grüner/regenerativ erzeugter Strom an den Ladesäulen

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Re: grüner/regenerativ erzeugter Strom an den Ladesäulen

Gruwe
  • Beiträge: 9
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Tho hat geschrieben:Ein Zertifikatssystem wirkt nur dann, wenn es auch dazu führt das neue Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie errichtet werden und der Anteil im Netz steigt. Wenn nur Bestandskapazitäten per Zertifikat verkauft werden und der restliche Teil weiterhin fossil erzeugt wird, dann passiert im Sinne der Erneuerbaren Energie überhaupt nichts.
Ein Zertifikatssystem (z.B. Quotenmodell) induziert natürlich auch einen Ausbau von Erneuerbaren Energien. Vorteil ist, dass im Gegenzug zu etwa fixen Einspeisevergütungen der Ausbau einigermaßen kontrollierbar ist. Da der Staat derzeit insb. in Deutschland immer noch als Monopsonist auf dem Markt für Grünstrom angesehen werden kann, muss der Staat sowieso tätig sein, damit EE ausgebaut werden.

Weiterhin führt ein Zertifikatsystem dazu, dass die günstigsten Alternativen genutzt und ausgebaut werden. Nicht jeder in Deutschland ist "Grünstrom-Ideologe", sondern ist mit seiner Meinung auch an den Strompreis gekoppelt. Hier sollten entsprechend Marktdesigns gewählt werden, die den Strompreis möglichst gering halten. Bei Zertifikatssystemen wird dies durch hohe Marktintegration und geringe Differenzkosten gewährleistet. Dies fördert natürlich auch den Ausbau! Und natürlich erhöht sich auch die Nachfrage an Grünstrom-Erzeugern durch Nachfrage nach "bilanziellem" Grünstrom, was ebenso den Ausbau induziert, ganz gleich welches Marktdesign gewählt wurde.

Wer mir - unabhängig vom Marktdesign der Strommärkte - irgendwas davon erzählen will, dass jeder der Grünstrom kaufen will, auch tatsächlichen physikalischen Grünstrom bekommen (wobei Strom ja per se ein homogenes Gut im technisch-physikalischen Sinne ist) kann, der kann mir ja mal gerne solch eine Netztopologie sowie ein zugehöriges Marktdesign erläutern! Meines Erachtens ginge dies nur und ausschließlich über zwei parallele Netze. Für diese rein theoretische Lösung soll derjenige mir dann auch gleich mal verraten, wer dieses dann bezahlt!

Letzten Endes bleibt festzuhalten, dass jeder von uns, der unbedingt Grünstrom haben möchte, sich entweder a) eine eigene Insellösung besorgen muss oder b) damit abfinden muss, dass er, solange der Anteil an EE im Strommix < 100% beträgt, eben einfach nur bilanziellen Grünstrom bekommt. Zum Trost gilt aber weiterhin, dass Nachfrage nach Grünstrom eben auch wie angesprochen den Ausbau induziert. Betrachtet man noch, dass die Nachfrage nach Grünstrom auch in inverser Abhängigkeit zum Strompreis steht, fördert die Nutzung der kostengünstigsten Lösungen (Zertifikatssystem, Ausschreibungen, etc.) die Nachfrage und damit auch den Ausbau.
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Re: grüner/regenerativ erzeugter Strom an den Ladesäulen

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Bevor ich Strom bei einem Lieferanten beziehe, der am Zertifikatshandel teilnimmt, bevorzuge ich Anbieter die selbst in Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energie investieren, z.B. Naturstrom, Bürgerwerke usw.
Das der bilanzielle und der tatsächliche Stromfluss zwei verschiedene Dinge sind, ist glaube ich jedem klar. Es geht jedoch beim Bezug von Ökostrom mir konkret darum Anbieter zu unterstützen, die direkt in Erneuerbare Energie investieren.
MS75D, Intens R90, S-Pedelec Grace MX
Emobility East - Beratung und Verkauf zu Elektromobilität & Smarthome http://www.emobility-east.de
PV, Speicher zu Hause + Mitbegründer Bürger Energie Drebach eG http://www.buerger-energie-drebach.de

Re: grüner/regenerativ erzeugter Strom an den Ladesäulen

Gruwe
  • Beiträge: 9
  • Registriert: Do 16. Aug 2018, 15:08
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Tho hat geschrieben:Es geht jedoch beim Bezug von Ökostrom mir konkret darum Anbieter zu unterstützen, die direkt in Erneuerbare Energie investieren.
Dass man das kann, ist natürlich jedem freigestellt! Das hat allerdings nix damit zu tun, ob und wie (in)effizient Zertifikatsysteme in statischer und dynamischer Hinsicht sind. Letzten Endes muss man sich allerdings bewusst sein, dass man dadurch dem Stromversorger hauptsächlich nette Produzentenrenten beschert. Letzten Endes entstehen dadurch ja dann eben auch Zertifikate, die dann verscherbelt werden. Das zu tun, ist natürlich jedem freigestellt. In dieser Hinsicht wird dann durch geschicktes Marketing aus dem homogenen Gut Strom eben doch noch ein heterogenes.

Dieses Geschäftsmodell ist aber auch schon recht alt. Häufig sind es regionale Anbieter, die zu Preisen nahe derer des Grundversorgers verkaufen und dazu eben irgendwelche Vereine in der Region fördern, etc. Dem Kunden gibt man ein gutes Gefühl, denn er unterstützt durch seinen Stromkauf dort ja die regionalen Vereine. Die bessere Alternative wäre allerdings, beim anderen Stromversorger einzukaufen und das gesparte Geld direkt irgendwelchen Vereinen zukommen zu lassen. Quasi ein alter Hut! ;)

Re: grüner/regenerativ erzeugter Strom an den Ladesäulen

theMario
  • Beiträge: 26
  • Registriert: Do 28. Jun 2018, 00:42
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Ich finde es immer amüsant, wie so manch Eine(r) glaubt, die Nutzung von Strom aus der Steckdose nimmt Einfluss auf deren Herkunft. Wohl wissend, dass eine Ringleitung von vielen Erzeugern unter Spannung versetzt und von allen als Nutzern entlastet. Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob er gerade eine kwh aus einem AKW oder Windkraftanlage, über diese Ringleitung versorgt, verbraucht. Natürlich können alle nur noch Öko- Umwelt- Grün- oder sonstige wohl klingenden Verträge abschließen - die AKWs und Kohlekraftwerke laufen dennoch weiter. Schlimmer noch, die Windkraftanlagen sind es, welche am Sonntag Morgen still stehen, während die Dampferzeugnisse der AKWs und die Schornsteinschwaden der KKWs nicht geringer werden. Technisch bedingt? Nein, es ist nur einfach und billig, die Flügel in den Wind zu stellen, statt ein AKW herunter zu fahren. Natürlich sind der Aufwand zum Absenken einer AKW- Leistung um Vieles höher und technisch gesehen auch nicht umweltschonender oder gar deren Gefahrenpotenzial senkend.
Die eher alles entscheidende Frage für mich ist, wie viele Windkraftanlagen braucht es noch, bis ein AKW oder KKW vom Netz genommen und rückgebaut werden kann und vor allem wird? Derzeit sieht es nicht danach aus, ob dies erreicht wird, gleichwohl man kaum noch einen Horizont ohne diese Geräte sieht.

Die Unterstützung öffentlicher und sozialer Einrichtungen durch Firmen ist in meinen Augen eher in Druckmittel für den Bürger nach dem Motto - "geht ihr zu dem Anderen, machen wir das Freibad zu - wir gewinnen immer" Jede so erzeugte Abhängigkeit führt zum Zwangserhalt von alten Strukturen und hemmt den Fortschritt.
Man müsste also eher die Frage stellen - ist es Aufgabe eines Energieerzeugers / -versorgers öffentliche Bäder und andere Einrichtungen zu fördern, weil die Stadt, der Kreis, das Land seine Aufgaben wegen vorangegangener Misswirtschaft nicht mehr nachkommt, oder sichert Dieser nicht eher suggestiv seinen Selbsterhalt? So gesehen finanzieren Menschen, welche diese Einrichtungen nie nutzen, auch Diese dennoch mit - fair?
Jeder Vergleich hinkt, aber wenn man den aktuellen Werbeauftritt im PTV des Fanshops eines Fussballvereins sieht, frage ich mich, ob dessen Kunden wirklich wollen, dass seine Gelder dafür genutzt werden, und sie immer noch glauben, ihr Geld würde in den Sport investiert... .

Bei den Ladesäulen ist es wohl eher auch der bekannte Tropfen auf dem heißen Stein, wenn auf der Bedachung einer Ladesäule, die Solaranlage wirklich so viel Energie liefert (ob gepuffert, oder nicht) dass damit Autos ihren Energiebedarf decken können. Derzeit liefern die Säulen um die 50kwh über 400V - wie groß müsste also ein Dach sein?

Die Vernetzung hat bislang eine überregionale gleichmäßigere Verteilung der Energie und eine bessere Ausfallsicherheit gebracht. Es ist also eher der Verbrauchsausfall vom Tisch der Energieanbieter. So kann ein Bayer an der Küste erzeugten Strom nutzen, aber grünen Strom muss er noch lange nicht erhalten.

Eine Energiewende ist nur dann eine Wende, wenn man sich auch von den alten Energieträgern abwendet. Stattdessen ließen wir uns berieseln über ein zwar werbewirsam animiertes, aber nie gebautes Gezeitenkraftwerk.
Es gibt sie, keine Frage - weltweit sind es derzeit nach Wikipedia wohl ganze Sieben. Des "Wasserfall's" AKWs laufen jedoch noch heute und seine Gezeitenkraftwerke findet man bei Youtube.

Wenn die EU einmal beschließen wird, dass AKWs und KKWe abgeschalten werden, dann bekommen wir grünen Strom. Wie man da hin kommt, weiß ein Jeder. "Mühselig ernährt sich das Eichhörnchen" - aber es lohnt sich.

Re: grüner/regenerativ erzeugter Strom an den Ladesäulen

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Es ist schon amüsant, wie Leute sich weigern, auch nur einen Schritt weiter zu denken als bis zur Steckdose.

Ihnen sei das Modell des Stromsees angeraten: https://de.wikipedia.org/wiki/Stromsee-Modell

Das Entscheidende ist doch, WER durch meinen Euro dazu aufgefordert wird, die etwa 4 kWh zu produzieren, die ich dafür haben will. Echte Ökostromanbieter MÜSSEN dafür - anteilig - NEUE regenerative Kraftwerke aufbauen. Den Graustrom, den ich bisher bezogen habe, nehme ich nicht mehr ab, muss der bisherige Versorger abstellen. Und damit die CO2-Emissionen einstellen.

Schummel-RECS-Zertifikatehändler verschieben nur ihre Kapazitäten:

- RWE z.B. hat vielleicht angenommen 15 % regenerative Energie im Portfolio.
- Nur 5 % der Kunden wollen aber "100 % Grünstrom".
- Kein Problem, kriegen sie.
- Hat überhaupt keinen Einfluss auf die CO2-Emissionen.
- Hat nur Einfluss auf den CO2-Gehalt pro kWh der restlichen Stromabnehmer.
- Denen das aber bekanntlich völlig egal ist.
- Sind ja auch nur 5 %.

Das Ganze natürlich immer anteilig.

Wer glaubt, als Einzelner habe man gar keinen Einfluss, braucht auch nicht mehr wählen gehen. Auch ein Charterflieger fliegt nur dann, wenn genügend Passagiere zusammen kommen. Einer mehr oder weniger macht im Zweifel den Unterschied. Sogar bei Linienfliegern ist irgendwann der Kipppunkt da, bei dem eine Linie aufgegeben oder eröffnet wird.
Not-wendig: www.bzfe.de/inhalt/planetary-health-diet-33656.html

Freitag treffen wir uns: https://fridaysforfuture.de/allefuersklima/

Herzliche Grüße
Alex

Rest-CO2 kompensieren: atmosfair.de Goldstandard
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