Ich habe meinen Skoda Enyaq jetzt seit gut einem Jahr. Zeit, ein wirtschaftliches Fazit zu ziehen.
Das soll keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben - die Rahmenbedingungen sind sehr individuell, beim E-Auto noch viel individueller als beim Verbrenner.
Ich habe für ein E-Auto recht günstige Bedingungen - die sind nicht bei jedem so. Alle Zahlen sind der Einfachheit halber leicht gerundet; Rundungsdifferenzen bitte ignorieren.
Insgesamt bin ich 17.000 km gefahren und habe dabei ca. 3500 kWh Strom geladen. Das sind 206 Wh/km. Ich fahre recht sportlich und nutze die Beschleunigung des Enyaq 80x gerne. Auf Autobahnen fahre ich 130 km/h, wo möglich und legal, manchmal auch 140 bis 150 km/h. Für mein Fahrprofil ist das ok - ich habe auch bei Verbrennern immer recht hohe Verbräuche gehabt. Lieber als so ein SUV wie der Enyaq wäre mir ein Kombi gewesen, aber da gibt es ja bislang fast nichts, erst recht nicht bei den Marken, die ich als Dienstwagen bestellen darf (nur VW-Konzern, BMW, Mercedes), mit einem Kombi wäre der Verbrauch sicher noch ein Stück geringer.
Autobahnen und Schnellstraßen dürften auch den bei weitem größten Anteil der gefahrenen Strecke ausgemacht haben. Es waren auch mehrere längere Fahrten mit einem hohen Anhänger dabei, insgesamt ca. 1000 km.
Zu den 17000 km zählen 2300 km in einem Skiurlaub (mit Dachbox) und 4500 km in einem Sommerurlaub, welcher eine längere Rundreise war. Dazu noch drei weitere Langstreckenfahrten zwischen je 500 und 1000 km.
Von den 3500 kWh waren knapp 2000 kWh = ca. 60 % zuhause geladen worden, ca. 1350 kWh an öffentlichen Ladesäulen mit Karte und ca. 200 kWh waren kostenlos (Hotels, Freunde, Supermarkt, ...).
Ich habe eine große PV-Anlage mit 13 kWp, arbeite zudem viel zuhause, normalerweise 3 bis 4 Tage pro Woche, weswegen das Auto tagsüber viel zuhause steht. Wenn ich zuhause bin, ist aber meine Frau oft damit unterwegs, jedoch immer nur ein bis drei Stunden.
Insgesamt waren von den 2000 kWh zuhause ca. 1500 kWh reiner PV-Überschussstrom, also ein Anteil von ca. 75 %. Bei 38 ct/kWh (momentaner Preis, der war bis Mai noch deutlich billiger) aus dem Netz und 8 ct/kWh Einspeisevergütung komme ich da auf Gesamtkosten von gut 300 €, etwa 16 ct/kWh.
Das Laden unterwegs war natürlich teurer, im Schnitt 58 ct/kWh, insgesamt 780 €. Ich achte nicht besonders auf Preise, da es ein Dienstwagen ist und ich sowieso nur die Ladekarten des Arbeitgebers nehmen kann; müsste ich es selbst bezahlen, würde ich vermutlich mit weniger Geld auskommen.
In Summe hat der Strom also 1080 € gekostet, das sind etwa 6 ct/km. Dabei hat die PV 450 € gespart.
Vergleiche ich das mit meinem früheren Auto, ein BMW 5er Diesel, welcher bei mir immer bei ungefähr 7,5 bis 8,0 Liter / 100 km lag, wäre ich bei 1,80 € / Liter bei 2400 € für Sprit, 1320 € mehr als mit dem Enyaq.
Hinzu kämen für Privatnutzer 230 € Kfz-Steuer und ca. 300 € Entfall der THG-Quote. Insgesamt hat der Enyaq also in diesem Jahr 1850 € geringere Betriebskosten gehabt als ein vergleichbarer Verbrenner.
Wartungskosten sind keine angefallen, wären beim Verbrenner aber wohl auch noch nicht. Insgesamt ist aber auch hier beim Enyaq mit geringeren Kosten zu rechnen.
Wenn ich die Anschaffungskosten des Enyaq mit einem vergleichbar ausgestatteten Kodiaq vergleiche, besteht da praktisch kein Unterschied. Der Listenpreis ist quasi identisch, beim Kodiaq sogar leicht höher; beim Kodiaq bekommt man zwar mehr Rabatt, dafür gab es beim Enyaq die Förderung von 6000 €.
Bei gleichbleibenden Bedingungen (wer weiß schon, wie sich das entwickelt) hätte der Enyaq gegenüber einem Kodiaq nach 10 Jahren und 170.000 km 18.500 € gespart, zzgl. zu vermutender noch geringerer Wartungs- und Reparaturkosten ist man vermutlich irgendwo um die 20.000 € Ersparnis.
Bitte jetzt nicht tausend Gegenrechnungen hier posten, warum das ja bei euch ganz anders ist und sich überhaupt nicht lohnt! Ich weiß, nicht jeder hat Platz für 13 kWp auf dem Dach und arbeitet so viel zuhause, von den Menschen ohne private Lademöglichkeit gar nicht zu sprechen. Das soll lediglich eine Information und Hilfestellung sein für solche Menschen, die ähnliche Ausgangsbedingungen haben oder sie sich (zum Beispiel durch Errichtung einer PV) schaffen können. (Nebenbei: Dieses Jahr hat die letztes Jahr für 16.000 € errichtete PV knapp 1300 € Stromkosten gespart und 700 € Einspeisevergütung erwirtschaftet. Amortisationszeit bei diesem Tempo wären dann nur 8 Jahre).
In meinem Fall dürfte jedenfalls wohl sonnenklar sein, welches die günstigere Mobilitätsform ist. Daran ändern auch die jüngsten Strompreiserhöhungen nichts.