Ciao Fiatisti,
wir nähern uns der Marke von 13.000 chilometri. Als Hobby-Soldat komme ich gerade meiner vaterländischen Pflicht nach und habe meine erste Reise zum Dienstort mit Luigi unternommen.
Tja, es werden durch die großzügige Förderung der Bundesregierung mehr und mehr Elektroautos. Die Infrastruktur ist aber insbesondere auch qualitativ noch lange nicht das Gelbe vom Ei. Auch zeichnet sich bereits ab, dass sie sich zum Nadelöhr entwickelt. Dazu später mehr.
In aller Herrgottsfrüh mit 100 % losgefahren. Plan war eine Zweistopp-Strategie für ca. 320 chilometri, weil es in meinem Dienstort nur eine Schnellladesäule gibt und ich nicht sicher war, ob die funktionieren würde (was sie aber später klaglos tat), ich also einen Ladestand bei Ankunft eingeplant hatte, um von dort wieder „raus“ zu kommen. Mein erster Stopp bei 22% SoC sollte Richtung FFM in Kleinostheim sein, Ladepark direkt neben der Autobahn. Schien zunächst problemlos, doch einige Sekunden nach Anstecken war klar, dass es kaum 15 KW Ladeleistung gab, obwohl die Säulen angeblich 175 kW können. Das hätte statt ca. 20 Minuten etwa 90 Minuten Ladestopp bedeutet. Alle drei Säulen ausprobiert – keine Verbesserung. Also Abbruch und weiter. Schließlich waren ja noch 22% im Akku.
Raststätte Weißkirchen Nord angefahren, einen älteren sog. „Triple-Charger“ angesteuert, der theoretisch mit akzeptablen 50 kW laden könnte. Der war aber so alt und runtergeranzt, dass der Kartenleser nicht funktionierte und die Säule auch nicht via App zum Leben zu erwecken war. Eine Autobahnraststätte an eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands im Frankfurter Ballungsraum mit EINER Uraltsäule, die nicht geht!!! Hurra!!! Weißkirchen Nord wird aber gerade großzügig umgebaut, so dass Verbesserungen absehbar sind.
Also, meine Reiseplanungs-App genommen, nach der nächsten Möglichkeit gesucht und mit Gateway-Gardens am Frankfurter Flughafen gefunden. Ankunft mit 10 % SoC. Ein absoluter Traum! Ein Areal, am Rande des Flughafens, relativ klein, auf mindestens 3,50 m Höhe eingezäunt, nicht befestigte Zufahrt. Ich kam mir vor wie damals auf dem Gefängnishof beim Freigang. Naja, wollte ja nicht die Aussicht genießen, sondern laden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Säule zur Kommunikation mit Luigi zu bewegen, ging das plötzlich doch. Zwar nicht mit der avisierten Ladeleistung, aber dennoch einigermaßen flott. 20 Minuten später wieder auf der Bahn. Davon knapp 10 Minuten, um nach zwei frustrierenden und vergeblichen Ladeversuchen, die Ladesäule zu überreden, ihren Job zu tun. Nur soviel reingeladen, dass ich zum nächsten, allerdings planmäßigen Stopp Raststätte Heidenfahrt Nord komme, moderne Alpitronic-Säulen aus Südtirol, aufgestellt von EnBw. Das ist und bleibt eine zuverlässige Paarung. Gateway-Gardens wird übrigens demnächst auf Alpitronic-Säulen umgerüstet.
Positiv dabei: Von Zuhause bis Gateway Gardens sind das reichlich 190 chilometri. Das ist für Luigi auf der Autobahn ziemlich weit. Ich bin konstant 130 km/h gefahren, es hat immer wieder geregnet, ich habe Zwischensprints eingelegt, hatte bei Ankunft noch 10 % im Akku und ca. 20 km Restreichweite. Das ist gut. Jetzt müsste nur noch die Infrastruktur mitspielen.
Alle weiteren Ladestopps waren schmerzfrei und zackig. Auf dem Rückweg in Rüsselsheim – ich habe gezielt nur Alpitronic-Säulen angesteuert – noch einen von zwei Ladepunkten bekommen, angesteckt und kurz darauf standen schon zwei weitere eAutos in der Warteschleife. Glücklicherweise lädt Luigi sehr schnell, dass sie nicht lange warten mussten. ABER – es ist offensichtlich: Hauptreisezeit, Freitag nachmittags, es wird eng und muss zügig ausgebaut werden. Ähnliches Spiel beim nächsten Stopp in Wertheim: Ein Ladepunkt von einem Passat GTE (Hybrid) so zugeparkt, dass ich selbst Luigi nur mit Mühe an den freien Platz rangieren konnte. Alle anderen eAutos hätten das jetzt mal vergessen können. Zudem hat dieser Vollpfosten von Passat-Fahrer, kaum 20 Jahre alt, gar nicht geladen, sondern wollte nur den Weg zum nahegelegenen McDonalds optimieren. Suboptimal für echte eAutomobilisten.
Kurze Statistik: Insgesamt 16,2 kW/100 chilometri verbraucht, normal gefahren, Klima zumindest auf dem Rückweg an, rechnerische Reichweite von 230 chilometri, Auto ist langstreckentauglich und läuft wie ein Kätzchen …
Saluti
Josh