150kW hat geschrieben: ↑Aber man sollte VW bei Thema Digitalisierung auch nicht unterschätzen. Ich hab schon die Liste mit den Assistenzsysteme beim Neo gesehen und da sind etliche Dinge dabei die mich überrascht haben.
Jo - für den Massenmarkt ist das aber noch nichts... Im Moment sehe ich - nicht nur bei den E-Autos - einen deutlichen Trend zu immer komplexeren Fahrzeugen mit immer mehr und immer komplizierteren Assistenzsystemen. Kameras, Lidar, dauerhafte Konnektivität - all das hat für den Käufer doch zunächst mal nur eine Auswirkung: Höhere Preise.
Die Entwicklungskosten in diesem Bereich sind für die Hersteller enorm hoch. Selbst wenn die spätere Hardware dann relativ günstig ist: Die Entwicklungskosten werden halt auf die erwarteten Stückzahlen umgelegt. Und da die System ständig weiterentwickelt werden (müssen) gibt es auch dauerhaft Kosten.
Klar: Diese Systeme haben natürlich auch Vorteile. Aber gerade im Bereich der E-Autos die durch den Akku ohnehin schon ein "Preisproblem" haben sorgen diese Systeme vor Allem für "noch unbezahlbarere" Fahrzeuge. Offensichtlich ist es im aktuellen Marktumfeld möglich einen Kleinwagen ohne Antrieb für um die 6000 € Verkaufspreis in die Läden zu stellen. Pack' 7-8000 € für Batterie, e-Motor und Steuerung dazu und man erhält für unter 14000 € ein durchaus brauchbares und bezahlbares Fahrzeug für die Massen. DAS wäre ein Fortschritt bei der e-Mobilität und ein längst überfälliger Schritt zur massenhaften Durchsetzung von e-Fahrzeugen. Dann noch einen etwas Größeren für 20000 € und das E-Einstiegsangebot wäre erstmal komplett. Ich bin ziemlich sicher das der erste Massenhersteller der sowas umsetzt sehr schnell den Markt dominieren wird.
Stattdessen werden Computer auf Rädern gebaut mit deren - für die Meisten völlig überflüssigen - Zusatzfunktionen dann der hohe Preis gerechtfertigt wird.
Und leider scheint "Volkswagen" da keine Ausnahme zu sein. 40000+ € für einen Kompaktwagen der Golf-Klasse? Welche "Massen" sollen sowas kaufen? Selbst 30000 € sind kein massentauglicher Preis. Sowas zielt doch ausschließlich auf Firmenkunden/Leasing. Was natürlich auch ein guter Teil des Neuwagenmarktes ist (und insofern halt auch "Massen" ) - aber die Massen erreicht man dann erst in ein paar Jahren im Gebrauchtmarkt. Und da wird dann das Risiko der Technologie (Batterie) beim Käufer landen der aktuell keinen wirklichen Überblick darüber hat wie lange der Akku noch halten wird und was ein eventuell irgendwann notwendiger Tausch kostet. Da fehlt halt die Erfahrung.
Natürlich werden wir in den nächsten Jahren auch dank der EU immer mehr Elektronik in den Fahrzeugen sehen. Etliche Systeme sind ja bald verpflichtend - insofern ist klar das die Hersteller bei neuen Modellen diese Systeme bereits standardmäßig integrieren. Aber das führt halt dazu das die private, individuelle Mobilität immer teurer wird. Nicht nur bei den Anschaffungskosten. Auch Wartung/Reparatur werden ja immer teurer - besonders wenn die Assistenzsysteme und Sensoren/Kameras z.B. nach einem Unfall neu kalibriert werden müssen. Wer soll sich das noch leisten können? Der "Kleine Mann von der Straße" wird da mehr und mehr ein Problem bekommen.
Und aktuell richtet sich der "Zorn der Massen" ganz besonders auf die E-Mobilität. E-Autos SIND derzeit zu teuer. Und gleichzeitig werden sie von Herstellern und Politik als "Zukunft" des Automobils angepriesen. Was natürlich Zukunftsängste bei den Verbrauchern schürt. Besonders natürlich bei denen die bereits jetzt nur mit Mühe die Anschaffung und den Betrieb eines Autos finanzieren können. Und das sind halt doch recht Viele die für ihre eigene Mobilität derzeit - teilweise sogar berechtigt - keine (bezahlbare) Zukunft mehr sehen. Hilfesuchend wählen diese Leute dann Parteien die den Diesel als Allheilmittel propagieren. Insofern sorgt die aktuelle Strategie von VW für einen Zuwachs bei den AfD-Wählern.... Nebeneffekt der e-Mobilität? (OK - Letzteres ist jetzt eine gewagte These - aber nicht völlig aus der Luft gegriffen).
Ciao, Udo