ID.3 im Winter nach Frankreich

ID.3 im Winter nach Frankreich

dextroaktiv
read
Wir haben seit Sommer einen ID.3 mit mit Vollausstattung und der 58er Batterie und waren bisher eigentlich zufrieden. Jetzt stand kurz vor Weihnachten eine Fahrt zu den Schwiegereltern in der Bretagne an: mit welchem Auto wir absolvieren die 1650 km (einfache Fahrt)? Diesel oder ID.3? Temperaturen um die 0 Grad. Wir haben uns mutig für den ID.3 entschieden, wohl wissend, dass wir deutlich länger brauchen werden als mit dem Diesel.
Die guten Nachrichten zuerst: mit Ladekarten von We Charge, Shell und Chargemap konnte man alle Ladesäulen freischalten, in Deutschland vorzugsweise We Charge, in Frankreich überwiegend Chargemap. Und wir mussten kein einziges Mal wegen leerem Akku die VW-Pannenhilfe in Anspruch nehmen. Das waren dann aber schon die guten Nachrichten.
Die schlechten: der ID.3 mag ein gutes Stadtauto sein, Langstrecke, zumal im Winter, ist er eine einzige Katastrophe. Vollkommen unverständlich, wie Volkswagen ein derart unausgereiftes Fahrzeug auf den Markt bringen konnte, vermutlich ist kein Entwickler jemals mit diesem Auto im Winter in den Urlaub gefahren. Der Verbrauch ist bei Temperaturen um die 0 Grad mit durchschnittlich 27 kWh/100 km abartig hoch (Tempomat auf 125 km/h eingestellt), nach ca. 150 km muss man wieder an die Säule. Wir haben für die 1650 km hin 24 h reine Fahrzeit incl. Ladezeit gebraucht, zurück 20 h, ohne größeren Stau wohlgemerkt. Und es empfiehlt sich vor dem nächsten Ladestopp immer ausreichend Restreichweite im Akku zu haben: das VW-eigene Navi leitet einen gerne (gerade in Frankreich) von der Autobahn runter um einen vollkommen sinnfreien, 50 km weiten Ausflug ins Landesinnere zu unternehmen und dann wieder an der selben Ausfahrt auf die Autobahn aufzufahren. Die ganze hirnverbrannte Aktion war irgendwann gekrönt von der Mitteilung: „Stromverbrauch zu hoch, das Ziel kann nicht erreicht werden, bitte suchen Sie sich eine Lademöglichkeit“. Jetzt möchte man meinen, dass eine dementsprechende Lademöglichkeit angezeigt wird, Fehlanzeige. Sucht man leicht panisch dann gezielt nach einer Ionity/Schnelllade-Säule, wird einem als nächste Möglichkeit eine 3,7 kW- Säule angeboten, kein Ionity oder andere Schnelllademöglichkeit. Wir haben mit 13 km Restreichweite dann bei einem freundlichen Renaulthändler an seiner 11 kW-Wallbox 2 h Strom nuckeln dürfen, sonst wären wir ein Fall für den VW-Service geworden. Selbige Meldung haben wir insgesamt 3 mal erleben dürfen, wir haben das VW-Navi und Ladeplanung dann dauerhaft ausgeschaltet und versucht mittels ABRP und PUMP unseren Weg zu finden, PUMP war hier deutlich besser als ABRP. Ein Armutszeugnis für VW, aber vielleicht sind die finalen Fahren der Entwickler nur in Deutschland erfolgt. Den Aufpreis für den Travelassist kann man sich im Übrigen auch sparen: auf absolut freier Autobahn, keine Abzweigungen, Parallelfahrbahnen oder Abfahrten: der Tempomat haut plötzlich die Bremse rein, weil er Tempo 50 oder 70 erkannt zu haben glaubt. Ca. 30 mal ist das passiert, auch hier hilft dann nur Ausschalten. Und das alles trotz der aktuellen Software (zugegebenermaßen in Frankreich häufiger als in Deutschland). An Ladeleistung habe ich nur einmal 89 kW gesehen, sonst lediglich 60-70. Volkswagen möchte wohl mit Tesla gleichziehen, lachhaft. Fazit: der ID.3 mit 58 kWh ist ein feiner Stadtwagen, mehr nicht. Unser nächstes e-Auto hat mindestens 80 kWh-Akku, alles andere macht gerade im Winter auf längerer Strecke keinen Sinn. Und die e-Mobilität hat noch einen sehr weiten Weg, Volkswagen erst recht.
Anzeige

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

West-Ost
read
...das nenne ich mal eine klasse Vorbereitung auf diese Strecke mit der 58 kWh-Batterie (und auch Durchführung). Nix für ungut.

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

p5freak
  • Beiträge: 491
  • Registriert: So 15. Nov 2020, 07:50
  • Hat sich bedankt: 9 Mal
  • Danke erhalten: 267 Mal
read
Mutig, mutig. Ich hätte die Fahrt zuhause geplant, und mich nicht auf das Autonavi verlassen. Außer Tesla gibt es eigentlich keinen der eine gute Planung hinbekommt.

Um mehr Reichweite rauszuholen sollte man die Heizung auf den kleinstmöglichen Wert einstellen, und Sitzheizung, sowie Lenkradheizung nutzen. Die Innenraumheizung braucht viel Energie, das kann gut ein Drittel des Gesamtverbrauchs sein, oder sogar noch mehr.

Es ist mittlerweile bekannt das man 10km vor der Ladesäule 160km/h fahren sollte damit der Akku auf Temperatur kommt, für die maximale Ladeleistung. Anders geht es nicht. Wenn man nicht 160 fahren kann muss man Jojo fahren, beschleunigen, rekuperieren, beschleunigen, rekuperieren, usw. Leider wird der Akku nicht vorgeheizt wenn man eine Ladesäule als Ziel eingibt.

Was die automatische Geschwindigkeitsanpassung angeht, das ist leider wahr. Die habe ich auch sofort ausgeschaltet, nachdem ich mehrmals auf 50 auf der Autobahn runtergebremst wurde. Die Reichweitenwarnung habe ich auch abgeschaltet. Es stimmt, bei der (Navi)Software ist noch deutlich Luft nach oben.

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

Helfried
read
@dextroaktiv , du hast doch schon im Sommer in einem anderen Thread gelernt, dass das Navi im VW nicht für Langstrecken geeignet ist. Warum hast du es nun nochmals damit probiert, bevor du auf die GoingElectric-Daten "umgeschwenkt" bist?

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

dextroaktiv
read
@West-Ost: nix für ungut, aber ich hatte geschrieben, dass klar war, dass öfters geladen werden muss. Fragt man sich nur, warum man sich im Jahr 2021 wie Berta Benz auf eine Reise vorbereiten muss. Ich rede nicht einer Routenplanung nach Kasachstan, sondern ins Nachbarland.
@p5freak: in Frankreich sind nur 130 km/h erlaubt, da bruzzelt man nicht mal für 10 min 160, der Lappen ist da fix weg :o)
@Helfried: ich war so gutgläubig und hatte auf Verbesserungen unter 2.3 gehofft ...

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

USER_AVATAR
read
Tempomat auf 110, Temperatur auf 17 Grad und der Verbrauch liegt bei 21kWh/100km. 200km sind mit vollem Akku locker drin. Die Ladeleistung ist bei Kälte tatsächlich bescheiden, aber wer bitteschön plant so eine Fahrt nicht vor? Selbst in einem Tesla würde ich das vorplanen. Es gibt ja mehr Bedürfnisse als das Auto zu laden...
Allerdings würde ich so eine Fahrt sowieso nicht machen. Nicht mal mit Verbrenner ;-)
Hätte ich gemusst, dann hätte ich jedoch den Diesel genommen, sofern man mir keinen EQS hinstellt

Ich bin noch nie mehr als 700km am Stück gefahren und meine üblichen Langstrecken sind 140 bzw. 250km. Das geht problemlos. Wieso ist ein Fahrzeug ein Stadfahrzeug, wenn es für 1600km nicht gut geeignet ist?
05/2021 VW ID.3 Pro Business: Hauptfahrzeug
08/2019 Outlander PHEV PLUS: für Restmobilität, sowie Zweitwagen für Kurzstrecken, Anhängerfahrten, oder wenn Allrad vorteilhaft ist

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

gekfsns
read
Verstehe nicht was es da schön zu reden gibt. Klar, hier tummeln sich noch viele Pioniere, die es von der EV Anfangszeit noch gewohnt sind, dass man ohne akribische Planung und Plan B und C nicht ankommen wird. Aber die Zeiten sollten langsam echt vorbei sein. Inzwischen wäre es echt an der Zeit, dass man seiner Frau oder dem Nachbarn einfach den Schlüssel für eine spontane 600km Reise in die Hand drücken kann ohne vorher ein 2 Stunden Training "EV Laden für Anfänger" geben zu müssen - vor allem wenn man sich Volkswagen nennt. Ich erinnere mich gerne an das Rentnerpärchen mit um die 80 Jahre, die ich am Ladepark getroffen hab als sie ohne Ladekarten und Apps mit ihrem Model S total sorglos von Hamburg in die Schweiz unterwegs waren - die mussten nicht Mal wissen, welchen Weg das Auto nehmen wird. Das war vor über 4 Jahren !

Und ja, der Travel Assist ist momentan einfach sch...e, da hilft auch keine monatelange Erfahrung.

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

dextroaktiv
read
Ich habe keinen Bock bei 17 Grad mit Daunenjacke 12 h im Auto zu sitzen und mit 100 km/h von LKW mit 102 km/h überholt zu werden. Das hab ich mit dem ZOE R240 gehabt, vor 7 Jahren! Der ID.3 ist eine komplette Neuentwicklung und angeblich die Zukunft von Volkswagen. Gute Nacht, kann ich da nur sagen, und damit keine Missverständnisse entstehen: ich habe Volkswagenaktien. Und natürlich bin ich nicht einfach ins Auto gestiegen und los gefahren, aber was bitte macht ihr, wenn der ID.3 sagt runter von der Autobahn und ABRP sagt auf der Autobahn bleiben? Kurz auf die Standspur und 5 weitere Apps checken? Nein, hier gibt es nichts schönzureden (Dank an user gefsns), eine Firma hat die Nase vorn, alle anderen hinken mehr oder weniger gnadenlos hinterher. Wir, die sich hier austauschen, sind mehr oder minder Freaks und wissen uns zu helfen, ich frag mich nur, was macht meine Nachbarin mit 70 Jahren, die umweltfreundlich unterwegs sein will und auch mal eine längere Strecke unter eher ungünstigen Bedingungen zurücklegen will? Ich find der ID.3 ist ein Auto mit Potential, nur so, wie er grad ist, eben nur für die kürzere Strecke geeignet. Mit einem 77 kWh-Akku hat man vermutlich genau das selbe Theater auf der Strecke, nur 2-4 Ladestopps weniger, das macht den Kohl auch nicht fett und die beschissene Software auch nicht besser

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

Singing-Bard
read
dextroaktiv hat geschrieben: Wir haben für die 1650 km hin 24 h reine Fahrzeit incl. Ladezeit gebraucht, zurück 20 h, ohne größeren Stau wohlgemerkt.
1650 km in 20 Stunden inklusive Laden finde ich einen fantastischen Wert im Winter, für eine Auto mit einem mittelgrossen Akku. Hätte ich nicht gedacht!

Re: ID.3 im Winter nach Frankreich

Helfried
read
"1650 km in 20 Stunden"... vor wenigen Jahren nannte man so etwas Weltrekord, das waren aber damals finanziell absolute Luxusautos.

Aber bitte, wer fährt(!) zu einer Schwiegermutter bei Orschwetter im Winter durch halb Europa?!
Anzeige
AntwortenAntworten

Zurück zu „ID.3 - Allgemeine Themen“

Gehe zu Profile
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag