Zwecks Ladesäulenerkundung fuhr ich heute 7h durch Berlin und Umgebung. Los ging es mit dem C-Zero mit 30km Restreichweite. Mag seltsam klingen, schließlich reichen ja schon die 150km NEFZ-Reichweite nie und nimmer, schon gar nicht im Winter, lese ich immer wieder.
Erster Zwischenstopp bei McDonalds: 36kW Chademo-Ladung, während ich Rührei mit Bacon genieße. Blöderweise war der Schnelllader eher fertig als ich mit dem Essen. 100km Reichweite (Da ich seit 3 Monaten nur noch Chademo lade, ist der Bordcomputer irgendwie dekalibriert. Erstens hört die Ladung meist schon bei 73-77 statt 80% auf. Und zweitens entsprechen die 100km angezeigte Reichweite eher 110-115).
Dann ging es mit dem typischen Stadttempo weiter. Nach 90km komme ich wieder am gleichen Lader an. Dieses Mal liegt die Anfangsleistung gar bei 45kW. Ich gehe einen Kaffee kaufen. Weil jetzt Mittagszeit ist, steht man bei McDonalds ewig an. Mit Händewaschen, bestellen und trinken liege ich gleichauf mit dem Schnelllader.
Weiter gehts zu neuen Zielen durch die Stadt und über Autobahn. Nach 70km die nächste und letzte Schnellladung, dieses Mal wieder mit 36kW. Da neben dem Schnelllader der Wassereimer mit Scheibenreiniger der Tankstelle steht, reinige ich meine seit Wochen dreckigen Seitenscheiben. Inzwischen ist Abend und ich gönne mir einen Burger. Und wieder ist der Schnelllader schneller als ich beim Essen.
Insgesamt legte ich rund 185km in 7h zurück - das entspricht dem zu erwartenden Durchschnittstempo in der Stadt. Dazu kamen insgesamt 75min Schnellladung verteilt auf 3 Pausen, die ich ohnehin gemacht hätte. Wäre ich nicht mit 30km Restreichweite gestartet, sondern hätte die Nacht über voll geladen, wären es nur 50min Pause gewesen. Und nach der Schnellladung standen ja wieder 100km auf der Uhr - mit 50min Ladepause wären insgesamt also 300 Stadt-km drin gewesen.
Damit zeigt sich, dass das Elektroauto auch im Winter voll und ganz tauglich ist für einen kompletten Arbeitstag im Auto in der Stadt. Ob Taxi oder Kurierfahrer: das Elektroauto kann mit dem Verbrenner ohne Probleme mithalten. Alles, was es braucht, sind Schnelllader, die zuverlässig funktionieren und in ausreichender Stückzahl vorhanden sind. Pausen müssen gewerbliche Kraftfahrer ohnehin machen. Wenn zwei Pausen a 25min genügen, um 300km an einem Arbeitstag abzuspulen, dann fehlen jetzt nur noch gesetzliche Regelungen zur Einführung von Elektroautos im gewerblichen Stadtverkehr und eine ausreichende Versorgung mit Schnellladern. Weshalb sind noch Verbrenner im Ultrakurzstreckenverkehr wie bei Pflegediensten, Essen auf Rädern, Taxis, Post, Elektriker, Schornsteinfeger etcpp erlaubt?
Das Thema Schnellladung auf Autobahnen und Bundesstraßen behandeln wir dann 2030 - wenn es dort entsprechende Lader in Deutschland gibt.