Ersteindruck EV3

[IngoHu]

Zwar habe ich meinen EV3 erst seit einer Woche, doch für einen Ersteindruck reicht es bereits.

Austattungslinie "Earth", mit Winter-Connect-Paket und dem Business-Paket, das bis Ende Februar lieferbar war. Also keine elektrische Heckklappe und keine LED-Spielereien, Räder in 17 Zoll - und zwar alles bewusst so zusammengestellt. Auch der kleine Akku passt zu meinem Fahrprofil.

Im Januar und Februar hatte ich den EV3 aus 10 Probefahrt-Kandidaten ausgewählt, weil er mir auf Anhieb am besten gefiel. Der Skoda Elroq, mit dem der EV3 unverständlicherweise immer wieder verglichen wird, war mir zu groß. Den EV3 würde ich eher mit ID.3 oder Cupra Born vergleichen.

Technisch und vom Komfort her, eine deutliche Verbesserung zur alten ZOE. Wäre auch unwahrscheinlich, wenn nicht.

Der Verbrauch bei der Abholfahrt hat mich überrascht. Bei regnerischem und windigen Wetter habe ich über die 310 km nur 15,8 kWh auf 100 km verbraucht. Dabei wurde auf der AB 130 km/h gefahren, wo es erlaubt und möglich war. Da es bis zur AB einige Kilometer waren, die über Landstraßen führten, war die Durchschnittsgeschwindigkeit nur gut 78 km/h. Dennoch: Vergleichbare Fahrten mit der ZOE wären trotz niedrigerer AB-Geschwindigkeiten nicht viel sparsamer verlaufen. Auch bei einer Ausflugsfahrt, die keine AB enthielt, weil das Ziel über Landstraßen erreichbar war, konnte sich der Verbrauch mit 12,6 kWh/100 km sehen lassen. Die ZOE hätte das nicht sparsamer gekonnt.

Im Alltag stellte ich bislang fest, dass die Verbräuche im Vergleich zur ZOE nahezu gleich sind. Lediglich im Innenstadtverkehr hat die ZOE die Nase vorn. Hier machen sich die 200 kg Mehrgewicht des EV3 bemerkbar. Die Rekuperation in der Innenstadt kann das nicht ausgleichen.

Thema Frunk:
Erst mal gut, dass es einen gibt. Nur beim ersten Laden mit AC von 20 auf 100 % wurde es im Motorraum/Frunk doch sehr warm. Das Verbandszeug werde ich also nicht im Frunk lagern.

Positiv aufgefallen:

• Im Innenraum ruhig, für meine Verhältnisse Platz genug.
• Gut lenkbar, Wenden benötigt weniger Raum als bei der ZOE.
• Auch die Rundumsicht ist in Ordnung.
• Das Standard-LED-Licht ist mir hell genug und leuchtet die Straße gut aus. Klar, kein Matrix-LED-Licht, aber kein Vergleich zur Karbit-Lampe der ZOE.
• Die Einstellung der Rekuperationsstufen. Mit dem Software-Update vom April und dem Zusatz-Update zum Einbeziehen der Topographie (über den KIA-Store in der App kostenlos buchbar und installierbar) sollte für jeden etwas dabei sein.

Nachteile, Verbesserungsbedarf:

• Die Geschwindigkeitserkennung kann mich auf meinen Alltagsstrecken nicht begeistern. Woher das System wohl diese Geschwindigkeiten hat?
• Das Frühstücksbrett war leider nicht abwählbar.
• Im Fahrprofil werden zu wenige Einstellungen gespeichert. Wenigstens den letzten Fahrmodus hätte ich mir gewünscht.
• Für die übervorsichtige Anwesenheitserkennung per Infrarotkamera wird es hoffentlich bald ein Update geben.

[mattberlin]

Danke für den Fahrbericht. Den Verbrauchswert kann nur jeder für sich beurteilen. Es müssen sehr wenige Strecken im Bereich 130 erlaubt gewesen sein. Denn sonst wären die Werte eher 20kWh, wenn es regnet und man so schnell fährt. Was bei der Verbrauchsangabe für mich herauskommt, der EV3 kann sehr schnell sehr sparsam werden, das ist eine Stärke und macht auch den kleinen Akku im urbanen Umfeld sehr gut nutzbar.
Die negativen Dingen mit den Assistenten, meine Befürchtung, da wird nichts kommen in Richtung Verbesserung, denn die Dinge sind im Prinzip hierzulande vorgegeben. Also Start des Fahrzeugs in dem Modus in dem der WLTP erreicht wurde und Bimmelimm setzen viele Herseller so, wie Kia um.
Wie kommst Du mit dem Frontantrieb klar? Bei mir hatte er sehr schnell die Haftung verloren, wenn die Straße nicht absolut trocken war. Dass Du den Wendekreis besser einschätzt als in der Zoe, das wundert mich, messtechnisch ist dieser identisch. Es wird also vermutlich an der höheren Sitzposition und den anderen Überhängen liegen, oder was meinst Du?

[jan-vogtland]

Moin,

ich kann dir da zustimmen, was die bimmelei betrifft. War beim Niro genau das gleiche.
Das ist dem WLTP, naja, beim Niro ging es ja auch. Da wurde der Fahrmodus auch übernommen zur nächsten Fahrt. Klasse finde ich da auch, dass man im ECO Modus eine "Höchstgeschwindigkeit" eingeben kann.

Bezüglich Wendekreis kann ich keine validen Aussagen machen, da ich nur wenig in Großstädten unterwegs bin. In Leipzig selbst hatte ich aber keine Probleme z.b. auf Parkplätzen. Da dürften EV3 und Niro aber gleiches Level sein.

Frontantrieb ist Gewöhnungssache. Beim Niro hat KIA ja knapp 400Nm auf die Vorderachse losgelassen, da hatte ich auf nasser Fahrbahn anfangs immer mal wieder bissl Schlupf. Beim Niro-EV und EV3 haben sie das Drehmoment ja besser geregelt.

Ich arbeite mich gerade an die angezeigte Max-Reichweite heran. Bei 90% Akkuladung trennen mich aktuell "nur" noch 110km von dem Maximalwert.

Und tatsächlich habe ich gestern beim Globus Baumarkt in Weischlitz einen weiteren EV3 GT-Line gesehen. Da freut man sich. Leider konnte ich nicht mit dem Besitzer sprechen. Wäre sehr interessant auch mal live von jemand anderem die Eindrücke zum Auto zu hören.

Bzgl Frunk, da habe ich ja (siehe Bilder) das Typ2 Kabel, das Reifenkit, den V2L Adapter und noch ein Tuch zur Reinigung drin. Die normale Verbandtasche (lange Version) würde ich aber auch so nicht reinbekommen. Dass es dort beim laden warm wird, da habe ich echt noch nie drauf geachtet. Weder beim Niro noch jetzt.

[Holsteiner]

Ich konnte gestern mal 30km einen EV3 fahren und vergleiche ihn hier mal mit meinem ID.3 von Anfang 2021.
Was mir bei erster Annäherung auffiel, ist das gewaltige Auftreten des KIA. Er ist ja nur 4cm länger und breiter als der ID.3, ist aber optisch ein ganz schöner Koffer! Der Wagen war matt-blau foliert, eine tolle Farbe für das Fahrzeug.
Positiv fiel mir sofort die gute Übersichtlichkeit auf, sowohl die vorderen Karosserieecken, die beim ID.3 irgendwo tief unten im Nichts versteckt sind, als auch die angenehm schmalen A-Säulen, da hat der ID.3 jeweils Doppelsäulen.
Und dann beim ersten abbiegen die Totwinkelkameras, toll!
Die einstellbare Rekuperation gefällt mir auch, allerdings vermisse ich die prädiktive Rekuperation des VW, die ist einfach genial. Da könnte KIA nachliefern.
Negativ fiel auf, dass ich auf einem Bildschirm eine Schildererkennung??? 30km/h angezeigt bekommen habe und gleichzeitig auf dem Navibildschirm 50km/h. Das verwirrt!
Weiterhin die sehr direkte aber zu leichtgängige Lenkung, ist wohl Gewöhnungssache. Ich bin jedenfalls anfangs ganz schön rumgeeiert.
Und dann wäre da noch das etwas indifferente Gaspedalgefühl. Da passen Weg und Wirkung nicht zusammen.
Die Auswirkungen der Motorleistung auf die Lenkung sind natürlich Systembedingt (Frontantrieb) da punktet auf jeden Fall der ID.3.
Das Frühstückstablett hat mich nur beim ersten Einsteigen gestört, danach habe ich es nicht mehr bemerkt. Dafür fehlen mir die großen Ablagemöglichkeiten zwischen den Sitzen, die zwar bei meinem ID.3 immer vollgemüllt sind aber auch sehr praktisch.
Sitzposition war ok, ich hätte mir etwas mehr Lenkradverstellung gewünscht.
Was ziemlich nervig war, waren die diversen "Helferlein", die vor Fahrtbeginn erstmal ausgeschaltet werden müssen, damit sie nicht rumnerven. Die sind bei meinem ID.3 auf Grund des frühen Baujahres noch nicht so präsent, speziell nervend ist da auch der LaneAssist oder Spurverlassenswarner, den ich im ID.3 noch dauerhaft auscodieren konnte.
Achja, und was soll die Verbrauchsanzeige im km/kWh statt kWh/100km? Kann man das umprogrammieren oder ist das ein Gehirntraining?
Fazit: Alles in allem ein tolles Auto, aber noch kein Grund für mich, den ID.3 in Rente zu schicken.

[e-crissel]

Hallo @Holsteiner,
Danke für Deinen Bericht und den Vergleich zum ID.3
Es freut mich, dass auch der 2021er ID.3 noch so gut mithalten kann. Kann ich bezogen auf meinen 2020er e-Niro auch gut nachvollziehen. Sind schon gute Autos!
Zu Deinen Punkten des EV3:

- Die prädiktive Rekuperation kann im EV3 über den Kia Store kostenlos nachgeordert werden. Ich vermute aber, dass die im ID.3 noch besser sein könnte. Die war schon in meinen 2017er eGolf sehr gut.

- Die doppelte Anzeige bezüglich der Schildererkennung ist mir noch nicht aufgefallen. Allerdings hatte ich innerorts schon mehrfach, dass er mir nach einer 30er Baustelle die Geschwindigkeitsbegrenzung über mehrere Kilometer angezeigt hatte. Das ist nervig.

- Die Lenkung kann man menüseitig in zwei Stufen einstellen.

- Bezgl. des indifferenten Strompedals fahre ich nur noch in „Normal“ oder „Sport“. In „Eco“ ist mir der Pedalweg viel zu lang.

- An das Abstellen der Warnsignale bzgl. Geschwindigkeit und der Aufmerksamkeit habe ich mich mittlerweile gewöhnt.

- Lenkassistent und Spurhalteassistent können dauerhaft deaktiviert werden.

- km/kWh kann im Menü auf kWh/100km umgestellt werden.

- Bzgl. Frontantrieb vs. Heckantrieb ist der ID.3 bestimmt besser. Wobei der EV3 nicht mehr den starken Schlupf wie der e-Niro hat.

Gruß
e-crissel

[jan-vogtland]

Moin,

die prädiktive Reku beim KIA ist nicht mit der von VAG zu vergleichen. Auch hier bremst der Assistent erst ab Schild und nicht schon vor dem Schild. Da hat VAG wirklich ein richtig gutes System gebaut.

Der Vergleich zum ID3 ist schön zu lesen. Es ist doch mittlerweile bewundernswert, dass man sich "nur" noch über Kleinigkeiten austauscht. Die Zeiten wo gravierende Unterschiede zwischen den Modellen waren, sind glücklicherweise vorbei.

Ich habe den EV3 mal ne Ablage gegönnt, die KIA ja so bissl vergessen hat:

[IngoHu]

Zum Thema Frontantrieb:

Das Verhalten beim Beschleunigen aus dem Stand geschieht beim EV3 recht sanft. Nicht wie bei der ZOE, wo man den rechten Fuss erst mal trainieren musste, um durchdrehende Vorderräder zu vermeiden. Das Verhältnis Pedalweg und Beschleunigung könnte für meinen Geschmack gerne auch etwas weniger gemächlich sein. Heckantrieb würde mir auch besser gefallen. Allerdings muss man sowohl Frontantrieb als auch Heckantrieb und die daraus resultierenden Unterschiede im Fahrverhalten kennen. Einige Leute, die ich kenne, nutzen das Strompedal/Gaspedal ihres Autos fast schon binär. Dann ist es egal, welche Achsen angetrieben sind.

Bei der MEB-Plattform hat VW vieles richtig gemacht. Dennoch wurde ich mit ID.3 & Co bei der Probefahrt nicht so recht warm. Ich kann @jan-vogtland nur zustimmen. Endlich gibt es genug Modelle und jeder kann sich das für sich passende anhand der Detailunterschiede heraussuchen.