Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

Helfried
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In den letzten Tagen habe ich wieder einen 1600-km-Roadtrip durch Österreich gemacht, natürlich mit dem Elektroauto (Hyundai Ioniq).

In Kurzform die allgemeinen Erkenntnisse und die Charakteristik der Reise aus E-Fahrer-Sicht:

- Es gibt Strom im Überfluss! Man kann sich nicht einmal jede Ladesäule kurz ansehen oder kurz testen, so viele gibt es.
- Eine Planung ist nicht wirklich nötig, wenn man die wichtigsten Ladekarten hat. Für die Westhälfte Österreichs reicht wohl Maingau und Tiwag, Salzburg ist sowieso kostenlos.
- Die Lader sind häufig kostenlos (z.B. ganz Salzburg) oder bestens mit Maingau funktionierend (speziell in Vorarlberg und Raum Bodensee). Stromkosten etwa 8 Euro für 8 Tage Rumbolzen.
- Die 1600 Kilometer verliefen mühelos ganz ohne Smatrics (dieser Provider macht nur mit kostenpflichtiger Mitgliedskarte Sinn) und ohne die sündigteuren BEÖ.
- Wie in Wien muss man auch am anderen Ende von Österreich (Vorarlberg) mit dem Strom ziemlich Haus halten, da das Parken oft nur während des Ladens kostenlos ist (Raum Bodensee)
- Ein Wunsch nach einem größeren Akku stellte sich gar nicht. Rex oder Hybrid braucht man erst recht nicht, das ist völlig veraltet. Wir haben nicht einmal in den von uns benutzten Hotels nach einer Lademöglichkeit gefragt, da meist ohnedies im Zentrum des jeweiligen Ortes eine Ladesäule in Fußweite war.
- Keine einzige Ladesäule in Österreich war defekt oder ganz zugeparkt, lediglich in Deutschland spinnt eine (Meersburg, laut Logs eh schon seit Jahren)
- Ein wenig eng wurde es nur, als wir in der Schweiz bemerkten, dass die dort noch kein gescheites Internet haben (zumindest kein kostenloses :) ) und Laden ohne Internet bekanntlich nicht so gut geht.
- Wir hatten einige Fahr-Tage mit jeweils über 200 Kilometern mit einem Verbrauchsschnitt von nur etwas unter bzw. über 8 kWh/100 km. Das waren jeweils die steilsten Berge mit den schönsten Landschaften und entsprechend geringer Fahrgeschwindigkeit.
- Bestimmte Bergstrecken (vor allem Hahntennjoch) sollte man nicht sonntags fahren, da wieseln die Motorradfahrer wie die Gelsen rund um einen. Hinten, vorne, entgegen kommend, überholend, einer ist immer da. Einer lag sogar schon am Boden, die Straße war über eine Stunde gesperrt.
- In Vorarlberg dürfen Kühe auf den Straßen unbeaufsichtigt frei herumgehen (das dürfte auch das Verhängnis des Motorradfahrers geworden sein), sogar etliche Pferde weiden links und rechts der Straßen ohne Zaun.
- Besonders interessant ist auch die Gegend rund um die berühmten Krimmler Wasserfälle. Dort ist fast alles kostenlos. Schon mit z.B. einer einzigen 35€-Übernachtung bekommt man Öffis, Museumsbahn, Thermalbäder, Seilbahnen, Museen und Burgen, Maut (Gerlos, Großglockner), Parkplätze und vieles mehr gratis.
- Die Fahrstrecken waren so interessant, dass wir erst am achten Tag das erste Mal das Autoradio eingeschaltet haben (längere Autobahn-Rückfahrt).
- Man muss durchaus häufig mit Straßensperren rechnen, vor allem aus den Gründen: Ortsdurchfahrt wegen Fest gesperrt, Unfälle, Vermurungen, Viehtrieb.
- Viel Verkehr war nur rund um den Bodensee feststellbar und teils in den Bergen sonntags.

Die Fahrstrecke, gleichzeitig eine Empfehlung für alle Urlauber, die gerne fahren:
* Linz - Klaus an der Pyhrnbahn - Windischgarsten - Pyhrnpass - Liezen - Sölkpass - Krakauhintermühlen - Mauterndorf
* Radstädter Tauernpass - St. Johann im Pongau - Zell am See - Krimml
* Gerlospass - Innsbruck - Sellrain - Silvretta Hochalpenstraße
* Bodensee (Konstanz, Friedrichshafen, Meersburg, Wasserburg, Lindau)
* Bregenz - Warth - Hahntennjoch - Imst - Wörgl - Salzburg - Mondsee - Linz

Diese erwähnten Orte sind nicht alle die landschaftlichen Höhepunkte oder Ladestationen, sondern Eckpunkte der Strecke. Die 1600 km sind auch weit nicht die kürzeste Strecke, sondern addieren sich auch durch häufiges Hin- und Herfahren zwischen See und Hotel und solche Dinge.
Die e-fahrerischen Top Highlights waren der Sölkpass, das Hahntennjoch und die Silvretta. Der Großglockner wäre auch gratis dabei gewesen, aber den kannten wir schon vom Vorjahr.

Auf Fragen zu touristischen Dingen oder Details antworte ich gerne.
Zuletzt geändert von Helfried am So 10. Jul 2022, 11:53, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

Helfried
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Aja, noch ein Nachtrag: Praktisch alle Daten im Ladeverzeichnis von GoingElectric waren korrekt. Das ermöglicht stressfreies Fahren auch mal unter sonst schwierigen Bedingungen. Danke dafür!

Und abgesehen von einigen Schukosteckdosen habe ich nur eine oder zwei Ladestationen entdeckt, die noch nicht in GE waren! Selbst windige Orte hinterm Mond waren piekfein digitalisiert.

Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

The Stig
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Interessant. In Italien dafür übel. Eine Woche in Norditalien unterwegs gewesen. Keine einzige Säule gesehen und auch kein einziges E Auto. In einem Shoppingcenter in Bergamo gibt es wohl eine Ladesäule die ich aber auch vor Ort nicht gesehen habe, allerdings ist das ein Monsterladen.

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Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

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Die Reise nach Tirol und Vorarlberg (+evt. Schweiz) fehlt noch auf meiner Liste.
Die Villacher Alpenstraße, die Großglockner-Hochalpenstraße und die Nockalmstraße habe ich bereits befahren. Mit dem EV ein Genuß.

Leider nimmt auf so langen Reisen der WAF rapide ab. Auch bedarf es schon 2 Tage allein für Hin- und Rückfahrt.

So fahr ich aktuell ein wenig in Tschechien umher. Dort gibt es noch einiges zu entdecken.

Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

Helfried
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Zoelibat hat geschrieben:Leider nimmt auf so langen Reisen der WAF rapide ab.
Mädchen für längere Teilstrecken in den Zug setzen! Mit "Sparschiene" geht es ziemlich billig durch ganz Österreich. Muss man halt schon ein paar Tage vorher buchen. Dass meine am Hochtannbergpass kotzen muss, weiß ich schon beim Anblick der Landkarte 2 Wochen vorher. :lol:

Es ist beim Fahren mit Sportwägen zudem unheimlich erquickend, wenn nicht jede Kurve vom Beifahrerinnensitz kommentiert wird "jetzt kannst du schneller fahren", "jetzt langsamer", "Vorsicht, eine blöde Kuh", "Achtung, das war ein Radar". :)

Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

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HAllo Helfried,
klingt nach viel Spaß und wenig Streß da werde ich ja bei der Planung meiner ersten "echten" Elektrisierten Reise viel entspannter wenn du so viel gutes berichten kannst
Helfried hat geschrieben:... Dass meine am Hochtannbergpass kotzen muss, weiß ich schon beim Anblick der Landkarte 2 Wochen vorher. :lol:
...
ja ja immer diese Kurvenräuber, was freu ich mich schon auf die Kurvenstrecken. Schon alleine deshalb würde ich bei einem Urlaub in den Bergen das Auto nicht stehen lassen :oops:
Hoffe nur ZOE hat den höhen genug entgegen zu setzen, dass der Spaß nicht im Tal zurück bleibt :twisted:
MfG
Frosch_1977
Technik: Renault ZOE INTENS - Z.E. 40 (2017-12-29) / CEE +JUICE BOOSTER 2
--> An die Rechtschreibpolizei: Bitte ignorieren Sie mich, da ich ihren Ansprüchen aufgrund meiner Lese-& Rechtschreibschwäche nicht gerecht werde.

Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

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Helfried hat geschrieben: Mädchen für längere Teilstrecken in den Zug setzen! Mit "Sparschiene" geht es ziemlich billig durch ganz Österreich. Muss man halt schon ein paar Tage vorher buchen.
Da ist der WAF auch nicht besonders hoch. Hab es einmal versucht mit Sparschiene und Business Class, das ging einigermaßen über ein paar Stunden.
Das Problem dabei war die Anfahrt nach Wien schon mit dem Zug und dort umsteigen in U-Bahn/S-Bahn und zum nächsten Bahnhof, ...

Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

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Sehr schöner Bericht. Wir sind gerade in Friedrichshafen und wollen uns morgen mal St. Gallen anschauen. Ist Laden in der Schweiz ein Problem? Was hat das mit dem Internet zu tun?

Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

Helfried
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Das Laden ist in der Schweiz eigentlich kein Problem, aber ohne Internet ist das Finden der Ladesäulen schwierig sowie das Benutzen der EinfachStromLaden-App nicht möglich.

Ausländer zahlen ja für das Internet in der Schweiz heftigste Roaming-Gebühren, soweit ich weiß. Man sollte deshalb auch auf der EU-Seite des Bodensees aufpassen, dass das Handy nicht versehentlich auf Schweizer Netze umschaltet.

Wenn du in Friedrichshafen bist, empfehle ich dir noch einen kurzen Besuch am Zeppelin-Flugplatz (nördlich der Rollbahn für Jets). Man sieht dort stündlich aus der Nähe große Zeppeline starten und landen.

Und Meersburg muss man gesehen haben. Parken am besten kostenlos bei der defekten Ladesäule. :)

Re: Strom im Überfluss - Reise durch Österreich

glasi70
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Schöner Bericht. Ich zahle bei meinem Tarif in der Schweiz keinen cent für Roaming. Dachte eigentlich, dass inzwischen bei allen in der Schweiz das Internet nichts mehr kostet. Zumindest o2, meiner Meinung nach, Schweiz immer automatisch mit dabei.
Ansonsten vorsichtshalber beim Provider nachfragen
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