten Zufriedenheit gefahren. Dank serienmäßiger DC-Schnellladefähigkeit kann ich damit trotz ca. 120km Sommerreichweite auch locker nach Wien und auch weiter fahren. Maximal 20 Minuten an einen DC-Schnelllader in Wien gestöpselt und schon geht es mit 80% Ladestand wieder weiter bzw. nach Hause.

Der BMW i3 kann alles viel besser als der C-Zero. Nur beim Gewicht ist er trotz Leichtbau um ca. 100kg schwerer. Der i3 ist aber auch ein bisschen grösser – geht also voll in Ordnung. Und Spaß macht der Wagen sowieso ohne Ende.

Apropos Spaß:

Vor zwei Wochen habe ich ein Tesla Model S aus Graz für meine Arbeitskollegen für Probefahrten organisiert.

Das Video davon: https://youtu.be/ojgDWK8-DrI

Fotos davon: https://www.facebook.com/media/set/?set ... 986&type=3

Wir sind dabei insgesamt 576km gefahren und haben dabei 122,5kWh Strom verbraucht – macht einen Verbrauch von 213Wh/km oder 21,3kWh/100 km. Die kWh Strom kostet so um die €0,20 – macht knapp €21,- Spritkosten für die 576km.

Ein Liter Benzin hat einen Energiegehalt von ca. 8kWh, ein Liter Diesel ca. 9kWh. Rechnet man das in Liter um, kommt man auf einen Verbrauch von 2,7l Benzin/100 km oder 2,4l Diesel/100km.

Besonders gut gefallen hat mir die unkomplizierte Lademöglichkeit an einer 16A-CEE-Drehstromsteckdose mit dem mitgeliefertem Ladekabel - das ging genauso einfach/problemlos wie bei unserem Citroen C-Zero mit dem 10A-ICCB-Schuko-Ladekabel. Solche 16A-CEE-Drehstromsteckdosen hat jeder Gewerbebetrieb und auch auf jeder Baustelle gehört das zur Grundausstattung. Das Model S lässt sich also praktisch überall aufladen. Es gibt mehr Lademöglichkeiten für den Wagen als klassische Benzin-/Dieseltankstellen in Österreich.

Die öffentliche Ladeinfrastruktur mit DC-Schnellladestationen ist heuer in einem wahren Rausch - dank EU-Anschubfinanzierung durch das TEN-T-Projekt - geradezu explodiert.

Gab es im August 2013 gerade mal 3 solcher Schnellladestationen in Österreich:

Bild

… sind mit Stand 29. September 2015 bereits 64 Schnellladestandorte verfügbar. Und der Ausbau geht bis Ende des Jahres extrem schnell weiter. Insgesamt sollen alleine heuer durch das TEN-T-Projekt 60 solcher Standorte dazukommen.

Bild

Zum Wagen:

Beeindruckend fand ich wie mühelos sich der Wagen bewegen lies. Ich bin von Graz über die Südautobahn bis zur Anschlussstelle Lafnitztal und von dort über Oberwart auf der B50 über Bernstein nach Neutal ins Büro gefahren. Die Tempomat 140km/h auf der Süd fühlten sich wie ein gemütliches Cruisen Überland an. Auf der B50 über Bernstein habe ich den Wagen dann - für meine Verhältnisse - ein bisschen fliegen lassen: ein Traum - ob’s da bergauf oder bergab geht - der Wagen hat soviel Leistung, dass man das gar nicht spürt (ein P85+). Überholen geht so zackig, als würde man auf einem Motorrad sitzen (ich bin früher mit diversen Einspurigen mit 100PS unterwegs gewesen). Bei der abendlichen Fahrt zurück nach Graz, es hat geregnet - und bin mit fast leerem Tank aus Neutal zunächst nachhause gefahren, um dort mit der schwiegermütterlichen 16A-CEE-Drehstromsteckdose in der Hauseinfahrt mit 11kW soviel nachzuladen, um locker nach Eisenstadt zum 50kW-CHAdeMO-Schnelllader beim Merkur zu kommen, dort wieder gerade soviel geladen, um locker zur nächsten 50kW-CHAdeMO nach Seebersdorf (H2O-Therme) zu kommen. Dort wiederum soviel geladen, um nach Graz zu kommen. Ich habe mich mit Tempomat 110km/h auf der Rückfahrt begnügt und dabei aus dem DAB+ Internetradio irgendeinen netten Blues-Sender laufen lassen - tolles Feeling.

Gemeinsam mit einem lieben, ehemaligen Arbeitskollegen habe ich eine Tabellenkalkulation zur Berechnung bzw. zum Vergleich der Gesamtkosten von beliebigen Autos entwickelt. Man gibt nur ein paar Parameter zum Auto ein, dazu ein paar allgemeine Parameter zu Laufleistung, Spritpreis, Strompreis, Inflation, Spritpreissteigerung, Strompreissteigerung, u.ä. und schon hat man eine übersichtliche Darstellung der Gesamtkosten (TCO) über einen frei wählbaren Zeitraum.

Ein Vergleich 535i vs. Model S mit 30.000km Jahreskilometerleistung:

Bild

Nach nur 5 Jahren egalisiert das Tesla Model S die mehr als €24.000,- höheren Anschaffungskosten gegenüber der 535i Limousine!

Grundsätzlich gilt: je höher die Jahreskilometerleistung, umso schneller rechnet sich ein Elektroauto auch rein wirtschaftlich. Gerade bei informierten Vielfahrern hat sich inzwischen herumgesprochen, dass das Tesla Model S in der Gesamtkostenrechnung spottbillig ist.

Und vor allem - was gibt es besseres als mit regenerativer Energie, völlig emissionslos unterwegs zu sein - ein unbezahlbar gutes Gefühl!

Ich hoffe der VW-Abgasskandal hat auch was Gutes und alle Autohersteller erkennen die Zeichen der Zeit: der Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell.

Ich möchte Ihnen noch den ZDF-heuteplus Beitrag zum VW-Abgasskandal empfehlen: https://www.facebook.com/heuteplus/vide ... 083395972/ Ich finde das trifft es auf den Punkt.

Am 29. September hat Elon Musk mit der Präsentation und Auslieferung an Erstkunden des Tesla Model X eines nachgelegt. Der Livestream im Archiv: https://youtu.be/6VVMF0zSeUY Ich hätte nicht erwartet, dass mir das Auto zusagen würde, aber die Tesla Motors Leute haben es verstanden einen echten Mehrwert zu erzeugen: Beste SUV-Crash-Testwerte ever, bester Seitenaufprallschutz ever, höchste Performance in der SUV-Klasse ever, automatisch öffnende Vordertüren bei Annäherung, riesiger Luftfilter für höchste Innenraumluftqualität wie in einem Operationssaal, Falcon Wings für schmalste Parklücken, vorschwenkende Sitze in der 2. Reihe, um trotz Belegung durch Kinder auch auf der 3. Sitzreihe Platz nehmen zu können, Anhängekupplung für größere Anhängelasten, einfachst zu montierender Fahrradträger. Elon ist offensichtlich wirklich User dieses Fahrzeugs und hat offensichtlich seine eigenen, praktischen Bedürfnisse mit seinen Kindern einfließen lassen. Well done!

Wo bleibt BMW? Der i3 soll schon wieder ein Auslaufmodell sein? Große Reichweiten interessieren BMW nicht? Der Plugin-Hybrid ist der Antrieb der Zukunft? Die typischen max. 30-50km Reichweite eines Plugin-Hybrid werden wohl kaum einen Fahrer dazu animieren das Auto immer zu laden. Vielmehr wird es so laufen, wie ein ÖAMTC-Praxistest schon gezeigt hat: die Leute sind zu faul zum Anstecken und fahren daher immer mit leerer Batterie herum. Die Batterie wird gerade mal ein bisschen durch die Rekuperations-Leistung beim Bremsen geladen. Das was der Prius I schon gemacht hat 1997! Wieso geht da nichts weiter? Was muss noch alles passieren, damit die alte Autoindustrie endlich aufwacht?


Martin *******
Sehr geehrter Herr ******,
herzlichen Dank für Ihre ausführlichen und aufschlussreichen Informationen, welche ich mit großem Interesse studiert habe. Solche Praxisberichte und Erfahrungen sind für uns sehr wertvoll, weil sie uns die Bedürfnisse des Marktes widerspiegeln.
Auch freue ich mich, zur Kenntnis nehmen zu dürfen, dass der i3 Ihren Geschmack getroffen hat! Was mich gleich die Brücke zu Ihren abschließenden Fragen bzw. kritischen Anmerkungen schlagen lässt. Ich darf Ihnen versichern, dass der BMW Konzern mit Hochdruck an Optimierungen der Akkus und der Reichweite arbeitet und bin zuversichtlich, hier in absehbarer Zeit auch die ersten Erfolge in der Praxis zu sehen. Auch ich bin davon überzeugt, dass der i3 ein hervorragendes Produkt ist, gleichermaßen stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu, dass eine Verbesserung der Reichweite noch einmal eine enorme Steigerung der Produktsubstanz bedeuten würde!

Ihren Aussagen zum Thema Vorteile und Einsparungspotenziale der Elektromobilität kann ich ohnehin nur vollinhaltlich beipflichten und dies vollends unterschreiben.

Ich würde mich freuen, wenn wir Sie eines Tages zu den stolzen Besitzern eines i3 zählen dürften.

Mit freundlichen Grüßen
******** *******
BMW i Manager Österreich
Klingt doch gut! Was meint ihr?

Martin
... unterwegs mit einem Hyundai Ioniq electric, Bj. 8/2018

Bild

... unsere Webseite: facebook.com/emobility.at
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Re: Mein Brief an BMW

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Na immerhin reagiert - ich muss zugeben mir war das zu lang und habe nur den Anfang und das Ende gelesen.
Technikblog & Shop: http://www.elektrifiziert.net
PV 18,2kWp - BHKW EcoPower 1.0, 30kWh LiON Sunny Island System
BMW i3 60Ah (Verbrauch ca. 13,8kWh/100km; SW: I001-16-07-506)

Re: Mein Brief an BMW

Toumal
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Immerhin keine antwort aus textbausteinen.
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