Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

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Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

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Moin zusammen,

vorab zu mir: Ich fahre seit einem Jahr eine Zoe als Stadtauto und habe fest vor im nächsten Jahr meinen noch vorhandenen Verbrenner mit dem Stern für Familie und Langstrecke durch ein Vollelektrisches Premium-Auto mit großer Reichweite zu ersetzen (kein Tesla).
Ich möchte hier einfach mal mein Erlebnis von gestern schildern, was mich bezüglich unserer Schnelladeinfrastuktur sehr nachdenklich stimmt.

Mitten in Deutschland, genauer gesagt in Bottrop auf einer großen Raststätte an der A40 stand eine einsame IONITY Schnelladesäule, die zwei Parkplätze für Elektroautos bot. Ich war mit dem Verbrenner gerade vom England-Urlaub auf dem Nachhauseweg nach Bremen und bemerkte auf dem Parkplatz einen älteren Herren mit einem alten Nissan Leaf aus den Niederlanden, der sich verzweifelt abmühte den Ladevorgang zu starten. Der zweite Platz an der Säule war übrigens von einem Verbrenner aus Belgien zugeparkt.
Ich bot dem Mann meine Hilfe an und versuchte erst mal die Bedienung der Säule zu kapieren. Ich lade mit meiner Zoe ja nur an Typ2 Ladern in der Stadt bzw. Zuhause und habe mit Schnelladesäulen an Autobahnen noch keinerlei Erfahrungen. Für meine geplante Komplettumstellung auf Elektro auch für die Langstrecke, kann man ja nicht früh genug anfangen sich damit auseinanderzusetzen, dachte ich mir.
So stand ich also vor dem Display (Foto anbei) und kratzte mich am Kopf. Man sollte also 1. Das lesen was auf dem Display steht, 2. dann mit einem der unbeschrifteten (!) Knöpfe den Anschluss wählen und dann sollte es 3. anfangen zu laden. Zahlen sollte mann durch vorherigen Download einer App oder über die Registrierung auf einer Website. So war es auf dem Display zu lesen, welches alle 5 Sekunden den Bildschirminhalt wechselte. Man musste schon sehr schnell lesen, bevor der Bildschirm auf den nächsten Screen wechselte. Zum Glück stand das alles unterhalb des Bildschirms auf der Säule nochmal.
Der ältere Herr aus den Niederlandern kapierte das alles nicht und versuchte durch Vorhalten eine seiner zahlreichen kontaktlosen Ladekarten irgendwas in Gang zu setzen. Eine Newmotion Karte, eine Fastnet Karte und noch eine die ich nicht kannte. Es passierte natürlich nichts. Dann versuchte er durch Drücken des roten Knopfes (ja, der Not-Aus :-)) irgendwas in Gang zu setzen. Der Knopf ist ja so schön groß, der muss doch was starten :-)
Nagut, der hat keine Ahnung und ich regle das mal, dachte ich mir also.
Ich wollte den Anweisungen folgend zuerst also die IONITY APP runterladen. Doch was war das? Keine Internetverbindung mit dem Handy. Nagut, dann wollte ich die Hotline anrufen, um zu fragen was mann denn machen muss, um zu laden. Doch was war das? Mein Handy hatte kein Netz! Mitten im Ruhrgebiet!

Super-GAU!

Ich stellte mir dann vor wie ich mit meinem E-Auto im nächsten Jahr aus dem Urlaub komme und versuche unterwegs schnell zu laden ... mir brach der kalte Schweiß aus. Nagut, ich würde nicht unvorbereitet auf eine Langstrecke gehen und mir würde das bestimmt nicht passieren. Aber mich interessiert nun doch, wie man diese verd... IONITY Säule denn überhaupt benutzen muss? Kann mir das hier jemand beantworten?

Zum Schluss fuhr der ältere Herr gefrustet weg (ich hoffe er hatte noch ein paar Km auf der Uhr). Sekunden später stellte sich ein Porsche auf den E-Parkplatz. Immerin ein E-Hybrid. Der coole Fahrer stieg aus und ging weg, ohne zu laden. Ich sprach ihn freundlich an und fragte ihn ob er als E-Mobilist den nicht wüsste dass er so anderen die laden möchten den Platz wegnimmt. "Ich finde hier sonst keinen freien Platz" war die Antwort, was durchaus stimmen konnte denn der Rastplatz war proppevoll. Da war er dann wohl doch mehr Porsche-Fahrer als E-Mobilist.

Insgesamt erzeugte dieses Erlebnis bei mir ein großes Frustgefühl und ich war froh in meinen Verbrenner einsteigen zu können, der mir nach dem Volltanken eine Reichweite von 750 km anzeigte.

Viele Grüße
Jens
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Tesla Model S75, EZ. 06/2016 und Renault Zoe R210, EZ 12/2015
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Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

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Ist keine Ionity, sondern einen Innogy-Säule.
Was es aber nicht besser macht.
Gruß

CHris, ab sofort mit i3

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Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

Helfried
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Naja, da hast du ja voll die zwei Klischee-Brüder erwischt:
Der Rentner ohne Ahnung und der Porsche-Prolo. Gibt es zwar tatsächlich häufig, aber man sollte doch hoffen, dass sie mit der Zeit weniger werden.

PS: Die Beschriftung der Knöpfe steht auf dem Display!
Zuletzt geändert von Helfried am Mo 16. Jul 2018, 13:07, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

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Das ist das Problem mit den Ladesäulen von RWE, die sich NUR durch App und notwendigem Vertrag starten lassen. Statt wie jeder seriöse Anbieter einfach mit RFID-Karte zu laden (auch bei Regen oder schlechtem Handynetz, mit brauchbaren Tarifen z.B. EWE-Flat für Vielfahrer oder Maingau/TNM für Gelegenheitslader), musste da ja mal wieder ne Sonderlocke rein. *)
Ist in Wildeshausen nicht anders, die Säule ist nutzlos, weil der Marktführer (nach Kundenanzahl) der Mobilfunknetze dort nur mit EDGE verfügbar ist und die App so das laden nicht starten kann. Und ich renne nicht erst 700m den Berg hoch, um eventuell doch noch LTE zu haben.


*) Ich weiß, dass die AC-Säulen kein Display und RFID-Kartenleser haben, aber diesen Fahler hätte man ja bei den Trippelladern nicht wiederholen müssen.
Zumal ich(!) am Trippel 20-25 Minuten lade, am AC eher 3 Stunden. 10-15 Minuten mit der App rumspielen, Netz suchen und Vertrags-ID raussuchen zum Ladestart sind also mal eben +50% Zeit am Trippel. Eine RFID-Karte braucht für das "PIEP" zur Bestätigung keine 10 Sekunden.
Und das Bemängele ich deutlichst, dass das etablierte, von jedem Anbieter unterstütze RFID-System nicht unterstützt wird, gerade weil praktisch JEDER Elektroautofahrer eine Ladekarte dabei hat.
350 Mm elektrisch ab 2012.
Nicht alles glauben, was irgendeiner bei Whatsapp als News verbreitet.
Niels Bohr sagte schliesslich schon als Student: "Zitaten aus dem Internet sollte man nicht unbesehen glauben!"

Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

zoppotrump
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+1
Bei uns gibt es jetzt neue 22kW AC Säulen, da gibt´s gar kein Display mehr und auch keine Anleitung.
Da geht der Provider davon aus, dass man sich irgendwie selbst informiert, wie das gehen soll... :o

Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

E03
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Und genau das sind die Gründe, warum sich unser Golf mittlerweile nur noch rund um die eigene Steckdose bewegt, die bisherigen Fails aus unterschiedlichsten Ursachen waren einfach zu viele. Ob die zahlreichen neuen Anbieter, die den Markt in den nächsten Jahren mit Ladepunkten überschwemmen wollen, tatsächlich Anwendernutzen auf dem Zettel haben, wage ich mal zu bezweifeln. Lassen wir uns also überraschen. :wink:
:) 2014er e-Golf seit Oktober 2015 und mit Model 3 LR RWD seit Juni 2019 Ölbrennerfrei :)

Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

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Hm? Ich habe keine Steckdose um die ich herumfahren könnte. Dafür mehr als genug öffentliche, die ich regelmäßig nutze. Von ca. 15 Schnellladern an der Strecke konnte ich bisher 8 problemlos nutzen. Die 2 defekte wusste ich aber und bin nur rangefahren um zu gucken ob die wirklich defekt sind. Plan A waren jeweils andere Lader, die tadellos funktionierten.

Bei 2 Schnellladern war besetzt, als ich ankam. Jeweils 10min zusätzliche Wartezeit lässt sich verschmerzen. Dafür bekommt man in der Regel noch ein nettes Fachgespräch dazu.

Normalerweise Lade ich aber an AC in der Stadt. Von ca. 60 Ladesäulen sind durchschnittlich 55 funktionsbereit. Ab und zu ist mal eine besetzt. Naja dann fahre ich zur nächsten oder lade nicht, wenn ich es nicht unbedingt brauche.


Also alles in allem voll Alltagtauglich auch als Laternenparker.
Wer eher bremst fährt länger schnell (ohne nachzuladen)
Derzeit im Ioniq unterwegs.

Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

Helfried
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E03 hat geschrieben:Und genau das sind die Gründe, warum sich unser Golf mittlerweile nur noch rund um die eigene Steckdose bewegt, die bisherigen Fails aus unterschiedlichsten Ursachen waren einfach zu viele.
Sind da wirklich immer die anderen schuld und wären die Probleme durch (zugegeben mühsames) Mitdenken nicht lösbar gewesen? Zumindest im eigenen Land sollte man das Laden eigentlich nach ein paar Wochen Übung und Erfahrung hinbekommen.

Ausland ist für mich auch schwierig bzw. lohnt eine längere Recherche wegen drei Tage Rimini nicht wirklich. In Österreich sind aber nur 2% der Ladesäulen kurzfristig defekt und vielleicht 1% auch mal längerfristig. Das Laden funktioniert hier schon gut, allerdings dürfte es bald kostenpflichtig werden.

Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

svt
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Genauso ist es mir bei meiner ersten Fahrt mit Laden unterwegs auch gegangen: 1xÜber die Hotline freigeschaltet, 1x ging es gar nicht, 1xhat mich die Hotline auf die Internetseite zum Freischalten hingewiesen (die natürlich nicht an der Säule stand). Ich bin zwar experimentierfreudig und hatte geduldige Kids dabei, das ist aber nicht wirklich massentauglich.

Ich lade meist auch zu Hause, das klappt wenigstens gut. Ansonsten gibt es ein paar Ladepunkte auf meiner Stammstrecke, da weiß ich inzwischen, wie es klappt.
Tesla Model Y seit 08/2021
Renault Zoe Z.E.50 seit 07/2020

Nissan Leaf ZE1 (09/2018 - 09/2021)
Renault Zoe Z.E.40 (12/2017 - 09/2018)

Re: Gedanken zur Ladeinfrasstuktur

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Mit ein wenig Vorbereitung funktionieren auch die Innogy Lader.
Doof ist nur, dass die nicht alle in der Hubject DB stehen und somit überwiegend nur mit der Innogy-App zu nutzen sind.
Ich fände es aber auch besser, wenn man die Säulen einfach mit ner Ladekarte freischalten könnte.
Will Innogy aber leider nicht.
Auf der Überführungsfahrt haben, bis auf auf eine bekannte Ausnahme, alle Säulen entlang der A2 funktioniert.
Gruß

CHris, ab sofort mit i3

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