ich möchte euch über meine Erfahrungen von der Reise vom Bodensee nach nähe Biarritz vom Juli berichten.
Da ich die Strecke schon 10 mal gefahren bin und davon 9 mal mit einem Verbrenner gibt es einiges zu berichten. Gewohnt war ich immer so um 16 Stunden (ohne Staus) für die 1200km zu reisen. Ich plane immer so zu fahren, um Staus zu vermeiden, gerne auch nachts unterwegs. Normalerweise habe ich auch die die möglichen 130/110 km/h mit dem Verbrenner ausgeschöpft. Zum Glück bin ich nicht am Bettenwechseltag Samstags sonders Sonntags eingecheckt. Laut den bekannten APPs war an den entsprechenden Säulen Samstags sehr viel los.
PS: Habe mir die Karten von Freshmile und Chargemaps, sowie IZIVIA und Mobive zur Sicherheit zuvor besorgt. Ansonsten die ENBW Karte, mit der ich auch meistens geladen habe.
Vorweg: Bei der Route könnt Ihr gute 10 Stunden mehr Reisedauer einplanen, später dazu mehr:
Zur Route (bei 100% voll geladen gestartet).
Vorab: Es sind einige DC Säulen nicht auf der Strecke wegen Hardwareproblemen in Betrieb. Gerade auf dem Hinweg unbedingt beachten, da nicht alle alle Stationen beidseitig auf der Autobahn zu erreichen sind. Es gibt schon auf dem Rückweg mehr Möglichkeiten.
Ich bin so um die 25% die Säule angefahren und habe je nach nächster Säule entsprechend nachgeladen, damit ich bei Ausfall der betreffenden Station zumindest noch die übernächste erreichen kann.
Erster Stop Freiburg Schnelllader mit 175KW geladen bis etwa 85%
Zweiter Stop Belfort: Erste Ladesäule war defekt obwohl in meinen APPs die Säule als Betriebsbereit angezeigt wurde. Umweg und zur nächsten und zum Glück nur eine viertel Stunde warten müssen, da belegt: Ladeleistung ca. 40KW und bis 80% (18kWh) geladen (Das war ein Fehler
"Vierter" Stop Aire de Glanon: Leider habe ich in Dole einen (dritten) einstündigen Zwischenstopp (8kWh) an einem 11KW Lader machen müssen, da der Verbrauch doch höher erwartet war. Obwohl ich die Geschwindigkeit Stück für Stück reduziert habe (Zum Schluss bin ich im Windschatten eines LKWs gefahren), hätten es gerade noch gereicht oder uns hätten wenige km gefehlt. Das war mir einfach zu heiß. Bemerkung: Die Anzeige der Restreichweite kann man für Urlaubsfahren komplett vergessen. Es sind (schöngerechnete) historische Werte aus dem normalen Alltag Stadt- und Überlandverkehr. Wäre vielleicht so ne Idee die Restreichweiten für Sonderfahrten frei konfigurierbar zu machen.
Glanon war eine Ionity Ladesäule und es wurde eine Stunde geladen (53kWh) anfänglich mit 69KW geladen.
Fünfter Stop: Dompierre sur Besbre (41 kWh geladen). Geplant Lapalisse, aber diese wurde plötzlich als (in Wartung) angezeigt.
Ja, das war das neue Erlebnis: 50KW Säulen in Frankreich liefern meist knapp nur über 30KW, d. h. die Ladezeiten sind gleich mal ein drittel höher - aber es wurde noch schlimmer.
Sechster Stop: Aire des volcans d'Auvergne Total Tankstelle - angeblich eine 60KW Station - hurra.
Nix da, Die Station ging auf 43KW hoch und nach keine 5 Minuten auf 25KW und nach einer weiteren Minute auf 16KW runter. Rund ne Stunde etwa 17kWh geladen
Siebten Stop: Naves- Wieder so um die 33KW Ladeleistung und hier 1:34h 49kWh geladen mit Nickerchen
Sechster Stop: Saint-Astier: Wieder so ein 30KW Lader und 25 kWh geladen
Siebter Stop: Bordedaux kostenlos mit freshmile Karte (Karte hat nicht funktioniert - aber APP). Nach 18kWh Ladeabbruch
Achter Stop: Cape de PIN 20kWh geladen in einer halben Stunde Ladeleistung immerhin um die 40KW.
-> Campingplatz erreicht.
Zusammenfassung Hinfahrt:
Wo 50KW draufsteht ist nicht unbedingt 50 drin (berühmter Beisatz: "bis zu..."). Status der Ladesäulen während der Reise im Auge haben. Und was der Hammer ist. Die Ladensäulen sind leider selten an den Raststätten sondern im Dorf verbaut und saulaut. Wenn man dann morgens um drei die Station anfährt und lädt hat man ein richtig schlechtes Gewissen gegenüber den Anwohnern. Frechheit solche lauten Dinger dort zu verbauen.
Rückfahrt:
Größerer Stop in Bordeaux mit Frühstück (aber an anderer Säule) und statt in Naves in Egletons geladen. Tja, Mobilty+ APP sagte verfügbar tatsächlich war die Ladesäule belegt. Ich musste insgesamt 2h Stunden warten, da sich eine Warteschlange von drei Fahrzeugen gebildet hat. Hätte ich nur zuvor in Naves getankt
Pinkelpause Aire des volcans d'Auvergne Total Tankstelle: Gleiches Desaster wie zwei Wochen zuvor - 10kWh geladen
Stopp mit Essenspause in Saint-Pourcain sur Sioule: 39kWh geladen. Gute Ladeleistung von knapp über 40KW
Stopp Total Tankstelle A& Beaune Merceuil: Positive Erfahrung: 43KW fast durchgehend Ladeleistung
Dann wieder Glanon auf de A36: Teure Ionity 12 kWh gezogen in 13 Minuten
Stopp Total Besancon Marchaux 40kWh geladen. Auch eine gute Ladeleistung von durchweg um die 44KW gehabt.
BAB A5 Hartheim E.ON 350KW Lader: In der Spitze 78KW gehabt
A81 Raststätte Hegau West 78234 Engen: Restladung von 24 kWh, ebenfalls mit um die 75KW geladen.
Fazit:
Lange Reisen sind mit einer vorhandenen maroden Ladeinfrastruktur unglaublich zäh und machen wirklich keinen Spaß. Für die Ladekosten (Obwohl Bordeaux kostenlos ist und nur einmal pro Fahrt Ionity) hätte ich viel Super+ tanken können und ich hätte mir gut ein drittel der Reisezeit gespart. Es ist ein Unding, dass man die Autobahn mehrfach verlassen muss, um nachzuladen. Auch den Riesen-Mist mit den verschiedenen Ladekarten nervt.
Elektromobiltät hat bei solchen Rahmenbedingungen wenig Zukunft. Wollen wir hoffen, dass die Franzosen hier massiv nachbessern und richtig investieren. Eine Ladesäule bei großen Raststätten ist auch einfach zu wenig. Und bitte es nicht mit der Ionity umsetzten - die Preise sind einfach zu hoch.
Ich wünsche allen Frankreichreisenden viel Erfolg und eine gute Portion Geduld.
VG
root