Reichweitenanzeige bei 5% SOC versus 95% SOC

[dibu]

Beim Vergleich mit meiner früheren Zoé fällt mir immer öfter die unterschiedliche Reichweitenschätzung der beiden Fahrzeuge auf. Während die Zoé ziemlich linear von 100 bis 0 % anzeigte (1 Prozentpunkt bei 100 % waren z. B. 2 km und 1 Prozentpunkt nahe 0 % auch 2 km), geht beim Niro die Vorhersage runter. Bei gleicher Fahrweise sind bei mir 1 Prozentpunkt bei 100 % SOC z. B. 4 km und bei ca. 5 % SOC nur noch ca. 3,5 km. Nur mal so als "geschossene" Zahlen.

Das führte bei einigen Fahrten dazu, dass ich anfangs dachte, okay mit Tempomat 110 km/h schaffst du die Autobahnstrecke, aber nach 200 km realisierte, dass ich den Rest nur noch mit Tempomat 90 km/h schaffe. Ich finde das irritierend. Habt ihr den gleichen Eindruck?

Ich vermisse die exakte Anzeige der aktuellen Antriebsleistung. Bei der Zoé konnte ich mich auf die Anzeige (z. B. 17,1 kW auf der Autobahn) zu 100% verlassen.

[Der_Maulwuff]

Die aktuelle kW-Zahl sieht man im EV-Menü, wenn man auf den Akku und dann die Reichweite tippt.
Hier mit Bildern: viewtopic.php?p=1282895#p1282895

Zu den km-Werten kann ich nichts genaues sagen. Für Autobahn rechne ich mit 20kWh auf 100km, das reicht für 300km mit Puffer für Wind und Wetter.
Die Restanzeige wird aber dem letzten Verbrauch angepasst. So wird deine Beobachtung vmtl darauf zurückzuführen sein, dass der dauerhaft hohe Verbrauch für AB-Fahrten zum Nachregeln der Restreichweite führt.

[mlie]

Dieses "Nachregeln der Restreichweite" gab es bei der Zoe auch, aber nicht so extrem, wie beim Niro. Bei der Zoe ist die Anzeige wirklich recht verlässlich. Diese extreme Wechselhaftigkeit ist mir auch bei z.B. Nissan aufgefallen, sowohl Leaf(2013er) als auch eNV200.
Also steht eher die Frage im Raum: Warum bekommt Renault eine exakte Reichweitenschätzung trotz Änderung der Bedingungen hin, und andere Hersteller nicht?
Ich vermute(!) einfach einen pessimistischen Ansatz bei 100% SOC bei der Zoe, der nachher natürlich nicht mehr groß korrigiert werden muss.
Im Gegensatz zur "werbetauglichen" 400km-Reichweitenanzeige bei anderen Herstellern, welche nachher natürlich heimlich still und leise angepasst werden muss - was ja normalerweise auch kaum auffällt.
Bei heutigen Akkugrößen und Alltagstouren kommt man doch recht selten unter 30% SOC. Das merkt man also wie DiBu erst auf längeren Strecken. (Und gerade da kann man falsche Schätzungen ungefähr so gut gebrauchen wie ein Loch im Zahn)

[Der_Maulwuff]

Wo ist das Problem? Fährt man in der Stadt mit 10er kWh-Schnitt, geht die Restreichweite logischerweise rauf. Fährt man Autobahn mit 20er Schnitt, regelt er die Restreichweite runter. Als Basis dienen die x letzten Fahrten um eine Prognose zu bekommen. Wie sollte man es sonst machen? Immer mit WLTP-Werten schätzen? Gar nicht schätzen wie Tesla mit dem "Referenzverbrauch"?
Lest euch das Thema "Kia e-Niro Reichweitenkönig" durch und ihr werdet sehen, dass die Werte beim e-Niro sehr gut stimmen.

Als Test könntest du einen vollen Akku auf der Autobahn mit Tempomat verbraten, dann voll laden und die Restanzeige notieren. Dann nochmal eine Runde Autobahn und die tatsächlich erreichten km gegenprüfen.

[dibu]

Ich sehe es wie @mlie: die Hersteller legen bei großen Batterien eher Wert auf eine optimistische Schätzung bei 100%. Renault hat wegen der zu Beginn kleinen Batterien eher konservativ geschätzt.

Ich fahre fast jede Woche die gleiche Strecke und immer mit den gleichen Konditionen. Das habe ich auch mit der Zoé schon gemacht. Es ist für mich beim Niro ganz eindeutig so, dass ein Prozentpunkt im oberen SOC-Bereich mehr Reichweite bringt als im niedrigen SOC-Bereich. Und das kann bei Fahrern, die wie ich die Batterie bis nahe Null ausreizen, manchmal kritisch werden.

(PS: vielleicht ist es ein Problem, das nur mich betrifft, weil mein Fahrprofil stets fast 400 km sind (=Batteriekapazität) und ich gerne nur zu Hause laden möchte).

[AmperaEoderZoe]

Das ist ja bei meinem VFL Ioniq auch so. Vielleicht ein Problem bei Hyundai/Kia.Finde es auch eher blöd. Allerdings kan man es einrechnen, wenn man es weiß.

[city_lion]

Das liegt wohl an einer unterschiedlichen Messung bzw. Errechnung der entnommenen Energiemenge. Man misst letzten Endes ja die entnommenen Amperestunden. Die Leistung und damit entnommene Energiemenge ist aber noch abhängig von der Spannung und diese schwankt zudem noch je nach anliegender Last und Temperatur. Ich denke da werden halt unterschiedliche "Korrekturfaktoren" in die Berechnung einfließen. Den Ladestand eines Akku zu messen ist halt nicht so einfach wie den Füllstand in einem Behälter zu messen. Ich finde angesichts der Herausforderungen machen das beide doch schon ganz gut.

[dibu]

Ich habe gestern auf einer längeren Fahrt dieses Problem wieder gesehen. Bin mal konsequent 2 Stunden mit Tempomat gefahren; es war wenig Verkehr und ich konnte im Flachland fast immer konstante Geschwindigkeit (125 km/h laut Tacho) fahren. Gestartet bin ich mit ca. 70 % SOC. Anfangs zeigte der Tacho 250 km Reichweite an (ich war vorher ca. 40 km innerorts gefahren) ( bei 180 km bis zum Ziel also Restreichweite 70 km). Die Reichweite ging dann anfangs fast linear runter bis auf ca. 40 km Restreichweite. Da hatte ich noch ca. 60 km zu fahren. Dann ging es exponentiell runter: am Ende waren es noch 25 km Restreichweite, aber nur, weil ich die letzten 15 km Tempo 80 fahren musste.

Es ist für mich eindeutig ein sehr gefährlicher Schätzalgorithmus, den Kia/Hyundai verwendet. Die Gefahr des Liegenbleibens ist ungleich größer als bei pessimistischerer Anfangsschätzung der Reichweite. Klar: ich habe mich inzwischen daran gewöhnt und weiß, ab wann ich langsamer fahren muss, um nicht in die Bredouille zu kommen. Aber es ist unschön und kann einem ungeübten Fahrer schon mal die Schweißperlen auf die Stirn treiben.