Ungard hat geschrieben: ↑
Nie am Stück 400-500km fahren, naja?
Doch: NIE. Viele fahren mit der Bahn in den Urlaub oder fliegen. Es gibt erstaunlich viele Autos die niemals über solche Strecken bewegt werden. Besonders natürlich momentan noch wo viele e-Autos noch neben dem alten Verbrenner in der Garage stehen. Der Anteil der Haushalte mit e-Auto und mehr als einem Auto steigt zwar sicherlich, aber vielfach ist halt doch noch ein Verbrenner als "Backup" vorhanden - auch weil es nicht alle Fahrzeugtypen als BEV gibt. Häufig steht also neben dem BEV auch noch ein Kombi mit AHK vor der Tür.
bernd71 hat geschrieben: ↑
Warum niedrigere Ladeleistung weniger kosten soll erschließt sich mir nicht. Immerhin reduziert das den möglichen Umsatz da ja deutlich weniger KWh in der gleichen Zeiteinheit verkauft werden können.
Wie beschrieben:
Die Kosten für die Ladesäulen sind deutlich höher.
Die Anschlusskosten sind deutlich höher.
Die Bereitstellungskosten sind deutlich höher.
Und wenn man die Netzlast reduzieren will um hier zum Beispiel Kosten zu sparen, dann muss man in eigene, teure Technik investieren (Pufferakkus, Schwungscheiben - da wird viel experimentiert).
Insbesondere wenn an den 350 kW-Ladern dann häufiger Fahrzeuge mit 40-50 kW laden - was sich ja technisch kaum verhindern lässt - haben die 350 kW eben keine höheren Durchsatz bzw. höheren Umsatz zur Folge. Zumal die Auslastung momentan dank niedriger Anzahl von E-Fahrzeugen eh noch unterirdisch ist. Bei vielen Ladesäulen kann man in den Apps ja sehen wann der letzte Ladevorgang war. Häufig steht da sowas wie "vor 2 Tagen"...
Die tatsächlich verkaufte Strommenge pro Zeiteinheit hängt aber halt nicht nur von der Ladesäule ab. Wieviel kWh pro Zeiteinheit tatsächlich verkauft werden können hängt sehr stark von Standort, Jahreszeit (Urlaubsfahrten) und halt den Fähigkeiten der Fahrzeuge ab. Daher sind die 350 kW momentan auch völliger, teurer Schwachsinn. Es gibt keine Fahrzeuge die solche Säulen wirklich ausnutzen können - und wenn, dann allenfalls in einem kurzen Zeitfenster während des Ladevorgangs. Bei einer Ladung von 20-80% liegt die durchschnittliche Ladeleistung weit unter 350 kW. Und das wird auch noch sehr lange so bleiben - außer vielleicht für einige wenige Oberklassefahrzeuge.
Man kann diese "schnelle" Ladetechnik natürlich als Investition in die Zukunft betrachten. Da die meisten Unternehmen heutzutage aber ihre Investitionen innerhalb von 3-5 Jahren wieder einfahren möchten funktioniert das nicht weil innerhalb dieser Zeit immer noch nicht ausreichend viele Fahrzeuge mit solchen Ladeleistungen in Betrieb sein werden. Das ist ja durchaus absehbar. Wobei die gesamten Investitionen in die Lade-Infrastruktur immer noch als Zukunftsinvestition anzusehen sind. So lange es keinen wirklichen Boom der e-Autos gibt wird die Auslastung der Ladesäulen im Durchschnitt weit unter dem liegen was für einen wirtschaftlichen Betrieb notwendig wäre. Wenn die Betreiber nicht bereit sind das zu akzeptieren (oder die Geldquellen versiegen oder Investoren Druck machen) schneiden sie sich ins eigene Fleisch weil sie die Akzeptanz von e-Autos verschlechtern - und damit gegen ihre eigenen langfristigen Interessen agieren.
Ciao, Udo