Marcel_S hat geschrieben:Ich finde die Debatte über Schnelllader immer wieder spannend.
Aber zurück in die Realität: Als EVU hat man ein Budget von x Euro zum Ausbau der Ladeinfrastruktur. Mit dem Ziel, ein bestimmtes Gebiet (üblicherweise das Versorgungsgebiet) ideal zu versorgen.
Hallo Marcel,
echt, ist das so? Wo wäre das denn schonmal so gewesen? Bisher läuft es doch eher so:
- man hat überhaupt nicht vor irgendein Gebiet zu versorgen, geschweige denn flächendeckend
- man bezahlt auch nichts für die Lader, sondern greift dafür Fördergelder ab
- man schmückt sich mit fremden Federn und gibt sich fortschrittlich/umweltfreundlich. Danach vergißt man die Säulen schnellstmöglich oder erhält sie bestenfalls mehr schlecht als recht.
Wenn da jetzt wirklich ein EVU ernsthaft sich Gedanken machen würde in dieser Richtung, wäre das also ganz was Neues. Wundert mich daher, daß Du so genau weißt, wie die ticken. Ich muß da eDEVIL zustimmen: 50 kW und schneller sind nicht nur die sinnvollste Lösung für die Kunden, sondern auch wirtschaftlich für die Betreiber erste Wahl. Wenn ich damit Geld verdienen will, soll der Kunde mir in kurzer Zeit möglichst viel Strom abkaufen können, und dann schnell der nächste, usw.
Sinnvoll ist es dann natürlich auch, die Lader modular oder sonstwie pfiffig und zukunftsorientiert zu gestalten, die Orte entsprechend zu wählen, usw., so daß man nicht in wenigen Jahren schon wieder veraltete Technik da stehen hat.
Klar, wenn das Budget uneingeschränkt vorhanden ist (und das ist es nie), dann kann man die eigenen und alle Wünsche aller E-Mobilisten erfüllen. Nur: Geld verdient hat mit der E-mobilität bisher noch kein einziges EVU.
Die machen das natürlich aus reiner Nächstenliebe…
Welche Intention auch immer die EVU im einzelnen verfolgen, es ist nicht ihre große Güte, die sie veranlasst. Entweder polieren sie ihr Image damit auf, wollen sich einen neuen Geschäftszweig für die Zukunft erobern, oder …
Jedenfalls sollten sie die Wünsche der E-Mobilisten ernst nehmen. Das sind schließlich die Kunden, denen sie etwas verkaufen möchten...
Wie gesagt, man kann auch weniger 50kW Chademo/CCS aufbauen, nur gibt es dann wieder Beschwerden, dass die Ladepunkt-Dichte zu gering ist. Wie man es macht, ist es falsch.
Nein, Marcel, Deine Rechnung hinkt. Ein Anbieter schaut nicht nur, was er investieren muß, sondern auch was er verdienen kann bzw. wie schnell sich die Investition amortisiert. Da sind 50 kW unter Umständen (bzw. andere Länder zeigen das ja schon) die interessantere Lösung. Es ist also nicht entweder oder sondern sowohl als auch - viele wirklich schnelle Lader, sinnvoll verteilt. Das ist problemlos machbar, wird uns bereits allerorten vorgemacht, und wer nicht will, der hat dann wohl schon.
Ich denke, manche Elektromobilisten machen es sich sehr einfach: Die EVUs sollen Ladeinfrastruktur immer und überall frei nach Wunsch aufbauen. Kommt ein neuer Steckerstandard, dann sollte man ebenfalls sofort umrüsten.
Selbstverständlich. Wenn ich will, daß mir jemand etwas abkauft, muß ich das anbieten, was nachgefragt wird. Ist doch logisch. Wir sind ja nicht im Sozialismus oder in der Planwirtschaft. Man kann natürlich auch eine Reihe dumme Entscheidungen treffen (sich die möglichst mit Fördergeldern bezahlen lassen) und dann später schreien, daß das Angebot nicht angenommen wird…
Eben damit sie nicht in kurzer Zeit schon wieder neu anfangen müssen, sollten sie heute schon die richtigen Lader aufstellen. So langsam müsste man doch lernen, daß die Entwicklung rast und Bremser gnadenlos überrannt werden. Jammern über den bösen Kunden nützt da nichts.
Was vielen fehlt, u.a. auch den Anbietern von Lademöglichkeiten und E-Autos, ist eine Vision. Man stückelt und murkst herum, daß es beim Zuschauen weh tut. Tesla z.B. macht doch vor, wie es richtig geht. Lademöglichkeiten müssen einfach da sein - überall, richtig schnell, und möglichst noch "kostenlos". Dann geht auch was voran, dann verkauft man auch Autos (und auf Umwegen Strom). Was da momentan in rasender Geschwindigkeit entsteht, war doch vor kurzem noch pure ScienceFiction. Manche machen halt einfach, andere gucken nur doof und sind dann eben die Verlierer.
Irgendwie klingt das hierzulande immer, als wenn die Autostrom-Nachfrage wie ein schreckliches Schicksal über die Anbieter kommt. Dabei wird doch keiner gezwungen! Wer keine Lader aufstellen will, läßt es eben. Wir reden hier von Chancen, riesen Chancen, die man entweder erkennt als Unternehmer oder eben nicht. Die Nachfrage wird hier erst so richtig geweckt, wenn jemand in Vorleistung geht und die Sache ins Rollen bringt. Und dann kann man je nach Geschäftsmodell gleich oder später auch dran verdienen. Oder auch nicht, klar. Garantien gibt es im Geschäftsleben nicht. Deswegen ist die Jammerei der Akteure auch völlig unangebracht.
Diese Unternehmen haben die einmalige Chance, sich in ein bis zwei Dekaden das halbe Geschäft der Ölkonzerne unter den Nagel zu reißen. 50% des Erdöls wird im Autoverkehr verbrannt und kann durch Strom ersetzt werden. Das wird aber nicht klappen, wenn Heiner Schmidt, amtlich bestellter Elektromobilitätsbeauftragter der Stadtwerke Oer-Erkenschwick, sich ne billige und schrottige Siemens-Säule vors Rathaus oder den Firmensitz setzt und dann darauf wartet, dass mal jemand mit seinem e-Golf 9h dort laden kommt, dann aber feststellt, dass er sein Kabel ohne die in der seit 3h geschlossenen Touristeninfo liegende Ladekarte nicht mehr entfernen kann.
Und das unterstreichen wir mal ganz dick, TeeKay. Das ist das, was ich mit Chancen meine und mit ein wenig Weitsicht. Es geht hier um richtig BigBusiness nicht um ein paar Krümel, die man ein paar verrückten E-Fahrern gnädigerweise hinwirft und wofür diese dann möglichst auf ewig dankbar sein sollen.
Imo bietet die E-Mobilität enorme Chancen - volkswirtschaftlich genauso wie für die Unternehmen - zu einmalig niedrigen Kosten und mit sensationellen Synergieeffekten. Wo gibt es das sonst noch, daß man mit Kleingeld so viel (Gutes UND Lohnendes) in Bewegung bringen kann?
Man müsste nichts weiter tun, als endlich diese Blockadehaltung aufzugeben. Mancher Wandel läßt sich zum Glück nicht aufhalten. Deshalb müssen endlich gescheite Ideen her, und natürlich auch ein wenig Startkapital, damit wir nicht auch bei diesem Thema sang- und klanglos hinten runter fallen.
Grüße Dirk