Schöne Vision von Fastned...

Re: Schöne Vision von Fastned...

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Visionen sind Visionen, aber haben mit Realität nichts zu tun solange sie Visionen bleiben. Gerade hier im Forum muss man konstatieren, dass Visionen oft für bare Münze genommen werden, was den geplanten Ausbau an Ladestationen angeht. Solange die Infrastruktur nicht steht und auch funktioniert glaube ich an nichts.
Viele kleine Menschen, die viele kleine Dinge tun, werden das Angesicht der Erde verändern.
Afrikanisches Sprichwort
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Re: Schöne Vision von Fastned...

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volker hat geschrieben:Im Gegensatz zu Elon Musk ist mir bei Fastned das Geschäftsmodell noch nicht klar.
Das Geschäftsmodell sollte doch eigentlich klar sein: Durch Verkaufen von Schnellladestrom mit dem dazugehörenden Serviceumfeld (flächendeckend leicht und ideal zu findende stets funktionierende Stationen) Geld zu verdienen.
Dein Kommentag war sicher etwas ironisch gemeint...

FASTNED ist schon heute ohne Frage der Nr. 1 Anbieter, wenn es in den Niederlanden um Schnellladung an der Autobahn geht.
Aktuell sieht es so aus, als wenn Sie gigantische Investitionen rausblasen... und aktuell - auch faktisch - "so gut wie keine" (geringe) Einnahmen generieren, was augescheinlich nach einem "Himmelfahrtskommando von Geschäftsmodell" aussieht.

Dabei hat FASTNED eben genau eins der Hauptprobleme der Elektromobilität erkannt, bzw. was dem Nutzer eines E-Autos wichtig ist: Die Freiheit sorgenfreier Langstreckenfahrten.

Dies Problem ist nur mit Schnallladern aus der Welt zu schaffen, auch künftigere größere Akkus wollen geladen werden und das echte "Schnellladen" (dann deutlich über 50 kW) wird umso bedeutender.

Sie haben erkannt, dass das Thema "Standort" ebenfalls sehr wichig ist und nur ein flächendeckendes Netz von Schnellladestationen Sinn macht.
Der Ansatz von "in Masse" hergestellten identischen, ansprechenden, praktischen und funktionierenden (aktuelle Uptime: 99,99%) Stationen ist und bleibt meiner Ansicht nach weiterhin so "einfach" wie genial.

Und dann sind wir wieder beim "Chicken - Egg"-Problem. Was muss zuerst da sein? Die große Anzahl an E-Autos, die das Schnellladen nachfragt, damit der Aufbau eines solches Schnellladenetzwerkes sich für den Anbieter schnell lohnt - oder muss das Schnellladenetzwerk zuerst/parallel zum langsam beginnennden Hochlauf der EV-Verkäufe aufgebaut werden, um diesen zu unterstützen?

Persönlich schätze ich FASTNED sehr dafür, sich mit der Umsetzung Ihrer Vision für letzteren Weg einzusetzen.
Für meinen Geschmack wissen sie in JEDEM Detail, wie GENAU es aussehen könnte und sollte.

Neben den einem informierten E-Mobilisten sicher mehr oder weniger bekannten Details kann ich nur sehr empfehlen, sich einmal die Zeit zu nehmen und das von einem der Firmengründer, Bart Lubbers, geschriebene Buch "The FASTNED Story" (englisch) zu lesen.
Dieses steht als PDF-Datei auf der Webseite http://fastned.nl/de/vision (etwas weiter unten) zum Download zur Verfügung.

Es lohnt sich!
Es wird nicht nur die Idee hinter der Gründung von FASTNED erläutert, sondern auch die Entstehung und Entwicklung, die zahlreichen Probleme, die es zu bewältigen galt und weiterhin gilt.

Am Ende ist FASTNED schon jetzt einfach da.
Und man kann sich als EV-Fahrer auf die Stationen verlassen.
Schon bevor wir unseren Soul EV bekommen hatten stand fest, dass wir mal nach Amsterdam fahren werden und das Reisen (und damit Laden) in den Niederlanden grundsätzlich etwas ist, um dass man sich so gut wie keine Gedanken machen muss.
Ziel erreicht.

Der Aufbau finanziert sich zum größten Teil durch Investoren, denen das Geschäftsmodell und die Vision von FASTNED ebenso bekannt sein dürfte. Und den Investoren ist somit klar, dass es sich hier um ein langfristiges Investment handelt.
Die Konzessionen für die Stationen an den Autobahnen in den Niederlanden laufen auch (erstmal) über 15 Jahre...
In dieser Zeit wird sehr viel passieren, da sind wir uns bestimmt alle einig.

FASTNED hat mehr als nur einen Fuß in der Tür. Sie haben mittlerweile locker 2-3 Jahre Erfahrung im Umgang mit den Behörden, mit dem Einholen der zahlreichen Konzessionen und Genehmigungen. Sie wissen um die Vorlaufzeiten. Sie wissen wie Schnellladen auszusehen hat, Sie haben fertig konstruierte Stationen vorzuweisen, von denen bereits 40 Stück stehen.
Und sie haben einen für mein Verständnis ziemlich realistischen Plan für die Zukunft.

Es würde mich natürlich freuen FASTNED-Stationen auch so schnell wie möglich in Deutschland zu sehen.
Aber so wie schon in den Niederlanden die 201 Stationen nicht über Nacht von allein aus dem Boden schießen, weiß ich aus einem persönlichen Gespräch mit dem CEO, Michiel Langezaal, als auch mit dem deutschen Mitarbeiter von FASTNED vor ein paar Tagen, dass das ebens alles - gerade auch in Deutschland - nicht so einfach ist. Man ist seit mittlerweile knapp einem Jahr an der Entwicklung der deutschen Stationen dran... es wird auch hoffentlich nicht mehr so arg lange dauern.

Bis der "Freedom Plan" Realität ist natürlich schon noch...
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Re: Schöne Vision von Fastned...

TeeKay
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Ich verstehe Fastneds Geschäftsmodell ebenfalls nicht und denke nicht, dass das ironisch gemeint war. Fastned bläst Geld in rauen Mengen raus, macht dabei aber fast keine Umsätze. Die Ladetempel sind luxuriös gebaut und verschlingen eine Menge Geld, das Fastned nicht hat. Der Mitarbeiterstamm für ein Unternehmen ohne Umsatz ist riesig. Das Unternehmen ist immer nur für die nächsten paar Wochen finanziert.

Bei Umsätzen von deutlich weniger als 10.000 Euro pro Monat haben sie Kosten von 130.000 Euro pro Monat vor (!) Abschreibungen. Im 2. Quartal 2015 wurden gerade mal 25.560kWh verkauft. Das ist nichts. Das gibt ein (!) Tesla Supercharger in der dänischen Provinz in 40 Tagen ab. Jeder der 20 Mitarbeiter hat damit pro Monat 426kWh verkauft. Im Moment ist die Frage, ob der Standby-Verbrauch der Säulen höher ist als der Nutzverbrauch. Bei der aktuellen Cashburn-Rate ist Fastned ohne weitere Investitionen in 18 Monate pleite. Da sie aber weiter investieren, arbeiten sie permanent an der Schwelle zur Insolvenz. Es muss nur eine der vielen nötigen Finanzierungsrunden platzen und mit Fastned ist es vorbei.

Das war bei Tesla in der Anfangsphase auch so. Aber bei Tesla war im Gegensatz zu Fastned Besserung in Sicht. Im Heimatmarkt gibt es fast keine reinen Elektroautos, die Niederländer kaufen wie blöde Plugin Hybride und Teslas - beide laden nicht bei Fastned. Der potentielle Kundenstamm ist minimal klein - da wird der Umsatz auf Sicht von Jahren kleiner sein als die laufenden Kosten vor Abschreibungen - der Umsatz!

Tesla war und ist extrem schlank aufgestellt. Es gibt keinen unnötigen Luxus. Fastned geht den umgekehrten Weg und gibt Geld für Luxus-Solardächer aus, das sie nicht haben und auf absehbare Zeit auch nicht verdienen werden.

Sie haben in 6 Monaten des 1. Halbjahres 2015 1.374.010 Euro Verlust gemacht. Bei 20 Cent Marge pro kWh müssten sie fast 7 Mio kWh pro Halbjahr verkaufen, um beim Breakeven zu landen. Also 181x soviel, wie tatsächlich verkauft wurden. Wenn die verkauften kWh pro zugelassenem Full electric Vehicle in den Niederlanden gleich bleiben, wären dafür 1,526 Mio EV nötig. Es werden pro Jahr aber nur 450.000 Autos in den Niederlanden verkauft. Also selbst wenn ab sofort 100% der Neuzulassungen FEV wären, bräuchte es fast 4 Jahre, um den Bestand an FEV zu erreichen, der bei gleich bleibender Nutzung pro Fahrzeug zum Breakeven führt. Was aber auch nicht geht, weil sie für 1,5 Mio Fahrzeuge deutlich mehr Schnelllader bräuchten.

Um es kurz zu machen: Ich seh den Business Case nicht. Daran ändern auch die schönen Lade-Erlebnisse an Fastned-Stationen nichts. Das habe ich auch so an Fastned gemeldet: Meine Hauptsorge bei Fastned ist, dass die luxuriöse Bauweise und das mit beiden Händen ausgegebene Geld Zweifel an Fastneds Überlebensfähigkeit aufkommen lassen.

Re: Schöne Vision von Fastned...

michaell
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TeeKay hat geschrieben: ...
Um es kurz zu machen: Ich seh den Business Case nicht. Daran ändern auch die schönen Lade-Erlebnisse an Fastned-Stationen nichts. Das habe ich auch so an Fastned gemeldet: Meine Hauptsorge bei Fastned ist, dass die luxuriöse Bauweise und das mit beiden Händen ausgegebene Geld Zweifel an Fastneds Überlebensfähigkeit aufkommen lassen.
Ist doch einfache Rechnung, bauen lassen, Insolvenz

und dann kommt ein Investor der übernimmt den Laden für 1 Euro
und legt sich ins gemachte Netz :lol:
ZOE intens seit 11/2014, Peugeot seit 11/2020
KONA seit 12/2018, 7/2021 Ioniq 5 mit P45 Paket, Enyaq 80 01/2022
Info (at) Solar-lamprecht.de

Re: Schöne Vision von Fastned...

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Die Frage ist, wie ein rein marktwirtschaftlich aufgestellter Betreiber wie Fastned gegen Betreiber anstinken will, die den Lader vom Staat kostenlos hingestellt bekommen (wie T&R). Fastned nimmt 78ct/min und verdient immer noch kein Geld (mit einem günstigeren Tarif würden sie vermutlich auch nicht mehr kWh verkaufen). Und jetzt sollen in den NL auch Konzessionen an die Konkurrenz erteilt werden, d.h. an attraktiven Stellen dürfen auch Wettbewerber ihre Säulen aufstellen und in den Preiskampf treten, also ist sogar die Monopol-Stellung dahin.
Ich vermute, das Geschäft mit dem Laden kommt heute ohne staatliche Subvention nicht aus.

Graefe
BMW i3 (94Ah), Smart (451) ED Cabrio mit 22kW-Bordlader
Audi etron reserviert
bald 10kWp PV auf dem Dach und Erd-Sole-WP im Keller

Re: Schöne Vision von Fastned...

TeeKay
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Fastned verkauft auch für 35 Cent pro kWh. Die 12 Euro Monatsgebühr werden taggenau berechnet. Das ist also ab der 1. kWh billiger als der 79 Cent Tarif ohne Grundgebühr.
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