So, am 25.01.2015, nach 5 Monaten Wartezeit und zwischenzeitlichen Mobilitätsentzugserscheinungen konnten wir unseren neuen e-Golf in der Autostadt in Wolfsburg in Empfang nehmen. Als Übergabetermin war 09:30 Uhr geplant, wir konnten ihn allerdings schon um 09:00 Uhr bekommen. Dachten wir.
Aber mal von ganz vorne begonnen.
Ich hatte mir schon einige Tage vorher mithilfe des goingoingelectric-Routenplaners die beste Strecke ausgeguckt und dabei versucht, Schnellladesäulen zu bevorzugen. Wie sich zeigte, war die Auswahl durch den Reisetag Sonntag zusätzlich eingeschränkt. Optimal lag die CCS-Säule am Rathaus in Elze als erster Ladehalt. Dann eine Schnarchladung in Paderborn und als dritter und letzter Ladepunkt dann das VW-Autohaus Knubel in Münster, auch eine 20 kW CCS-Säule.
Der frühe Abholtermin am Sonntag schien bereits der erste Haken zu sein. Eine Stunde und dreißig Minuten vorher sollten wir den Abholschein und die Kennzeichen in der Autostadt abgeben. Das war dann 08:00 Uhr. Da wir bereits am Samstag angereist und nicht im Ritz-Carlton abgestiegen waren sondern im Alten Dorfkrug am östlichen Ende des gefühlt 10 Kilometer langen VW-Werksgeländes, mussten wir ja noch rechtzeitig aufbrechen, um den Einchecktermin nicht zu verpassen. Welches Hotel bereitet an einem Sonntag vor 08:00 Uhr ein Frühstück für zwei? Der Alte Dorfkrug. Das Frühstück wird bereits ab 06:15 Uhr serviert!!!
Also alles kein Problem. Um 05:45 Uhr klingelte der Wecker, um 06:30 Uhr saßen wir gemütlich zu Tisch, um 07:30 Uhr gings per Taxi zur Autostadt. Während der achtminütigen Fahrt erzählte uns der Taxifahrer alle seine Probleme und um 07:50 betraten wir nach einem kurzen Fußmarsch die Autostadt. Einchecken ging sehr flott und freundlich und der Übergabetermin wurde auf 09:00 Uhr festgelegt. Rund eine Stunde hatten wir dann zunächst Zeit, die Autostadt zu besichtigen. Dumm nur, dass alle Häuser erst um 09:00 öffneten! Also war nur ein Spaziergang auf den prachtvoll und nach wie vor weihnachtlichen Wandelwegen im Außenbereich möglich. Schön, dass es zunächst dunkel und a****kalt war. Da bltzen und blinken die Lichter an den Bäumen besonders schön.
Noch kurz einen Kakao als Defroster reingezogen und ab zur Übernahme.
Ich dachte, ich wüsste nach dem Studium der Betriebsanleitung alles. Wofür hatte ich in den langen Winternächten auch sonst meine Lebenszeit investiert? Eine Stunde hat die Einweisung dennoch in Anspruch genommen. Aber endlich, um 10:15 Uhr konnten wir die Heimfahrt beginnen, Richtung Elze. Nach 1 Stunde 45 Minuten trafen wir in Elze ein. Die Ladeplätze waren mit Stinkern zugestellt. Gott sei Dank hatte ein vorausschauender Dorfplaner den Gehweg so breit geplant, dass wir ohne jemanden zu behindern dort parken und laden konnten, kostenlos und irgendwelche Freischaltungsprozeduren. Stecker ins Auto und ab dafür. Etappe eins war nach 65 Minuten Laden (von 28% SoC) perfekt abgeschlossen. Und weiter gings nach Paderborn.
Dort trafen wir um 15:15 Uhr ein mussten erst einmal die Ladesäulen finden. Der Maspernplatz ist kein kleiner. Das Ladeprozedere mit einem Münzautomaten ist einfach, wenn man sich die Gebrauchsanweisung genau durchliest. Auch diese Hürde meisterten wir und jetzt durften wir fünfeinhalb Stunden mit einem Bummel durch Paderborns Innenstadt inklusive Kaffeeklatsch und Abendessen totschlagen. Auch diese Zeit ging amüsant ins Land. Zweite Etappe genau nach Plan und Haken dran.
Um 20:30 Uhr auf zum letzten Ladehalt in Münster, Autohaus Knubel. Ankunft um 22:10 Uhr und... BAMM! Ein Vorführer ist an der Ladesäule angeschlossen! Und lädt noch nicht einmal! Irgendein Hornochse schließt das Ding irgendwann am Samstag an und lässt die Karre dort bis Montag früh stehen! Wozu? Um Lauschöpper wie uns zu vergraulen oder zu ärgern? Jetzt war guter Rat teuer oder eine RWE-SRWE-Säule musste als Notlösung her.
Keine 600 Meter weiter an der ADAC Geschäftsstelle sollte eine sein. 24/7 erreichbar (The New Motion App Auskunft) aber halt Schnarchladung. Egal. Hauptsache laden. Nix wie hin. Und was steht auf der Säule? "Laden zu den Geschäftszeiten nach Anmeldung in der Geschäftsstelle"! Halsschlagadereruptionspulsieren!
Nun, ich hatte ja meine bessere Hälfte dabei und die sagte schlicht: "Steck den Stecker einfach mal rein". Bingo! Der Ladevorgang lief tatsächlich an.
Es ist jetzt 00:04 Uhr. Meine Frau hat es sich auf dem Beifahrersitz in Liegeposition gemütlich gemacht und ich tippe mit klammen Fingern diesen Text auf dem Tablet. Ich tue also genau das, was so viele Autofachjournalisten schon vor mir gemacht haben: Ich schaue einem E-Mobil nachts beim Laden zu... und hab Spaß dabei!
Mein Fazit schon vor dem Eintreffen in heimatlichen Gefilden, gestrandet 110 Kilometer vor dem Kühlschrank und der dort auf mich wartenden Flasche Bier:
1. Eine solche Tour nur an einem Werktag durchführen, weil dann mehr Ladesäulen erreichbar sind bzw. ein beherzter Tritt in die Weichteile eines Autohausbediensteten Schnelllademöglichkeiten eröffnet.
2. Morgens anreisen, das Fahrzeug so gegen 13:00 Uhr abholen, die Autostadt gründlich besichtigen und anschließend ins Hotel und eine Übernachtung einschieben.
So, die Schreibfehler bitte ignorieren und wenn mich gleich jemand wecken könnte...
DaftWully
PS: Hatte ich eigentlich erwähnt, dass der e-Golf eine geile Karre ist und ich alles noch mal so machen würde, außer s. 1. und 2.?