Wer trägt unsere Erfahrungen der letzten 6 Jahre zur Automobilindustrie und Politik?

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Re: Wer trägt unsere Erfahrungen der letzten 6 Jahre zur Automobilindustrie und Politik?

dst11
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"Die Automobilindustrie" liest mit und lernt von Auto zu Auto dazu...
i3 60Ah (BEV) EZ 02/14 von 02/17 bis 04/20. E300e von 06/20 bis 04/21. Skoda Enyaq iV 60 von 05/21 bis 12/21. E300e seit 12/21. EQB 300 4matic seit 04/22
Tags: Heimladen Ladegescheindigkeit
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Re: Wer trägt unsere Erfahrungen der letzten 6 Jahre zur Automobilindustrie und Politik?

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Man muss aufpassen die eigene Konditionierung auf gegebene Zwangskompromisse nicht mit Erfahrung gleichzusetzen.
Überdimensionierte Onboard-Lader werden nicht die Spitze der elektromobilen Evolution sein, im Gegenteil.
SmartED - einfach, wie für mich gemacht

Re: Wer trägt unsere Erfahrungen der letzten 6 Jahre zur Automobilindustrie und Politik?

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  • Michael_Ohl
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Selbst hier gibt es weder einen Konsens über Batteriegrößen, Autogrößen noch über Lademöglichkeiten oder Anhängelasten. Selbst über Höhe, Breite , Länge oder Laderaumgrößen bekommt man hier 7 Meinungen von 4 Leuten. Notwendige Assistenz Systeme, selbst der Montageort der Ladebuchse wird hier so lange diskutiert, das das ganze nur zum Thema viele Köche verderben den Brei passt. Wir könnten also erst mal 5 Jahre diskutieren, was wir wollen und dann noch mal 5 Jahre wie und von wem wir es sagen. Selbst wenn jemand einen kleinen Teil gut findet, kommt sicher ein Kontroller mit dem Rotstift daher und streicht die Wünsche aus dem Pflichtenheft. Dazu kommen noch eine Reihe selbstverliebter beratungsresistenter Entwickler, die so wie viele andere Halbgötter auch glauben alles besser zu wissen und zu können. Danach sehen Autos so aus wie heute fast jeder von uns empfindet 95% der Fahrzeuge als lieferbaren Kernschrott und sucht sich aus den restlichen 5% das für ihn gerade noch akzeptabele Fahrzeug aus.

mfG
Michael
Kangoo ZE maxi 130.000km, Kangoo ZE 102.000km, E-UP 27.500km, C180TD 48.000km , max G30d 1100km, Sunlight Caravan, Humbauer 1300kg, E-Expert 75kWh 43.000km, Prophete Pedelek 560km, Zündapp Pedelec 80km, F20D 60km

Re: Wer trägt unsere Erfahrungen der letzten 6 Jahre zur Automobilindustrie und Politik?

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Chippolin hat geschrieben: Nachdem nun auch die deutsche Automobilindustrie gemerkt hat, dass sie an Elektroautos nicht mehr vorbei kommt und Anfang nächsten Jahres eine Reihe von neuen Modellen auf den Markt drängen, frage ich mich, ob die ganzen Erfahrungen, die hier im Forum gesammelt wurden, je von der Automobilindustrie zur Kenntnis genommen wurden?

Wer überbringt der Automobilindustrie und der Politik unsere (bitter gemachten) Erfahrungen?
Erstmal gibt es "die Automobilindustrie" nicht, die irgendwo einen Postkasten hat bei dem man seine Wunschzettel hin adressieren kann. Allein Ford, Opel, BMW, Daimler und sogar die verschiedenen Marken im VW-Konzern haben sehr unterschiedliche Organisationsformen und Unternehmenskulturen. Dazu kommen die Zulieferer auf den verschiedenen Ebenen.
Als Kunde hat man ohnehin nur mit dem OEM Kontakt, der entwirft und plant die Fahrzeuge, organisiert die Lieferketten um dann die Fahrzeuge zu produzieren. Die Kernkompetenz jedes Automobilherstellers (der nicht Tesla ist) ist erstmal Logistik und Fertigungstechnik. Und damit gibt es nicht eine Meinung der Automobilindustrie, genauso wenig wie eine Meinung aller Autofahrer oder auch nur eine Meinung aller Goingelectric-Foristen.

Ich bin jetzt seit ... ~15 Jahren im Netz und in Foren unterwegs - anfangs noch als Schüler. Ich bin auf meinem Weg ins Berufsleben als Praktikant, Werkstudent und dann als Ingenieur zu Einsichten in Industriebereiche gekommen, über die man im Netz schnell und gerne urteilt. Was man gerne vergisst, ist dass da Menschen arbeiten, die aber auch nur mit Wasser kochen. Ein Muster, was zu jeder Produktentwicklung gehört ist den Rahmen abzustecken: Welches Produkt für welchen Kundenkreis in welcher Region zu welchem Preis. Daraus ergeben sich eine Reihe von "Key Features", die sehr früh festgelegt werden müssen, weil sie später nur noch sehr aufwändig zu ändern sind.
Ob ich jetzt ein Notebook, ein Auto, einen Rucksack, oder ein Sofa herstellen will: Im Normalfall kenne ich meine Kunden schon längst und weiß welche Bedürfnisse sie haben. Dazu kenne ich als Manager, Entwickler oder in Support-Funktionen meine eigenen Vorlieben, Erfahrungen etc.
Man unterstellt von Außen immer gerne, dass die Entwicklungen am Kunden vorbei gehen - wenn man sich das Feedback mal von der anderen Seite ansieht, merkt man, dass meistens ziemlich harte fachliche Gründe für diese oder jene Ausführung sprechen - und dass vermeintlich innovative Ideen längst untersucht wurden und aufgrund ihrer Nachteile nicht zum Kunden kamen. Und ich spreche jetzt noch nicht mal von der Automobilindustrie, sondern von der EE-Welt mit deutlich kürzeren Entwicklungszyklen.
In der Automobilindustrie hat man Entwicklungszyklen von ~4 Jahren und mehr. Ein Fahrzeugmodell kann einen Produktmanager von der Idee bis zum letzten Fahrzeug locker mal 12-14 Jahre beschäftigt halten.

Der Punkt ist - für neue Fahrzeuge gibt es einen gewaltigen Pool an Erfahrungswerten weil man die Kunden kennt, und wo man sie noch nicht kennt gibt es Auftragsstudien, Marktforschung, Probandenstudien mit Vorentwicklung ... was auch immer der Produktmanager sich so ausdenkt um sein "Baby" in Serie zu bringen. Während der Entwicklung sammeln die Entwickler Erfahrung mit dem Produkt in Spe. Bei der Entwicklungszeit so eines Fahrzeugs kann man davon ausgehen, dass sie Jahre ihres Lebens in Prototypen verbringen und die Teile in und auswendig kennen, noch bevor der erste Kunde seine "bitter gemachten Erfahrungen" los werden kann. Was der Kunde da am Ende zu sehen bekommt ist für den Hersteller i.d.R. gar keine Überraschung. Ausnahmen bestätigen aber die Regel: Mittlerweile weiß man längst, dass Elektroautos deutlich anders verwendet werden, als es die Studien im Vorfeld nahegelegt haben. Die Autos, die jetzt auf dem Markt sind, zeigen längst, dass dieses Erfahrungen ankommen.
Jedoch gibt es ganz klar ein "zu viel" bei Kunden-Feedback. Ich habe mehrere Entwicklungen von Software beobachtet, bei denen man die Kunden sehr eng eingebunden hat. Insbesondere bei einer PC-Spieleserie war das der Fall - da war der Kontakt zur Community extrem eng. Das Resultat war ein Spiel, das zu Release kaum spielbar war, weil es der vokale Teil der Spielerschaft nicht repräsentativ für die breite Masse war. Das gleiche ist das Problem mit Journalisten und anderen Influencern. Und in der Automobil-Welt kann man genau das gleiche gerade bei Sono Motors beobachten.

Um zum Beispiel zu kommen: Die Zoe gibt es ja mittlerweile eine ganze Weile. Es gibt auch eine ganze Reihe an Varianten, die nur Kenner auseinander halten können. Dass die Zoe in der 40kWh-Version nur 22kW laden kann ist eine bewusste Entscheidung von Renault, die sich genau der Nachteile von fehlendem CCS bewusst sein durften - in der ZE50 hat man CCS nachgerüstet. Die Hyundai/Kia-Brigarde hat 7,4kW-Lader für AC, weil weltweit dreiphasiges Laden für Heimanschlüsse kein großes Thema ist und auf Distanz ohnehin CCS geladen wird. Tesla hat auf 11kW AC reduziert - Auf Distanz wird ohnehin über HPC/SC geladen, beim Destinationsladen ist es dann auch egal ob man 4 oder 8 Stunden über Nacht lädt.
Ein Kumpel von mir, der beruflich viel elektrisch quer durch Europa gefahren ist hat 22kW-Ladesäulen als "letzten Notnagel" bezeichnet, um nach verschwenderischer Fahrweise dann doch noch zum HPC-Lader zu kommen oder als "für beim Hotel noch ganz okay". Man muss halt einfach beachten, dass Fahrzeuge mit 80 bis 100 kWh-Akkus am 22kW-Lader halt auch vier bis fünf Stunden stehen - und nicht bei jeder Gelegenheit laden müssen.
BMW i3s 120Ah (seit 1/2019) || Tesla Model 3 LR AWD (12/19-8/21) || AUDI e-Tron 55 (02/22-08/22)|| VW ID.3 12/22-02/23|| VW ID.4 (seit 02/2023)
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