Raststättenproblem

Liebes Forum,

neulich stand ich vor einer defekten Ladesäule (hab vorher hier nicht nachgesehen) an einer Autobahnraststätte. Ich musste über 30 km fahren um auf die andere Seite zu kommen, weil in Fahrtrichtung nichts mehr kam, was ich hätte erreichen können.
Natürlich stellt man sich die Frage, ob man nicht den inoffiziellen Zufahrtsweg der Angestellten hätte nehmen können und so die andere Seite innerhalb eines km zu erreichen.

Hat das schon jemand mal gemacht? Erfahrungen? Meist stehen da ja Verbotsschilder.

Je nachdem, wen man fragt, gibt's da zwei grundverschiedene Antworten: Entweder: "Nein, das darf man auf keinen Fall, und würde ich nie machen, ich halte mich selbstverständlich an die geltenden Regeln und warte dann eben auf den Abschlepper, der mich weiterbringt." oder "Der Sinn der Verbotsschilder ist, zu verhindern, dass die Mitarbeiterzufahrt als offizielle Ausfahrt genutzt wird. In dringenden Fällen (Akku fast leer), und dabei vorsichtig, rücksichtsvoll und niemand gefährdend halte ich es für vertretbar, diese Zufahrt zu nutzen." Zu welcher Antwort man tendiert, muss am Ende jeder selbst entscheiden. Aus praktischer Sicht (Abnutzung der Zufahrt, Gefährdung von Passanten, Lärmbelästigung) sehe ich kein Risiko, wenn einmal in der Woche dort ein Auto mehr fährt. Die Juristen und Ordnungshüter haben natürlich (aus ihrem Fokus zu Recht) eine andere Auffassung dazu.

Ich hab das mal aus Ladenot gemacht, die Säule war nicht zum laden zu überreden, die andere Seite wäre offiziell außerhalb der Restreichweite gewesen, mit der Benutzung des Wirtschaftsweges habe ich es auf die andere Seite geschafft.
Interessiert hat es niemanden. Vermutlich sind die Beamten im Zweifelsfall auch nicht böse, denn die Alternative wäre halt Liegenbleiben oder anderweitig den Verkehr blockieren.

An manchen Rastplätzen geht das besser, an anderen schlechter.

Mein allererster Fernreise -Ladestop überhaupt war hier:
https://www.goingelectric.de/stromtanks ... -A3/15566/ und es war ein bisschen Planungs-Blödheit, dass ich überhaupt da rausgefahren bin (Fahrtrichtung Süd-Ost), dann hab ich die Wegbeschreibung bei GE falsch gelesen (1km vor dem Rastplatz Spessart Süd hatte ich "legaler" rausfahren können als wenn ich so jetzt vom Rastplatz selbst runter bin), und bei der Auffahrt auf den Rastplatz Spessart Nord (also zur Ladesäule) fährt man dann entgegen der Einbahnstraße, ist auch in o..g. Link beschrieben.

Hat geklappt, wird wahrscheinlich so auch an den meisten anderen Rastplätzen gehen. Aber ist natürlich riskant, dass man den korrekten Weg Mal nicht findet (ohne die Fotos in o.g. Link hätte ich mich nicht getraut, falschrum in die Einbahnstraße zu fahren, weil ich vermutet hätte dass das nicht zum Ziel führt) oder er nicht befahrbar ist (auch da gibt's schon Mal Baustellen). Und wen man erwischt wird, kann das ganz schön teuer werden.

Aber - und das würde ich auch so der Rennleitung argumentieren - wenn z.b der vorherige Ladestop schon schief gelaufen ist und die Alternative ist, dass man womöglich irgendwo am Autobahnrand liegen bleibt und abgeschleppt werden muss, würde ich das Risiko eingehen, klar. Bewusst einplanen, wie damals aus Blödheit, würde ich es aber nicht mehr

Wenn die Beschilderung passt, ist die Rechtslage eindeutig. Keine Durchfahrt.

Allerdings gibt es bekanntermaßen, auch hier im Forum, die „Ich ich ich, was kümmert mich die Rechtslage“ Fraktion. Die fährt da ohne nach zu denken durch und wenn sie dafür Sanktioniert werden, schreiben sie hier einen Empörungsthread, wie ungerecht doch alles sei, und der pöhse Staat sie nur gängeln will.

Mach was Du denkst (verhindern kann ich's nicht und Du bist selbst erwachsen) - aber jammer' nicht, wenn's Dich blitzt. Könnte unangenehm teuer werden

SüdSchwabe.

inprincipio hat geschrieben: Natürlich stellt man sich die Frage, ob man nicht den inoffiziellen Zufahrtsweg der Angestellten hätte nehmen können und so die andere Seite innerhalb eines km zu erreichen.

Natürlich kann man in Einzelfällen ein bisschen schummeln. Fahrverbote sollen ja nur den ständigen Massenverkehr fernhalten. Einzelfälle jucken niemanden.

Das wird vermutlich auch sehr davon abhängen, welcher Polizeibeamte dort am Ende des Weges wartet - wenn er zufällig vor Ort ist.

Also mal ehrlich, ich habe noch nie, seit 40 Jahren nicht gesehen, dass ein Polizist einen seriösen, älteren, höflichen Herren im Fahrverbot bestraft. Für den Polizisten ist das in Zeiten wie diesen ja fast schon ein positives Highlight des Tages. Ein freundliches Gespräch, und gut is's!

Alter schützt vor Strafe?

Mich hat das Navi sogar mal bewusst über den Wirtschaftsweg zur Ladestation geschickt, da stand ich dann vor verschlossener Schranke. Umweg über die offizielle Autobahnauffahrt wäre reichweitentechnisch nicht mehr möglich gewesen. Kurz das Problem in der Raststätte erklärt, der freundliche Mitarbeiter hat es verstanden und die Schranke aus der Ferne geöffnet.

Wenn man unverschuldet in so eine Situation gerät und die Alternative so aussehen würde, dass man auf der Autobahn mit leerem Akku liegen bleibt und so vielleicht noch zur Gefahrenstelle wird, dann wird man wohl immer jemanden finden, der dafür Verständnis hat. Die Ladeinfrastruktur insbesondere an Autobahnen hat einfach fehlerfrei zu funktionieren. Wenn die Betreiber das nicht im Griff haben, darf das nicht zum Problem des Kunden werden. Ob man dem Betreiber durch ihn verursachte Abschleppkosten oder Knöllchen in Rechnung stellen kann? Wäre doch mal ne gute Maßnahme.