Eher spontan sind wir mit dem I5, 2 Mountainbikes auf der AHK und Zelt aus Bayern über Graz, Maribor, Plattensee und Budapest in die Pustza gefahren. Bis 100km an die Ukraine heran und dann über die östliche Slowakei in die Hohe Tatra und über Tschechien zurück. Wir sind E-Auto-Neulinge und haben die Reise vorab nicht geplant. Zwei Tage vorher wollten wir noch nach Frankreich. Hier ein kurzer Bericht unserer Eindrücke dieses Tests.
Der Gesamteindruck:
Der Ioniq 5 hat sich über alles gesehen gut geschlagen und unser 2019er Passat TSI, der immer noch topfit in unserer Garage steht, wird wohl auch für solche Reisen nicht mehr reaktiviert werden.
Auch exotischere Roadtrips sind mit dem I5 sehr gut machbar. Der Durchschnittsverbrauch war übrigens 18,8 kWh mit den 2 MTBs. Auf der Autobahn sind 25kWh auf baustellenfreien Autobahnen und mit Klima kaum zu unterbieten. Unser Reisestil hat sich (noch weiter) entschleunigt. Die Slowakei haben wir auf Landstraßen durchquert. Der Weg ist das Ziel. Wer das nicht kann, sollte bei Europarundfahrten beim Verbrenner bleiben. Die Assistenzsysteme machen das Reisen angenehmer, man hört Musik und schaut sich die Gegend an.
Erlebte Kritikpunkte am Ioniq 5:
Echt übel war, dass schon am 3 Tag der automatische Kofferraum den Geist aufgeben hat, sich auch nicht mit den 3 Sekunden resetten ließ und wir von da ab über die Rückbank an unser Zeug mussten. Ähnliche Probleme hatten wir vor 8 Jahren schon mal mit einem Opel Vectra und ich persönlich würde als Camper lieber auf die Elektrifizierung des Kofferraums verzichten. Mal sehen, was die Werkstatt dazu sagen wird. Btw: Da muss er sowieso hin, weil unser Solardach von Anfang an nicht ging.
Für das für uns subjektiv zweitgrößte Ärgernis habe ich die Lösung vielleicht noch übersehen. Wenn z.B. meine Frau aussteigt, damit ich beim Rückwärts fahren die Ionity mit dem Radträger nicht ummähe, lasse ich die rechte hintere Scheibe runter, damit man sich trotz Amkustikglas versteht. Rangiere dann rückwärts, schalte ab, öffne meine Tür. Shit! Scheibe hoch machen vergessen. Das geht jetzt aber nicht mehr mit den Tasten. Man muss den Wagen extra nochmal starten. Noch blöder: Bis auf die Fahrertür sind beim Rangieren alle Türgriffe versenkt und lassen sich per Hand nicht öffnen. Also muss einer von uns mit dem Schlüssel öffnen oder an der Fahrertür den Schalter drücken. Wie oft hätte ich einfach gerne per Hand eine der Türen geöffnet. Ein Absperren erst ab einer gewissen Geschwindigkeit wäre schon hilfreich. Nebenbei: Nasenlader fände ich aus Rangiergründen mit Radträger viel besser.
Mit AHK Kupplung rückwärts ohne CAN ist lästig, aber man gewöhnt sich dran, erst mal 3 Sekunden die P-Taste zu drücken nach dem Start. Für ein Auto dieser Preisklasse trotzdem lächerlich, das nicht irgendwie zu lösen.
Wenigstens die USB Ladebuchsen hätte ich gerne dauerhaft auf „ein“ wie beim meinem Passat. Smartphone weiterladen, während das Fahrzeug aus ist, hilft beim Camping. Einmal habe extra deswegen V2L ausgepackt
Das Navi dagegen hat uns nicht wirklich gestört. Zur Ladeplanung schreibe ich unten noch. Die Sprachsuche fanden wir sogar sehr gut. Warten wir mal das Update up, die Darstellung von Farben (dunkles Theme) und Inhalten Ortsbegrenzungen ließe sich vom Style ohne Aufwand verbessern meine ich.
Laden in den Winkeln Europas:
Die Hyundai Ladekarte ihren Dienst bei einigen angeblichen Roaming Partnern aus der App ChargemyHyundai konsequent verweigert. Ohne den lokalen Provider-Apps und zweimal Maingau wäre ich da blöd da gestanden. Da hat Hyundai Deutschland enttäuscht. Viele Kunden wären mit sowas vollkommen überfordert, darunter leidet das Image.
Ladeplanung: Programme wie ABRP benötige ich im I5 nicht. Fahren, laden, fahren. Das Netz ist dicht genug bei dieser Reichweite. Testweise habe ich einmal über Nacht mit dem Ladeziegel am Campingplatz geladen, um das als Fallbacklösung zu testen. Nie gebraucht. Selbst im kleinsten Ort in der Puszta mindestens 22kW. AirElectric hat ausgereicht, notfalls ergänzt durch die Apps der lokalenStromprovider.
HPC: Meine Erfahrungen mit Ionity waren sehr gut. Außer in Österreich waren wir immer alleine an den Säulen. 220kW schon bald zu schnell
In Ungarn, der Slowakei und Tschechien habe ich mich mit verschiedenen Apps ausrüsten müssen (Mobiliti, Mol, ZSE, teapont). Das sollte man idealerweise vorher machen und auch die RFIDS dazu bestellen. Einheimische sind natürlich auch billiger.
Es wird Zeit, dass die EU hier regulierend eingreift. Dieser Flickenteppich der Systeme verbunden mit dem Umstand, dass die Säulen sich noch nicht mal auf englisch umschalten können, wie jeder Geldautomat, ist mir unverständlich. Ebenso erwarte ich eine verbindliche nochmalige Preisansage vor Ladestart im Display oder in der APP. E-Commerce Seiten haben hier auch nach anfänglichem Wildwuchs klare vorgaben erhalten. Bei den vielen Karten, weiß niemand mehr, welche gerade am billigsten roamed bzw. was das gerade kostet. In einigen Apps ist das wenigsten durch die Suche zu finden, nicht in allen.
Zum Schluss: Bei aller Kritik möchte ich nochmals betonen, wie viel Spaß wir mit dem ruhigen elektrischen Reisen und dem I5 hatten. Das Auto war ein Quell der Kommunikation. Es würde nochmal so viel Text ergeben, wenn ich die ganzen Gespräche rund um den I5 in allen Winkeln unserer Reise und mit den verschiedensten Personen beschrieben würde. Es war als wären wir mit einen rosa Elefanten unterwegs gewesen