Das Problem ist ja nicht, dass das Laden per se länger dauert.
Das ist ja wohl jedem hier hoffentlich bewusst, dass 43 kW an 22 kWh schneller gehen als 43 kW an 41 kWh.
Die Relation aber ist auch nicht mehr diesselbe, was die Ladezeit für die ersten 50% (der 41 kWh) angeht.
Das heißt wir haben wir hier ein doppeltes Problem.
Einerseits einen schönen großen tollen neuen Akku, der endlich mehr Reichweite bringt, aber andererseits ein langsameres Laden bzw. ein längeres Laden um diese Reichweite auch immer komfortabel nutzen zu können.
Klar, wer in der Arbeit lädt, Zeit hat, daheim lädt... kein Thema. Dann ist nur die reine Größe und der Verbrauch entscheidend.
Wer aber eben Langstrecken fahren will, der will nicht 2 Std. warten für 250 km.
Und das wissen die anderen Hersteller alle - und auch Renault (nicht umsonst gibts R90 - das ist kein Langstrecken-Fahrzeug sondern ein solides Alltagsfahrzeug für Fahrten im Umkreis von 100-150 km).
Vergleiche von vor 4 Jahren bringen hier wenig.
Denn damals war das natürlich state of the art. Seitdem wurde aber wenig verbessert und getan.
Nur eine Batterie reinkloppen bringt auch nicht alles ins Lot.
Vor 4 Jahren waren Smartphones auch nicht so stark wie heute, waren Batterien auch nicht so energiereich wie heute und vor 4 Jahren gabs auch grad mal die ersten Tesla Model S bei uns und wenig Supercharger.
Man muss also fair unterscheiden zwischen dem Bedarf eines Privatmanns, der mit seiner Frau und oder Familie vielleicht nicht soweit fahren muss oder will oder im Urlaub ohnehin Zeit hat und möglichst überall anstecken und laden können will (R90/Q90) oder dem beruflich gebundenen, der auch elektrisch fahren will aber sich keine 2 Std. Pause leisten kann oder will.
Ich bin selbst ein Verfechter der Entschleunigung.
Ich bin früher oft mit 96 km/h im ECO Modus gefahren weil es 1. mir genügt hat und 2. reichweitenoptimiertes Fahren bedeutete.
Damals gabs auch noch wenig 43 kW Lader.
Heute aber will ich, dass Elektromobilität GEIL ist.
Dass die Leute das wollen. Und die Leute - nichtmal die uralten Hut auf Ablage Mercedes Fahrer - fahren mit 96 km/h auf der Autobahn. Und wer weite Strecken schaffen will, wird nunmal die Autobahn eher nehmen, außer er will halt Tagesausflüge machen.
Und dann schaut die Welt eben anders aus.
Die Infrastruktur ist der große Schlüssel, aber wenn wir 50-100 kW Lader haben und das Auto dann nicht mitspielt sind das einfach Dinge, die nerven.
Renault weiß ganz sicher ganz genau, dass die Plattform der aktuellen ZOE nun am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sein dürfte. Wohl deshalb hat man da nicht mehr viel "neu" gebracht - der Leaf ist ja älter und hat sich ein Update redlich notwendig verdient.
Plattformen und neue Modelle kosten viel Geld. Maschinen/Fertigung, Entwicklung, Marketing, Designer, usw.
70 min bis 80% also 70 min bis 33 kWh sind also 28 kW im Schnitt.
Das ist mehr als ein R90, aber schnell ist was anderes.
Darum hoffe ich - auch hier - dass man endlich mal über den eigenen Schatten springt und sagt:
Okay, es ist kein Langstreckenfahrzeug für die, die möglichst schnell von A nach B (wobei B 500+ km sind) kommen müssen
Okay, es ist ein super Fahrzeug für den urbanen und außerurbanen Betrieb fernab von Autobahnen, und wenn man möglichst flexibel überall laden will.
Die Thematik wird spätestens dann aufhören, wenn - wie anzunehmen - Renault auch auf CCS setzen wird und dann hat das AC / DC Thema hoffentlich ein Ende.
JA, mein IONIQ sollte auch 11-22 kW haben - dann wäre er top und perfekt.
Aber nein, er hat das nicht und auch eine App fehlt - wobei manche letzteres gut finden. Mir ist das egal. Kann jeder wissen wo ich rumfahre.
So hat jedes Auto seine Vor- und Nachteile.
Wichtig ist vor allem zu erkennen, dass für die meisten ein Auto ein Auto ist. Und nicht mehr.
Und wer dann eben eh nur fahren und tanken will - dem werden alle Themen wie "CanZE, Batterietemperatur, Ladekurve und Batterieheizung" egal sein.
Und ja ich fahre mittlerweile auch soviel mehr, als dass ich mir das ganze "Dongle" Zeug und Co nicht mehr antun kann / will.
120 km/h Tempomat - damit bin ich nie ein Hindernis - damit 200 km fahren (geht sich in der Regel aus) und dann 30 min laden.
Allein was die 30 km/h mehr an "Zeitersparnis" bedeuten...
Und ich weiß Renault kann das auch.
Und sie werden auch liefern - aber gut der Erfolg momentan gibt ihnen Recht.
Nüchtern betrachtet, hat die ZOE aber den Thron schon längst abgegeben.
Und beim Leaf nehme ich an, wird sich der Trend weiter fortsetzen.
Das heißt aber nicht, dass es eine schlechte Alternative wäre (überhaupt für viele Leute in ländlichen Gebieten wo CCS keine Rolle noch spielt).
Aber: auch da kann man argumentieren: DAHEIM werden alle voll. Wem also die Reichweite pro Ladung ausreicht oder wer Zeit unter Tags sonst hat... der kann eigentlich jedes EV fahren - der braucht aber womöglich nicht wirklich mehr als eine ZOE 1 kann
Da wir ja sehen, wie gut die Batterie der alten ZOE hält (100.000 km+, 95% SOH usw.) sehe ich die Miete mittlerweile schon eher kritisch - denn mit der Batterie wird das Auto viel zu teuer für das was es kann. Insgesamt (!).
Ist aber nur meine Meinung.
Darum hoffe ich, dass Renault auch an der 22 kWh Variante weiterhin festhält aber die Preise unter 20.000 fahren (inkl Batterie)