HAllo @NI-ZE55,
hier spricht offenbar der Betriebswirt. O.K., jetzt versuche Dir mal vorzustellen, welche Technik wir heute gebrauchen würden, hätte es da nicht jemanden gegeben, der Sätze wie "Here is for the crazy ones" oder "But there's one more thing" von sich gegeben hätte, bevor er teils revolutionäre Produkte vorgestellt hat, für die es bislang keinen Markt gegeben hatte - wir würden immer noch mit Nokia Telefonen (und WAP-Browsern), dicken Notebooks mit schmaler Laufzeit und v. a. ohne Touch-Panel rumlaufen. Das war nur einer, dem eine Renault Bank niemals ein Update finanziert hätte.
Für unser Thema ist eher Elon Musk der entscheidende Visionär. Tesla ist momentan noch nicht soweit, dass er GM, VW und Toyota dominieren könnte. Um mit Lars Thomsen zu sprechen: Nokia war sich auch lange sicher, von Apple nichts befürchten zu müssen. Auch hier zeigt sich wieder: Der Betriebswirt ist einer der schlechtesten Ratgeber, wenn es um strategische Produktplazierung geht.
Tesla plant das Model 3 für Ende 2017 (also 2018 für Deutschland, nehme ich an). Sie wollen 35.000 $ für ein Model 3 incl. Batterie, Reichweite 345 km incl. Supercharger-Ladeoption. Sehen wir mal nach:
Preise.png
Nach aktuellem Umrechnungskurs wären wir bei knapp 31.000 EUR für den Tesla 3 - genau so teuer wie der Zoe Intens 240, aber mit viel geringerer Reichweite, ohne Supercharger-Option u.s.w. Von den ganzen anderem Gimmicks, die das Fahrzeug bieten wird (Glasdach, Frunk, autonomes Fahren/Einparken etc.) gar nicht zu reden.
Was sollte jetzt ein guter Kaufmann raten? If a trend becomes obvious – you are too late? Auf die Zoe 2 warten, die dann 300 km NEFZ (also 210 km real) bieten wird? Und die ganzen Zoe 1-Fahrer zu Tesla abwandern lassen? O.K., nicht alle, aber Warnung: Nicht alle Elektroautofahrer sind solche Rechner wie Karlsson. Elektroautofahrer sind zu großen Teilen Idealisten - die berechnet man falsch, wenn man sie aus der rationalen Ecke begreifen möchte.
Ist es also für eine Auto-Bank eine "legitime Vorgehensweise", "business as usual" als Geschäftsstrategie zu verfolgen? Unter "normalen Bedingungen" wahrscheinlich, auf dem Papier sowieso, aber nicht in einem derart dynamischen Umfeld, wenn man an das Überleben des Unternehmens denken muss. "Business as usual" ist in diesem Umfeld der Weg in den Konkurs. Ich wäre als Noch-Zoe-Fahrer gerne bereit, eine deutlich bessere Batterie zu bezahlen; da hätte Renault was davon, und ich auch. Ich wäre nicht bereit, die alte Batterie bis zum St. Nimmerleinstag abzubezahlen unter den Bedingungen der begrenzten Fahrleistungen (v. a. im Winter).
2 Jahre gebe ich den Kollegen noch, so lange zahle ich noch Batteriemiete. Danach hat es Renault in der Hand, mich als Kunden zu halten, oder loszuwerden. Das ist vielleicht nicht wirtschaftlich, aber praktisch und - will ich haben (das Model 3, selbstverständlich)!