Hallo,
hier sind wir also mitten im Krieg der Weltanschauungen. Noch 2004 hat mein Prof in seiner Fahrzeugtechnikvorlesung den Elektroantrieb nur als Drehmomentverstärker bei der Anfahrt als nützlich erachtet. Elektrischer Antrieb war „unsinnig“, da Batterien zu schwach und teuer und den Verbrenner als Generator im Optimalbereich zu betreiben trotz „Getriebeersparnis“ ineffizient ist (Daher sagt heute BMW ja klar, dass der REX beim i3 ein Notstromaggregat ist und keine Lösung für Überlandfahrten - denn der REX ist mangels Direktkupplung nicht gerade ein Sparwunder). Ferner wären die Leute nach meinem Prof. nur bereit viel Geld für ein Auto zu bezahlen, wenn das tolle Fahrleistungen bietet, also „sportlich“ ist… Mich hat das wahnsinnig geärgert, aber so wurden unsere Ingenieure indoktriniert und ausgebildet.
Auch wenn sich seit den letzten Flottenversuchen in den 80ern in der Batterietechnik einiges getan hat. Fakt ist immer NOCH: Batterien sind teuer und schwer. Als Folge haben die Verfechter des alternativen Antriebs ausgegraben, dass man normalerweise eh nicht weit fährt. Besonders wenig fährt man in der Stadt -> ergo bauen wir ein Stadtauto. Das ist möglichst leicht, klein und kompakt -> Das hält auch die Akkugröße klein. Um Geld und Energie zu sparen verzichtet man auch auf allen Schnickschnack. Das ist soweit ja auch alles vernünftig, aber aufgrund der teuren Batterie hat man so einen Kleinwagen, der spartanisch eingerichtet ist und viel kostet. Kleinwagenfahrer schauen aber normalerweise auch auf den Preis! So ist der Mytos vom Verzichtauto entstanden, der auch immer noch in den Köpfen der Verantwortlichen drin ist. Auch hier im Forum muss für viele das Elektroauto "vernünftig" sein. Also auf der einen Seite "Verbrenner und Spaß", auf der anderen "Elektro und vernünftig"? 90km/h auf der Autobahn? Leicht und Spartanisch? Alternativlos?
Elektroauto fahren ist aber nicht billig, sondern einfach was Besonderes! Es fahren in Deutschland Millionen Autos herum, die vollkommen unsinnig sind und ganz schön teuer (Cayenne ist für mich DAS Beispiel des unsinnigsten Fahrzeugkonzepts überhaupt – aber es verkauft sich). Die meisten Menschen sind bereit für Ihr Auto mehr Geld auszugeben, wenn es Ihnen etwas bietet –Status, Cool, Große Kiste, Schnell. Ein Elektromotor wäre die TOP-Motorisierung einer Klasse. Die wenigsten wollen aber für einen Kleinwagen viel Geld ausgeben. Warum baut man also kein Auto für die Leute, die das Geld haben, aber die keinen Kleinwagen fahren wollen?
Bei einem Oberklassefahrzeug hat man viel mehr Spielraum für die Marge. Tja, Tesla hat meine Theorie von damals bewiesen. Man kann auch ein unvernünftiges Elektroauto bauen und erfolgreich sein (Seid ehrlich – Hätte BMW oder der hier im Forum verhasste VW Konzern den TESLA S gebaut würden alle über dieses unsinnige viel zu schwere und teure Auto schimpfen). Statt eines i8 Supersportwagens (ist ne geile Kiste – geb ich zu) hätte ich eher eine Limo der 5er Kategorie mit Kohlefaserstruktur und ähnlichen Performancewerten wie den TESLA S erwartet. Die hätte man zu Preisen zwischen 5er und 7er ohne weiteres verkaufen können und TESLA wäre so schnell insolvent gewesen, wie sie gekommen sind...
Jetzt aber zum Threadtopic: Genauso wäre ein Auto in der Größe eines Passats in Limo und Kombi eine wünschenswerte Ergänzung der E-Fahrzeugpalette (egal welcher Hersteller). Ich fahre derzeit einen 318 Kombi (Firmenwagen), der auch nach Liste 40k kostet (und das ist die mickrigste Motorisierung!!!). Ich brauche die Reichweite von über 1000km nicht. 200km wären vollkommen OK. Ich fahre trotz Tankkarte in der Stadt sowieso meist U-Bahn. Aber wenn ich das Auto benutze, benötige ich die Funktion Kombi andauernd. Meine Frau hat mir schon klar gesagt: Elektroauto Ja! Aber Zumindest ein Kinderwagen muss reinpassen. -> Erstwagen!
Zur Reichweite: WARUM, WARUM, WARUM, ist nur TESLA fähig die Reichweite den Kunden entscheiden zu lassen? Warum gibt es keine Akkuoptionen? Beim teuersten Bauteil? Wenn mir 100km reichen nehme ich halt einen kleinen Akku, wenn ich unbedingt viel Geld ausgeben will kaufe ich mir einen großen Akku. Nachdem die Akkukapazität vom geldwerten Vorteil abgezogen wird, würden die ganzen Firmenwagenfahre dies toll subventionieren… (so wie sie auch bei den Verbrennern für die bezahlbaren Jahreswagen sorgen)
Gebt mir endlich meinen Elektropassat/Superb und ich bin ruhig
Vermutlich wird es das aber erst mal NUR als Hybrid geben. Da fahre ich dann zwar auch meist 100% elektrisch, aber schleppe einen schweren Motor mit mir rum…
Besser als Stinker fahren ist das aber allemal…
Gruß,