Bei meinem letzten Beitrag hatte ich die Frage nach den nötigen Funktionen eines Lastmanagements gefragt:
private-ladeinfrastruktur/lastmanagemen ... 29545.html
Hier artete die Diskussion recht schnell aus, ob man überhaupt ein Lastmanagement benötigt.
Daher wollte ich dem Thema einen eigenen Beitrag widmen.
Alle folgenden Punkte stehen zur Diskussion, ich bin gespannt auf das Feedback.
Um diese Frage zu beantworten muss man zuerst ein paar Annahmen machen:
1. Ladegeschwindigkeit: Der beste Kompromiss für die Ladegeschwindigkeit in einer Wohnanlage ist 11kW. Dies ermöglicht das Nachladen von ca. 60km in einer Stunde. Diese Leistung kann mit einem 3-phasigen Anschluß mit je 16A erreicht werden. Dies ist ein Anschluß der in einem Wohngebäude üblich ist. In diversen Fachbeiträgen wird diese Geschwindigkeit auch empfohlen. (Hinweis: aktuell gibt es noch nicht sehr viele Autos, die mit dieser Geschwindigkeit laden können.) bei 3,7kW braucht man schon 5 h um 100 km nachzuladen, das wird vielen wahrscheinlich zu langsam sein.
2. Lastprofil: In einer Wohnanlage wird der Strom annähern analog dem Standardlastprofil H0 des BDEW verbraucht.
3. Installation. Die Installation erfolgt durch einen Elektriker gemäß den Vorgaben des VDE.
hieraus ergibt sich nun Folgendes:
4. Norm: Gemäß DIN-VDE 0100-722 muss für Ladestationen der Gleichzeitigkeitsfaktor 1,0 angesetzt werden. Dies bedeutet, dass der anschließende Elektriker davon ausgehen muss, dass die Ladestationen mit Ihrer maximalen Last (11kW, siehe 1.) alle gleichzeitig laden. Ausnahme sind hier nur möglich, wenn ein Laststeuerung verbaut wird. (siehe Punkt 722.311)
5. Pendlerstatistik: aus den Auswertungen des statistischen Bundesamtes kann anhand der Verteilung der PKW-Pendler je nach Entfernung die durchschnittlichen Ladezeiten für Elektroautos ermittelt werden, die nötig wären, wenn alle elektrisch fahren würden.
6. Hieraus ergibt sich: Der Anteil der Berufspendler in Deutschland, die in Wohnanlagen parken, und eine Ladezeit von mehr als 4h benötigen, beträgt nur 4%. Der Anteil der Pendler die nur maximal 1h laden müssen, liegt bei 57%.
7. Kommen alle Pendler zur gleichen Zeit? Wenn man sich in München den Stau zw. 16.30 und 18.30 ansieht, muss man wohl davon ausgehen, dass die meisten Autopendler in einem Zeitrahmen von ca. 2 bis 3 h abends nach Hause kommen.
8. Bei einer überwiegenden Ladezeit von < 1h sind einige der Pendler also bereits geladen, wenn der nächste Pendler, etwas später nach Hause kommt, und dann mit dem Laden beginnt.
9. In einigen Fällen kann es jedoch dazu kommen, dass zu viele Pendler ihr Auto gerade laden, und das zu einer Zeit, in der die abendliche Lastspitze (zw. 18:30 und 20:15) der übrigen Verbraucher liegt. Das dies zu einer Überlastung des Hausanschlusses führt wird jedoch nur im unteren Prozentbereich liegen. Aber selbst bei nur 1% Wahrscheinlichkeit, bedeutet das an 2 bis 3 Tagen pro Jahr Stromausfall.
Fazit:
A. Bei einer fachgerechten Installation ist laut Norm eine Laststeuerung meistens notwendig.
B. Ein Lastmanagement wird in den nächsten Jahren, praktisch nur selten einen Einsatz haben.
C. Eine Hausverwaltung wird jedoch, um sicher zu gehen, ein Lastmanagement installieren müssen.
Die Links zu den Quelle und ein paar Diagramme dazu finden sich auf meiner Seite:
https://www.eautolader.net/faq/notwendi ... steuerung/
Und bitte um Entschuldigung für so viel Text, aber ich wollte es so umfassend wie möglich betrachten.