Reisen mit dem Ioniq: Südtirol Süditalien Frankreich NL CH D

Reisen mit dem Ioniq: Südtirol Süditalien Frankreich NL CH D

epididimidis
  • Beiträge: 26
  • Registriert: So 6. Mai 2018, 15:22
  • Danke erhalten: 9 Mal
read
Hallo zusammen,
mein Name ist Paul und ich bin seit Mai stolzer Besitzer eines marinablauen Ioniq. Den Wagen habe ich bei mobile.de als Vorführer (500 km) vom Autohaus Aventi in Bamberg gekauft in Premium mit Schiebedach.

Meine ersten Erfahrungen mit dem Ioniq habe ich hier gepostet:
hyundai-ioniq-allgemeines/vorstellung-m ... ml#p814968

Vorsicht: es folgt ein längerer Text ohne bewegte Bilder. Ganz zum Schluss steht eine Zusammenfassung für die Ungeduldigen.

Mittlerweile war 1 Monat nach Kauf um und der bereits im Vorjahr gebuchte Urlaub in Süditalien stand bald an. Wir fahren seit 2 Jahren immer mit Auto über Österreich oder Südtirol für etwa 5 Tage dann weiter nach Vieste im Gargano, Apulien, 2 Wochen Strand. Eine Gesamtstrecke von ca. 2x 1900 km die wir mit dem Diesel auch schon immer aufgeteilt hatten: 2 Tage Fahrt bis in die Alpen, dann 2 Tage weiter bis Vieste, dann in 3-4 Tagen zurück. Einmal hatte ich versucht (wie früher in jungen Jahren) über Nacht >1200 km am Stück hinzulegen, das war aber trotz (oder wegen?) SUV mit allem drum und dran das Gegenteil von Spaß für alle Beteiligten. Seitdem immer tagsüber fahren, 500-800 km täglich und am frühen Abend oder späten Nachmittag noch was am Zwischenziel unternehmen oder Wellnessbereich im Hotel checken.
Warum nicht fliegen? Flughafen stresst mich noch mehr als Bahnfahren. Mit Koffern und Kind kreuz und quer laufen, Mietwagen holen, keine eigene Kühlbox dabei, damals noch Kinderwagen, Babybett etc. mitnehmen…von den Kosten mal ganz abgesehen. Und warum nicht woanders an die Adria? Gargano und Vieste sind ziemlich einzigartig und bieten uns das volle Programm von italienischer Altstadt, Sandstrand, klares Wasser, Berge, Wald, Shopping, Ausflugsziele und Kinderprogramm. Wir werden da sicherlich noch öfter landen.

Eigentlich hatte ich schon im Mai einen Skoda Superb Kombi als Mietwagen für die Reise gebucht. Leider konnte mir die (EUROPaweit agierende) CAR-Vermittlung weder ein Gepäcktrennnetz noch einen adaptiven Tempomat garantieren, das würde ich dann einen Tag vor Übergabe erfahren. Prima, genau die richtige Prise Spontanität vor dem 2000 km Trip. Mein Vorschlag dass ich mich dann bei anderen Anbietern umsehen würde wurde vom Kundenservice folgerichtig sehr begrüßt und ich stornierte den Mietwagen sogleich. Bei anderen großen Anbietern sah es aber ähnlich aus. Irgendwie hatte ich keine Lust mehr das viele Geld weiter anzubiedern und fing an die Ladesituation in Italien zu studieren. Ok, ab Rimini sah es nicht mehr so gut aus an der Adria, insbesondere Schnellladermangel herrscht vor. Andererseits klingt Schnarchladen während man am Strand liegt oder Patisseria und Bars besucht jetzt auch nicht nach einer unmöglichen Aufgabe. Und in Vieste gibt es seit diesem Jahr gleich 2 AC-Ladesäulen. Also: kurzerhand beschlossen und beim nächsten Familienrat den großen Elektroausflug verkündet. Die mir entgegenkommende Freude war beschränkt, die Gesichterlänge dafür nicht. Insbesondere meine Eltern, die dieses Jahr (wie so alle 2-3 Jahre) mit uns mitfahren sollten, hielten meine Idee zunächst mehrere Tage für einen Scherz.

Egal, gedacht – gemacht und so bereiteten wir uns und den Ioniq auf den Ausflug vor:
Zunächst mussten Kindersitz und 2 erwachsene Frauen auf der Rückbank untergebracht werden. Mit dem MaxiCosi Rodi XP ging es ausreichend sowohl mit Sitz in der Mitte als auch an der Seite. Letztlich beschlossen die Betroffenen den Kindersitz an der Seite zu haben, auch wenn das mittlere Sitzbrötchen naturgemäß hart ausfällt. Aber bei 100-150 km Etappen mit Platzwechsel war das in der Praxis kein großes Thema. Alle Insassen waren < 185 cm muss dazugesagt werden. Natürlich wäre ein breiterer Wagen oder gar 6 Sitzer (Tesla X…) toll gewesen, die Beinfreiheit war aber trotz Vollbesetzung recht ordentlich. Hinter den Beifahrersitz stellten wir noch die elektrische Kühlbox (WAECO Tropicool 21 Liter), so hatte der Kindersitzinsasse noch eine Beinablage und wir ausreichend gekühlte Getränke usw. während der Fahrt und Ausflügen.

Als nächstes sorgte man sich um das Kofferraumvolumen. Versuchsweise sortierten wir alle Koffer aus den beiden Haushalten fröhlich rein und raus ohne befriedigendes Ergebnis. Ich wusste schon dass es maßgeschneiderte Taschensets für verschiedene Fahrzeuge gab, und auch für den Ioniq gibt es ein Set in sehr guter Qualität von der Firma Kjust, so kann man insgesamt 310 L verstauen und kann auch sicher sein dass alle Taschen noch in den Kofferraum passen. Zwischen und unter die Taschen hatten wir noch Ladekabel, Picknickdecke und Outleteinkäufe verstaut. Das Rollo lässt sich noch zuziehen und obendrauf gingen noch 2x 40 L Trollys sowie seitlich noch einiges an Jacken, Mützen etc. Beim packen der Taschen hatten wir noch mehr Platz über als gedacht so dass wir noch ein paar zusätzliche Badetücher mitnahmen. Auf dem Rückweg ging leider nicht der übliche Riesenkarton Mitbringsel rein (10 L Wein, 5 kg Kekse, 10 kg Nudeln, Öl etc) aber trotzdem bekam man noch einiges mehr als auf dem Hinweg in die Taschen und dazwischen. In den Unterboden des Kofferraums passen übrigens 1x 10m Typ2 Kabel (alternativ 2 Wasserpistolen mittlerer Größe), 1x Ladeziegel und Kabel, Adapter Drehstrom und Campingdose, Putzmittel und Tücher, das Tirefit-Kit und das Pannenset gleichzeitig rein.
Verzichten mussten wir nur auf unseren Sonnenschirm, aber den konnte man sich vom gesparten Geld vor Ort kaufen oder leihen. Wie das Packen mit Kinderwagen und Co. ausfällt kann ich vielleicht nächstes Jahr berichten…
20180721_094345.jpg
20180721_094315.jpg
Als nächstes musste die Ladesituation ab Bologna geklärt werden, bis dahin gibt es ausreichend bestätigte Schnelllader. Der wichtigste Ladesäulenanbieter ab der Region ist Enel, hier habe ich mir die Ladekarte ins Hotel in Südtirol schicken lassen (italienische Postadresse nötig), die App ist zwar auch ok aber mit Karte gings halt viel schneller. Datenempfang war an den Säulen meist mäßig bis gut aber vorhanden. Als Backup hatte ich noch die Duferco Mobility Prepaidkarte dabei, wäre aber nicht nötig gewesen. Während kostenlose Supermarktsäulen u.ä. meistens nicht funktionierten hatten wir bei den ENEL-Säulen nur einen (wahrscheinlich temporären) Ausfall mit ausreichend Backup-DC-Säulen in der Nähe. Unschön war dass die als 22 KW von ENEL selbst betitelten AC-Säulen grundsätzlich nur 5,5 kW pro Phase lieferten, was sich an den beiden AC-Ladereisetagen schmerzlich bemerkbar machte. Wichtigster Stromanbieter war aber auf der Reise das Hotel Aloha Park kurz vor dem Gargano. Hier hatte ich auf Emailanfrage vorab eine freundliche Bestätigung bekommen dass Laden dort kein Problem sei und so stellte es sich auch vor Ort dar. Der Hotelbesitzer fährt selber Nissan EV200 und man konnte auf englisch einiges bequatschen. U.a. war ein Tip dass viele Italiener ab Bologna südlich zum Ladesäuleneintragen die Apps/Verzeichnisse „Nextcharge“ und „Recharge around“ benutzen. Das war dann auf der Rückreise ganz hilfreich. Chargemap hatte weniger Eintragungen in dem Gebiet.

ENEL plant in ganz Italien u.a. auch an der Adriaküste endlich mehr DC-Lader aufzubauen, diese werden vorwiegend an CONAD Supermärkten die einigermaßen in Autobahnnähe liegen installiert. Geplant ist u.a. noch San Severo, Pineto (bei Pescara) und irgendwo bei Ancona. Wenn diese 3 Säulen schon aktiv wären, käme man schnellladend bis an die Stiefelspitze / Lecce. Die Südküste über Rom und Neapel kann man heute schon bis hinter Salerno mit DC bestreiten.

Nach einigen Abenden war genug geplant und an der Route getüftelt und am 21.7. ging es endlich los. Initial hatte ich so kurz vor Kempten als erstes Tagesziel auserkoren, aber ich wurde überstimmt und man wollte in Österreich übernachten, und die paar km mehr würde man auch noch schaffen etc…Also das Landhotel Stern in Obsteig gebucht (klare Empfehlung), natürlich mit Übernachtladen verbunden. Folgende Strecke war geplant und programmiert:
http://www.goingelectric.de/stromtankst ... r/2565951/

Start war eigentlich in Essen, von da aus 50 km die Eltern abholen, und dann mit kurzem Zwischenladen nach Brohltal. Die A61 war (zumindest auf dem Hinweg) keine schlechte Wahl, auf der A3 waren etliche Lader gestört gemeldet und vermutlich noch mehr Urlaubsverkehr. Auf der Raststätte Daxweiler dann die erste zugeparkte Ladesäule: Ein i3 steht nicht ladend mittig im Weg. Während ich im Navi nach der 5km entfernten Alternativsäule schaue kommt die Besitzerin schon und erklärt dass sie die Ladung nicht gestartet bekommen hat. Ok noch kein Grund sich davorzustellen, aber sie fuhr dann rasch weiter. Säule ließ sich natürlich problemlos aktivieren. Wir haben dann noch vorsorglich Flughafen Stuttgart und Dettingen gegen 2 andere Stops getauscht wegen vorabendlich gemeldeter Störung in Dettingen. Und eine T&R Säule wollte zunächst partout nicht starten weil ich den Stecker vor der Touchscreenbedienung eingesteckt hatte, andersrum ging aber. Ein Großteil der Strecke ging leicht bergauf so dass der Verbrauch > 14kwh anstieg und ich den Tempomat von 150 auf bis zu 120 runterstellen musste.
Das wars dann aber auch schon an Abenteuer am 1. Tag. Ansonsten hieß es Stecker rein, ESL-Karte an den Leser und dann die Sippe rechtzeitig wieder komplett ins Auto bekommen. Quote der relevant zugeparkten oder defekten Säulen = 0% trotz Urlaubswochenende.
Start war morgens 10:00 Uhr, Ankunft nach ca. 725 km um kurz nach 21 Uhr, also 65 km/h inkl. Staus, jeweils mindestens 5 Minuten zu langen Ladepausen und 50 km Fernpaß; ziemlich genau im Zeitplan, die vielen Pausen wurden positiv und gerne angenommen und als Fahrer kam man natürlich auch relativ entspannt an. Die 50 km Fernpaß hätte ich lieber im Hellen und ohne Regen absolviert, hätten wir eine Stunde früher losfahren müssen morgens.

Am Sonntag mussten wir vollgeladen nur über das Timmelsjoch nach Meran bzw. unserem Hotel in Dorf Tirol. Zur Sicherheit haben wir noch ein paar Prozent in Umhausen zwischengeladen, wir hätten den Passanstieg aber auch ohne geschafft. Für solche grenzwertigen Strecken mit Steigungen oder >150 km Distanz hatte ich vorab noch den kwh Verbrauch über https://ecalc.ch/evcalc.phpabgefragt und notiert. Das hatte meistens so +/- 10% gestimmt und man könnte sich so auch eine Richtgeschwindigkeit für die Etappe aussuchen. Zum Glück ist der Ioniq nicht elendig schwer und windschnittig so dass die Bergetappen oder halt auch mal permanent ansteigende Autobahnabschnitte entweder nicht ganz relevant in den Verbrauch schneiden oder mit etwas Geschwindigkeitsreduktion zu kompensieren sind. Aber für eine Strecken- und Ladeführung ähnlich eines Tesla würde ich persönlich ordentlich Geld auf den Tisch legen, am besten natürlich in die Originalsoftware implementiert.

Im Hotel Somvi in Dorf Tirol erwartete uns dann die ENEL Ladekarte sowie eine Drehstrombuchse zum Tiefgaragenladen. Allerdings hat man in Meran einerseits den 350 KW Lader am Bahnhof als auch einen Gratisparkplatz mit Alperia-Säule direkt an der Therme/Stadtzentrum, also mehr als genug Optionen für den Kurzaufenthalt.
Neben Stadt- Berg- und Wandertouren stand auch eine automobile Passtour auf dem Programm.
Wir haben dann über 4 Pässe (davon einer mautfrei für Elektroautos) das Sellajoch umrundet, grandiose Aussichten und dafür relativ wenig Verkehr, der Ioniq im Sportmodus macht da einen Riesenspaß. Auf jeden Fall deutlich agiler und zackiger um die Kurven zu legen als der übliche 200 PS-Verbrennerkompaktwagen oder gar TDI. Ausreichend vorladen für die gesamte Umrundung ging problemlos in Wolkenstein am CCS.

Am Freitag dem 20.7. stand dann die Weiterfahrt zunächst nach Monsano in der Nähe von Ancona an: https://www.goingelectric.de/stromtanks ... r/2598732/

Am Gardasee vorbei wie immer etwas zäh, die Schnelllader an der Autobahn aber alle frei, top beschildert wie überall in Italien (absolutes Halteverbot mit Abschleppzeichen – ausgenommen ladende Elektroautos -> scheint dort ganz gut verständlich für alle zu sein…), auch die Positionierung der Säulen sehr gut. Da sich die Tage über die ENEL-App noch 2 neue Schnelllader hinter Bologna aufgetan hatten, konnten wir einen etwas längeren Aufenthalt im Mantova-Outlet durchgehen lassen. Leider gab es dann doch eine defekte Säule (die 1. und einzige ENEL-betriebene auf der gesamten Reise übrigens) bei Carpi so dass wir Bologna nicht wie geplant überspringen konnten und dort bei LIDL Proviant und Strom aufluden. Da wir den ENEL-App-Angaben jetzt nicht ganz trauten fuhren wir beide der neuen Schnelllader in Faenza und Cesena an, die natürlich allesamt problemlos funktionierten. In Monsano erreichten wir dann unser Zwischenübernachtungshotel „Pineta Hotel“, wo ich vorab eine vom Hotel beworbene „Ladestelle“ reserviert und per Email bestätigt hatte. Die Zimmer waren quasi motelähnlich nebeneinander mit Parkplatz vor der Tür angeordnet und jedes 2. oder 3. Zimmer hatte eine Schukosteckdose (EU Standard, nicht Typ 3a). Leider war unser Zimmer 1 Parkplatz weiter als die für uns reservierte Steckdose, vor der bereits ein anderer Wagen parkte. Der Ioniq-Schukolader hat leider ein relativ kurzes Kabel, die vom Rezeptionisten gestellte Kabeltrommelverlängerung ließ den Ziegel rasch abschalten. In dem Moment hatte ich verstanden wofür eine mobile Wallbox unterwegs gut ist (da hätte man das 10m Typ2 Kabel verwenden können). Aber halb so schlimm, wir haben einfach einen freien Parkplatz mit Schuko ein paar Zimmer weiter genommen und der Ioniq hat sich über Nacht brav vollgeladen ohne Abbrüche. Das Hotel scheint aber auch relativ neu gebaut zu sein (bezüglich Sicherungen und stabilem Netz etc.)

Samstag dann das erste Mal richtig Elektroabenteuer.
https://www.goingelectric.de/stromtanks ... r/2598747/

In der Nähe von Pescara war ein Schnellader an einer Tankstelle eingetragen, aber da ich vom Betreiber keine Rückmeldung bekommen hatte war ich eher skeptisch. Erschwerend zeigte sich die Topologie der Autobahn „Adriatica“ mit immerwährendem auf und ab was den Verbrauch ziemlich nach oben trieb so dass wir bei Tempo 100 mit 14 kwh unterwegs waren. Bei erwarteter reiner AC Ladung für die 400 km Strecke hätte uns ein schnelleres Tempo deutlich verlangsamt insgesamt. Trotzdem optimistisch fuhren wir die 160 km bis Pescara wo uns natürlich kein Schnelllader sondern eine defekte ABB-Typ 2 erwartete. Das nahegelegene Citta Sant-Angelo-Outlet hatte zwar ausgewiesene Elektroparkplätze aber leider noch ohne Säulen. Also flugs den in Strandnähe gelisteten LIDL-11KW Lader einprogrammiert bei <40 km Restreichweite und 20 km zum Ziel. Nervöses Schweigen während der nächsten langen Minuten. Bei LIDL mit 18 Rest-km dann natürlich erst 1x den ganzen Parkplatz abgefahren bevor man die Säule direkt an der Einfahrt gefunden hatte. Diese ließ sich dann wie im Chargemapeintrag beschrieben problemlos per Knopfdruck starten und beenden. Puh. Sonst hätten wir noch versuchen können den nächsten IKEA anzufahren, wahrscheinlich im Schildkrötenmodus. In der Zwischenzeit waren wir Mittag im Lido essen, erste Mal Füße in die Adria halten, Eis und Espresso genießen und bei LIDL Proviant holen. Dieser 4h / 20kwh Ladestopp hatte sich ganz ehrlich nicht wirklich gezogen, dafür eher der 2. am Nachmittag. Nochmal 100 km / 14kwh weiter hieß es nämlich wieder AC-Laden, Strand, Hotelbar, Kicker etc. für knapp 3h an 22KW am Hotel Aloha Park in Campomarino (s.o.). Die restlichen 120 km kannten wir ja topologisch aus den vorherigen Jahren gut und es erwartete uns nur noch 80% breite, gerade Landstraße (für den Süditaliener = Autobahn = Tempo 110+) und der Rest leicht bergiges, kurviges Auf und Ab bis zum Ziel. Safety first hatten wir wieder 50 km Reserve eingeplant und kamen prompt mit 60 km Restreichweite am Ziel an. Abfahrt Monsano war relativ pünktlich um 9 Uhr und Ankunft dann 21:30 Uhr, macht einen Schnitt von 32 km / h per AC-Lader. Solange man sich klar macht dass man über die Hälfte der Zeit NICHT im Auto verbracht hat und auch nicht an der Tankstelle sondern am Strand relativiert sich die Qual etwas. Ich freu mich trotzdem auf mehr CCS an der Adria.

In Vieste selbst hat ENEL dann extra für uns (ok wir haben auch mal einen Tesla oder Zoe gesehen) 2 Ladesäulen mit angeblich (s.o.) 22 KW platziert, auch parktechnisch sehr gut gelegen so dass immer eine der beiden Säulen frei war wenn wir abends in die Stadt oder vormittags an den Strand gefahren sind. In den Pilgerort San Giovanni Rotondo hat man ebenfalls 2 Säulen gestellt so dass unsere üblichen Tagesausflüge (ich meine sogar mehr als letztes Jahr) kein Problem waren. Die Säulen waren übrigens immer aktivierbar, auch wenn das Display bei der Hitze und direkter Sonnenausrichtung schon ausgefallen war. Manchmal musste man das alte Kabel rein-raus Spiel spielen und nochmal aktivieren aber laden ging immer. Die Italiener immer sehr aufgeschlossen und neugierig bzgl. Reichweite, Preisen etc., der ältere Obsthändler auf dem 2. Ladeparkplatz fragte ob ich Gas tanken würde. Wenn sich mal jemand verparkt hatte wurde auch immer schnell und freundlich freigemacht.
Ansonsten wie immer ein toller Strandurlaub bei bestem Wetter mit immer präsenter frischer Brise, nur helleres Leder wäre toll gewesen wie im alten Benz. Dafür konnte man kurz ins Auto, Motor an Klima an und erst mal 2 Minuten laufen lassen ohne die Umgebung zu vergiften.
20180729_115904.jpg
Leider sind 3 Wochen schnell um und am Freitag 10.8. ging es wieder Richtung Heimat, diesmal in 3 Tagesetappen. Blöderweise unterliefen mir für den 1. Rückfahrtag gleich mehrere Planungsfehler. Punkt 1, ich hatte eine 500 km Etappe bis Rimini geplant, mit dortiger Übernachtladung an AC.
https://www.goingelectric.de/stromtanks ... r/2598679/

Zu spät (zum Hotelstornieren nämlich) war mir eingefallen dass der neu aufgetauchte CCS in Cesena, 20 km hinter Rimini liegt. Somit hätte man eigentlich wieder in Nähe Ancona übernachtladen müssen, und von da aus hätte man direkt zum ersten CCS nach Cesena fahren können, also 100 km weniger Strecke über AC laden. Andererseits hätte man dann am Samstag nochmal 100 km mehr fahren müssen. Punkt 2, ich hatte die tolle Idee eine neue vermeintlich flachere Strecke von Vieste zur Autobahn hin zu nehmen. Die war verbrauchstechnisch leider aufgrund mehr Stadtdurchfahrten gleich, zeittechnisch dagegen ein (+1h) Reinfall. Punkt 3, wir haben nicht am Hotel Aloha ganz vollgeladen. Die danach genutzten AC-Lader von ENEL nämlich gaben allesamt <6 KW auf meine Einzelphase ab, so dass sich die Ladezeiten später wenig aber merklich verlängerten. Hatte bis dahin gedacht es wäre ein spezifisches Problem nur in Vieste gewesen. Punkt 4 wir haben noch eine Stunde ohne Laden im Shoppingcentre vergeudet. Summa summarum waren wir letztlich um kurz vor Mitternacht in Rimini (also ca. 15 h Reisezeit für 500 km, hm komisch mit 33 km/h sogar schneller als auf dem Hinweg) und konnten den Ioniq am 200m vom Hotel (Rive e Mare) gelegenen AC-Lader und uns in den Betten abstellen. Ich freu mich immer noch auf mehr CCS an der Adria.

Der Samstag führte dann in die Schweiz. Da wir keinen Zwischenurlaub mehr in Südtirol machten ist die Rückroute über den Gotthard statt Brenner km-technisch günstiger. Außerdem haben die CCS in der Schweiz so schöne dreistellige Ladekapazitäten.
http://www.goingelectric.de/stromtankst ... r/2594977/

Leider auf den knapp 700 km immer viel Stau – wie immer um Bologna, Grenzübergang, vor dem Gotthard ich meine so 2-3 h, um Mailand ging es noch. Lästig sind die großen Mautstellen wo man trotz 20+ Spuren 15 Minuten oder mehr anstehen muss. Vielleicht muss ich mir doch mal so eine Telepass-Box anschaffen. Kurz vor Bologna waren wir an einem neuen ENEL-CCS bei einem Conad-Supermarkt (muss ich noch eintragen fällt mir ein), aus der Richtung sehr gut von der AB zu erreichen und danach fuhren wir mehrere Kilometer die „Tangentiale“ also Parallelspur zur Hauptautobahn entlang wo sich (im Gegensatz zu unserer Spur) der Verkehr ordentlich weiterstaute. Also Toptip zum Laden und Stau umfahren für die Ost-West Richtung. Ach ja und den vor 3 Tagen nach Tanklasterexplosion eingestürzten Autobahnteil hatte man schon ausreichend umbaut so dass sich an der Stelle erstaunlicherweise gar kein Stau bildete.
Also weiter zum Fidenza-Outlet, die Laune steigt, dann Autogrill A8 Lainate bei Mailand, sehr schöner Rastplatz, fast schon kleines Shoppingcenter, CCS natürlich frei und kostenlos…Für die Schweiz hatte ich mir dann (wieder safety-first) Bellinzona Süd und Gotthard Süd direkt vor dem Tunnel ausgeguckt, beides 150 KW Lader, superschnell und mit Maingau freizuschalten. Da es nach den 4-5h Gesamtstau jetzt schon dunkel war konnte ich leider nicht die Ionitysäulen hinterm Gotthard und in Rothenburg ausprobieren. Ladung hat für die restlichen 164 km bergab locker ausgereicht. Ankunft dann in Hotel Balsthal in Balsthal um ca. 22 Uhr, also 13 h Reisezeit für 700 km. Macht ohne Ladezeit also 10-11h im Auto, da kann mir keiner erzählen dass er nicht 2h Pause braucht um über so einen Tag zu kommen. Das Hotel übrigens wieder sehr gute Adresse, preislich für die Schweiz ziemlich günstig, Frühstück, Zimmer, Lage usw. ganz hervorragend. Laden am 2. Tesla Typ2 Stecker, natürlich gratis.

Für den Sonntag erwarteten uns nochmal 700 km, nach den bisherigen Erfahrungen wünschten wir uns alle lieber 7 Ladestopps am CCS als 7x Stau, leider auch an diesem Tag länger im Stau als am Lader gestanden. Route: http://www.goingelectric.de/stromtankst ... 202598670/

Ab Mannheim mussten wir uns dann zwischen A61 und A3 entscheiden. Wir haben dann die 61 genommen aber wahrscheinlich wäre der Stau auf der 3 ähnlich gewesen. Auf der A3 scheinen die Ladesäulen häufiger defekt zu sein, so mein subjektiver Eindruck beim gelegentlichen Drüberschwenken auf der Next-Plug App. Auf jeden Fall haben wir auch diesen Tag ohne besondere Vorkommnisse überstanden und waren sogar insgesamt <12h unterwegs. Alle Ladesäulen funktionierten und waren frei, noch nicht mal in Brohltal haben wir jemanden elektrisch unterwegs getroffen.

Im Lauf der Woche nach dem Urlaub ärgerte mich die schwüle Luft in Deutschland so dass wir am nächsten Wochenende noch einen Kurztrip nach Boulogne-sur-Mer in Frankreich, kurz hinter Calais machten. Auch hier wieder knapp 1000 km Strecke mithilfe GE Planer, Chargemap, Maingau und TNM ohne relevante Vorkommnisse absolviert. Tatsächlich gab es ausgerechnet in Belgien an der Autobahn eine defekte Allegosäule so dass wir einmal zu Plan B weiterfahren mussten.

Mittlerweile stehen 14000 km auf der Uhr und ich muss bald die 1. Inspektion nach 4 Monaten terminieren. Dieses Wochenende machen wir wahrscheinlich auch wieder etwas Kurzstrecke an die niederländische See, im Oktober steht französische Mosel Kurztrip auf dem Programm und den Jahreswechsel wollten wir wieder mal in Alpen verbringen, womöglich wieder Meran.
Ich schreib aber nicht jedesmal wieder einen Roman dazu, versprochen.

Hier die versprochene Zusammenfassung:
1. Der Ioniq ist ein (für die meisten) völlig ausreichendes und überdurchschnittlich komfortabel und gut ausgestattetes Familienauto
2. Die Reichweite ist für den Alltag mehr als ausreichend, für Langstrecke wären 300 km optimal sofern mehr 70 KW Lademöglichkeiten da wären. Warum in Deutschland mehr Vorrat im „Tank“ sein muss sehe ich jedesmal wenn auf der AB mit 200 km/h Richtung Stau oder Baustelle geschossen oder in der Stadt von Ampel zu Ampel durchbeschleunigt wird. Da hätte ich natürlich auch Reichweitenangst wenn das effizientes Fahren sein soll.
3. Wer 5-stellige Extrabeträge für einen Premiumbadge auf dem Grill oder Chrom/AMG/M-Paket auf den Tisch legen kann, könnte sich auch mit dem gleichen Geld einen E-Wagen leisten.
4. Wenn man diese denn kaufen oder probefahren könnte. Ich lerne laufend Leute kennen die gerne mal ein E-Mobil ganz normal beim Händler anschauen oder als Tageszulassung oder jungen Gebrauchten nehmen würden.
5. Weite Teile Europas inklusive Süditalien sind elektrisch problemlos zu bereisen (Adriaküste ab 2019).
6. Die Ladesituation ist nicht so schlimm wie immer dargestellt (und von mir befürchtet wurde), selbst nicht an Urlaubswochenenden. Auf 5500 km Urlaubsfahrten hatten wir ganze 3 defekte oder (kurz) zugeparkte Schnelllader erlebt.
7. Wer Instagram, Facebook, Whatsapp und Co stundenlang mit Inhalten füllen oder konsumieren kann sollte auch im Stande sein eine Ladesäulen-App, Routenplaner und das Navi zu bedienen und da etwas Zeit zu investieren. Allerdings wäre eine Tesla-ähnliche Software im Ioniq Gold wert.
8. Somit ist der Ioniq das ideale elektrische Erstauto, Zweitauto, Alleinauto, Familienauto, Autobahnauto, Stadtauto, Laternenauto, Garagenauto, Lang-, Mittel- und Kurzstreckenauto.
9. Sorry dass sogar die Zusammenfassung zu lang geworden ist.

Ich hoffe dem einen oder anderen bei der Entscheidung zum E-Auto geholfen zu haben und wünsche allen problemlose und schöne elektrische (Urlaubs-) Fahrten!
Zuletzt geändert von epididimidis am Fr 26. Okt 2018, 23:31, insgesamt 1-mal geändert.
Anzeige

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

epididimidis
  • Beiträge: 26
  • Registriert: So 6. Mai 2018, 15:22
  • Danke erhalten: 9 Mal
read
Mehr Bilder
Dateianhänge
20180731_110337936_iOS.jpg
20180731_105542170_iOS.jpg
20180725_132819.jpg

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

epididimidis
  • Beiträge: 26
  • Registriert: So 6. Mai 2018, 15:22
  • Danke erhalten: 9 Mal
read
Frankreich
Dateianhänge
20180819_154741.jpg
20180819_144918.jpg
20180818_174330.jpg

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

Rockatanski
  • Beiträge: 1262
  • Registriert: Di 29. Mai 2018, 09:41
  • Danke erhalten: 168 Mal
read
Danke für den kurzweiligen Bericht!

Ich lese so etwas immer gerne, habe ich doch dabei immer etwas Urlaubsgefühle im Bauch und viele Infos für eigene Reisen im Kopf!

Gerne mehr!

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

USER_AVATAR
read
heute morgen habe ich nur die zusammenfassung geschafft. den rest werde ich mir später mal ansehen :D
schöne photos und das beste: sehr gute entscheidung :!:
herzlich willkommen hier.
- Zoe: 13.02.15 - 30.12.16
- MX: 60er. 30.12.16 - 23.01.20
+ M3: "Freitag der 13." 13.03.2020
+ Ioniq vFL: 12.08.23

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

USER_AVATAR
  • MitmRadldo
  • Beiträge: 257
  • Registriert: Do 26. Okt 2017, 08:43
  • Wohnort: Ruhrgebiet
  • Hat sich bedankt: 24 Mal
  • Danke erhalten: 32 Mal
read
Vielen Dank für diesen tollen Bericht!

Wie war denn das Fazit der Mitreisenden nach dem Urlaub?
#ecannonball 2018 - HH => M - Team 16 - Alex & Chris im IONIQ

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

geko
  • Beiträge: 2576
  • Registriert: Sa 12. Mär 2016, 07:27
  • Wohnort: München
  • Danke erhalten: 63 Mal
read
Vielen Dank für den tollen Bericht! Hat Spaß gemacht zu Lesen. Ich selbst komme gerade aus einem 2,5-wöchigen Sommerurlaub zurück. Da wir jedoch mit einem Tesla Model X (zu sechst) gefahren sind, fällt ein Reisebericht recht trostlos aus (Fazit: Alles easy, keine Planung für Ladestopps, einfach losfahren). Der Ioniq ist ein tolles Fahrzeug!
emobly. Das Magazin für Elektroautos. Unabhängig. Authentisch. Elektrisch.

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

USER_AVATAR
read
Toller Bericht.
Da ich auch alle Fernreisen immer mit dem Auto mache war das wirklich mal interessant zu lesen.

Allerdings auch ein wenig ernüchternd. In der Zeit in der Ihr eure erste Etappe gemacht habt 9-21 Uhr fahre ich im Sommer die 1.380km von Bielefeld bis an die slowenische Adriaküste.
Weder Frau noch Hund beschweren sich da über zu wenig Pausen.

Ich würde mir also wenn nächstes Jahr wieder ein Fahrzeugwechsel ansteht und ich auf voll elektrisch umsteige defintiv einen Leihwagen nehmen für die zwei Wochen im Jahr.
A250e Limo
Uni-Weiß AMG Optik

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

Helfried
read
Anthrax33 hat geschrieben: Ich würde mir also wenn nächstes Jahr wieder ein Fahrzeugwechsel ansteht und ich auf voll elektrisch umsteige defintiv einen Leihwagen nehmen für die zwei Wochen im Jahr.
Das würde dann nämlich auch den Flug ermöglichen und so 1 Woche Fahrzeit und Planung sparen. :)

Re: 5500 km Urlaub mit dem Ioniq-Südtirol Süditalien Frankre

Cliffideo
  • Beiträge: 451
  • Registriert: Fr 17. Apr 2015, 18:54
  • Hat sich bedankt: 10 Mal
  • Danke erhalten: 79 Mal
read
Wie hat sich der (gewichtstechnisch) vollgeladene Ioniq denn bremsentechnisch verhalten? Bei der angegebenen Zuladung von max 385 kg ist man mit 4+1 Personen und dem abgebildeten Gepäck doch hart an, wenn nicht sogar über der Grenze?
Tesla Model 3 LR RWD (2023-...) von e-flat
Anzeige
AntwortenAntworten

Zurück zu „Treffen, Touren, Urlaub“

Gehe zu Profile
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag