So und nun ist es vollbracht und ich bin wieder zuhause.
Wichtigste Frage: Wäre es rein elektrisch gegangen? Antwort: Ja, wenn alles geklappt hätte.
Und um es gleich vorwegzunehmen: In Italien hat alles geklappt.
Hier ein kleiner Tourbericht (hoffe das ist ok mit den Fotos):
Am Morgen ist der kleine Dicke 100% voll geladen und zur Abfahrtzeit vorklimatisiert.
Wenn man schon in Piombino ist - auch als Fährenreisender - unbedingt einen Abstecher an die Küste bei Baratti einplanen. Dieser Abschnitt ist nicht nur voll von Etruskischen Ruinen sondern auch am Strand einfach magisch schön.
Ich wähle die Überlandroute auf der
SP39 und ab Cecina auf der
SR206 bis Pisa. Dort kommt man direkt am schiefen Turm vorbei, bevor es auf der
SS12 radd über einen kleinen Hügel nach Lucca geht. Ab da aktiviere ich den REX, da ich den Standort Lucca noch nicht kenne bzw. weiss ob er verlässlich ist.
Die schnelle Ladestation dort ist ein EU-Projekt in Zusammenarbeit mit Austria. Und funktioniert ebenso tadellos wie alle anderen ENEL-Säulen. Leider gibt es keinen Cafe oder sonstige Verpflegungsmöglichkeiten am Ort selbst.
Weiter hinten auf dem Parkfeld hat es noch einen "Solar"-Pavillon mit mehreren Typ3 und einer Typ2 Säule (gratis Strom).
Weiter gehts durch die Hügel des Hinterlandes Richtung Massa. Endlose dichte Alleen säumen die Strassen.
In Massa gehts dann auf die Autobahn E80 Richtung Parma und nach einem Raststätten-Stop weiter auf die E33.
Schon bald nach dem Anstieg beginnt es stark zu regnen.
In Pontremoli wird mit 7,2kW geladen, von 60 auf 87% in 45 Minuten. Nicht nur besser als nichts, sondern richtig cool. Noch eine Stunde länger und er wäre gemäss iRemote sogar ganz voll gewesen.
Die Authentifizierung erfolgt via der sympathischen NextCharge App. Ein netter jüngerer Einheimischer will es dann noch etwas genauer wissen und ich bin froh vor den Ferien extra noch Zahlen auf Italienisch geübt zu haben. Hier würde ich das nächste mal definitiv länger stoppen und vollladen. Der Ort ist weit interessanter und schöner als gedacht.
Nach dem höchsten Punkt beginnt die euphorischste Phase des Trips. Die Reichweitenanzeige macht mit jedem Kilometer abwärts klarer, dass es locker bis nach Fidenza reichen wird, rein elektrisch. Gegen Ende der Etappe erlaube ich mir deswegen auf 130 km/h aufzudrehen.
In Fidenza lade ich wieder bei der EVA+ / ENEL Schnelladesäule beim Outlet-Center. Dort einen grossen Stop einzuplanen macht definitiv Sinn. Das Center bietet eine moderne Infrastruktur, Toiletten, Imbiss-Restaurants und viele Geschäfte. Die Station befindet sich vor dem Haupteingang. Am gegenüberliegenden Ende des Areals ist genau der McDonalds. Anhand dieser Punkte sollte man die Station einfacher finden als ich. Sie ist nämlich in ChargeMap nicht richtig positioniert.
Schuhgeschäfte mit endlosen Weiten, ein Traum für jede Fahrerin oder Mitreisende.
Und auch ich gönne mir was...
Mit 99.5% geht es auf die Autobahn zurück (5 Min.) und die Abendsonne inspiriert nun zu etwas anderem als Radio-Pop.
Im 75km entfernten Lodi steht die baugleiche Säule an einem etwas weniger attraktiven aber problemlosen Standort an einer Überlandtankstelle. Das weit bescheidenere Outlet auf der anderen Strassenseite ist nicht sinnvoll erreichbar zu Fuss, da die Strasse stark befahren und beidseitig durchgehend abgegrenzt ist.
Etwa eine Stunde später erreiche ich die Grenze zur Schweiz und die Reichweite zur Schnelladestation in Mendrisio ist mit einer Reserve von 15km noch nicht beunruhigend. Doch dann die Überraschung: Baustelle an der Ausfahrt, Strassenvollsperrungen, das Navi nervt, meine Aufmerksamkeit ist nicht mehr die beste. Ich verfahre mich im Kreisel und lande wieder auf der Autobahn...
Die neue Autobahnraststätte Bellinzona ist gut 40km entfernt und der Monte Ceneri liegt dazwischen.
Trotz Ärger, ein klarer Fall für Captain REX.
Der Stop in Bellinzona ist angenehm, da die neue Raststätte wirklich sehr schön geworden ist. Das Restaurant hat zu dieser Zeit um elf Uhr nachts noch einen Teilbereich geöffnet. Zudem hat es Food- und Getränkeautomaten (mit gutem Cafe) sowie neue, moderne Toiletten beim Tankstellen-Shop, wie bereits auf der gegenüberliegenden Seite.
In Airolo kurz vor dem Gotthardtunnel braucht es nochmal eine zünftige Schnellladung. Restaurant und Shop sind stockdunkel und es sind auch keinerlei Getränke- oder Food-Automat zu finden. Der von einer schwachen Funzel beleuchtete Toilettenkomplex der aussieht wie ein neolithisches Grabmal, ist das einzige was geöffnet ist. Hier ist man noch überhaupt nicht auf die 24h Transit-Gesellschaft eingestellt und eine Renovation wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Auf der Abfahrt vom Gotthard kommt nochmal Freude auf, die Strecke spült rund 5% Kapazität zurück.
Dann an der als letztem Ladeort geplanten Raststätte St. Katharina bei Luzern das Desaster.
Die Station akzeptiert die Karte zuerst, bricht dann aber das Laden ab. Auch der nette Help-Line Mitarbeiter kann nichts tun, da die relativ neue Station noch nicht in seiner Fernwartungssoftware integriert ist. Wieder ein Fall für Captain REX und ich bin etwas sauer. Immerhin hat der Tankstellenshop morgens um zwei geöffnet. Pluspunkt!
Dann sehe ich auf der NextCharge App, dass die 20km entfernte Raststätte MyStop in Affoltern nun auch eine Schnellladesäule hat. Das lässt den letzten Ärger wieder verfliegen. Obwohl, dass ChargeNow und das BMW-Navi keine Ahnung von der Ladestelle an dieser wichtigen Strecke haben, macht mich zumindest nachdenklich. Bronzezeit, noch nicht Eisenzeit...
Gegen 3 Uhr bin ich dann doch einiges später als geplant zu Hause und habe noch 60% vom letzten Charge.
Hier noch ein Chart den ich aus den Notizen während der Fahrt erstellt habe:
Als Fazit würde ich sagen: Mit einem reinen Strom 60Ah würde ich die Strecke nicht wagen. Mit dem grösseren aber sehr wohl.
(Edit 11.06. Kleine Ergänzungen)