Elektromobilität und Sprache

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Elektromobilität und Sprache

Xochipilli
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Ist euch auch schon aufgefallen, wie sehr wir, die Fahrer von Elektroautos, noch die Bezeichnungen der Verbrennermotoren benutzen?
Ein paar Beispiele:
An den HPC Säulen ... mußt du die Zündung an haben damit der Ladevorgang korrekt startet.
Hä? Wie bitte? Habe ich eine Zündung?
Wenn ich losfahren will, muss ich den Ganghebel betätigen. Habe ich Gänge? Aber beim Fahren muss ich Gas geben! Ich dachte, wir fahren abgasfrei!
Wir brauchen eine "grüne Plakette", die angibt, dass wir geringen Schadstoffausstoss am Auspuff haben.
Und statt zu laden, sage ich öfter, dass ich tanken muss.
Wie geht es euch damit?
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Re: Elektromobilität und Sprache

Kellergeist2
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Anfangs hatte ich aus Gewohnheit noch die alten Begriffe verwendet, mittlerweile nutze ich sie nur noch dann, wenn ich mich mit Leuten unterhalte, die noch keine Ahnung von E-Autos haben.

Gaspedal = Beschleunigungspedal bzw. Spaßpedal
Zündung = Einschalten
Tanken = (Auf)laden
Bremsen = Rekuperieren
Standheizung = Vorklimatisierung (da ja auch gekühlt werden kann)

Der Gangwahlhebel existiert auch beim Elektroauto, da du ja zwischen P, N, D und R wechseln kannst.
Nur wird da nicht in einem Getriebe herumgerührt.

Grüne Plakette wegen "geringerem Schadstoffausstoß" stimmt doch. Ein E-Auto hat einen um 100% geringeren Schadstoffausstoß. :-D
Gruß, Kellergeist2
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Re: Elektromobilität und Sprache

Helfried
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Xochipilli hat geschrieben: Und statt zu laden, sage ich öfter, dass ich tanken muss.
Wie geht es euch damit?
"Tanken" ist ja lediglich der Überbegriff, Batterien aufzuladen eine Sonderform davon (Unterbegriff).
Man kann auch als Mensch Sonne tanken auf einer Parkbank..

Re: Elektromobilität und Sprache

Odanez
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Tanken kommt aber davon einen Tank zu befüllen. Und ein Tank ist ein Behälter für Flüssigkeiten, eventuell auch für Gase. Das mit der Sonne Tanken wurde eher von dem Begriff Benzin Tanken abgeleitet. Von daher ist es eigentlich nicht richtig von "Tanken" zu sprechen.

Selbst Gas geben ist im Verbrenner falsch, denn Benzin ist ja flüssig. Das Gas geben kommt vielleicht vom Begriff Gasoline, was in Amerika der gängigere Begriff für Benzin ist. In England sagt man dagegen Petrol. In Amerika sagt man ja auch abgekürzt Gas zu Gasoline.
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Re: Elektromobilität und Sprache

electic going
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Kellergeist2 hat geschrieben: Zündung = Einschalten
Bremsen = Rekuperieren
Was so nicht stimmt: Bremsen tust du ja trotzdem, auch Fahrräder bremsen. Hat also nichts mit Verbrennung zu tun. Wenn du dich gegen "Bremsen" wehrst, weil es mit Reibung verbunden ist, heißt der richtige Begriff "verzögern". Der ist allgemeiner.

Und Einschalten ist ebenfalls so nicht richtig. Es gibt unterschiedliche Modi, manche Fahrzeuge haben aber nicht alle. Da gibt es die "Fahrbereitschaft" oder "Fahrbereitschaft herstellen". Entspricht dem "Motor starten" und ist bei E-Autos durch Knopf mit Fußbremse oder teilweise einfach durch "D" Einlegen erreicht. Manche Fahrzeuge muss man nicht explizit einschalten, aber die Fahrbereitschaft herstellen. Was auch wichtig ist, dass das unterschieden wird.

Dann gibt es die Stufen 1-N. Auch nicht bei allen. In denen ist nur der 12V Netz aktiv. "Radio Modus", weil da oft nur das Radio geht. Es gibt da noch weitere Stufen, die dann noch mehr einschalten. Die sind aber Fahrzeug- oder Herstellerspezifisch. Teilweise eben auch ganz entfallen, da reicht es die Türen zu entriegeln und es ist bereits in einer Stufe.

Re: Elektromobilität und Sprache

Odanez
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man könnte es auch vereinfachen anstatt Wörter zu benutzen, die 4 oder mehr Silben haben. Einfach solche Wörter, die Antriebsunabhängig sind:

schneller, bremsen, fahrpedal, bremspedal, starten, vorwärts und rückwärts (auf Wahl des Ganghebels bezogen) - Man könnte auch D, N und R benutzen. Auf D schalten.
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Re: Elektromobilität und Sprache

USER_AVATAR
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Ich finde das albern. "Gasgeben" hat zwar eine Herkunft vom Verbrenner, aber das wars dann auch, das sagt man auch zum Jogger oder bezogen auf die Arbeit. So entsteht nun mal Sprache, da gibt es viele Beispiele.
Allerdings schon laden statt tanken, weil es keine vergleichbaren Tätigkeiten sind. Auch wird das Verb anders benutzt, beim Tanken ist der Mensch der ausführende, beim Laden ist es hingegen das Auto.
electic going hat geschrieben: Was so nicht stimmt: Bremsen tust du ja trotzdem, auch Fahrräder bremsen. Hat also nichts mit Verbrennung zu tun.
Hier war ja die Energierückgewinnung eher gemeint. Und Bremsen ist trotzdem richtig, denn Rekuperieren ist regeneratives Bremsen

Die Zündung trifft beim Verbrenner so auch nicht mehr zu, wo der Motor selbständig startet und auch zwischendurch ausgeht, obwohl "die Zündung" eingeschaltet ist. Trotzdem wird das weiter so verwendet. Auch beim Diesel, wo das noch nie gestimmt hat, weil der keine Zündung hat.
Odanez hat geschrieben: Selbst Gas geben ist im Verbrenner falsch, denn Benzin ist ja flüssig.
Ja, im Tank sollte das so sein. Bei der Zündung im Motor dann aber nicht mehr. Auch bezieht sich das nicht auf Benzin, sondern das, was der Vergaser daraus machte - ein zündfähiges Gas aus Umgebungsluft und Benzin.

Kellergeist2 hat geschrieben: Standheizung = Vorklimatisierung (da ja auch gekühlt werden kann)
Standheizung ist trotzdem korrekt. Darüber hinaus kann das E-Auto auch vorkühlen.

Für mich wie gesagt selbe Liga wie das krampfhafte Ringen um eine 100% politisch korrekte Sprache, liebe ElektroautofahrerInnen. Und selbst das wahr jetzt wahrscheinlich sogar auch schon wieder diskriminierend für "Diverse".
Gerade keine Lust auf GE.
Geht Radfahren, ist schöner.

Re: Elektromobilität und Sprache

Elektroautomieter
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Ist ein spannendes Thema, was sicherlich ganze Masterarbeiten füllen könnte.
Sprache ist ja immer weit mehr, als nur Informationstransfer. Sprache dient auch zur Abgrenzung und Hierarchisierung.
Manche Begriffe bleiben ja bestehen, obwohl sie keinen Sinn mehr ergeben. So wird legt man ein Telefongespräch auf, wenn man es beendet, aber welches Handy hat schon eine Telfongabel?
Ähnlich ist es beim Auto. Warum also nicht weiter Gaspedal sagen? Lächerlich wird es dann, wenn statt Bremsen Rekuperieren gesagt wird, da diese Begriffe nicht deckungsgleich sind. Welches E-Auto hat denn keine Bremsen?
@Odanez zeigt ja auf, woher zum Beispiel die Redewendung Sonne tanken kommt.

Das Problem dabei ist immer, dass man sich so abgrenzt von denen, die kein E-Auto fahren. Das zeigt sich ja auch hier gerne, dass Verbrenner als "Verpester" oder mit ähnlichem netten Begriffen versehen werden. Ich wäre damit immer etwas vorsichtig, da es im Einzelfall nicht stimmt, Umweltbilanz Twingo vs. E-Tron. Dazu kommt noch, dass das E-Auto ein Fahrzeug für höhere soziale Schichten ist und untere Schichten (noch) ausgeschlossen sind. Vlt. würden die ja auch gerne ihren "Verpester" eintauschen, aber können sich das nicht leisten.
So schwingt bei solchen Worten immer moralische Überlegenheit mit, die man sich leisten können muss.
Ich lasse die Umfrage auch nach meiner Abschlussarbeit weiter offen. Wenn wer die Daten haben möchte: PN an mich.
Nutzerverhalten an Ladestationen
https://www.umfrageonline.com/s/015ab48

Re: Elektromobilität und Sprache

Helfried
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Elektroautomieter hat geschrieben: Dazu kommt noch, dass das E-Auto ein Fahrzeug für höhere soziale Schichten ist und untere Schichten (noch) ausgeschlossen sind.
Naja, die meisten von uns sind nicht höher, sondern bloß älter und haben dadurch mehr Ersparnisse.
Lieber jung die Umwelt verpesten, als alt mit dem Tesla cruisen... :)
In 40 Jahren kann sich wohl jeder ein E-Auto leisten (der dann so alt ist wie wir jetzt).

Re: Elektromobilität und Sprache

Xochipilli
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Ich möchte mit meinen Gedanken keinen moralische Überlegenheit veredutlichen! Ich stimme @Elektroautomieter aber sehr weitgehend zu in dem was er über Sprache sagt. Ich denke schon auch, dass sich das Bewusstsein elektromobil zu sein auch in der Sprache ausdrücken könnte.

Ich weiss nicht, was die Statistik sagt über das Kaufalter von E-Mobilisten. Unbestreitbare Tatsache ist aber, dass ich, als ich vor etwa 50 Jahren jung war, noch kein E-KFZ kaufen konnte, weil es einfach keine gab.
Und - leider !!! - kann sich auch heute noch keineswegs jeder über 40 - 60 Jahren ein E-Auto leisten. Da haben wir vermutlich zu wenig Einblick in die armen Schichten der Gesellschaft.
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