DaKienes hat geschrieben: ↑
Mir sind zwei Arten von BMS bekannt. Aktive und passive Versionen. Aktive transportieren Ladungsmengen von höher geladenen Zellen in niedriger geladene Zellen und das kann theoretisch in jedem SOC Füllstandsbereich erfolgen. Passive entladen die schon vollen Zellen, sobald sie ein eingestelltes hohes Spannungsniveau erreicht haben.
Die Unterscheidung "aktives" und "passives" BMS ist aus meiner Sicht etwas irreführend. Gemeint dürfte von Dir konkret das Balancing-Verfahren sein, bei dem man aktive und passive Verfahren unterschiedet. Diesbezüglich ist Deine Beschreibung schon in etwa richtig.
Das BMS macht insgesamt einiges mehr, als nur das Balancing, deswegen ergibt die Bezeichnung aktiv oder passiv hierfür wenig Sinn.
Nicht richtig ist allerdings in Deiner Beschreibung, dass das Entladen zum Balancieren erst bei Zellen erfolgt, die schon "voll" sind, also die Ladeschlussspannung erreicht haben. So arbeiten i.d.R. nur Ladegeräte für sehr simple Akkupacks, die keine eigene Balancing-Elektronik enthalten - also wo das Ladegerät selbst das Balancing mit erledigen muss und dies eben nur beim Ladevorgang erfolgen kann (z.B. im DIY-Modellbaubereich oder bei simplen Werkzeug-Akkus). Diese Ladegeräte verweigern dann tatsächlich z.T. den Dienst, wenn die Zellspannungen zu weit auseinander liegen.
Bei Automobil-Batterien erfolgt das Balancieren häufig mit Chipsätzen wie z.B. dem LTC6813-1 (Datenblatt:
https://www.analog.com/media/en/technic ... 6813-1.pdf, siehe z.B. Seite 74). Wenn das Balancing aktiviert ist, werden Zellen mit einem höheren Spannungsniveau über einen Widerstand entladen. Geschaltet wird das über einen MosFET je Zelle und ggf. noch einen externen Widerstand. Die Chips schaffen i.d.R. Entladeströme von 200 - 300 mA, was meistens vollkommen ausreicht, wenn diese Form von Balancing permanent erfolgt. Ab welcher Mindestspannung das Balancing aktiviert wird, ist i.d.R. ebenfalls konfigurierbar. Das kann durchaus z.B. schon ab 3V erfolgen, also keineswegs nur bei "vollen" Zellen. Worum es also in dieser Diskussion vor allem geht, ist die Frage, ob permanent balanciert wird, oder nur dann, wenn wirklich bis "100%" geladen wird - das ist nicht gleichzusetzen mit "aktiv" oder "passiv".
Was nun beim i3
konkret verbaut ist und ab welcher Spannung ein Balancing aktiv ist, weiß ich auch nicht. Ich erinnere aber Beiträge, die wohl aus NEWTIS zitierten, dass es sich um ein permanentes Balancing handelt. Das widerlegt zumindest die Behauptung einiger Forenten ("Foren-Legende"), dass dies nur dann erfolgen würde, wenn die Batterie "voll" geladen ist und man deswegen regelmäßig bis 100% laden solle, um das Balancieren der Zellen sicherzustellen.
DaKienes hat geschrieben: ↑
Es kann "nur" die zugeführten und entnommenen Ah mitzählen sowie die Zellspannungen messen und dabei treten genügend Messfehler auf, die in Summe zu großen Abweichungen führen.
Deine These, dass der SoC nur über "Current Counting" ermittelt werden kann (so bezeichnet man i.d.R. das von Dir beschriebene Verfahren), ist auch nicht ganz richtig.
Im "open circuit" Zustand (also Batterien im "Leerlauf" ohne nennenswerte Last) kann man zumindest bei LiIon Zellen den SoC (State of Charge) auch schon recht genau an der dann gemessenen Zellspannung ablesen. Die haben zwischen "voll" und "leer" ja im Gegensatz zu LFP Zellen einen recht großen Spannungsbereich. Dafür ist es dann auch relativ egal, ob man stets bis 100% lädt und wieweit man entlädt.
Schwieriger wird es mit dem SoH (State of Health). Der sagt ja, wieviele Kilowattstunden man zwischen "voll" und "leer" alterungs-/abnutzungsbedingt tatsächlich noch entnehmen kann - also letztlich, welche Reichweite man noch hat. Um das zu tracken, muss parallel zur Spannungsmessung ein "Current Counting" erfolgen. Dafür hilft es der Logik entsprechend, wenn die Batterie zumindest sporadisch vollgeladen wird, weil die Logik dann zumindest mal wieder einen klar definierten Ausgangspunkt hat - das Zählen also wieder mal bei "0" anfangen kann. In die Reichweitenberechnung spielen dann auch noch weitere Faktoren rein - z.B. die Batterie-Temperatur.