Das Ding mit der Bahn ist: "Es kommt drauf an":
Wer von ICE-Bahnhof zu ICE-Bahnhof in einen sauberen, nicht überfüllten Zug 5h in Ruhe durchfahren kann, wird sich vermutlich nicht vorstellen können, das Auto fahren Vorteile bietet.
Wer mit einem alten, gammeligen RE oder S-Bahn erstmal 45min zum ICE-Bahnhof hinfahren muss, dort mit seinen 7-Sachen 30min im kalten auf den nächsten Zug wartet, auf seiner Strecke insgesamt 2-3 Mal umsteigen muss, dann seinen leider doch nicht reservirten Sitz (weil der Wagen einfach fehlt,aber die Reservierung trotzdem abgerechnet wird...) erstmal von Chipsresten und Getränkedosen befreit und einen Sitznachbarn bekommt, der von Hygiene wenig versteht und Möchtegern-Managerlike stundenlang laut telefoniert, während 3 Reihen weiter 6 junge Frauen mit 3 Sektflaschen ihren Junggesellinenabschied lauthalts feiern... der wird eine Autofahrt als wahren Genuss empfinden.
Man kann lange darüber diskutieren, bei welchem Verkehrsmittel der Verbrauch oder die Kosten geringer sind. Sowohl bei der Bahn, als auch beim KFZ gibt es da sicherlich eine starke Streuung. Ein voll besetzter ICE Hamburg-München wird sicherlich gegen einen 1-Mann-PKW gewinnen. Auf einer Regionalstrecke mit einem wenig besetzten RE, gewinnt ggf. auch der PKW - vor allem dann, wenn dieser voll besetzt ist. Aber um was geht es hier wirklich? Geht es nur darum, was ein Verkehrsmittel von A nach B rein technisch pro Person verbraucht? Oder geht es darum, welche Gesamtbelastung durch eine Reise vom Individuum von Ort A nach B entsteht?
Das ist so ein bißchen wie die Verspätungsstatistik der Bahn. Es werden nur einzelne Züge erfasst. Verpasste Anschlüsse gehen nicht in die Statistik ein, auch wenn der Kunde dann 2h zu spät ankommt: Die einzelnen Züge waren ja jeweils nur 10min zu spät.
Eine Gesamtverbrauchsbewertung kann in meinen Augen nur dann stattfinden, wenn man die gesamte Reisekette bewertet, von der Starthaustür, bis zur Zielhaustür. Und dann müsste in die Bahnreise-Verbrauchsdiskussion auch eingebracht werden mit welchem Energieaufwand der Reisende bis zum Bahnhof kommt. Er kann ja schließlich nur Zug fahren, wenn er am Bahnhof steht. Und da macht es einen Unterschied, ob er 5min laufen kann oder erstmal 20min Auto/Taxi/Bus fahren muss.
Ich empfehle da, einfach mal ein paar Strecken mit der Website
http://www.qixxit.de auszuprobieren. Diese zeigt Reisezeiten, Kosten und Umweltbewertung an. Ich finde das hochinteressant! Natürlich kann man auch da wieder über die hinterlegten Faktoren streiten, aber ich denke der Ansatz ist schon nicht so schlecht.
Wenn es um den reinen technischen Verbrauch des Verkehrsmittels an sich geht und nicht um irgendwelche sozialen, zeitlichen oder sonstwelche Aspekte, stelle man einfach einen ICE und ein E-PKW nebeneinander, fahre eine bestimmte Strecke und messe die Energie. Dabei müssen beide natürlich die gleiche Geschwindigkeit fahren. Man kann dass dann gerne noch durch die theoretische Transportkapazität teilen. Kann Jemand Messwerte für 100km ICE/IC/RE liefern, welcher 100km/h gefahren ist? Einen 300km/h-ICE mit einem 100km/h-E-PKW zu vergleichen wäre unfair dem Zug gegenüber.