Dieses Forum ist von Fans der Elektromobilität getrieben und wir schaukeln uns manchemal etwas weit hoch. Wenn irgendwer in der Presse einen kritischen Kommentar zur Elektromobilität abgibt (begründet oder nicht), dann gibt es hier fast einen Lynchmob.
Alle Autokonzerne haben als Hauptzweck Geld zu verdienen. Wenn sie mit EVs bessere Gewinne erzielen können, dann würden sie das mit Freunden tun. Das ist aber derzeit im Massenmarkt nicht möglich. Alle Firmen, die sich da engagiern, zahlen eigentlich drauf und müssen das Ihren Aktionären erklären.
Als der große EV-Hype losgebrochen ist, haben einige Firmen - gerde die denen es schlecht ging - in EVs den Heilsbringer gesucht. Deshalb hat z.B. Renault relativ überhastet ihre ZEs auf den Markt geworfen. Gerade VW hat damals gebremst und gesagt: Ja, Evs sind die ZUKUNFT, aber das ist ein langer Weg. Das kam natürlich bei den Fans nicht gut an, aber leider haben sie ja recht gehabt. Unternehmerisch wurden dort also die richtigen Entscheidungen getroffen.
Besonders bemerkenswert ist die selektive Wahrnehmung in diesen Fällen. VW Verantwortliche sagen: EVs gehört die Zukunft, man forscht und entwickelt mit Hochdruck und man will alle Klassen elektrifizieren, aber derzeit ist die Technik noch teuer und daher kann man (in den Klassen die VW bedient) erst Reichweiten von 100-150km erzielen. Das Positive in den Zeilen will niemand hören (oder glauben) das Negative dafür umso mehr - obwohl es stimmt.
Ja, einige Giftpfeile betagter Herren waren durchaus sehr daneben und sympathisch werden sie mir damit nicht mehr. Nur waren diese teilweise auch taktischer Natur (auch daneben) und sollten nicht auf die Goldwage gelegt werden, um daraus den Konzernkurs abzuleiten.
Ich finde das gerade VW ansonsten eine gute Strategie fährt und hervorragend aufgestellt ist. Während alle Hersteller, die eigene Serien und Werke aufgebaut haben Probleme mit ihrer Produktionskapazität haben (BMW, (TESLA) zu wenig - Renault, Nissan zu viel - die meisten anderen haben teilweise eh kein wirkliches EV Programm), hat VW den E-Antrieb als einzige Firma voll integriert (und zwar nicht als ein überhastet umgerüsteten Verbrenner). Wenn morgen alle EVs haben wollen, kann man die Produktion der Verbrenner runterfahren und im gleichen Werk mehr EVs produzieren. Das ist zwar langweilig und nutzt die neuen Möglichkeiten von EVs nicht aus, aber es ist wirtschaftlich schlau...
Zu Toyota. Toyota hatte lange Zeit das Positivimage, weil sie die großen Vorreiter der Hybritisierung waren. Derzeit passiert da aber nix mehr. Wenn man das Nokia Beispiel (obwohl man Handys und Autos nicht vergleichen kann) irgendwo anwenden darf, dann bei Toyota. Nur können die natürlich auch schnell wieder umschwenken (siehe Audi
Zum Wasserstoff: Alle Wasserstoffautos sind eigentlich (sofern Brennstoffzellenbetrieben) Hybridfahrzeuge mit Brennstoffzelle UND Batterie. Je nach Batteriegröße könnte man dann einen Plugin mit Wasserstoffrex bauen. Klingt ja gut (und teuer), aber das Hauptmanko von Wasserstoff in Druckgasform ist, dass er nicht wirklich lange speicherbar ist. Darf man eigentlich mit einem Wasserstofftoyota inzwischen in einer Tiefgarage parken? Ich hätte daher eine Ethanolbrennstoffzelle bevorzugt. Mann könnte weltweit sogar teilweise vorhandene Infrastruktur nutzen, wenn man E100 tankt!
Ja, der Wirkungsgrad aus Elektrizität Ethanol herzustellen ist noch schlechter, aber der Treibstoff wäre unproblematisch, einfach zu lagern, und aus vielen Quellen herstellbar. (Man könnte sehr viele Fahrzeuge mit Bioethanol betreiben). Wenn es langfristig sowieso nur ein REX ist, dann wäre auch der Wirkungsgradverlust nicht so gravierend.
Mit Ethanol würde ich beiden Antriebsformen eine Zukunft geben (wie Diesel und Benzin, oder wie Plasma und LCD).
Auf jeden Fall wird weder VW noch Toyota pleite gehen. Sollte der eine oder andere Weg Erfolg haben, dann wird der "unterlegene" Konzern jeweils nachziehen. Im Automobilbereich kann man Entwicklungen ohne Probleme verschlafen. Beide Konzerne haben das nötige Wissen in den Schubladen.