Ein Jahr ist dieser Thread alt und weil ich damals ganz vergessen hatte, ein Update zu machen und weil ich glaube, dass es für andere Elektromobilitäts-Neulinge interessant sein könnte, will ich hier noch mal kurz unsere Reisen des Sommers Revue passieren lassen.
Bisher beschrieben hatte ich meine erste lange Fahrt mit dem e-Golf von St. Pölten nach München (via Braunau). Vorsichtshalber hatte ich Frau und Baby mit dem Zug vorausgeschickt, letztlich hatte aber alles ganz wunderbar funktioniert. Wir hatten dann eine nette Zeit in Oberbayern und sind vom Chiemsee aus wieder zurück gefahren. Da wir es gemütlich angehen wollten hatten wir diese Fahrt ab Salzburg ausschließlich auf der B1 vorgesehen, um nicht zu hohe Geschwindigkeiten zu fahren, außerdem hatten wir versucht das Laden mit netten und babygerechten Reisestopps zu kombinieren und an Autobahnraststätten mal ne Stunde oder zwei herumzusitzen stellen wir uns nicht so angenehm vor. Wir konnten die Reise an einem Tag bewältigen, waren dann aber bei Ankunft mit den Nerven schon ziemlich am Ende, des Babys Geduld hatten wir klar überstrapaziert. ABRP rechnet für die Route mit etwas über 6 Stunden Reisezeit, bei uns waren es fast 10. Dafür sind wir daraufgekommen, dass in Österreich McDonalds-Filialen ein guter Ladestopp sind, dort gibt es Smatrics-Säulen, einen absolut sauberen Kinderspielbereich mit weichem Tartanboden und ja, »Verpflegung« gibt es auch.
Unsere zweite große Reise des Sommers führte uns dann zur anderen Familie nach Kroatien auf die Insel Krk. Diesmal planten wir von vornherein die Reise in drei Tagesetappen und kombinierten das mit Besuchen bei Freunden oder Besichtigungen unterwegs. Hin ging es wieder hauptsächlich über Bundesstraßen, wir wählten den Pyhrnpass und den Loiblpass. Beides waren Tagesetappen mit einem Zwischenladestopp und einem Ladestopp nach Zielankünften in Kirchdorf/Krems und Klagenfurt sowie kleineren Pause für Kind und Eltern unterwegs. Ladetechnisch klappte alles ganz wunderbar, dank CCS lädt der e-Golf mit der kleinen Batterie für unser Empfinden ausreichend schnell; bei der Routenplanung muss man ggf. etwas länger nach einer passenden Ladesäule suchen und sich danach richten. Ab Slowenien fuhren wir dann auf der Autobahn, auch weil des Babys Wagen die Bundesstraßen mit teils sagenhaftem Panorama nicht so begeistert goutierte wie wir. Auf der Autobahn waren wir mit ca. 110 km/h Richtgeschwindigkeit unterwegs, an (fast) jeder Raststätte gibt es gute Triple Charger. Wegen der höheren Geschwindigkeit brauchten wir mehr Ladestopps, die zwar vom Auto her kurz waren (meist 20-25 Minuten), aber das Baby wollte meist nicht wieder gleich weiterfahren und so verbrachten wir mäßig schöne Pause an Rastplätzen von fragwürdiger Idylle (dafür war des Babys Magen während der Autobahnetappen viel viel ruhiger). Die letzte CCS-Säule vor Ziel war eine Ionity in Ilirska Bistrica, hier musste ich erstmals vier oder fünf Versuche an zwei unterschiedlichen Säulen starten, bis Auto und Säule endlich laden wollten; das hatte uns in der hochsommerlichen Mittagshitze so einige Nerven gekostet.
Auf Krk gibt es zur Zeit keine CCS-Säulen, also steckten wir uns immer bei der Familie über Nacht an. Die Stromstärke musste ich auf 5 A reduzieren, weil die Sicherungen sonst nicht mitmachten, was die Ladevorgänge zeitlich ca. verdoppelt hat. Da wir vor Ort nur kleinere Fahrten zu Stränden und zurück machten, war das nicht weiter schlimm und auch die Rückfahrt konnten wir mit voller Batterie starten.
Der erste Ladestopp auf der Rückfahrt war wieder in Ilirska Bistrica und wieder kam ich gehörig ins Schwitzen. Diesmal konnte ich die Ladung nur mit Hilfe des Telefonsupports schaffen. Dafür habe ich dazu gelernt: im Zweifelsfalls zuerst an der Ladesäule authentifizieren, dann anstecken. Und während des Starts des Ladevorgangs den Stecker am Auto sanft andrücken, damit die Kommunikationsverbindung stabil aufgebaut werden kann. Das hatte ich vorher nicht gewusst, seither hat jede Ladesäule gut funktioniert. Per Autobahn und Karawankentunnel ging es zu unserem ersten Nachtquartier. Auch dieses Mal mussten wir bei der Routenplanung ein wenig die CCS-Säulen berücksichtigen, konnten aber trotzdem fein fahren. Aus der Hinfahrt gelernt fuhren wir jetzt fast ausschließlich Autobahn oder Schnellstraße. Auf der zweiten und dritten Etappe konnten wir nette Ladepausen mit Besuchen in Stadtparks und auf Spielplätzen samt dortigen kleinen Cafés oder Restaurants kombinieren, das war schon deutlich netter, wobei auch dieses Mal ein McDonalds mit dabei war. Der Unterkunftgeber unserer zweiten Nächtigung, ein Bergbauernhof hoch weit oben, war so nett uns etwas Strom über die Nacht zu spendieren, sodass wir am nächsten Tag nicht zu früh unseren ersten Ladestopp und damit des Babys Schlafphase nicht unterbrechen mussten. Der Magen des Babys war auf der Rückreise ungleich stabiler auf der Hinreise, den Autobahnen dürfte das wohl geschuldet sein. Abermals in drei Etappen kamen wir daheim an.
Das Fazit unserer Reisen des letzten Sommers? Langstrecke geht sogar mit einem älteren Elektroauto mit kleiner Batterie. Das Reisen ist viel entspannter aufgrund der häufigen, aber kurzen Stopps und aufgrund der etwas gemächlicheren Reisegeschwindigkeit. Der limitierende Faktor für ein zügigeres Vorankommen war in unserem Fall nicht das Auto, sondern das Baby. Die Routenplanung ist beim (ersten) e-Golf 190, der entweder nur sehr langsam oder »sehr« schnell laden kann etwas umständlicher, aber entlang von Autobahnen überhaupt kein Thema. Wünschen würde ich mir nur eine zusätzliche Lademöglichkeit mit 11 oder 22 kW und vielleicht etwas mehr Batteriekapazität. (Und eine AHK für den Zeltanhänger eines Tages
)
Diesen Sommer fahren wir wieder mit dem Stromer gen Süden, hin nehmen wir den Autoreisezug nach Split, vor Ort eine längere Fährfahrt und zurück geht es dann von Krk in vermutlich zwei Etappen. Vor einem Jahr hätten wir nicht gedacht, dass das so gut klappt. Vielleicht hilft ja mein Erfahrungsbericht dem Einen oder der Anderen, die vor ähnlichen Überlegungen stehen wie wir noch vor ein- bis eineinhalb Jahren.