Sind E-Autos nur Zweitwagen?

[mweisEl]

echte Langstrecke (typischerweise der Sommerurlaub) wird mit einem anderen Verkehrsmittel (Bahn, Flugzeug, Verbrenner, PHEV) absolviert.

Was hat denn die (außerhalb des Breitreifen-Forums abwegige) Auto-Anwendung "Langstrecke" mit Klassifikation in "Zweitwagen" zu tun?

In der Stadt fahre ich mehr mit dem Fahrrad als mit dem Auto. Mein (einziges) Auto ist deswegen mein Zweitwagen, stimmt das?

[LOUDisOUT]

Wir haben es ja endlich geschafft. Oder doch nicht? Oh die Pizza kommt gerade. Der Verbrenner läuft in der Einfahrt weiter. Oder Amazon liefert. Oder der Handwerker kommt mit altem Bulli. Der Pflegedienst. Die Müllabfuhr. Die Strassenreingung. Der Schulbus. Das Taxi. Die Diesellok. „Hellofresh“ oder Schrebergarten?

Vieles an Aufgaben haben wir ja schon ausgesourced. Nur weil einer selbst fossilfree ist bleiben noch viele Baustellen.

[Meinereiner]

Wenn man ein Auto nicht für die Arbeit braucht, den Wocheneinkauf, den Urlaub oder die Freizeit kann man natürlich in der Großstadt darauf verzichten.

Genau, außerhalb der Großstädte wohnen in Deutschland alls 500km auseinander?
Viele Bundesländer sind so klein, dass selbst mein Kurzstrecken-40kWh-Leaf von einem Eck ind Andere kommt.

Ich höre solche Argumente immer von meinen (österreichischen) Arbeitskollegen hier in Salzburg. "Aber wenn ich mal nach Wien fahren muss, das geht mit dem E-Auto nicht" (300km). Dass das heute jedes Würstchenauto schafft, viele moderne Modelle sogar ohne nachzuladen wird dabei nicht bedacht.

Selbstverständlich gibt es Leute, die extrem weit fahren müssen, was mit einem passenden BEV überhaupt kein Problem mehr ist.
In den meisten Fällen ist das "Aaaaber auf dem Land" und "haha, Ihr Großstadtbobos redet euch leicht" Argument in Mitteleuropa höchst lächerlich.

[A.Q.]

Auf der Autobahn sieht man aber auch weniger E-Autos, da wir ja mit sehr ähnlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind. Beim Verbrenner fahren halt einige 250km/h und andere 80km/h da kommen halt einige Fahrzeuge vorbei.

Guter Punkt!

Oh die Pizza kommt gerade.

Unser Pizzadienst fährt schon lange elektrisch.

Allerdings nicht zu uns, wir wohnen nur 100 Meter entfernt und ich hole sie immer zu Fuß ab.

[Hannes1971]

Auf der Autobahn sieht man aber auch weniger E-Autos, da wir ja mit sehr ähnlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind. Beim Verbrenner fahren halt einige 250km/h und andere 80km/h da kommen halt einige Fahrzeuge vorbei.

Gutes Argument. Wenn ein BEV 5 km vor mir und ein weiteres 5 km hinter mir von Offenburg bis Hannover fährt, alle mit 130 Wohlfühlgeschwindigkeit, sehe ich die natürlich die ganze Reise nicht. Von der Bleifuß-Fraktion, die üblicherweise im Verbrenner unterwegs sind, umso mehr.

[PowerTower]

Ich denke es liegt auch daran, dass viele E-Autos gut getarnt sind. 99 % der Verkehrsteilnehmer erkennen sicher nicht, dass der Twingo mit dem ich da auf der Autobahn unterwegs bin, was im übrigen gar nicht so selten vorkommt, elektrisch angetrieben ist. Es muss dabei nicht immer die Urlaubsfahrt sein. Manchmal ist es auch nur eine 100 km Fahrt zwischen zwei Großstädten. Und ja, ich nutze das Auto auch für 500 km Langstrecken, weil es eben geht, aber die fahre ich auch nur 2x im Jahr.

Bin letztens wieder von Dresden nach Leipzig gefahren und habe unterwegs recht viele E-Autos angetroffen. Das waren aber eher die hochpreisigen Modelle ab Kona / ID.3 aufwärts. Und wie hier bereits richtig geschrieben wurde, hat die eigene gefahrene Geschwindigkeit einen großen Einfluss auf das Ergebnis.

[LeakMunde]

Das heißt, echte Langstrecke (typischerweise der Sommerurlaub) wird mit einem anderen Verkehrsmittel (Bahn, Flugzeug, Verbrenner, PHEV) absolviert.

Da hat an sich erstmal nichts mit Elektroautos zu tun, denn nur rund 50% nutzen ein Auto zum erreichen des Urlaubsziels. Naja und ich kenne einige Leute, die im Jahr keine einzige Strecke über 300 km fahren. Die haben gar kein E-Auto.

[KillerTV]

Geht aus der Zulassungsstatistik hervor, wieviele und welche Fahrzeuge im Haushalt verfügbar sind?

Nein, aber wer kauft sich schon einen Tesla, einen Enyaq oder BMW iX als Zweitwagen für die Fahrten zur Arbeit und zum Einkaufen?

Es gibt eben die typischen Langstreckenmodelle mit > 400 km Reichweite und genügend Platz für Familie und Gepäck, und es gibt die Fiat 500e, Opel Mokka etc., mit denen man eher nicht weiter als 200 km fährt.

Erstere werden typischerweise nicht als Zweitwagen angeschafft.

Es gibt natürlich alles im Leben, aber dass jemand sich einen großen Langstrecken-BEV anschafft und dann mit der Familie im Verbrenner-Golf in den Urlaub fährt, ist sicher nicht der große Trend.

Daher finde ich die Zulassungsstatistik schon einigermaßen aussagekräftig.

Genau das dachte ich bis zum Frühjahr auch und habe mit massiven Ladestaus in der Urlaubszeit gerechnet. Und dann stellt sich heraus: Unser Tesla-Fahrer von nebenan fährt dann doch lieber mit dem Diesel-Opel in den Urlaub, der Bekannte mit dem Taycan nimmt „natürlich“ sein PHEV für den Italienurlaub und der Audi Q4 Etron in unserer Nachbarschaft ist nur als Kindertaxi, aber nicht als Langstreckenwagen im Einsatz. Das ist leider die bittere Realität, zumindest bei mir im Umfeld Frankfurt/Main (und damit keine so untypische deutsche Großstadt glaube ich).
Übrigens tummeln sich die gerade erwähnten Fahrer auch nicht hier im Forum - und das scheint mir auch ein Teil der Lösung des Rätsels zu sein. Hier im Forum nutzen sicher einige ihr BEV als Allein- oder Langstreckenfahrzeug. Die eher finanzkräftige Avantgarde, die sich derzeit theoretisch langstreckentaugliche BEVs kauft, tut das nach meiner Beobachtung aber eher, um in ihrem Milieu positiv dazustehen oder um mal was Neues auszuprobieren. Mein Taycan-Bekannter würde Aussage gemäß nicht mal im Traum auf die Idee kommen, sich den Ladestress unterwegs und am Zielort anzutun.

Das sind natürlich subjektive Eindrücke. Interessant wäre mal eine repräsentative Umfrage dazu.

[A.Q.]

Danke, aber hier in meinem Umfeld, durchaus mit dem Frankfurter Milieu vergleichbar, ist es umgekehrt. Ich kenne fast nur Menschen, die ihr E-Auto als einziges oder Erstauto haben und damit dann auch alle oder fast alle Langstrecken zurücklegen. Einzige Ausnahme ist ein Paar, das sich jetzt einen elektrischen Mini zusätzlich zum vorhandenen Diesel-Kombi bestellt hat. Das ist aber dann auch wieder ein typisches Nahverkehrsauto. Wie sie ihn nutzen werden, wird sich zeigen.

Ja, eine Umfrage wäre interessant. Persönliche Beobachtungen sind halt selten hinreichend repräsentativ.

Also ich kann natürlich auch nur persönliche Beobachten beitragen, aber nach einer Woche Alpen in Österreich, mit mehr als genug Touristen und Fahrzeugen, war dort die BEV-Quote wesentlich geringer, als im normalen Berufsverkehrsalltag. Und wenn man eines gesehen hat, dann war es nicht selten ein Einheimischer. Natürlich sieht man schon hier und da mal einen, aber eben doch sehr viel seltener als sonst.