Wieder mal die Niederlande

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Wieder mal die Niederlande

eMarkus
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Da Niederlande- Themen in der Vergangenheit auf großes Interesse gestoßen sind, habe ich gedacht ich verfasse auch mal einen Beitrag.

Bin mit dem Tesla diese Woche 800km hin und wieder 800km zurück. Beides Mal in 11,5 Stunden, keine Ahnung ob das jetzt schnell oder langsam war. Vom Verkehr her sind mir in D immer noch die internationalen Hobby- und Berufsfernfahrer am liebsten, am schlimmsten finde ich den Lokalverkehr auf der Autobahn von Ort A nach B mit Fahrern in Wildwestmanier.

Laden in NL selbst super einfach, irgendwo abstellen, Ladechip von The New Motion und dann gehen zwischen 14A bis 20A Drehstrom. Auch lustig dass ich nur ein paar Straßen weiter wie der Shell- Sitz in Den Haag war, denen jetzt TNM gehört. Bin auf keinen defekten Ladepunkt gestossen - Wartung scheint richtig gut zu funktionieren.
Eine Besonderheit: Der Ladepunkt gibt das Kabel nur frei wenn man die selbe Karte / Chip noch einmal hinhält. Vielleicht ist das eine Massnahme gegen Leute mit Blödsinn im Kopf, die einfach das Kabel ausstecken könnten.

Laut meinem NL- Kumpel kann jeder E-Auto Käufer das der Stadtverwaltung mitteilen, die dann auf ihre Kosten eine einfache öffentliche Ladesäule vor dem Haus aufstellt. Daneben habe ich auch improvisierte bzw temporäre Lösungen gesehen, wo Leute einfach ihr Verlängerungskabel vom Parkplatz ins Reihenhaus gezogen haben.

Generell habe ich das subjektive Gefühl dass in NL das Klimathema praktischer angegangen wird wie bei uns. Während wir mit steuerbegünstigten Diesel sehr zufrieden fahren wird dort mit Ladepunkten vor der Haustüre, Tempolimits, Steuervergünstigungen etc vorwärts gemacht.

Tesla- spezifisch: NL hat für die Anzahl Autos meiner Meinung nach wenig Tesla- Charger, dafür haben die viele Plätze. Z. B. war ich in Eindhoven mit 24 Plätzen oder am Flughafen Amsterdam mit 32 Plätzen. Ich denke das liegt auch daran, dass die öffentliche Ladeinfrastruktur so gut ausgebaut ist. Die Charger sind dennoch richtig gut besucht. Oder vielleicht gerade weil es relativ zu den Autos die rumfahren nicht so viel gibt deswegen richtig gut besucht. Z.B. am Flughafen waren immer wann ich hinkam 15-20 Plätze belegt.

Vielleicht könnt ihr euch noch an die Diskussion in NL erinnern, die so ähnlich wie das Thema in Österreich lief, bei dem eAutos auf Autobahnen deutlich schneller wie normale Autos unterwegs sein durften. Das wurde in NL wieder verworfen, nach Kenntnis von meinem niederländischen Kumpel weil das vom Verkehrsfluss her ungünstig gewesen wäre (vom Prinzip die ständig drängelnden eAutos). Übrigens profitieren ausländische Fahrzeuge skurilerweise in Österreich nicht von den 130km/h, aus welchen Gründen auch immer. Bin gespannt was da die EU dazu meint (Diskrimierung von Ausländern). Vielleicht war das einfach eine Antwort auf die skurrile PKW Maut in D, die nicht mal Mehreinnahmen zugute der Infrastruktur bedeutet hätte ! Man muss sich folgende Situation vorstellen - fährt in Österreich ein ausländisches e- Modell mit 100km/h vor einem identischen einheimischen, das eigentlich 130km/h fahren darf, aber nicht kann, wegen dem falschen Nummernschild vom vorausfahrenden Fahrzeug.

Jetzt kommt ja im März in NL das Tages- Tempolimit von 100km/h für alle Fahrzeuge aus Emissionsschutzgründen. Dass Fahrzeuge allerdings nachts weniger Emissionen haben war mir bisher nicht bekannt. Ich denke eher das Gegenteil ist der Fall, je kälter desto mehr Abschalteinrichtungen etc.
Mich persönlich stört aber viel mehr als das Limit dass Fahrer immer ein paar km/h weniger oder mehr fahren. Bei einem Tempolimit von z.B. 100km/h die einen 90-95km/h fahren, die ich dann mit einem ultralangsamen Überholprozess überholen muss, dann sofort wieder die Drängler von hinten mit 120km/h kommen.
Die Frage ist ob das Tempolimit so einen grossen Zeit- Unterschied darstellt. Schon bisher gibt es nur vereinzelte Strecken auf denen 130km/h erlaubt sind. Meine subjektive Einschätzung ist, dass die Änderung auf der Strecke von der Deutschen Grenze bis zur Küste (Den Haag / Rotterdam) maximal 10-15 Minuten Mehrzeit ausmacht.

Vielleicht habt ihr schon festgestellt dass in vielen Städten, nicht nur in NL, sich Ladesäulen in längsseitigen Parkbuchten befinden. Der Vorteil ist, dass man die schnell sieht. Der Nachteil ist dass man dann bei vielen Autos, wie bei meinem das Kabel quer übers (oder unters) Auto ziehen muss und noch zusätzlich der Ladestecker in den Verkehr rein ragt. Dazu geht das nur wenn das nächste Auto vorne, vorne genug geparkt hat. Auch irgendwo gefährlich mit der Schlaufe wenn sich da Dinge aus dem laufenden Verkehr daran verfangen könnten, oder wie sehr ihr das ?

Amsterdam spezifisch:
Bin mit dem Auto nicht in die Innenstadt gefahren, weil ich da die Geduld nicht habe. Habe P+R genutzt, in meinem Fall Parkplatz/Bahnhof Amsterdam Sloterdijk, was gut funktioniert hat.
P+R sieht zunächst kompliziert aus, aber wenn man weiss wie es funktioniert, kann man einfach für 7,50 Euro rein und raus inklusive parken für ein Tag, was unschlagbar ist.
Hier ein paar wichtige Eckpunkte:
-Es gibt eine Seite (https://www.amsterdam.nl/en/parking/park-and-ride/ ) wo die Funktionsweise und die momentan freien Plätze pro P+R Parkplatz gelistet sind
-Verwirrend ist dass es auf dem Parkplatz sowohl einen P+R Bereich gibt, als auch normale Plätze
-Ticket lösen, Anweisungen auf dem Terminal folgen
-Züge sind ausgeschlossen, also nur Hin und Rückfahrt mit Metro, Strassenbahn und Bus. Das ist etwas Schade, weil Metro in die Stadt etwa 30 Minuten dauert, Zug würde nur 10 Minuten benötigen.
-Auch etwas Schade ist, dass der Sloterdijk P+R Parkplatz nur zwei Ladeplätze hat. Eigentlich NL- untypisch. Ist mir nicht klar, warum.

Dachträger mit Rad:
Ich habe das Rad mit, weil ich eine Eule nach Athen tragen wollte :-) . Nein im Ernst: ich bin in NL in den Dünenwegen am Meer rumgefahren.
Generell bereue ich es nicht, mit Rad auf dem Dach gefahren zu sein. Das bringt Riesen Vorteile. Insbesondere weil ich nach 2-3 Stunden Fahrt normalerweise müde bin, dann eine Runde mit dem Rad fahren kann und komplett erfrischt wieder weiterfahre. Währenddessen lasse ich das Auto laden, was dann Fahren ohne erzwungene Ladepausen ermöglicht. Allerdings ist es eine miserable Energiebilanz, bin weite Autobahn-Strecken mit durchschnittlich 300 Wattstunden pro km gefahren ! Das ist schlimmer wie meine Dachbox, trotz des deutlich kleineren Querschnitts. Gerade auf der Langstrecke ist das schmerzhaft. Der Mehrverbrauch macht sich überproportional in der Ladedauer bemerkbar, aufgrund der Ladekurve die nach hinten raus langsamer wird.

Der andere Punkt ist dass man sich wirklich ständig erinnern muss nicht aus Versehen in eine Tiefgarage reinzufahren. Das ist mir letztes Jahr mal passiert und das Ergebnis war nicht so toll.

Letztendlich hat man schon Dreck auf dem Dach. Von der Fahrt und vom Rad selbst. Bin mit dem Hochdruckreiniger gegen den Dünensand und Schmutz von Salz und Autobahn vorgegangen, aber zum einen sind die Waschboxen nicht für hohe Aufbauten gedacht (den Dreck hat’s zu den Nachbarn und überall rum gespritzt) zum anderen bringt man das Zeug kaum sauber.

Amsterdam+eAuto+P&R+Fahrrad
Das war mein ursprünglicher Plan. Habe das aber trotzdem aus verschiedenen Gründen wieder sein lassen:
-Man kann nicht da am P+R Parkplatz parken und mit dem Fahrrad in die Stadt, das ist bei P+R nicht gestattet.
-Sowohl in Zug als auch Metro ist das Fahrrad gegen Bezahlung ausserhalb der Hauptverkehrszeiten erlaubt. Allerdings muss man da ein separates Ticket woanders lösen, das es nicht am P+R Automaten gibt.
-Ich hätte gehofft einmal rein, 10 Minuten Fahrt und nächste Station am Hauptbahnhof wieder raus. Das geht leider nicht, weil man den Zug nicht benutzen darf. Bei der Metro hat man lange Wege und muss sogar noch umsteigen.
-Amsterdam hat ein gutes Radwegenetz, aber man darf nicht einfach das Fahrrad abstellen wo man will, dann geht das wieder los mit freiem Parkplatz suchen, dann abschliessen, von da aus zu Fuss gehen etc.

Parken in den Niederlanden
In Niederlande habe ich keine Parktickets und Politessen mehr gesehen - das wird alles durch rumfahrende Wagen mit Kameras auf dem Dach geregelt und an den Automaten gibt man das Kennzeichen ein. An sich nicht schlecht, auf der anderen Seite weiss man nie so recht wenn man kurz anhält und was kauft und weiterfährt ob das jetzt schon ein Strafzettel gibt oder nicht. Modern ist das schon, fühlt sich aber für mich ein bisschen wie ein Polizeistaat an.

Bildanhang: Schnurrende und brummende Fahrräder sind auf dem Fahrradweg nicht erlaubt:
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