Nur mehr ein
Autofahrerclub und die Lobbyisten der Raffinerien betont weiterhin, dass man "Technologieoffen" für andere Treibstoffe (Wasserstoff, synthetische Treibstoffe) sein müsse. Die Umweltministerin der Grünen Leonore Gewessler (zuvor Geschäftsführerin der Umweltorganisation Global 2000 in Wien) sieht das glücklicherweise
nicht so. Selbst im elektroautokritischen Staatsfernsehen wurde vorgestern so nebenbei berichtet, dass im Mai 12% der Neuzugelassungen Elektroautos waren, und dass
AUDI ab 2026 kein neues Verbrennermodell (auch keine Hybridmodelle) mehr auf den Markt bringt, und ab 2033 den Verkauf von Verbrenner- und Hybridmodellen einstellen möchte.
Hab mir die aktuellen Zahlen auf Statistik Austria angesehen, wo die Zulassungszahlen ja wie hier bekannt monatlich veröffentlicht werden.
Zwar sind Zulassungszahlen wegen starker monatlicher und jahreszeitlicher Schwankungen mit Vorsicht zu genießen, und wirklich Aussagekräftig sind daher nur die Neuzulassungen des gesamten Jahres, trotzdem möchte ich wegen der
Verdreifachung der Zulassungszahlen von Elektroautos im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, einen Erklärungsversuch wagen.
Wie in diesem Thread bereits von mir verlinkt, wurden 2019 um 37% mehr Elektroautos verkauft. Von 5 Neuzugelassenen Elektroautos wurden 4 von Firmenkunden (und Gebietskörperschaften) gekauft, weil diese hohe staatliche Förderungen bekommen. Die Förderungen für Firmenkunden und für Private haben sich seit 2019 nicht geändert, können daher nicht alleine die Ursache für das hohe Wachstum der Zulassungszahlen in den Folgejahren sein.
Zunächst waren jedoch die Neuzulassungen 2020 von Jän-Mai, vermutlich wegen Corona, noch geringer als im Vorjahr.
Bis zum Ende des Jahres 2020 wurden dann jedoch deutlich mehr Elektroautos zugelassen, wodurch insgesamt 2020 um 73% mehr Elektroautos zugelassen wurden wie im Vorjahr. Dies trotz Corona und dem damit um 25% sinkenden PkW-Gesamtmarkt und den extrem niedrigen Benzin und Dieselpreisen.
Als Gründe für das extreme Wachstum bei den Neuzulassungen seit dem 2. Halbjahr 2020 vermute ich:
1.) Mehr Auswahl und weniger Lieferprobleme bei Elektroautos vom VW-Konzern.
2.) Weniger "Reichweitenangst" dank größerer Reichweiten und besserem öffentlichen Ladenetz.
3.) Entspannung der Corona-Situation mit steigenden Benzin- und Dieselpreisen.
Umweltschutzgründe spielen nach wie vor sowohl bei den Käufern als auch bei den Produzenten eine untergeordnete Rolle.
(Ins besonders der EU-Flottendurchschnitt von 95gCO2/km kann mit Plug-In Hybriden und/oder mit Strafzahlungen umgangen werden.)
Aus Vernunftgründen kauft man kein unvernünftiges Auto (egal ob Verbrenner oder Elektroauto). Tesla verkauft ja auch "nur" seine Autos weil sie besser Beschleunigen und ein besseres Infotainment haben als die anderen Autos in dieser Preisklasse.
So wie in Deutschland ist auch in Österreich beim Autokauf vor allem eines wichtig, nämlich dass es ein SUV oder zumindest ein Crossover von VW oder zumindest vom VW-Konzern (Skoda, Seat, Audi, Porsche, ... ) ist. (Lt. Zulassungszahlen von Jän-Mai 2021 sind von den 15 meistverkauften Automodellen in Österreich nur 2 nicht vom VW-Konzern! Und von den 10 meistverkauften E-Autos sind mittlerweile 5 vom VW-Konzern.)
Zumindest verkauft seit Anfang 2020 der VW-Konzern die drei Kleinwagen "UpMiiGo", die jedoch ein halbes Jahr später schon wieder "ausverkauft" waren. Der e-Up ist in Deutschland seit 2021 in ausreichender Stückzahl lieferbar und ist dort, dank 9000€ Förderung, derzeit das meist verkaufte Elektroauto.
Ansonsten verhält sich der deutsche E-Automarkt momentan ziemlich ähnlich wie der Österreichische, mit einer mehr als Verdreifachung der Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr. (Nur das Model 3 verkauft sich im Markentreuen Deutschland schlechter wie die VW-Modelle.)