Sinn des Geräuschsimulators

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Sinn des Geräuschsimulators

Robby
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Liebe Forenfreunde, ich lese hier schon eine Weile mit und dies ist mein erster Beitrag.

Es liegt in meiner Natur, vor allem dann eine Meinung zu äußern, wenn ich ein Thema für wichtig halte, dass offenbar kontrovers ist. Da ich nicht erst seit gestern online bin ist mir bewusst, dass hierzu negatives, vielleicht im Einzelfall auch ignorantes oder persönlich werdendes Feedback kommen könnte. Ich nehme das trotzdem in Kauf, weil es hier um Menschenleben geht.

Laut diverser Beiträge, die ich hier gefunden habe, gibt es bei Teilen der Fahrer die Meinung, der Geräuschsimulator, der gesetzlich bereits vor langer Zeit beschlossen wurde, sei unnötig und nervig.

Ich persönlich finde ein lautloses Elektroauto auch sehr schön! Und ich finde nicht jeden künstlichen Sound gelungen. Aber wenn wir zwischen "stört mich etwas" und "ich fahre ein unachtsames Kind tot" wählen müssen, sollte die Wahl dann nicht eindeutig sein?

Ich empfinde die Argumentation Contra Geräuschsimulator ziemlich 1:1 wie typische Argumentationen gegen Kindersitze, Tempo 30 etc. "Die sollen halt aufpassen, ich fahre vorsichtig, im Notfall hupe ich/weiche aus". Ehrlich gesagt hatte ich mir in unserer Community anderes erhofft. Nämlich mehr Reflektion und Gemeinschaftsdenken im Vergleich zu Leuten die sich bei Amazon "Fridays for Hubraum"-Aufkleber in Frakturschrift bestellen.

Bitte nehmt euch die Zeit, dass noch einmal zu durchdenken. Wie gesagt, es geht hier um Leben. Das ist nicht dramatisiert, das ist Fakt.

Hier könnt ihr mal euren Anhalteweg bei einem Kind ausprobieren, dass hinter einem geparkten Auto hervorkommt. kfz-mag.de/anhalteweg-rechner-166120
Ein Beispiel: Selbst bei Tempo 30, trockener Fahrbahn und einer kurzen Reaktionszeit entspricht der Aufprall auf das 5m entfernte, unachtsame Kind einem ungebremsten Fall aus 3,5m Höhe (mit dem Kopf).
Ohne Geräuschsimulator ist die Wahrscheinlichkeit naheliegenderweise deutlich höher, dass das Kind ein nicht sichtbares, sich annäherndes Auto auch nicht hört und somit unbedarft direkt vor euren Kotflügel läuft.

Wenn nur ein paar von euch nun noch einmal neu darüber nachdenken, würde es mich freuen. Die anderen können mich wenn nötig jetzt gern mit Kritik überfluten. Vielleicht habe ich ja auch etwas nicht bedacht.
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Re: Sinn des Geräuschsimulators

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Leider hast du den Sinn des Geräusches nicht erkannt. Es geht (leider) nicht um die Kinder, dazu ist es zu leise. Auch fehlt der "Huch ein Auto" Effekt wie ich schon oft erkennen musst. Damit es funktioniert, wie bei einem 1990er Diesel muss ein EV auch genauso laut sein.

Das Geräusch dient einzig und alleine den Blinden die dadurch eine Möglichkeit bekommen, das Fahrzeug zu erkennen wenn man sich darauf konzentriert. Also statt schauen was da kommt eben genau hin hören und "Sinn-erfassend hören". Das können Kinder leider nicht (immer). Blinde sind viel mehr darauf trainiert sich aus Geräuschen das Wichtige heraus zu fieseln und so zu überleben.

Wir haben verschiedene Geräusche ausprobiert, aber wenn man einen Smombie aus seiner Welt auf zu wecken versucht funktioniert nur entweder eine Hupe, Motorengeräusch oder und das war sehr interessant Hufschläge von Pferden auf Asphalt. Diese gehen vom Ohr quer durchs Kleinhirn in das Bewusstsein hinein, als Art Reflex. Alles andere bleibt am Geräuschfilters der Klein/Großhirn Grenze hängen.

Daher ist es sehr wichtig, weiterhin gut auf unsere Smombies und Kinder auf zu passen und brems-bereit fahren. Das durch das Gesetz vorgeschlagene Geräusch (bei der ZOE übrigs lauter als gefordert, aber 2012 war das Gesetz noch nicht fertig) werden wir unsere Kinder (Leider) nicht retten.

Aber das Problem ist nicht neu, auch andere Verkehrsteilnehmer haben damit zu kämpfen:
Bild

Aber auch Straßenbahnen fahren elektrisch. Beide, also Straßenbahnen als auch Fahrradfahrer haben deswegen eine Klingel um in der Stadt bei Hupverbot trotzdem auf sich aufmerksam zu machen: eine Klingel. Daher wäre meine Frage, warum hat das EV keine Klingel um statt der Hupe unsere Kinder zu warnen?
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Re: Sinn des Geräuschsimulators

Helfried
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Der Gipfel ist ja Mazda: Die haben den Blindenton (hilft auch gegen Blondensmombies) nach innen verlegt, in akustischer Form eines kaputten Auspuffes.
"Unsere Kunden sollen keine Schocks bekommen, wenn sie zum ersten Mal ein Elektroauto fahren".
Der Gesichtsausdruck von Nextmove bei der Testfahrt im Mazda MX 30 im neuen Video spricht Bände.

Ich halte nichts von lärmenden Autos. Derzeit tendieren die E-Autos nämlich dazu, lauter als manche Benzin-Autos zu werden. Tuner werden sie noch lauter machen oder besonders nervige Töne (Musik, Deutschrapsounds etc.) einspielen.

Re: Sinn des Geräuschsimulators

Robby
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Vielen Dank für deine sachliche Antwort!

Ich möchte auf einige Punkte eingehen. Zunächst einmal ist es meines Wissens so, dass es dem Gesetzgeber um den generellen Schutz von Fußgängern geht, nicht nur um Blinde. Dass die Blindenverbände hier besonders stark beteiligt waren ändert daran nichts.
Siehe hierzu bspw. auch: https://www.auto-motor-und-sport.de/tec ... ktroautos/

Dein Punkt ist aber wohl auch eher, dass der jetzige Sound nicht ausreichen würde, um Kinder zu warnen? Auch wenn du ein Konstrukteur bist, da bin ich anderer Meinung. Plausibilitätsargument: Jedweder Sound ist erstmal ein Hinweis, das dort was kommt, also wesentlich besser, als lautlos!
In dem o.g. Artikel wird ja zudem klar beschrieben, dass dieser Sound bzgl. Lautstärke / Erkennbarkeit laut Gesetz gerade sehr genau geregelt ist.

Das Problem ist also wenn, dann das der Hersteller. Als Konstrukteur würde ich mir auch vorstellen, dass man weiter nach Verbesserungen sucht?

Dein Hinweis auf Fahrräder sowie Hupen passt bzgl. des in meinem ersten Beitrag genannten Beispiels eines Zusammenpralls von PKW mit einem zuvor nicht sichtbaren Kind mit der Stärke eines Falls aus 3,5 m leider nicht so.

Ganz andere Frage: Finde ich hier im Forum irgendwo etwas zu deinem Batterietausch vor einem Jahr? Danke!

Re: Sinn des Geräuschsimulators

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Auto Motor Sport ist jetzt keine zuverlässige Quelle, der EU Rat hat folgendes geschrieben:
(19) Die Vorteile für die Umwelt durch Hybridelektro- und reinen Elektrofahrzeugen haben zu einer wesentlichen Senkung des Geräuschpegels solcher Fahrzeuge geführt. Durch diese Senkung ist eine bedeutende akustische Signalquelle weggefallen, durch die andere Verkehrsteilnehmer, u. a. blinde und sehbehinderte Fußgänger sowie Radfahrer, davor gewarnt wurden, dass sich ein Straßenfahrzeug nähert, sich in der Nähe befindet oder sich entfernt.
Warum hier Fahrradfahrer beschrieben sind ist mir unklar, es soll aber hier um das Annähern von hinten gehen, also den Blinden Fleck der Fahrradfahrer ausfüllen. Ob die aber darauf trainiert sind bleibt zu bezweifeln...

Das ganze soll auch nur bis 20km/h funktionieren, dann ist das Rollgeräusch des Reifen höher als das AVAS. Wie soll das unsere Kinder shcützen, wenn ein Fahrzeug ab 20km/h, also sehr langsam, keinerlei Geräusche mehr bietet?

Kurzum: es ersetzt in keinem Fall das Hinschauen, es gibt nur den Personen die nicht sehen können, also Sehbehinderte oder Fahrradfahrer hinten ohne Augen, die Möglichkeit es wahr zu nehmen wenn man sich darauf konzentriert. Lauter soll es laut EU Rat nicht sein.
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Re: Sinn des Geräuschsimulators

electic going
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Ich bin froh um den Ton, jedesmal auf einen Parkplatz beim Supermarkt: entweder laufen dir sonst die Leute bis zum Eingang vor dem Wagen her weil sie dich nicht bemerken oder beim Ausparken rammst du deren Türen in dein Fahrzeug. Völlig lautlose Bewebung und zudem mit der Kraft eines PKW gab es in der Menschheitsgeschichte eben nie. Das wirst du mit ein paar Hinweisen auch nicht in wenigen Jahren ändern.

Re: Sinn des Geräuschsimulators

Kabelbaum
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Robby hat geschrieben: ... Vielleicht habe ich ja auch etwas nicht bedacht.
...würde ich so sehen.
Denn, es ist KEIN typisches "Problem" der E-Autos, sondern (wenn überhaupt) von allen leisen Autos! ...also auch von modernen, neuen Verbrennern, wie in folgendem Test dokumentiert.

Ab ca. 4:35 min
https://www.youtube.com/watch?v=y4bRXAKdWEE
"Ladestressfrei elektrisch fahren" | mit KIA Sportage PHEV, verkauft BMW i3s | 120Ah | go-eCharger(22kW)-Wallbox

Re: Sinn des Geräuschsimulators

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Ich habe VESS meistens an, schalte es aber bei uns im Wohngebiet in der Nacht ab. Da sieht man dann sowieso die Scheinwerfer eher. Blinde gibt es hier soweit ich weiß keine.
Ioniq 28 kWh Premium mit Sitzpaket, Intense Blue, Michelin CrossClimate+, Produktionsdatum 16.4.2019 - Abholung in Landsberg am 14.9.2019 (Sangl #588)

Re: Sinn des Geräuschsimulators

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1.) Ich finde E-Autos garnicht so leise
2.) assoziiert man diese Warngeräusche überhaupt als nahendes Auto?
Hybride aller Art sind die Zukunft, reine Batterie-Autos für die Masse sind für mich eine ökonomische und ökologische Sackgasse.

Re: Sinn des Geräuschsimulators

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Bei meinem 38er Ioniq ist das "Fußgängerwarngeräusch" so leise, dass es gar nicht auffällt. Der Einkaufswagen den jemand vor sich her schiebt ist viel lauter, und selbst eine normale Unterhaltung übertönt das Summen. Bei meinem Ioniq hat das Geräusch absolut keine Wirkung. Lediglich das "bim bim bim" beim rückwärts Fahren weckt die Aufmerksamkeit der Passanten.
Ich würde, wie ich schon an anderer Stelle betonte, eine 2-stufige Hupe bevorzugen. Bis 30 km/h sollte es eine Klingelzeichen sein, und darüber dann automatisch auf die übliche Hupe umschalten. Dann könnte der Fahrer selbst entscheiden wann er Fußgänger warnen muss, und müsste sie nicht mit einer Hupe erschrecken weil sie das seltsame Geräusch nicht wahrnehmen.
Umweltrelevantes: ab 2007 5,76 kWp PV, ab 2008 Naturstromkunde, ab 2009 20m² Thermie, ab 3. Dez. 19 Ioniq FL Style in blau
Eine Frau, 2 Kinder, 3 Enkel, eine Katze :old:
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