Habe das Modell nach rund 6 Monaten nun ebenfalls fertig gestellt. Falls sich jemand wundert warum das so lange gedauert hat: ich habe das Vorhaben als Forschungsprojekt eingereicht und Fördermittel in Höhe von 2 Millionen Euro beantragt, diese wurden aber leider nicht genehmigt.
An sich ist dieses Set ganz gut geeignet um Kinder an das Thema Elektromobilität heran zu führen. Sie sollten aber zumindest schon das Thema Elektrotechnik im Physikunterricht angeschnitten haben, sonst fehlt das notwendige Grundwissen. Ob ich mit 8 Jahren verstanden hätte um was es da geht, möchte ich bezweifeln.
Ich stimme mit Jana überein, dass das Modell nicht 100% ausgereift ist. Zumindest bei Benutzung des Kondensators in Kombination mit der Solarzelle lässt sich der Ladezustand mit der LED wie in Experiment 2 beschrieben erfassen (siehe Foto). Die LED leuchtet ab etwa 1,7 V.
Was mir nicht gefällt:
--> Ein Stromer mit einer Reichweite von 0,01 km (im Kondensatorbetrieb) sollte über eine ordentliche Steckverbindung zwischen Solarzelle und Fahrzeug verfügen. Jedes mal die Lüsterklemme anschließen macht keinen Spaß.
--> Die Solarzelle liefert unter besten Lichtverhältnissen eine Spannung >2 V, daher ist es leider nicht möglich einen NiMh Akku gleichzeitig zu betreiben. Das hätte ich mir bei einem BEV sehr gewünscht.
--> In der Dokumentation scheint es so, als würden Akkus (Chemie wird nicht näher genannt) schlecht geredet, sowohl für den mobilen als auch für den stationären Betrieb. Gleichzeitig wird über den Memory-Effekt geschrieben und zum Ausdruck gebracht, dass man doch Akkus möglichst vollständig entladen sollte. Das bezieht sich aber ausschließlich auf NiCd und (eingeschränkt) NiMh. Hier fehlt ganz klar der Zusatz, dass das beim Elektroauto mit Lithiumakku nicht der Fall ist! Sonst schreit es zukünftig von der Rückbank: "Mama du musst doch noch drei Runden ums Haus fahren damit die Anzeige bei 0% ist, erst dann darfst du laden."
--> Der Superkondensator (der im Modell nur ein ganz primitiver Elko ist) wird übermäßig gelobt. Das hat mit der heutigen Praxis bei Elektrofahrzeugen nichts zu tun. Zumindest wird die mangelhafte Speicherfähigkeit erwähnt. Das findet Junior aber auch selbst heraus, indem er einen Reichweitentest 'eneloop vs. Supercap' durchführt.
--> Viele Details werden fälschlicherweise 1:1 vom Modell auf die Praxis bezogen. Z.B. wird erklärt, dass Magnete den Stator und Spulen den Rotor darstellen. In allen mir bekannten Elektromotoren ist es genau anders herum (sowohl bei Gleichstrom- als auch bei Drehstrommotoren).
--> Ein praxisnahes EV hätte ich bevorzugt. Als das Set heraus kam, gab es kein Elektroauto von Mercedes. Aber mittlerweile ist das wohl egal, jetzt gibt es ja auch was mit Stern.
Positiv zu erwähnen sind Experimente wie z.B. die bidirektionale Nutzung des Energiespeichers und moderne Begriffserklärungen (z.B. dass es Reku auch in der Formel 1 gibt). Trotzdem bekommt das Set von mir nur eine
2-.
Gruß
Micha