Leipzig liegt gut 100km von meinem Wohnort im "Vorerzgebirge" entfernt und die
Ladestelle Kitzscher ist für mich i.d.R. ein fester Anlaufpunkt. Die etwa 90km hinzu nach Kitzscher fahre ich in einem Rutsch und habe dann meist noch ca. 30% Restreichweite - es geht halt fast 300 Höhenmeter bergab.
Auf der Heimfahrt - rückzu /bergauf - sieht die Sache natürlich anders aus und da ist bisher die
enviaM Ladesäule in Frankenberg/Sachsen eine zusätzliche feste Anlaufstelle gewesen. Knapp 60km sollten auch mit 70% Akkustand bergauf (+150 Höhenmeter) zu schaffen sein und vor Ort gibt es eine hervorragende Eisdiele ...
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in Kitzscher nicht bis zur "Vollladung" (angezeigte 70%) gewartet habe - es dauert einfach zu lange unterhalb 5-6kW Ladeleistung und ist ja eigentlich auch unnötig. Ich weiß, dass ich in Frankenberg mit ca. 20km Restreichweite ankam, aber nicht laden konnte, da die Ladesäule nicht mehr wie bisher im Messemodus lief, aber keine meiner Zugangskarten /Apps akzeptiert wurde!
Bis nach Hause sind es aber etwa 30km und es geht von Frankenberg nochmals 150 Höhenmeter bergauf. Aber ein Vorteil der neuen Firmware im Stromos ist ja, dass nicht mehr aprupt (wie auf der Hinfahrt nach Kassel) das Auto abgeschalten wird. Wenn die erste Zelle in die Unterspannung gehen will wird nun die die Leistung (Fahrstrom) dynamisch reduziert, ohne dass diese einzelne Zelle in eine gefährliche Unterspannung gerät. Ein Liegenbleiben an einer ungünstigen Stelle ist somit fast ausgeschlossen, denn man wird rechtzeitig gewarnt.
Was half es also - es war ja schon "heimisches Terrain" und in Freiberg /Sa. (25km) gibt es mehrere Ladehalte. Ich habe also "Hypermiling" geübt und bin mit einem federleichtem Gasfuß direkt heimwärts gerollt! Dort bin ich genau mit "0km Restreichweite" bzw. "Batterie entladen - Betrieb untersagt" angekommen - ohne dass die Akkuwarnlampe ein einziges Mal geleuchtet hätte ...
Jetzt wollte ich natürlich genau wissen, was noch im Akku steckt und bin auf meine "Testrunde" gegangen, die so angelegt ist, dass ich anfangs bergauf fahre und dann heimwärts fast nur bergab rollen kann - Liegenbleiben dadurch fast ausgeschlossen. Im Gegensatz zur Heimfahrt bin ich "straff" gefahren und habe mich auch nicht davon beeindrucken lassen, dass lt. Display der Betrieb längst untersagt war ...
Nach 35 zusätzlichen, straff gefahrenen Kilometern leuchtete erstmals die gelbe Akkuwarnlampe!!! Jetzt war mir ziemlich klar, was mich seit Kassel "gefoppt" hatte:
Seit meinem "fast Liegenbleiben" auf der AB vor Breitenworbis mit kurz davor noch angezeigten 28km Restreichweite war dies vom BMS als neuer Punkt: "0% - vollständige Entladung" registriert - denn trotz Akkuspannung >320V bestimmt halt die schlechteste Zelle, wann der Akku nicht mehr nutzbar ist. Ebenso bestimmt
bei der alten Firmware die erste Zelle bei 3,60V generell, dass der Akku "voll = 100% SOC" ist - was gerade bei kalten Temperaturen zu einiger Verwirrung führen kann, da der angezeigte Ladezustand auch mal von <80% schnell auf 100% hochlief /unschaltete (schneller Zellspannungsanstieg), oder bei Ladebeginn mit kalten Zellen plötzlich statt ursprünglichen >20% Restkapazität bei "0%" angefangen wurde zu laden ...
Mit dem Firmware-Update ist wohl die Berechnung des tatsächlichen Ladezustandes verbessert wurden und mehr an die eingeladenen kWh + Einzelzellspannungen zur Abregelung gekoppelt, so dass der "verschobene Nullpunkt" erst einmal nicht korrigiert wurde. Ich hatte also bei 68...70% angezeigtem Ladezustand immer meine bisherigen 100% bzw. 110...120km Reichweite!
Bestätigung für diese Überlegung habe ich in den folgenden Tagen erhalten. Ich habe den Stromos daheim natürlich sofort angefangen zu laden. Bei tiefster Zelltemperatur 28°C und höchsten 39°C und auch auch wg. gewünschter Eigenstromnutzung habe ich nur langsam mit 3,2kW einphasig geladen und nach einer halben Stunde habe ich trotz erst 1% angezeigtem Ladezustand (ca. 1,5kWh eingeladen - real also > 8%!) die Ladung bis zum nächsten Morgen unterbrochen. Den Verlauf kann man auf den Displayanzeigen gut nachvollziehen:
181018-21_erste-Ladung_neue-Firmware_mehrere-Bilder_klein.jpg
>94% SOH (erste Ladung nach Firmware-Update) nach 7 Jahren und 80.421km Laufleistung -
das kann sich doch schon durchaus sehen lassen!
Aber da ich ja nicht bis zum bitteren Ende das Auto leergefahren habe (sondern nur bis zum ersten Aufleuchten der Warnlampe), bin ich sogar optimistisch, dass dieses nach der ersten regulären Vollladung erreichte Ergebnis noch nicht das mögliche Optimum darstellt. Denn die neu eingepasste Zelle10 hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit ja einen etwas abweichenden Ladezustand. Entweder war sie als erste voll und beendete so die Ladung (dann würden die restlichen Zellen Stück für Stück noch etwas nachziehen), oder sie hinkte damals noch etwas hinterher und hat sich so auch nach und nach noch etwas besser eingepasst.
Außerdem hatte mir Fr. Hofmann von GEC telefonisch erläutert, dass ab ca. 98% Ladezustand sich die Anzeige neu nach der obersten Zellspannung ausrichtet. Ob das sinnvoll ist, kann man diskutieren - jedenfalls wurde am 21.10.2018 zum Ladeende 22:31Uhr erstmals wieder "100% - Erhaltungsladung" erreicht!
181021_Stromos-Display_Erhaltung_neu_nach_Kassel_freigestellt.jpg
Mittlerweile sehe ich diese Anzeige alle paar Tage. Mit der alten Software habe ich sie wenige Male im Jahr gesehen! Fairerweise muss man einräumen dass wohl das "Gleichlauffenster" der Zellen von sehr knappen 10mV bei der alten Firmware auf 50mV bei der neuen Firmware etwas erweitert wurde. In Anbetracht der unvermeidlichen Temperaturunterschiede der Zellen in den drei Akkutrögen eine sehr sinnvolle Maßnahme.
Die angezeigte Spannung beim (sofortigem) Start nach Vollladung hat sich auf >340V erhöht (>3,47V/Zelle). Die Reduktion der Ladeleistung erfolgt ab etwa 1,3kW sehr zügig. Dies zeigt mir an, dass die Zellen in sehr gutem Gleichlauf sind und nicht nur eine einzelne Zelle gegen die 3,6V maximale Ladeschlusspannung hochläuft und so die Ladeleistung begrenzt.
Erleichtern kann man das Balancing beim Stromos übrigens deutlich, wenn man nach Erreichen der "Balancing - 0,1kW" das Laden für min. 30min (oder länger) unterbricht und dann neu startet. So wird nur die Zelle(n) mit der höchsten Spannung von 3,6V auf ca. 3,45V entladen und bei erneutem Ladestart alle Zellen gleichmäßiger hochgezogen, ohne dass die oberen Zellen stundenlang bei etwa 3,6V "köcheln", was der Lebensdauer nicht allzu gut tut. Die Ladung beginnt dann erst einmal wieder mit höherer Ladeleistung, regelt dann aber auch schnell wieder ab.
Unser Stromos läuft mit aktuell >82.000km Laufleistung besser /sicherer als je zuvor!
An die Eigenheiten /Verbesserungen der neuen Firmware haben wir uns mittlerweile gewöhnt und evtl. stelle ich noch mal die Unterschiede zusammen.