Wie wichtig ist euch Heckantrieb (bzw. Allrad) beim E-Auto?

[Electic4all]

Hallo,

mich treibt seit einiger Zeit eine Frage um, bei der ich gerne mal ein paar andere Meinungen hören würde. Für uns stellt sich die Frage noch nicht akut, da das Leasing noch 3 Jahre läuft. Somit ist meine Frage eher von Neugierde getrieben.

Frage: Wie wichtig ist euch, dass euer E-Auto mind. einen Heckantrieb hat?

Warum ich frage: Mir geht es vor allem um die Traktion bei Schnee und Eis. Beim Verbrenner war es im bezahlbaren Segment (und nicht selten auch darüber hinaus) üblich, dass der schwere Motor vorne sitzt und eben auch die Vorderachse antreibt. Das soll bei Schnee und Eis grundsätzlich vorteilhaft sein, weil die angetriebene Achse durch das Mehrgewicht stärker auf die Fahrbahn gedrückt wird und damit mehr Traktion erlaubt.
Beim E-Auto ist das wegen der Skateboard-Architektur meistens nicht mehr so, dass der Schwerpunkt vorne oder hinten sitzt. Außer man hat es mit umgebauten Verbrennerplattformen zu tun, wie z. B. beim E-Up!, Corsa-E, etc.

Ich empfinde es auch bei unkritischen Verhältnissen angenehm, wenn Antrieb und Lenkung getrennt sind. Und eigentlich hatte ich erwartet, dass der Frontantrieb mit dem E-Auto im unteren Preissegment (wobei das schon relativ ist, wenn man sich die Preise ansieht) zumindest nicht mehr der dominierende Antrieb sein würde. Aber mir scheint das Gegenteil der Fall zu sein (Klein- & Kleinstwagen nicht betrachtet). Nur ein paar Beispiele, die mir ohne viel Nachdenken eingefallen sind:
- Renault Megane E-Tech Electric
- VW ID2
- KIA Niro
- BYD Atto 3

Drei dieser 4 genannten Fahrzeuge stehen auf einer reinen E-Plattform. Daher bin ich erstaunt, dass es trotzdem reine Fronttriebler sind und mir im Gegenzug in dieser Größe kein Fahrzeug einfällt, dass mit Hinterradantrieb daher kommt. Obwohl es bei einem E-Auto kein Problem sein sollte, den Antrieb hinten unterzubringen und im Gegenzug einen kleineren Wendekreis, bessere Fahrdynamik und mehr Fahrsicherheit bei Schnee und Eis zu haben.

Ist es für euch ein entscheidendes Kriterium, welche Achse beim Fahrzeug angetrieben wird? Für uns wird das nach Ablauf des Leasings durchaus ein Thema werden, da wir unseren aktuellen Boliden sicher nicht übernehmen wollen. Fast schon egal zu welchem Preis. Gerade wenn man keinen SUV (oder ein anderes viel zu großes Auto) nehmen kann, scheint man doch wieder an den Frontantrieb gebunden zu sein. Außer man kauft direkt einen Kampfzwerg mit Allradantrieb (was ich mir als GTI-Version vom ID2 vorstellen könnte, dass so etwas kommt - ansonsten fällt mir in der Größe auch nichts ein, was Allrad haben könnte).

[Meinereiner]

Als Alpenbewohner sage ich dazu:
Das ist mir komplett wurscht. Mit den richtigen Winterreifen und angepasster Fahrweise kommt man im Winter auch dahin, wo man hinwill.

Ich wohne auch in den Alpen und fahre im Winter Hobbybedingt Passtraßen und auf Almen. Meine derzeitige Pendelstrecke hat auch einen Abschnitt mit immerhin 22% Steigung.
Das ging bisher mit allen Auto. Sowieso sin die Winter die letzten Jahre nicht mehr der Rede wert.

Nur wenn ein Auto einen wirklich schlechten Ruf in die Richtung hätte würde ich es meiden.

[AbRiNgOi]

Und die paar Mal, wo es nicht geht sind Flux die Ketten drauf. Das ist in Summe billiger als Allrad und funktioniert auch beim Bremsen.

[Nepumuk]

Frontantrieb ist meiner Meinung nach nur eine billige Notlösung. Antriebseinflüsse in der Lenkung, eingeschränkter Lenkradius, schlechte Traktion bei Nässe. Ich bin froh, dass mein Twingo Hinterradantrieb hat. Ich würde versuchen, beim nächsten eAuto wieder Heck- oder Allradantrieb zu bekommen, allerdings finde ich andere Faktoren deutlich wichtiger.

[Meinereiner]

Frontantrieb ist meiner Meinung nach nur eine billige Notlösung. Antriebseinflüsse in der Lenkung, eingeschränkter Lenkradius, schlechte Traktion bei Nässe. Ich bin froh, dass mein Twingo Hinterradantrieb hat. Ich würde versuchen, beim nächsten eAuto wieder Heck- oder Allradantrieb zu bekommen, allerdings finde ich andere Faktoren deutlich wichtiger.

Ich fahre ab und zu schlechte Straßen und dergleichen, hätte aber noch nie Probleme gehabt, ganz besonders nicht mit Frontantrieb.
Im Gegenteil: Beim Verbrenner ist Frontantrieb sogar besser, weil vorn der Motor auf die Reifen drückt. Mei Opa hatte oft Heckler (Daimler), der hat immer Betonsteine eingeladen, um Gewicht aufs Heck zu bekommen. Aber auch er hat immer Skitouren gemacht, mit den entsprechenden Anfahrten.
Und ich kenne die Spezialisten mit Heckantrieb, Breitreifen und tiefergelegt. Das sind die ersten, die im Winter Pirouetten drehen oder hängenbleiben.

Was tatsächlich eine merkliche Rolle spielt, sind gute Winterreifen. Der Leaf als Frontler ist jedenfalls gut genug auf Schnee und Eis. Das liegt vermutlich am Antrieb. So sauber dosierbar wie beim E-Auto ist die Kraft beim Verbrenner niemals, was auf Schnee sehr hilfreich ist.

[Nepumuk]

Ich fahre ab und zu schlechte Straßen und dergleichen, hätte aber noch nie Probleme gehabt, ganz besonders nicht mit Frontantrieb.
Im Gegenteil: Beim Verbrenner ist Frontantrieb sogar besser, weil vorn der Motor auf die Reifen drückt.

Schlechte Straßen sind doch wurscht, aber fahr mal bei Regen mit Wohnwagen hinten dran am Berg an. Viel Spaß mit dem Frontantrieb. Schnee und Eis gibt es hier in unserer Gegend praktisch nicht mehr, ist kaum noch relevant und dein Opa hatte wahrscheinlich auch keine Winterreifen.

[OlafSt]

Elektroantriebe haben durch ihr enormes und zugleich augenblicklich anliegendes Drehmoment an der Vorderachse IMHO nichts zu suchen. Es kommt ja erschwerend hinzu, das vorne ja gar kein Gewicht mehr ist - einen hunderte Kilo schweren Klotz aus Stahl und Alu gibts da nicht mehr.

Die geringe Baugröße von E-Motoren erlaubt es, den kompletten Antrieb im hinteren Fahrzeugbereich unterzubringen (wie in meinem EV6), somit ist auch das meiste Gewicht auf den Hinterrädern. Allerdings, und das sollte man nicht unterschätzen: Heckantrieb erfordert bei schwierigeren Straßenverhältnissen deutlich mehr fahrerisches Können. Das geht auf nasser Straße schon los - mein EV6, trotz eher schwächlicher 170kW, schwänzelt gewaltig mit dem Heck, während ASR und ESP hektisch am regeln sind. Auf winterlicher Straße endet Unvermögen dann schnell als Pirouette Allerdings sind hier im Hamburger Raum solche Verhältnisse inzwischen wie die Dinosaurier, nämlich ausgestorben.

Ich würde einen Heckantrieb also stets vorziehen, nicht zuletzt bei Urlaubsfahrten mit dem ganzen Gepäck und Hängerbetrieb sollte man auch im Auge haben, wenn man Camper ist - aber "Mission Critical" wäre es nicht.

[Tommy73_]

Gestern, Regen, Zebrastreifen, Drive-Mode "Normal" ... bin nicht weg gekommen. Habe dann auf Eco geschalten, damit ich langsamer anfahren kann.
Mit Heckantrieb wäre ich erstmals 2m angefahren bevor die Antriebsräder am tollen rutschigen Zebrastreifen drauf gekommen wären.

Bin allerdings noch nie mit Heckantrieb gefahren. Kann also nicht sagen, was besser (für mich) ist.

[panoptikum]

Es gibt schon mehrere Gesichtspunkte.
Wenn Lader, Inverter und Motor eine Einheit bilden (wie z.B. beim Zoe), kann man das nicht unbedingt an die Hinterachse verschieben.
Wenn nur der Lader und der Inverter vorne sind, sind halt die Kabel zum Motor etwas länger bis zur Hinterachse.

[MasterOD]

Ich fahre seit ewig Frontantrieb und kann mich an kein (Traktions) Versagen erinnern. Wegrutschende Hintern sind evtl. fürs Driften brauchbar, nicht jedoch im normalen Fahrbetrieb. Als Mietwagen hatte ich schon mal Allradantrieb, was sich etwas mehr wie an die Fahrbahn geklebt anfühlte. Für mich kommt es aber wegen des Mehrverbrauchs nicht in Frage.