Zum Thema Wohnwagen-Eigenbau:
Für diejenigen, die wie ich schonmal mit dem Gedanken eines Caravan-Eigenbaus geliebäugelt haben: Anleitungen und "Do-it-yourself-Howto's" gibt es ja zur Genüge im Internet. Viele kaufen sich alte Wohnwagen, schlachten diese aus und fertigen einen neuen Aufbau an. Aus der "Expeditions-Wohnmobil"-Sparte ist eher bekannt, dass dort Wohneinheiten selbst gezimmert und ausgebaut werden. Bei Wohnwagen liest man davon weniger. Hier mal ein schöner Bericht für einen Komplett-Eigenbau:
https://jasman.home.xs4all.nl/html/kck_eig_ontwerp.htm (hier ein Video dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=irAcBNe69zo).
Meine obigen Wunschkriterien würde ich dahingehend ergänzen wollen:
- 750kg zGG
- Schlafmöglichkeit für zwei Leute
- WC (Trocken-Trenntoilette reicht, spart Frisch- und Abwasser)
- Kleine Küchenarbeitsfläche (ohne feste Gasanlage / Gaskocher)
- Frischwassertank für Spüle/Handwaschbecken
- Fahrradträger am Heck oder auf der Deichsel
- aerodynamische Form, nach Möglichkeit abgeschrägte Front (und angeschrägtes Heck gegen Unterdruck, ggf. Hubdach)
- Strom: 12V-Energieversorgung auf Akkubasis (mind. 60kWh LiFePo4-Akku), aufgeladen von einer 200kw(p) Solaranlage auf dem Dach. Die Energieversorgung soll 12V-Kühlschrank, Beleuchtung, Lüftung, Wasserpumpe. Ggf. kleiner Wechselrichter für 230V-Versorgung, sofern erforderlich. Keine Stromversorgung vom Zugfahrzeug. Externer 230V Ladeanschluss mit Ladegerät für Schlechtwetterperioden. Keine Stromgewinnung vom Zugfahrzeug.
Die Solarstromversorgung wäre mir ein Anliegen, da im Optimalfall während der Fahrt über die Solarpanels der Akku um den Strom geladen wird, der dann abends und morgens verbraucht wird. Viele Berichte bestätigen, dass bei Kleingeräten auf 12V-Basis eine Autarkie in der Hinsicht gut machbar ist (nur beim Wechselrichten für 230V-Versorgung für z.B. Heizgeräte für Fön, Induktionsherd, Backofen & Co. wird das häufig kritisch und kann nur mit sehr teuren, schweren Akkus erkauft werden).
Meine überschlagsweise Berechnung geht von einem einfachen Anhängergestell (200kg) und rund 24m² Außenhaut aus. Bei einer Sandwichbauweise (Gesamtdicke 2,5cm: 3mm Pappelsperrholz (1,3kg/m²), Dämmmaterial, 0.8mm Aluminiumblech (2,5kg/m²) komme ich für den Karosserieaufbau auf ca. 130kg (+ca. 50-60kg für Fenster, Beschläge und Hubdachmechanik). Für WC/Sanitär/Frischwasser überschlagsweise 50kg, für Akku/Ladetechnik/Solaranlage/Kabel ca. 100kg.
Damit wären wir schon bei ca. 550kg.
Was noch fehlt:
Fahrradträger + Fahrräder (ca. 50kg),
Innenausbau/Ausstattung (ca. 100kg)
Bodenplatte
Insbesondere die Bodenplatte ist hier problematisch. Häufig werden dicke Siebdruckplatten verwendet, die sind aber verdammt schwer. Da müsste ein dünnerer, alternativer Bodenaufbau her. Da bin ich mir aber noch unschlüssig, was machbar und zulässig wäre.
Im Ergebnis: Der Eigenbau-Wohnwagen mit entsprechender Ausstattung würde im reisefertigen Zustand stets am zulässigen Gesamtgewicht von 750kg kratzen - sofern man das Gewicht überhaupt einhalten kann. Das wird auch der Grund sein, weshalb die kleinen 750kg-Anhänger heutzutage meist deutlich abgespeckt sind und mehr oder weniger nur noch als "fahrbarer Schlafplatz" ausgestattet sind. Will man tatsächlich einen Eigenbau mit oben genanntem "Luxus" realisieren, muss man wirklich sehr genau planen und rechnen.
Überschlagsweise komme ich für obige Posten übrigens auf ca. 6100€ (noch ohne Innenausbau, Innenausstattung und Kleinmaterial). Von daher sollte man mit mindestens 7.000€ Materialkosten rechnen. Wenn man jetzt noch mehrere Monate Arbeitsaufwand einberechnet, sind 10-13.000€ für die gewerblich angebotenen Klein-Wohnwagen mehr als angemessen.
Abschließend: Maßgeblich aufgrund des Gewichts ist ein Wohnwagen-Eigenbau viel schwerer, als vorher angenommen.
Für die Praxis macht das die Idee "Elektroauto plus 750kg Wohnwagen" nicht leichter...