Hallo Zoe-Freunde,
ich melde mich zum ersten Mal im Zoe-Forum, nachdem ich in den vergangenen 10 Tagen eine Fahrt mit meiner Zoe von Sigmaringen nach Hyeres und zurück erfolgreich absolviert habe. Ich habe im vergangenen Jahr Erfahrungen in Deutschland mit zwei längeren Reisen über jeweils 600 km gesammelt und wollte nun die Zoe-Tauglichkeit vom Bodensee, durch die Schweiz, auf der Route Napoleon zur Cote d'Azur und zurück testen.
Das soll keine Beschreibung meiner Urlaubsreise sein, sondern ich möchte meine wesentlichen Erfahrungen zu bestimmten Aspekten wiedergeben, die vielleicht andere E-Auto-Besitzer auch interessieren könnten. Ganz kurz zu meiner Person: Ich befinde im Ruhestand. Die Zoe ist mein einziges Auto. Mein Fahrstil ist zurückhaltend. Im Grunde genommen nutze ich bis auf längere Reisen nie die Autobahn, weil man von Sigmaringen eine Stunde benötigt, um überhaupt eine Autobahn zu sehen. Die Urlaubsfahrt war ein Testfahrt, die ich ohne meine Frau absolvierte. Wir wollen im September 2018 gemeinsam eine größere Frankreichtour mit der Zoe machen, und dazu wollte ich Erfahrungen sammeln.
Meine Erfahrungen:
1. Die Routenplanung
- Ich nutzte zur Vorbereitung die Homepage von Chargemap zum Finden der Ladestationen (eindeutig die ergiebigste App) und den Routenplaner von GoingElectric (konkretes Höhenprofil, bei manchen Etappen sehr wichtig).
- Ich empfehle viel Zeit für die Planung zu investieren, um einen Plan B und vielleicht auch einen Plan C parat zu haben.
- Ich empfehle für die Reise ein leistungsfähiges Smartphone mit großem Datenvolumen (ich habe ein iPhone 7 S mit Datentarif L). Damit ist man unabhängig von WLAN-Verbindungen in Hotels, die oft nicht das halten, was sie versprechen. Und man kann bei Bedarf auf der Strecke schnell umplanen.
2. Die Ladepunkte
- Ich war ausgestattet mit überregionalen Ladekarten von Chargemap, Newmotion, Plugsurfing, EnBW, ZE-Pass, Swisscharge und Sodetrel.
- Dass ich letztendlich davon nur jeweils 1 x Sodetrel und Chargemap nutzen musste, war der Tatsache geschuldet, dass auf der Hinfahrt von 8 angesteuerten Ladepunkten 6 kostenlos waren. Auf der Rückfahrt konnte ich aufgrund der Erfahrungen von der Hinfahrt bei allen Ladepunkten kostenlos laden.
- In der Schweiz ist IKEA eine sehr gute Adresse, in meinem Fall IKEA Aubonne. Dort stehen 8 Ladeanschlüsse 22Kw zur Verfügung.
- In Frankreich ist die Supermarktkette Leclerc eine ebenso gute Adresse. Bei meinem 1. Halt bei Leclerc in Aix-Les-Bain erhielt ich eine Lade-Karte, die ich dann bei anderen Leclerc-Märkten ohne Beanstandungen nutzen konnte. Aber auch SuperU und Lidl in Frankreich bauen ihr Ladestationsnetz gerade aus.
- Mein Hotel in Hyeres hatte zwar keine Ladestation, aber eine Schukosteckdose in der Garage. So konnte ich auch dort über Nacht immer kostenlos laden.
- Insgesamt habe ich für die mehr als 2000 gefahrenen Kilometer 15 € an Ladekosten gezahlt. Mit einem Auto mit Verbrennungsmotor hätte ich zwischen 130 - 150 € Spritkosten gehabt.
3. Die Strecke (Hinfahrt = Rückfahrt)
- Durch die Schweiz weitgehend Autobahn mit einem Abstecher an den Bieler See, insgesamt 2 kostenlose Ladepunkte. Die Jahres-Vignette zur Nutzung der Autobahn kostet 38 €. In Frankreich habe ich jeden kostenpflichtigen Autobahnabschnitt gemieden. Warum auch? Bei einer von mir gepflegten Reisegeschwindigkeit von 80 km/h wäre das eine reine Geldverschwendung gewesen.
- Auf der Hinweise plante ich zwei Übernachtungen ein. Ich wollte die Route Napoleon zwischen Grenoble und Gap besonders genießen. Auf der Rückfahrt war es nur noch eine Übernachtung. Hier noch ein Tipp: Es gibt IBIS-Hotels mit Tesla-Ladestationen die auch eine Zoe nutzen kann (z.B. in Manosque). Die Übernachtungen sind nicht besonders teuer (IBIS Budget).
- Bei der Etappenplanung auf das Höhenprofil der Strecke achten. Die steilen Anstiege sollten am Anfang oder in der Mitte der Etappe liegen. Da sind manchmal 500-700 m-Anstiege auf 10 km zu überwinden.
4. Die Reichweitenangst
- Wenn man vorausschauen die Strecke bereits zuhause plant, kann eigentlich nichts schiefgehen. Auf der Hinreise plante ich 8 Ladehalts, auf der Rückreise waren es nur noch 6.
- Auch wenn zum Beispiel am Anfang einer Etappe nach einem langen und steilen Anstieg die Energie bis zu 50 % verbraucht war, setzt bald danach die Phase der Energie-Rückgewinnung ein und ich wurde wieder gelassener (Beispiel: die Etappe von Gap (zunächst 600 m Anstieg und 50 % Energieverbrauch) nach Aix-Les-Bains, 180 km entfernt und trotzdem noch 20 km Reserve).
- Die entscheidende Größe für den wirklichen Verbrauch ist der auf dem Tacho angezeigte Durchschnittsverbrauch. Auf den kann man sich zu 95 % verlassen. Wenn ich weiß, dass ich mit meinem Fahrstil auf ebener Strecke bei gemütlicher Fahrt nicht mehr als 12 Kw/h verbrauche, dann wird meine reale Reichweite zwischen 160 und 180 km liegen. Dieser Wert gilt auch bei einem sehr abwechslungsreichen Höhenprofil, wenn die Höhenmeter beim Start einer Etappe ähnlich sind wie die bei der Ankunft.
5. Die Navigation mit der Zoe
- Das Navigationsgerät der Zoe einschließlich der Informationen über die an der Strecke liegenden Ladepunkte ist schlicht ausgedrückt bescheiden. Auch fehlt beim Zoe-Navi ein Höhenmesser.
- Deshalb habe ich mir ein preiswertes mobiles Navigationsgerät von Garmin für weniger als 120 € gekauft, das die Navigationsaufgaben übernommen hat, einschließlich der ständigen Höhenmessungen. Das Zoe-Navi lieferte mir parallel dazu meinen ständigen Durchschnittsverbrauch. So fühlte ich mich auf der sicheren Seite.
- Um ganz aktuelle Ladepunkte zu finden, ist die App von Chargemap die beste Wahl. Deshalb sollte man ein leistungsfähiges Smartphone auf der Reise verfügbar haben, um jederzeit angemessen reagieren zu können.
6. Mein Fazit
- Die Angst vor einer längeren Urlaubsreise mit der Zoe in West- und Südwesteuropa ist nicht begründet. Entscheidend sind jedoch eine wirklich gute Vorplanung zu Hause, immer einen Plan B im Hinterkopf zu haben und mit einer eigenen technischen Zusatzausstattung reaktionsfähig zu sein.
- Wer keinen zurückhaltenden Fahrstil pflegt und nicht ausreichend Zeit für eine solche Reise einplant, sollte die Finger davon lassen.
- Allen anderen empfehle ich mal ein solches kleines "Abenteuer", über das man in spätestens 3 Jahren nur noch lächeln wird.